Irene und Walter 2

Kommentar   0
0 Stimmen Graf: 0

Irene und Walter 2

Wenig später sind Irene und der Mann, der ihr für den heutigen Tag einen stattlichen Lohn zahlt, wieder allein.
„Soll ich die Schürze wieder anziehen?“
„Nein. Ich denke, wir gehen zu Mittag essen, ich muss nur noch ein paar Telefonate führen. Leider kann ich Sie nicht nackt ins Restaurant führen, also ziehen Sie Ihre Garderobe wieder an! Wir gehen zum Italiener.“
Das Restaurant ist nicht weit vom Büro ihres Kunden entfernt. In der Mittagszeit ist nicht allzu viel los; sie bekommen sofort einen Tisch, und in unmittelbarer Nähe sitzt kein weiterer Gast. Das Paar kann sich ungestört unterhalten. Irene bestellt sich einen Salat, der Mann spricht einer Pizza Quattro Stagione zu. Für beide steht eine Karaffe Rotwein bereit.
„Was halten Sie von mir?“
Die beiläufig gestellte Frage des Mannes überrascht sie. Er sieht sie nicht an, sondern kaut an einem Stück seiner Pizza. Aber den direkten Blickkontakt vermeidet er meistens. Seine Direktheit ist ebenso rar gesät, soweit sie ihn bisher kennen gelernt hat. Irene denkt nach, denn sie hat den Eindruck, dass er mit einer oberflächlichen Antwort nicht zufrieden sein wird.
„Sie sind ein unauffälliger Bürger. Ich finde Sie nett, aber ich denke, dass Sie ein wenig einsam sind – wie die meisten Bürger, von denen ich spreche. Ihr Geschäft scheint gut zu gehen, Ihre Beziehung ist vielleicht weniger befriedigend für Sie. Sie sind ordnungsliebend, sogar ein wenig pedantisch. Und Sie sind gebildet. Wahrscheinlich gehen Sie gern ins Museum und ins Theater. In regelmäßigen Abständen spendieren Sie eine ansehnliche Summe für soziale Zwecke. Vermutlich bevorzugen Sie immer die gleiche Wohlfahrtseinrichtung. Genügt das?“
Nun sieht er ihr direkt in die Augen. Und er lächelt!
„Nein, eigentlich nicht. Aber nur deshalb, weil Sie eine hohe Trefferquote erreicht haben. Sie sind entwaffnend ehrlich. Im Grunde hatte ich erwartet, dass Sie mir eher Auskünfte über mein Sexleben geben. Ich danke Ihnen für Ihren Freimut. Und Sie haben wohl recht – vor allem bin ich einsam. Das heißt allerdings nicht, dass ich Ihnen das Mittagessen vermiesen will. Ich neige nicht dazu, ausgiebig zu jammern.“
„Das habe ich auch nicht erwartet“, sagt sie ebenso leise wie herzlich.
Sie hat das Gefühl, das sich unter anderen Umständen so etwas wie ein Flirt entwickeln könnte. Aber sie weiß, dass Sie die Rollen nicht einfach vertauschen darf. Im Moment steht sie sozusagen auf der Gehaltsliste des Mannes. Irene ist nicht frei, bis die gemieteten Stunden vorbei sind. Es sei denn, er gewährt ihr bewusst und explizit diesen Freiraum.
„Beim Sex vermissen Sie etwas, und das holen Sie sich bei mir, und ich denke auch schon früher bei Kolleginnen. Sie nehmen regelmäßig unsere Dienste in Anspruch, nicht wahr? Es ist nicht gerade geschäftstüchtig von mir, aber eigentlich müsste ich Ihnen raten, sich eine andere Lebensgefährtin zu suchen. Das käme Sie billiger, und vielleicht wäre es auch befriedigender für Sie.“
„Sie meinen, dass ich mich schäme, eine Prostituierte in Anspruch nehmen zu müssen?“
„Ja, im Grunde schon. Aber daneben haben Sie eine Neigung zur Dominanz, die Sie intensiv ausleben wollen. Das ist mit einer Freundin schwer zu realisieren. Eine devote Freundin wäre allerdings die Erfüllung für Sie.“
„Gilt das nicht für alle Männer? Ich meine für alle, die beim Sex gern eine Frau nach ihrer Pfeife tanzen lassen wollen. Sind das übrigens viele?“
„Nicht unbedingt. Meine Kundschaft ist nicht repräsentativ, das maße ich mir nicht an. Zu mir kommen Männer, die etwas anderes als die Hausmannskost wollen. Wie viele mit der Hausmannskost zufrieden und glücklich sind, weiß ich nicht.“
„Okay. Ich sehe, Sie machen sich Gedanken, und Ihre Urteile sind nicht vorschnell. – Gut, natürlich hätte ich gern eine Freundin, die sich aus freien Stücken mir unterwirft. Wozu bezahlen, wenn man es auch umsonst haben kann? Aber da mache ich mir keine Illusionen. Ich würde es nie von einer Frau fordern; eine solche Vereinbarung käme nur zustande, wenn sie es mir geradezu anbieten würde. Bei einer Prostituierten ist das alles Gegenstand des Vertrages, und meine Gegenleistung lässt sich abmessen. Da habe ich keinerlei Hemmungen. Trotzdem sind Sie etwas Besonderes, Irene! Bei Ihnen habe ich das Gefühl, dass Sie sich nicht nur des Geldes wegen unterwerfen. Oder lachen Sie mir jetzt insgeheim ins Gesicht?“
„Weil Sie meinem Geschick als Schauspielerin aufgesessen sind? Nein, das tue ich nicht. Ich bin wirklich so – mit einem Hang zur Unterordnung. Aber natürlich sage ich auch Ihnen nicht alles. Ein wenig Darstellerkunst ist immer dabei.“
„Aha. – Nun, mehr zu erwarten ist wohl auch vermessen. Und immerhin kennen wir uns noch nicht allzu lange. – Sagen Sie mir dennoch: stimmt es auch, dass Sie den Sex insgesamt genießen? Es wäre nicht schlimm, wenn es nicht so wäre. Für mich nicht, heißt das, für Sie doch wohl schon. Dann wären Sie allerdings immer noch ein großartige Hure, weil Sie vollendet den Eindruck erwecken, als bereitete Ihnen jede sexuelle Handlung echtes Vergnügen.“
Irene lächelt ihn lange an. Er wird unsicher, aber seine Anteilnahme an ihr ist aufrichtig, und er ist ihr freundlich zugewandt.
