Ehepaar auf Abwegen, 82. Teil
Veröffentlicht amEhepaar auf Abwegen, 82. Teil
Damals (Juli bis Dezember 2017)
Fortsetzung, autobiographischer Inhalt
… Am 20. Juli hatte Mailin Färber ihren fünfzigsten Geburtstag und für Samstag danach lud sie zu einem Familienfest. Ihr kleines Haus platzte aus allen Nähten, sie und Hubert hatten sich alle Mühe gegeben und das Fest wurde ein großer Erfolg. Ihren Vierzigsten zehn Jahre zuvor hatten sie noch im ‚Institut für Sexualtherapie‘ gefeiert, mit allen damaligen Mitarbeitern.
… Dieses Mal hatten Mailin und Hubert ihre Gäste aufgeteilt. Mit den Angestellten des Sexclubs hatte es bereits am Tag ihres Geburtstags eine Feier im Club gegeben, nun waren ihre Freunde an der Reihe. Marcos Großfamilie war fast vollzählig anwesend und die Kiinder fanden sofort Anschluss zu denen der Gastgeber, die mittlerweile fünfzehn und dreizehn waren, und zu denen von Doris, Huberts Schwester, und Benjamin, die sechzehn, vierzehn und elf waren.
… Aber das Besondere war, dass Sandra, Penny und Marco wieder auf Mailins Wahleltern trafen. Agnes und Olaf Müller freuten sich sichtlich über die Begegnung. waren sie geworden, fand Marco, das konnte man ihnen ansehen, Mitte siebzig mussten beide mittlerweile sein. Zwanzig Jahre war es nun her, seit Olaf sich am Abend von Sandras und Marcos Jahrestag in deren eheliche Beziehung gedrängt und die beiden zu ihrem ersten Fremdsex, einem ungeplanten Dreier genötigt hatte.
… Natürlich war alles längst vergeben und vergessen, als sie sich nun beim Wiedersehen umarmten. Und Marco war bewusst, dass dieser Übergriff, und das war ja auch einer, ihr Leben in eine besonders aufregende Richtung verändert hatte.
… Einige Tage vor dem Beginn der Schulferien reiste die Familie Abt el-Mansur aus Ras al-Khaimah an. Es war ausgemacht, dass ihre Kjnder mit nach Kärnten kommen würden, alle bis auf Baran. Der und Alexander hatten eine Reise durch Nordamerika geplant, ein Geschenk ihrer Eltern.
… Faris hatte seiner Frau einen zehntägigen Urlaub in Frankreich versprochen, ganz allein, ohne Arbeit und ohne Kijnder, ein richtiger Liebesurlaub sollte es werden. Sandra, Penny und Marco waren sofort bereit gewesen, sich um ihre Kjinder zu kümmern. Deshalb hatte Marco einen Kleinbus der Waldenfels’schen Fahrbereitschaft organisiert, der sonst Unternehmensgäste kutschierte. Zwölf junge Leute stiegen ein, natürlich unter Ermahnungen ihrer Eltern, sich anständig zu benehmen.
… Bevor der Bus losfuhr, beorderte Marco die Ältesten unter den Sprrösslingen zu sich. Hannah, die ihrer Mutter Aisha sehr ähnlich sah, und Valentina, sein ‚Pápa-Kiind‘, blickten ihn neugierig an, als er ihnen das Kommando übergab: „Ihr achtet bitte auf eure jüngeren Geschwister, dass sie keinen Unfug anrichten. Wir kommen später nach, ihr werdet jedoch vor uns in unserem Haus sein. Überlegt euch bitte schon mal eine geeignete Zimmeraufteilung.“
… Während Hannah nickte, sie hatte alles verstanden, denn sie sprach fehlerlos Deutsch, sagte Valentina altklug mit ihren siebzehn Jahren: „Ach, Pápa, du musst immer alles genau organisieren. Du kannst uns vertrauen, wir kriegen das schon hin.“
… „Natürlich vertraue ich euch beiden“, erwiderte ihr Váter, „ich wollte nur nochmal darauf hinweisen.“ Er gab seinem ‚Pápa-Kjind‘ einen Kuss auf die Stirn und wiederholte das bei Hannah. Es war unglaublich, wie sehr diese ihrer Mutter glich, dachte er dabei noch, dann wünschte er eine gute Fahrt und verließ den Bus.