„Ich bin ziemlich unabhängig“, antwortet sie endlich. „Meine Freunde wissen von meinem Gewerbe, meine finanziellen Mittel sind so, dass ich nicht zu arbeiten brauche. Ich bin auch nicht in dieses Milieu hinein gerutscht. Ich war neugierig, habe die Sache ausprobieren wollen. Und ich mache es immer noch, weil mich Sex ebenso interessiert wie die Menschen, mit denen ich zusammen komme.“
„Sie sind eine Entdeckung! Es freut mich, dass wir ins Geschäft gekommen sind! Obwohl ich es mir jetzt fast noch mehr wünsche, ich hätte Sie so kennen gelernt. Ohne Verpflichtung, meine ich.“
Irene lacht hell auf, so dass sich der Kellner erstaunt nach ihr umdreht.
„Sie können wirklich flirten, alle Achtung!“, sagt sie wieder leiser. „Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut. Soll ich Ihnen jetzt einen Teil des Geldes zurückgeben?“
Der Mann gefällt ihr immer mehr. Sie meint das Gesagte nicht wirklich, aber es macht ihr Vergnügen, mit einer ganz neuen Möglichkeit zu spielen.
„Bitte nicht! Hier sähe es so aus, als würden Sie mich bezahlen!“, sagt er humorvoll und grinst. „Nein, im Ernst, behalten Sie alles! Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich Sie sehr sympathisch finde. Ich hoffe, Sie glauben mir, und Sie sehen mich nicht den Augen einer Sozialarbeiterin, die einen armen Kerl aufrichten muss, weil es ihr Beruf ist, oder weil sie allgemein menschenfreundlich ist!“
„Danke für das Kompliment! Ich gebe es zurück, und zwar aus ehrlicher Überzeugung. Aber ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass ich Sie nett finde. Das gilt nach wie vor, und ich meine so etwas immer aufrichtig!“
„Dann auch meinen Dank, junge Dame! Macht es Ihnen etwas aus, mich Walter zu nennen?“
„Nein, zumindest nicht hier. Aber wie soll ich es halten, wenn wir ins Büro zurückkehren? Es ist einer unterwürfigen Mitarbeiterin, oder überhaupt einer devoten Frau, nicht angemessen, den Herrn mit seinem Vornamen anzureden. Oder ihn gar zu duzen!“
„Das sehe ich ähnlich, ehrlich gesagt. Aber Ihre Qualität als Schauspielerin macht die Sache dann wohl nicht zur Farce. Ich vertraue Ihnen – Sie können ohne Schwierigkeiten die Rollen wechseln, nicht wahr? Oder täusche ich mich?“
„Ich gebe mir immer größte Mühe, Walter! Aber Sie müssen entscheiden, ob es mir gelingt. Wenn Sie Probleme damit haben, mir Aufträge und die eine oder andere Zumutung zu erteilen, werden Sie keine Erregung verspüren. Dann werden wir eine Menge zu lachen haben, aber Ihr Schwanz hat nichts davon. Meine Muschi auch nicht, oder zumindest weniger. Aber das ist kein Problem in diesem Fall. Ich stehe schließlich für jede Schandtat zur Verfügung!“
„Wie ich bereits erfahren habe“, nickt Walter. „Es war eine Offenbarung, Sie zu vögeln und Fellatio von Ihnen zu erhalten, Irene. Das ist mein voller Ernst. Auch rein technisch gesehen, sind Sie eine wundervolle Hure!“
„Das freut mich“, sagt Irene und grinst beinahe übermütig. „Mein Berufsethos macht einen Freudensprung! Ich habe den Ehrgeiz, die beste zu sein. Aber seien Sie etwas leiser, wenn ich darum bitten darf! Mittlerweile fragen die Leute hier sich, wovon wir eigentlich reden. Die Ohren des Wirts und des Kellners werden immer länger!“
„Das wäre bedauerlich, denn ich esse mit Vorliebe hier. Auf Schulterklopfen und männliche Kumpanei kann ich verzichten. Der Einsame ist manchmal ganz gerne und auf stolze Art allein.“
Irene sieht ihn aufmerksam an. Eben hat sie sich in eine fast euphorische Stimme hinein katapultiert, jetzt geht sein trauriges Gemüt ihr nah. Insgesamt fühlt sie sich im Augenblick sehr wohl an seiner Seite.
„Trinken wir darauf, dass wir uns begegnet sind, Walter!“, sagt sie und erhebt ihr Glas. „Und auf das, was uns verbindet – der Stolz und der Augenblick.“
„In Ordnung!“
Die Gläser klirren, der Rotwein schwappt gemächlich in seinen durchsichtigen Betten. Im Hintergrund lächelt Signore Vieri, der mit stiller Freude Zeuge zu sein glaubt von einer sich anbahnenden Zweisamkeit. In der warmen Jahreszeit sollten noch viel mehr Menschen zueinander finden…

Irene hakt sich bei Walter unter, als sie ins Büro zurückkehren. Sie hängt ihren Sommermantel an die Garderobe, dann bittet sie um sein Jackett. Eine seltsame Stimmung ist da. Man sieht sich an, wirkt ratlos. Telefongebimmel erlöst aber plötzlich beide und beendet die kurze Verlegenheitspause. Walter nimmt ab und führt ein längeres Gespräch. Irgendein Auftrag scheint nicht gut zu laufen, und seine Miene verdüstert sich. Irene beschließt, sich ohne besondere Aufforderung zu entkleiden. Falls ihr Kunde eine Dienstfahrt unternehmen muss, wird sie sich gegebenenfalls eben wieder anziehen. Als er fluchend auflegt, sieht sie, dass ihr Entschluss richtig war. Denn der Mann sieht sie an, und ein Lächeln erobert wieder die Gesichtszüge.
„Schön, Irene, dass Sie heute Ihren Probearbeitstag hier haben! Das relativiert doch einiges, und man lässt sich von Niederlagen nicht so leicht beeindrucken.“
„Verfügen Sie bitte über mich! Ich werde Sie mit allen Kräften unterstützen.“
Sie strahlt ihn an, dann senkt sie demütig den Blick und ist wieder die aufopferungsvolle Mitarbeiterin, die er sich wünscht.
„Okay, Frau Kandidatin! Legen Sie die Lederbänder an. Ich muss einige Kalkulationen durchgehen, dazu brauche ich Sie nicht. Wischen Sie etwas Staub, und dann reinigen Sie die Fenster! Meine Putzhilfe war schon lange nicht mehr da, und so ist das Büro eine Zumutung für Gäste!“
„Jawohl, Chef! Das wird sofort erledigt, ich mache es gerne!“
Trotz dieser Lüge macht sie sich sofort an die Arbeit. Für die verlangten Hausarbeiten hat sie in der Regel selbst eine Reinigungskraft. Aber sie weiß, dass er sie um sich haben will, und wahrscheinlich wird es ihm besonders gefallen, wenn sie nackt die großen Fensterscheiben bearbeitet und sich dabei den Blicken der Passanten aussetzt. Also besorgt sie sich die erforderlichen Utensilien aus einer Abstellkammer im Flur. Ein Blick auf die Straße sagt ihr, dass nicht allzu viel Verkehr herrscht in der Mittagszeit. Die Gelegenheit ist günstig, um sich den Fenstern zu widmen. Falls jemand auf die nackte Frau hinter dem Glas aufmerksam wird, ist es das Problem des Chefs, mit etwaigen Beschwerden – oder einem Menschenauflauf – zu Rande zu kommen. Sie selbst fordert es nicht mehr heraus, als es unumgänglich ist. Ihre Blöße, auch in der Öffentlichkeit, ist keine Frage der Scham für sie.
Irene wirbelt eine Weile herum, bemüht, die Konzentration des Kunden nicht durch unnötigen Lärm zu beeinträchtigen. Er schaut ab und zu nach ihr, das registriert sie aus den Augenwinkeln. Sein Lächeln verklärt sich, und seine Miene wirkt, bedingt durch seine eigene Arbeit, nicht allzu intelligent. Die Fenster blinken nach einer halben Stunde, ohne dass Irenes Naturzustand Aufsehen erregt hat. Die Leute sind unaufmerksam, achten nur auf sich selbst, auf ihren eigenen Weg, denkt sie. Manchmal hat das Vorteile. Sie zieht sich von den Scheiben zurück und bewaffnet sich mit dem Staubwedel.
“Ziehen Sie sich eine Schürze an“, sagt der Mann plötzlich, ohne vom Schreibtisch aufzusehen. „In der Besenkammer ist eine mit einem Oberteil, glaube ich. Dann beschmutzen Sie sich weniger.“
„Wie Sie wünschen“, antwortet sie artig und knickst nach Art eines Dienstmädchens aus vergangenen herrschaftlichen Tagen. Tatsächlich fühlt sie sich wohl mit dem Ding vor Bauch und Brust, denn der Staub in den Regalen wirbelt gehörig auf. Ihr Busen wird notdürftig verhüllt, wenn sie sich das obere Band um den Nacken legt. An den Seiten lugt er freilich reizvoll hervor, denn der Armausschnitt ist großzügig. Als Irene um den Schreibtisch herum will, hält der Mann sie an. Sie soll stillstehen, mit dem Rücken zu ihm. Er telefoniert, gibt ihr aber mit knappen Gesten Anweisungen. Offenbar ist er angetan von ihrem Anblick. Seine Linke hält den Telefonhörer, aber seine Rechte streichelt über ihren Rücken. Geistesabwesend zieht er die Schleife gerade, mit der die Schürze hinten befestigt ist. Dann fährt die Hand über die unbedeckten Pobacken und die Oberschenkel. Irene lugt über die Schulter, ansonsten verharrt sie reglos und bietet sich ihm dar.
Das Gespräch verläuft offensichtlich viel erfreulicher als das vorherige. Aufgekratzt beendet er das Telefonat und knallt den Hörer auf. Irene erhält einen Klaps aufs Hinterteil. Sie ist vorerst entlassen und kümmert sich weiter um den Bürostaub. Er ruft noch mehrere Male an, bedient dabei öfters die Tastatur seines Computers. Als Irene dazu übergeht, neuen Kaffee aufzusetzen, ruft er sie endlich zu sich.
„Schauen Sie sich das hier an!“, sagt er munter und deutet auf den Bildschirm.
Die junge Frau erkennt, dass er im Internet gesurft hat – und im Augenblick delektiert er sich an einer Sex-Seite. Eine Serie von Bildern zeigt ein Paar, das sich auszieht und zu diversen Praktiken übergeht. Die Frau, eine brünette Schönheit mit makellosem Körper, hat zuletzt nur noch eine Schürze an. Anscheinend ist es die Parallele zu Irene, die Walter aufmerksam gemacht hat. Er ruft ein Einzelbild auf, das die Frau kniend vor dem nackten Mann zeigt, sein Glied in ihrem Mund. Walter lächelt Irene an. Sie kennt solche Seiten zur Genüge und findet sie normalerweise nicht sonderlich aufregend, da natürlich ein Grundmuster immer durchscheint. Aber sie gesteht der Serie zu, in ästhetischer Hinsicht oberer Durchschnitt zu sein. Da Männer sich an solchen Darstellungen erfreuen, die kein Detail aussparen, gibt sie vor, interessiert und ein wenig beschämt zu sein.