… Nur eine Stunde später verabschiedeten Sandra, Penny und er sowie Aisha und Faris ihre Ältesten am Flughafen. Es war das erste Mal für beide Ehepaare, dass ihre Söhne auf eigene Faust mehrere Wochen unterwegs sein würden. Ein wenig mussten Faris und Marco schmunzeln, wie sie ihren Frauen zusahen, die ihre Söhne fast nicht loslassen wollten.
… „Es sind halt Muttertiere“, meinte Marco mit Achselzucken zu seinem arabischen Freund. Der verstand den Ausdruck und lachte.
… Aisha hatte gerade Baran fertig abgeküsst, was diesem sichtlich peinlich war, und drehte sich um: „Was ist denn so lustig, Liebster?“
… Faris schaute Marco ratlos an und der sagte zu Aisha: „Meine Liebe, ich habe euch ‚Muttertiere‘ genannt.“
… „Und was heißt das?“
… „Naja“, antwortete Marco, „einen passenden englischen Ausdruck kenne ich nicht.“ Er wurde von seinem Sohn unterbrochen, der ihn nun zum Abschied umarmte. „Passt gut auf euch auf“, sagte Marco zu ihm, „und meldet euch sofort, falls es irgendein Problem gibt.“
… Faris hatte mit Baran ebenfalls einige Worte gewechselt und nun blickten sie ihren Söhnen hinterher, die in Richtung Securitycheck entschwanden.
… Die drei Frauen seufzten laut. „Hoffentlich passiert ihnen nichts“, sagte Penny und gemeinsam mit Sandra ließ sie sich von Marco in den Arm nehmen. „Schließlich fahren sie zum ersten Mal allein so lange und so weit weg“, ergänzte Sandra.
… „Alles wird gutgehen“, ließ sich nun Faris vernehmen, „ihr werdet sehen.“ Seine Frau war nun bei ihm, er drückte sie fest an sich. „Ich muss Aisha nun erklären, was ein Muttertier ist“, erklärte er, um daraufhin mit einem arabischen Wortschwall fortzufahren.
… Noch am selben Tag fuhren Sandra, Penny und Marco mit einem Sharan aus ihrem kleínen Fuhrpark nach Kärnten, um dem Bus der Kiinder zu folgen. Und am Tag darauf setzten sich Aisha und Faris in ihren Mietwagen und begannen ihren Liebesurlaub.
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… In der zweiten Augustwoche kamen sie wieder zurück, vollkommen zufrieden und sehr glücklich, vor allem Aisha. Sie trafen in Kärnten auf ihre Kijnder, die sie dort so ausgelassen und vergnügt erlebten wie selten zuvor. Nur drei Tage waren Aisha und Faris in Kärnten vergönnt, dann ging es mit der gesamten Familie wieder nach Hause.
… Einige Tage später, es war Sonntag, der 20. August, den Marco nie vergessen würde, erhielt er einen Anruf von Burkhart Millstedt. Der bekannte Chirurg und Ehemann ihrer Therapeutin Clara, normalerweise ein Fels an Stabilität, wirkte fahrig und verzweifelt. Clara war zwei Tage zuvor im Treppenhaus gestürzt und hatte sich ein schweres Schädel-Hirn-Trauma zugezogen. Sie lag auf der Intensivstation und es war fraglich, ob sie durchkommen würde.
… Die Nachricht löste im Kärntner Haus Bestürzung aus. Sandra und Penny heulten um die Wette. Marco schickte die Kjinder zu den Nachbarn, dann beratschlagten sie, was zu tun war.
… „Wir müssen zurück, unbedingt müssen wir zurück.“ Sandras Verzweiflung war aus ihren Worten zu hören, die sie ständig wiederholte. „Clara hat alles für uns getan, wir müssen ihr helfen.“
… Penny konnte nichts sagen, Tränen liefen ihr über die Wangen. Trotz des Elends, das Marco zu übermannen drohte, blieb sein Kopf klar. Die Fähigkeit, auch in Krisenzeiten besonnen, überlegt und zielorientiert zu agieren, gehörte schließlich zu seinen besonderen Stärken, und sie hatte im vielfach schon geholfen, im beruflichen wie im privaten Bereich.