Ein weiteres Bild wird vergrößert. Die Brünette kniet immer noch vor ihrem Partner, aber diesmal hat sie den Penis nach oben gebogen und leckt die Hoden. Dabei schaut sie lächelnd nach oben, zum Kopf hin des stehenden Mannes, der jenseits des Bildausschnitts liegt.
„Und so etwas machen nicht nur Pornodarsteller, sondern auch die Hausfrauen von nebenan?“
Der Mann fragt ungläubig und herausfordernd.
„Ich denke schon“, sagt Irene schulterzuckend, als sie sich hinkniet und den Mann auf dem Bürostuhl zu sich hin dreht. „Möchten Sie, Chef, dass ich die Dame nachahme?“
„Moment noch“, sagt er lachend. „Schauen Sie sich das erst noch an!“
Er vergrößert weitere Bilder, mit offensichtlichem Behagen. Die Brünette liegt auf dem Büroschreibtisch, oder sie steht in gebückter Haltung vor ihm, und ihr Partner vögelt sie. Mal hat sie die Beine angewinkelt, mal auf der Tischplatte – die Kamera hat jeweils offenes Sichtfeld auf die Aktion der Unterleibsorgane.
„Sie genießt es“, sagt Irene leise. Eine Spur Anerkennung schwingt in der Stimme, als ob sie naiverweise nicht erkenne, dass die Darbietung gestellt ist. Die Serie, so denkt sie, ist wirklich gut gemacht. Die Darstellerin ist zwar ausstaffiert wie eine Prostituierte, die ein Dienstmädchen spielt – mit hochhackigen Schuhen und langen Nylonstrümpfen -, aber sie spielt recht gut die Schüchterne, dann die Erregte. Und sie hat meist ein strahlendes, glückliches Gesicht. Irene gefällt es, dass die Aktrice nicht unentwegt in die Kamera schaut.
„Könnte man meinen“, brummt der Mann und klickt das letzte Bild an, auf dem die Darstellerin, wie in Pornos üblich, wieder in Großaufnahme vor ihrem Partner kniet. Sie hat offenbar gerade eben eine Spermaladung ins Gesicht bekommen – von der Eichel reicht eine klebrig wirkende Verbindung bis zur ausgestreckten Zunge der Frau. Auch auf einer Wange und über den Augen ist die weiße Flüssigkeit erkennbar.
„Dem Publikum geschuldet“, sagt ihr Kunde grinsend. Auch er scheint sich ein wenig mit den Produktionsbedingungen von Hardcore-Bildern auszukennen. Irene schweigt und sieht ihn schüchtern an.
„Da gibt es noch eine interessante Geschichte“, fährt der Mann fort, als er die Serie mit allen Fotos wegklickt. „Einen Augenblick.“
Er sucht eine Weile auf einer Linkseite, dann erscheint eine neue Serie eindeutiger Bilder. Dieses Mal lautet die Überschrift „Spanking Hour“, und Irene weiß, was sie zu erwarten hat, noch ehe die Fotos geladen sind. Eine auf Schulmädchen getrimmte Blondine übergibt einem älteren Mann eine Peitsche. Dann erwartet sie teils stehend, teils tief gebückt mit blankem Hinterteil ihre Strafe. Die Peitsche wird nicht nur ins Bild gehalten, sondern offenbar auch wirklich eingesetzt, denn die letzten Fotografien zeigen deutlich mehrere Striemen auf den Pobacken. Auf einigen Fotos macht die junge Frau einen gepeinigten, auf anderen einen erregten Eindruck. Zuletzt lächelt sie sogar beinahe verschmitzt in die Kamera, trotz des geröteten Gesäßes.
„Glauben Sie, dass das echt ist?“, fragt Irenes Kunde gespannt.
„Aber ja“, flüstert sie, obwohl sie davon ausgeht, dass auch hier keine privaten, sondern gewerbliche Aufnahmen gemacht wurden und der Fotograf gewisse Anordnungen gegeben hat.
„Sie hat ihre Strafe akzeptiert. Vielleicht wollte sie sogar bestraft werden…“
Der Mann schmunzelt, weil Irenes Naivität gut gespielt ist.
„Schön wär´s“, seufzt er dann. „Ich gestehe, dass mich so etwas wahnsinnig interessiert. Ich meine, das Schlagen an sich schon, natürlich. Aber vor allem, wenn die Frau eben nicht den Eindruck macht, nur gezwungen worden zu sein, oder nur zu leiden. Verstehen Sie?“
„Es wäre ideal, meinen Sie, wenn die Frau Befriedigung dabei empfindet, so gezüchtigt zu werden?“
Irene errötet geradezu beispielhaft. Sie weiß insgeheim natürlich, was die Stunde geschlagen hat. Es geht darum, ihren Kunden unauffällig zu ermutigen.
„So in etwa.“
„Ich weiß nicht, ob ich das kann“, sagt sie zögernd und blickt zu Boden. „Aber ich verspreche, mir alle Mühe zu geben. Wenn Sie mich verhauen möchten, Chef, dann… dann… bitte! Ich will versuchen, es auszuhalten…“
Es gilt immer noch, in ihrer Rolle zu bleiben. Hätte er nicht seine „Sekretärin“, sondern frank und frei sie selbst gefragt, wäre ihre Zustimmung noch deutlicher ausgefallen. Sie ist längst bereit, ihm diese Rechte über sie einzuräumen. Allein die Lederbänder haben meist eine stimulierende Wirkung auf sie… So ist es jetzt auch. Dass der Mann zu weit gehen wird, fürchtet sie seit dem Gespräch beim Italiener nicht mehr.
„Sehr freundlich“, murmelt er. „Allerdings waren Sie bisher eine aufmerksame Sekretärin, wie ich es schon gesagt habe. Es gibt keinen Grund, Sie zu bestrafen. Würden Sie also Schläge akzeptieren, obwohl sie diese nur appliziert bekämen, weil ich mir davon eine tiefere Art der Entspannung verspreche?“
„Oh ja“, haucht sie und registriert befriedigt, dass er sich genau und umständlich bei ihr rückversichert.
„Es ist doch meine Aufgabe, Ihren Ansprüchen zu genügen! Warum Sie etwas tun, geht mich nichts an, nicht wahr?“
„Sie wollen also meiner Lust dienen?“
„Wenn Sie es mir erlauben, Chef… und wenn Sie zufrieden mit mir sind.“
„Es gibt noch eine Steigerung“, sagt er und hebt ihr Kinn hoch, damit sie ihm in die Augen sieht. Sein Blick ist ernst, aber warmherzig.
„Wenn ich Ihren Arsch gezüchtigt habe, wäre es sehr schön, wenn Sie dann die hübschen Hinterbacken für mich spreizen würden. Wissen Sie warum?“
Irene ist überrascht und amüsiert. Nichts davon lässt sie sich anmerken. Stattdessen druckst sie herum und schluckt tapfer.
„Damit…“, sagt sie im Flüsterton, „damit… Sie dort in mich eindringen können – glaube ich.“
„Kluges Mädchen! Aber ich will auch wissen, was Sie davon halten!“
Sie tut so, als würde sie vor Peinlichkeit fast in Ohnmacht fallen. Aber dann, als Krönung ihrer Schauspielkunst, schlägt sie verschämt die Augen zu ihm auf.
„Ich glaube, dass es Ihnen gefallen wird, mich in den Po zu… zu penetrieren“, sagt sie mit einem Anflug von einem Lächeln, das sofort wieder versiegt. Übrig bleibt jene entzückende Mischung zwischen tiefer Scham und dem Versuch, tapfer zu sein.
„Ich habe davon gehört, dass Männer das schön finden. Wie es für eine Frau ist… so – genommen zu werden… so – seltsam falsch… Es muss wehtun, denke ich. Meine Mutter fiele in Ohnmacht, wenn die davon erführe… aber ich habe keine Wahl, nicht wahr? Sie werden mich sonst nicht einstellen… Also darf ich nicht kneifen, habe ich recht?“
„Sie sind großartig!“, sagt er lachend. Ob er das gemeinsame Spiel in diesem Moment durchbricht? Sein Lob ist zu spontan, um nicht rundherum ehrlich gemeint zu sein.
„Fassen wir zusammen: Sie werden sich jetzt über den Tisch beugen, nachdem Sie mir die Peitsche gebracht haben. Dann werde ich Sie schlagen – sagen wir, zehn Hiebe, oder fünfzehn, wenn Sie mich nicht darum bitten, aufzuhören. Dabei werden Sie einen gestriemten Arsch – wie auf dem Bild! – und ich mein Vergnügen erhalten. Deshalb werden Sie sich mir anbieten, ohne die Stellung zu verändern. Dann werde ich Sie – vielleicht! – in Ihr kleines, wohlgehütetes Loch ficken. Das werden wir sehen. Wenn ich gnädig mit Ihnen bin, gebe ich mich mit der Fotze zufrieden, wie gehabt. – Diese Abmachung hat Ihre Zustimmung?“
Irene seufzt resignierend.
„Ja.“
Die schlichte Bekräftigung macht den stärksten Eindruck. Sie ist erstaunt, dass Walter jetzt die Dinge in die Hand genommen hat. Mit dem Internet als Argumentationshilfe, aber immerhin. Er hat ihr geoffenbart, was er sich eigentlich wünscht. Wäre er ein Stammkunde, wüsste er, dass sie diese Behandlungen nicht nur gewährt, sondern selbst Lust gewinnt aus dem Rigiden, dem Schonungslosen. Sie ist gespannt und erregt, denn jetzt wird eine Saite in ihr angeschlagen, die Quell tiefer Befriedigung zu werden verspricht.
„Das will ich sehen. Bringen Sie mir Ihre Gerte!“
Irene erhebt sich und geht zitternd, als ob sie Angst vor ihrer eigenen Courage bekäme, zu ihrer Tasche. Das Schlaginstrument ist kaum mehr als einen halben Meter groß, dünn und sehr elastisch. Stark zusammengebogen hat es bis jetzt in der Tasche gelegen, nun springt es zurück zur eigentlichen, langgestreckten Form. An der Spitze gibt es ein flaches, verbreitertes Ende, das hübsche Rötungen an den getroffenen Partien hervorruft. Innerlich lächelt die Blondine: Die Gerte wird auf ihrer Haut laut knallen, wenn sie schwungvoll eingesetzt wird. Aber das Material ist weich. Irene hat reichhaltige, intime Erfahrung mit dem Gerät gesammelt. Und sie selbst würde diese Gerte für Anfänger empfehlen: weder die Striemen noch die Schmerzen, die sie hervorruft, sind besonders heftig.
„Bitte sehr!“, sagt sie folgsam und reicht ihm, immer noch zittrig, das Instrument mit beiden Händen.
Er steht von seinem Stuhl auf und deutet grinsend auf den Schreibtisch.
„Nur Mut! Präsentieren Sie sich!“
Also beugt sie sich wieder einmal über eine Tischplatte. Der Schreibtisch ist ziemlich aufgeräumt, also muss sie nicht viel zur Seite schieben. Die Arme streckt sie brav nach außen, in Erinnerung daran, wie der Mann ihren Leib nach seinem Geschmack auf der Ablage in Stellung gebracht hatte.