… Für ihn war natürlich klar, dass sie nichts für Clara tun konnten. Sandras Wunsch zu helfen war zwar gut gemeint, aber wirklichkeitsfremd. Es hatte jedoch keinen Sinn, das seiner Frau begreiflich zu machen. Sowohl sie wie auch Penny wollten schnellstens nach Hause, also brachen sie ihre Zelte in Kärnten vorzeitig ab. Es war das erste Mal, seit sie dort ihr Haus hatten, und es ist seither auch nicht mehr vorgekommen.
… Kaum wieder zu Hause, zog es Sandra und Penny ins Krankenhaus, zu Clara, deren Zustand immer noch unverändert war. Sie wurden nicht vorgelassen, sondern konnten nur durch die Glasscheibe gucken. Deshalb fuhren sie zum Haus der Millstedts, wo sie willkommen geheißen wurden. Die Zwillinge Leonie und Arnold standen vor ihrem dreißigsten Geburtstag. Arnold war Rechtsanwaltsanwärter und noch ungebunden, Leonie seit einem Jahr verheiratet und schwanger. Sie hatte einige Monate zuvor ihre Ausbildung zur Psychotherapeutin abgeschlossen und erst vor anderthalb Jahren angefangen, ihre Mutter in der Praxis zu unterstützen, das jedoch bis wenige Ausnahmen bisher nur in Teilzeit.
… Es gab nichts zu tun, außer zu versuchen, die Familie zu trösten und ihr Hoffnung zu schenken. Spätabends dann lagen Sandra und Penny ausgesprochen unruhig in Marcos Armen. Er versuchte sein Bestes, ihnen zu vermitteln, dass sie einfach abwarten sollten, sie sei ja in den besten Händen. Es war ihm natürlich klar, dass Davids Unfall sieben Jahre zuvor sehr ähnlich abgelaufen war und dass seine beiden liebsten Frauen einfach Angst vor einem gleichartigen Ergebnis hatten.
… Und dann kam tatsächlich der befürchtete bittere Schluss. Clara starb sieben Tage nach ihrem Sturz, ohne das Bewusstsein erlangt zu haben. Es gab also keine Möglichkeit des Abschieds für Burkhart und die Zwillinge und das traf die drei am heftigsten.
… Das Begräbnis wurde zum Schaulaufen aller Persönlichkeiten, die im Bereich der Psychotherapie Rang und Namen hatten. In ihren Reden überboten sie sich mit Lobhudeleien. Natürlich war Clara mit ihrer Methode der Ehepaartherapie in aller Munde, von den Anfeindungen davor redete niemand mehr.
… Marco fand das lächerlich, er blieb jedoch ruhig. Nicht so seine Frau, die versucht war, aufzustehen und Kontra zu geben, aber Marco hielt sie zurück. „Schau mal, mein Liebling“, flüsterte er, „wenn wir da jetzt widersprechen, würden wir Clara nur schaden. Wichtig ist doch nur, dass sie jetzt als Erfinderin ihrer Methode überall anerkannt ist.“
… Sandra war das natürlich ebenfalls klar. Sie war nur, wie sie ebenso flüsternd antwortete, über die Scheinheiligkeit mancher Redner entrüstet.
… „Und das wiederum solltest du verstehen, es ist doch allzu menschlich, sein Fähnchen nach dem Wind zu stecken“, sagte Marco leise zu seiner Frau.
… Beeindruckend war für Sandra, Penny und Marco, wie Professor Rüdiger Schmitz, mittlerweile fünfundsiebzig Jahre ált, mit Claras Tod umging. Er arbeitete nach wie vor für Marcos Archiv und das wollte er auch weiterhin tun.
… „Wisst ihr, meine Lieben“, sagte er und der Schmerz um den Verlust von Clara stand ihm ins Gesicht geschrieben, „wisst ihr, wie sehr ich sie geliebt habe?“ Er verstummte und ließ seine Worte einwirken.