„Ihr Fehler ist, dass ihr Arsch so süß ist“, sagt er ironisch. „Und jetzt ist er auch bequem für mich zu züchtigen. Ich kann einfach nicht darauf verzichten, ihn ein wenig in Wallung zu bringen… Respektive das wohlgeformte Fleisch mit ein paar hübschen Streifen zu verzieren! Halten wir beide es, wie verabredet: ich gebe Ihnen zunächst zehn Hiebe. Dann bekommen Sie eine Pause, und ich werde Sie fragen, ob Sie noch ein paar Extraschläge vertragen können. – Geht das klar? Jetzt haben Sie die letzte Möglichkeit, Einwände zu erheben! Wenn Sie mich um Gnade bitten, werden Sie natürlich ganz um diese Art der Zuwendung herum kommen. Wie lautet Ihre Antwort?“
„Ich tue alles, was Sie wollen“, sagt Irene und legt den Kopf zur Seite, wobei ihre blonde Mähne aufgewirbelt wird. „Es ist doch meine Pflicht, denn Sie sind mein Vorgesetzter. Mir ist nur so… peinlich zumute… falls ich es nicht vermeiden kann zu weinen. Ich hab ein bisschen Angst… und ich hoffe, dass mich niemand so sieht! Ich bitte um Verzeihung, dass ich so ängstlich bin… – Bitte fangen Sie an, Chef!“
„Nett, dass Sie mich darum bitten“, murmelt er, und es klingt ehrlich.
Dann streichelt er mit der Gerte ihre Hinterbacken, hebt sie ein wenig an. Der erste Schlag ist gar keiner, sondern eine Art Trockenübung. Der Mann stoppt den Hieb ab, dicht vor ihrer Haut, die vom Luftzug gekühlt wird. Beim zweiten Ausholen aber wird es ernst. Die Gerte saust herab, trifft quer auf ihr Sitzfleisch… – und Irene verkneift sich ein Lachen, weil der Hieb überaus sanft ausfällt. Hörbar für den Mann ist nur ihr kurzes Aufstöhnen. Ihr Leib zuckt, verbleibt aber in seiner Position. Sie wartet auf den nächsten Schlag…
Die Gerte pfeift durch die Luft. Der Hieb fällt eine Spur härter aus, quittiert von einem kurzen, hellen Schmerzensruf. Nur nicht übertreiben, denkt Irene, sonst kommt ihr Kunde nicht auf seine Kosten. Sie hält brav still, drückt nur ein wenig die Knie nach. Wenn sie gar keine Reaktion zeigt, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder ist er enttäuscht, oder er übertreibt seinerseits, was die nächsten Schläge angeht. Sie hofft durchaus auf eine Steigerung. Denn die Gerte bringt nicht nur das Hinterteil, sondern den ganzen Unterleib in Wallung, und dann ihre Lust. Aber Irene mag es, wenn der Wirkungsgrad langsam erhöht wird. Im Moment weiß sie zu würdigen, dass der Mann sich Zeit nimmt, die Schläge ausklingen lässt. Sie will sich aufrichten können. Ihr Körper soll ausdrücken dürfen, dass sie akzeptiert und bereit ist für die Fortsetzung.
Tatsächlich wechselt ihr Kunde genüsslich die Position. Die nächsten Zuwendungen der Gerte kommen von links, und wieder empfangen beide Fleischhügel die Spende. Irene variiert und unterlässt das gespielte Stöhnen ganz. Sie atmet nur ein wenig tiefer, öffnet die Lider, obwohl ihr Blick eher nach innen gerichtet ist. Alles ist konzentriert auf die weiteren Takte dieser Symphonie.
Das Finale kommt viel zu früh, trotz der Erholungspausen, die ihr gewährt werden, und trotz der kleinen Wanderungen, die der Kunde hinter ihrem Rücken absolviert. Er hat eine gleichbleibende Härte angewendet. Der Po glüht, aber er ist nicht wirklich entflammt.
„Pause!“, ruft er laut und legt die Gerte neben sie auf den Tisch. „Wollen Sie sich erheben?“
In seiner kurzen Frage schwingt ein wenig Stolz mit, das glaubt Irene heraus zu hören. Offenbar ist er mit ihr und mit sich selbst zufrieden. Wahrscheinlich, denkt sie, bin ich die erste Frau, bei der er sich so weit vorgewagt hat. Sie selbst ist fast ein wenig enttäuscht. Irene hat es gern ein wenig – leidenschaftlicher. Nicht immer ist es richtig, die Anfängerrute einzupacken…
Aber natürlich kennt sie ihre Pflicht und seufzt erleichtert auf.
„Danke sehr!“
Die junge Frau richtet sich auf und beginnt einen Spaziergang durch das Büro, während sie sich ausgiebig die Hinterbacken reibt.
„Keine Ursache. Sie haben sich eine Erholung redlich verdient, denn Ihre Haltung war vorbildlich! Ich bin sehr angetan von unserer Übung. Und ich hoffe, dass Sie einen kleinen Nachschlag nicht verweigern. Das gebe ich offen zu. Aber die Entscheidung liegt bei Ihnen, wie vereinbart!“
Irene zaubert ein Lächeln auf ihr Gesicht und wendet sich ihm zu. Es wäre nicht höflich, so auf und ab zu gehen, wenn sie angeredet wird. Auch das Reiben unterlässt sie. Ihr angeblicher Schmerz soll kein stummer Vorwurf sein. Die Hände bleiben allerdings hinten, auf den Pobacken.
„Ihr Lob ist sehr freundlich“, haucht sie scheu. „Ich denke, dass ich noch etwas… vertragen kann. Es macht keine Umstände!“
Der Mann lacht überrascht auf.