… Seine drei Zuhörer schwiegen still, während er ein großes Taschentuch aus seiner Hose angelte und sich die Augen wischte. Dann fuhr er fort: „Clara war alles für mich. Ja, natürlich, sie war verheiratet und sie liebte ihren Mann unendlich. Aber sie hat mir das Gefühl gegeben, dass ich auch ein wenig ihr Mann sein durfte. Ich bin ja auch kein schlechter Psychologe und ich habe erkannt, dass sie mich auch zumindest in gewisser Weise geliebt hat, und das hat mich sehr stolz und zufrieden gemacht. Es war immer klar, dass ich hinter Burkhart maximal die Nummer zwei war, als Mann, ohne ihre Kiinder mitzuzählen, und das wenn überhaupt, aber es hat mir genügt. Ich hätte es gar nicht anders gewollt. Claras Ehe durfte niemals in Gefahr geraten und ihre Familie war unbedingt zu schützen. Ich war und bin Burkhart unendlich dankbar, dass er überhaupt zugelassen hat, dass ich seine Frau lieben durfte. Zeitweise hatte ich ein ziemlich schlechtes Gewissen, denn ich kannte ja ihr Konzept mit den Ehefaktoren, sie hat es oft mit mir diskutiert, und ich hatte Angst um ihre Augenhöhe, obwohl Burkhart mir versicherte, kein Problem damit zu haben. Deshalb war ich auch sehr erleichtert, als ich erfahren habe, dass er ebenfalls eine sporadische Liebschaft hatte. Ich habe Almira kennengelernt, eine Klassefrau, und sie und Clara verstanden sich gut. Ich habe erlebt, mit welcher Zärtlichkeit die beiden über Burkhart sprachen. Clara hatte ein großes Herz, sie war genauso wenig eifersüchtig wie ihr Mann. Und wir alle Beteiligten hatten eine sehr große und unbeschädigte Loyalität füreinander.“
… Marco sah, wie Sandra und Penny an den Lippen des Professors hingen, und er fühlte eine unendliche Sympathie für die verstorbene Therapeutin sein Innerstes ausfüllen. Ja, er verstand Rüdiger sofort. Ein derartiges Liebesviereck über viele Jahre, ja Jahrzehnte aufrechtzuerhalten, erforderte von allen Beteiligten das absolut Maximale hinsichtlich Loyalität, Aufrichtigkeit und Vertrauen. Und wenn nicht schon davor im Laufe der Zeit, dann jetzt, bei Rüdigers Worten, wurde Clara Millstedt endgültig zur Lichtgestalt seiner Erinnerungen. Und es war dieses Gespräch, bei dem ihm erstmals der Gedanke durch den Kopf schoss, Claras Wirken in irgendeiner Form literarisch aufzuarbeiten, um ihr ein Denkmal zu setzen.
… In der Folge würde er sich immer wieder mit diesem Gedanken beschäftigen, ohne ein geeignetes Vehikel für seine Idee zu finden, aber etwa fünf Jahre später würde ein Verlag ihm ein Angebot machen, das ihm schlagartig eine Möglichkeit zur Realisierung aufzeigte.