„Na dann… lassen Sie uns fortfahren, wenn Sie soweit sind. Vielleicht sollte ich ein wenig mehr – Nachdruck zeigen, was meinen Sie?“
„Das… steht Ihnen frei, Chef! Ich bin ja jetzt… vorbereitet.“
Pflichtgemäß schaut sie zu Boden, und die Röte ihres Antlitzes ähnelt der auf ihrem Gesäß.
„Wunderbar! Allerdings werden Sie ab jetzt mitzählen, nicht wahr? Und ich werde sie zwischendurch ein wenig massieren. Vielleicht steigert das noch Ihre Fähigkeit, Haltung zu zeigen, nebst der wünschenswerten Hingabe und Ausdauer. Sind Sie bereit, Fräulein?“
Das kurze Nicken in Richtung des Schreibtisches ist überdeutlich.
„Oh ja!“ antwortet die junge Frau mit größerer Heftigkeit als zuvor. „Ich bin es, meine ich.“
Ein bisschen von ihrer aufrichtigen Bereitschaft zu verraten, ist ihre Absicht, obwohl sie nicht zu offenkundig werden darf. Mit kleinen Schritten geht sie zum Schreibtisch und legt sich zurecht.
Der Mann nimmt die Gerte wieder auf. Seine Linke betastet die dargebotene Kehrseite, zuerst vorsichtig, dann zupackender. Irene, die wieder ihr Profil offeriert, presst die Lippen zusammen. Es ist nicht nur gespielt, dass eine wohltuende Wärme sich in ihr ausbreitet…
Als habe er auf eine Aufforderung gewartet, wandert die Hand tiefer, und die Schenkel werden bereitwillig geöffnet. Ein zufriedenes Grunzen ertönt. Der Mann lässt von ihr ab und weicht zurück. Das bekannte Pfeifen wird laut, dann wackeln die Fleischberge unter dem Schmatzen der Gerte.
„Eins!“ ruft Irene sofort. Der Schlag war tatsächlich härter. Hoffentlich noch nicht die Endstufe, denkt sie und genießt. Noch mehr gefällt ihr, dass ihr Peiniger wieder an sie herangetreten ist und sich von der Wirkung seiner Anstrengung überzeugt.
„Sie sind wirklich bemerkenswert“, murmelt er, aber die Begeisterung ist unüberhörbar.
„Ich bin noch nie einer echten Masochistin begegnet. Es ist mir ein Vergnügen!“
Wie zur Bekräftigung wird ihre Scham intensiver gestreichelt. Für Irene war es kein Geheimnis – aber jetzt spürt sie noch deutlicher, auf welche Weise ihr Körper reagiert. Die Hand zwischen ihren Beinen ist eindeutig feucht…
Ihr Stöhnen ist dumpfer, ambivalenter. Das bleibt auch so, als der nächste Hieb, und die nächste zartere Handreichung erfolgt.
„Zwei!“
Danach klingen weitere Zahlen durch den Raum. Die Abfolge spielt sich ein: das Zurückweichen, das Peitschen der Luft, dann des Fleisches, der Aufschrei und die Ziffer, dann die Massage, zuerst die des malträtieren Hinterns und schließlich jene der verschonten, aber dennoch erhitzten Scham. Keiner der beiden Partner stellt noch ihr Tun in Frage. Keiner von beiden will, dass es aufhört…
„Zehn!!“, heißt es unversehens, und jetzt erst merkt der Mann auf. Er nimmt seine Streicheleinheiten wieder auf, aber er legt auch die Gerte zur Seite.
„Sie werden eine vorbildliche Sekretärin sein“, sagt er erregt. „Manfred hat es richtig eingeschätzt. Was ist mit Ihnen? Halten Sie Ihre Bewerbung aufrecht?“
Insgeheim seufzt Irene auf, aus mehreren Gründen. Sie ist im Moment, da sie fortgesetzt gestreichelt wird und ihr Unterleib in Flammen steht, sehr weit weg. Außerdem… – dieser Kunde gefällt ihr, sehr sogar. Und wenn sie schauspielert, betrifft das jedenfalls längst nicht mehr ihre Wollust.
„Ja – das tue ich“, stöhnt sie mit geschlossenen Augen. „Mehr als jemals zuvor!“
„Das freut mich! Leider werde ich Sie nicht jeden Tag engagieren können… was ich im Augenblick überaus bedauere! Vielleicht würde es mich auch zu sehr ablenken, am Anfang jedenfalls…“
Ein Finger sondiert die Umgebung in der weiblichen Scham. Er ist ein willkommener Gast in einer Grotte, die vor Nässe trieft.
„Auch ich… bedauere das“, stöhnt Irene, dann wird sie für ein paar Sekunden beherrschter, ernsthafter.
„Aus tiefstem Herzen.“
Der Mann hinter ihr zögert. Auch seine Finger ziehen sich zurück.
„Würden Sie mir ehrlich gestehen, wenn Sie… einen Freund hätten?“
Irene öffnet die Augen, lässt die Geilheit ein wenig abklingen. Sie hält eine der Tischkanten fest, aber mit der anderen stützt sie sich auf den Schreibtisch auf. Sie lächelt den Mann an, aber sie meint es ernst.
„Das würde ich. Ich bin zur Zeit solo. Auf der Suche sozusagen. Aber ich muss Sie warnen, Walter: Mein Beruf ist nicht nur kein Geheimnis – es ist viel schlimmer! Denn ich werde ihn nicht aufgeben. Nicht in absehbarer Zeit! Und nicht wegen einer Beziehung. Wer mich dazu drängt, kann nicht mein Freund sein.“
Zum ersten Mal ist es der Mann, der errötet. Und seine Verlegenheit steht ihm gut. Überaus gut.
„Ich verstehe.“
Nun richtet sich Irene ganz auf und tritt an ihn heran. Er lässt sich ihre Umarmung gefallen.