… Im Moment allerdings blieb ihm keine Möglichkeit, darüber nachzudenken, denn Rüdiger räusperte sich und setzte fort: „Clara war der größte Lichtblick in meinem Leben nach dem Tod meiner Frau. Ihr könnt das gut verstehen, denn meine Freunde Alfred und Heinrich fühlen für dich, meine liebe Sandra, nicht anders. Nebenbei bemerkt, ich finde es großartig, was ihr für die beiden tut. Sandra ist für sie ungefähr dasselbe, was Clara für mich war. Und jetzt ist Clara tot. Verflucht nochmal, sie war noch so jung. Sie war erst sechzig. Warum hat es stattdessen nicht mich álten Knacker erwischt?“
… Jetzt flossen Tränen die Wangen des Professors hinunter. Sandra verließ ihren Platz bei Marco und ging zu ihm. Sanft legte sie ihm ihre Hand um den Nacken und streichelte seine Schulter. „Wir wissen nicht, Rüdiger, wofür es gut ist. Das Schicksal erklärt sich uns nicht.“
… „Ach Sandra“, antwortete Rüdiger Schmitz leise, „was ist denn das, was du ‚das Schicksal‘ nennst? In meiner Wissenschaft habe ich das noch nicht entdecken können. Ich habe zwar Glück gesehen, aber auch so unendlich viel Leid, und dann sitzen die Leute bei mir und meinesgleichen und versuchen, damit fertig zu werden.“
… „Das mag alles sein, Rüdiger.“ Sandra argumentierte ganz spontan, aus ihrer innersten Überzeugung. „Meine Mutter ist der Meinung, dass das Schicksal immer Recht hat und es gut mit uns meint. Nur dass das für uns meist nicht verständlich ist. Das ist für mich Claras Tod ja auch nicht. Sie war so großartig, wir haben sie geliebt, als Mensch und als Therapeutin. Wir verdanken ihr einfach alles, und viele andere Ehepaare auch.“
… Rüdiger sagte eine Zeitlang nichts, dann erwiderte er: „Deine Mutter, liebe Sandra, ist ganz sicher eine sehr bemerkenswerte Frau. Sie hat sich einen Optimismus bewahrt, der ihr helfen wird für ihr ganzes Leben. Das ist sehr beneidenswert. Wir Psychologen haben es da schwerer, denn wir räumen den psychischen Müll der Gesellschaft beiseite. Glaub‘ mir, darum solltest du uns nicht beneiden. Wir haben Patienten, mit denen das Schicksal es eben nicht gut gemeint hat.“
… „Ich will dir nicht widersprechen, Rüdiger, aber es kann doch sein, dass solche Patienten in Zukunft ein besseres Leben führen können, weil sie aus ihrem Dilemma herausgefunden haben.“
… Rüdiger lächelte jetzt: „Du bist eine Optimistin, Sandra, aber genau das macht dich aus, deshalb schätze ich dich so sehr. Natürlich kann eine Therapie zu einem solchen Ergebnis führen, nein, eigentlich müsste sie es. Bei Clara war das so, aber nicht alle Psychologen haben eine Erfolgsquote wie sie.“ Er seufzte schwer, dann blieb er still, seine Zuhörer ebenfalls, aus Respekt.
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… Die Wochen vergingen und die Betroffenheit über Claras Tod wich nur langsam. Leonie vergrub sich förmlich in die Arbeit, denn sie wollte jenen Paaren eine Alternative bieten, die sich mitten in einer Therapie befunden hatten, die nun vorerst unterbrochen werden musste. Sie hatte ja meist ihrer Mutter zugearbeitet und erst ganz wenige eigene Patienten betreut. Das hatte sie nun rasch zu ändern. Sie arbeitete sich durch tausende Seiten Dokumentation, um dann nach und nach für die Patienten ihrer Mutter tätig werden zu können. Daneben entwickelte sich ihre Schwangerschaft nicht ganz einfach, aber sie konnte sich auf ihren Mann verlassen, der seine berufliche Arbeit reduzierte, um den gesamten Haushalt schaukeln zu können.
… Sandra und Marco hätten ihr halbjährliches Gespräch im Herbst gehabt, aber darauf verzichteten sie, Leonie hatte einfach viel Wichtigeres zu tun. Sie verzichteten auch auf eine Feier zu ihrem dreißigsten Jahrestag, die eigentlich wieder beim rustikalen Wirt in ihrer früheren Heimatstadt geplant gewesen war. Nur einen kleínen Sektumtrunk in ihrem Wohnzimmer gab es stattdessen.
… Sie erlebten auch erstmals eine Phase, in der ihnen Sex keinen wirklichen Spaß machte. Sie kuschelten intensiv des Nachts, aber ohne ihre große psychologische Stütze fühlten sie sich irgendwie leer. Einmal die Woche ein Quickie zum Abreagieren ihrer Bedürfnisse, mehr war in dieser Zeit nicht gewünscht.
… Auch wäre im Oktober wieder ein Wochenende mit den Brüdern Waldenfels geplant gewesen, jedoch zeigten die volles Verständnis, als Sandra ihnen mitteilte, dass sie das im Moment nicht durchziehen könne. „Vielleicht in zwei Monaten wieder“, fügte Marco dazu.