„Vielleicht verstehst du, vielleicht auch nicht“, sagt sie leise. „Ich will im Moment nichts erklären. Aber… – ich mag dich, Walter. Und du mich, glaube ich, auch. Nimm bitte einen Rat von mir an. Ich leugne nicht, relativ attraktiv zu sein, so selbstbewusst war ich immer. Du magst meinen Körper, und vielleicht noch etwas mehr. Meine Neigungen kommen dir jedenfalls entgegen, und deine kommen mir entgegen. Also frage dich, ob es vielleicht nur das ist. Das Sexuelle, die Lust. Die habe ich nie verachtet, ganz im Gegenteil; deshalb bin ich ja eine Hure. Manche sagen sehr abschätzig Nutte zu mir. Das kümmert mich wenig. Aber selbst eine Nutte weiß, dass eine Beziehung mehr ist als körperlich-seelischer Genuss, der auf Sexualität bezogen oder eingeschränkt ist. Ganz sicher ist eine kluge Nutte darin, dass es so gut wie jedem Mann schwerfällt, seine Partnerin mit anderen zu teilen. Auch wenn er sie gar nicht wirklich teilt, sondern nur kein Besitzrecht auf ihren Sex erheben soll. Meist sind nur Zuhälter in der Lage, so tolerant zu sein – oder andere Typen, die niemals ein nutzloses und tiefes Verhältnis zu anderen Menschen hatten!“
Walter hat ihre Umarmung erwidert. Nun lächelt er traurig.
„Du hast wahrscheinlich recht, mir zu misstrauen, Irene. Ich traue mir selber nicht so ganz – darin, dass ich tolerant sein kann. Ich sehne mich nach einer wirklichen Partnerin. Das beziehe ich auf Lisa, meine Lebensgefährtin, wohlgemerkt. Der Begriff passt kaum noch auf sie; wir sind zu verschieden, und ich denke, wir werden uns trennen. Du bist in der Tat nun sehr anders als sie – und ich mag dich, sehr sogar.“
„Das ist kein Grund zur Traurigkeit“, lächelt Irene und küsst ihn auf die Nasenspitze.
„Nein, das denke ich auch.“ Er schaut sie innig an, dann drückt er sie fester an sich. Die Münder finden zueinander. Es ist nicht ihr erster Zungenkuss, aber der erste, der von Herzen, und nicht von anderen Organen her kommt.
„Liebe geht seltsame Wege. Sagt man das nicht?“ murmelt er, als die beiden Lippenpaare sich voneinander gelöst haben.
„In meinem Fall gilt das immer“, lacht die junge Frau. „Ich schieße von der Horizontalen her ins Herz! Du solltest besser auf dich aufpassen, Walter!“
„Du bist voller Ratschläge für mich“, antwortet er und lächelt still. „Aber dein Timing ist schlecht.“
„Dafür kann ich nichts, sang schon Zarah Leander.“
Irene wird wieder ernst.
„Es hört sich wie ein Klischee an, aber ich muss doch bezweifeln, ob ich dir gut tue. Manche Männer verlieben sich in prominente Frauen, und sie haben mein Mitleid. Aber es ist keineswegs besser, sich in eine Hure zu verlieben!“
„Ich werde darüber nachdenken. Falls es etwas nützt, meine ich. Dabei habe ich so viele Fragen an dich. Und ich will dich nicht einfach so gehen lassen!“
„So fängt es an, nicht wahr? Man ist traurig, den anderen entbehren zu müssen, und bald betrachtet man ihn als sein Eigentum. Ich bin da keineswegs besser.“
Irene seufzt. Wann hat sie sich im Arm eines Mannes zuletzt so wohl gefühlt? Aber ihr Warnsystem blinkt. Sie hat viele Erfahrungen mit Männern, nicht nur mit Kunden. Unkompliziert sind nur ihre engen Freunde aus Studententagen. Jan, Dirk, Martin – und vielleicht noch Tom. Mit allen war sie mal im Bett gewesen, und gelegentlich ist auch heute noch mit einem von ihnen intim. Aber alle vier haben wechselnde Freundinnen, und alle vier wollen nicht mehr von ihr als Spaß und gute Gespräche.
Manchmal kommt es vor, dass ein Kunde sich in sie verliebt. Irene kann sehr taktvoll sein, wenn sie einem von ihnen den Kopf zurecht rücken muss. Aber zwei- oder dreimal war sie selbst in solche Gefühle verstrickt. Bisher entwickelten sich daraus kurzfristige Beziehungen, mit sehr heftigen, aber wechselvollen Empfindungen. Danach war sie solo, und sie hatte einen Freier weniger. Ihr Lebensstil, aber auch ihre Vergangenheit, die sich nicht einfach ablegen kann, erwiesen sich als übergroßes Hemmnis. Ernsthaft hat sie deshalb nie darüber nachgedacht, einem Mann zuliebe, oder weil sie eine bürgerliche Zukunft anstrebt, das Gewerbe aufzugeben. Dabei regt sich zuweilen durchaus ein Kinderwunsch in ihr. Aber noch kann sie sich beherrschen. Und noch war es kein Mann wert, seinetwegen den großen Schnitt zu machen.
„Aber im Moment gehe ich ja auch nicht“, sagt sie leichthin. „Du musst mich noch ein paar Stunden ertragen. Hast du das vergessen?“

Wenn dies eine Fortsetzungsgeschichte ist, klicken Sie einfach auf den Benutzernamen des Autors, um die anderen Geschichten zu lesen.
00votes
Artikelbewertung
Kommentar abonnieren
Benachrichtigen Sie über
guest

Registrieren Wenn Sie möchten, können Sie sich , Ihren Kommentaren folgen und sofortige Benachrichtigungen erhalten.

Kommentare, die jünger als 18 Jahre sind, werden nicht zugelassen. Bitte geben Sie Ihre Kommentare gemäß den Vorschriften ab.

0 Kommentare
Newest
OldestAm meisten gewählt
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
0
Würde mich über Ihre Gedanken freuen, bitte kommentieren Sie.x