… Das war aber zu optimistisch gedacht. Getreu Claras Regel, keinen Sex außerhalb der Ehe zuzulassen, solange der zwischen den Partnern nicht gut funktionierte, musste Marco die beiden Brüder schließlich auf das neue Jahr vertrösten.
… Ab Ende September musste Marco wieder auf seine Vortrags- und Recherchereisen. In den folgenden Monaten wurde er nur vereinzelt von seiner Frau begleitet und er vermisste sie sehr. Sandra und Penny wechselten sich nämlich in der Betreuung von Claras Familie ab. Sie kümmerten sich um die schwangere Leonie, wenn sie abends nach der Arbeit zu Hause war und ihr Mann Dienst hatte. Sie halfen im Wohnhaus der Millstedts und brachten Mahlzeiten mit, die ihre Au-pair-Mädchen zubereitet hatten und sie kümmerten sich um Burkhart, der kurz nach Claras Begräbnis zusammengebrochen war und einige Wochen in der neurologischen Abteilung verbringen musste. Psychologisch betreut wurde er von Rüdiger Schmitz, mit dem er sich immer gut verstanden hatte, und manchmal auch von seiner Tóchter Leonie, sofern sie dafür Zeit fand.
… Penny hatte angeregt, dass Burkharts Sohn Arnold, der zu jener Zeit allein in seiner Wohnung lebte, temporär bei seinem Váter einzog, um diesen nachts nicht alleine zu lassen. Und manchmal kam Almira al Zaiidi aus Ägypten angeflogen, wenn es ihre Arbeit erlaubte, und half bei Burkharts Betreuung. Sie schliefen allerdings nicht miteinander, wie die neugierige Sandra schnell herausgefunden hatte, es lag an Burkhart, denn er wollte so kurz nach dem Tod seiner Frau keinen Sex mit einer anderen Frau.
… Ganz langsam rappelte er sich wieder hoch, für die viele Unterstützung war er außerordentlich dankbar. Fünf Monate nach Claras Unfall zeigte er sich wieder im Operationssaal, aber er war noch zu zittrig, um selbst zu operieren. Er merkte jedoch, wie gut es ihm tat, Anweisungen und Ratschläge zu geben. Das lenkte ab, brachte ihn auf andere Gedanken und das Leben holte ihn nun langsam wieder zurück. Was aber noch längere Zeit blieb, war eine unendliche Traurigkeit, die ihn begleitete und erst mit den Jahren ganz verschwinden würde.
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… In jenem Spätherbst waren Sandra und Marco oft für eine ganze Woche getrennt und das machte ihnen mehr und mehr zu schaffen. Sie fühlten sich ein wenig in jene Zeit mehr als zehn Jahre zuvor zurückversetzt, als Marco durch das Großprojekt bei Waldenfels so stark im Einsatz gewesen war, dass ihre Ehe darunter gelitten hatte, zumindest hatte die Situation zu Streit geführt, der von Clara geschlichtet werden musste.
… So schlimm war es diesmal nicht, dazu achteten sie viel zu sehr aufeinander, sie verhielten sich wertschätzend und stritten nicht. Aber es war ihnen klar, dass sie wieder mehr Zeit füreinander bekommen und ihr Sexleben aufpolieren mussten, denn mittlerweile war es die knappe Zeit, die dafür verantwortlich war, und nicht mehr so sehr, dass die wesentliche Bezugsperson für ihre Ehe nicht mehr lebte.
… Die erste Gelegenheit, sich mental endgültig von der Katastrophe im Sommer zu befreien und auch genügend Zeit füreinander zu haben, ergab sich für Sandra und Marco am zweiten Dezemberwochenende im Thermenhotel Erlenhof. Paula und Hildegard hatten zu ihrer Hochzeit geladen. Das war relativ kurzfristig gewesen, denn das Gesetz zur Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare gab es in Deutschland erst seit einigen Wochen.
… Es war keine große Feier, die die Chefin, Helena Borgmann, im großen Speisesaal des Hotels arrangiert hatte, aber eine überaus gelungene. Nach den Wünschen des Brautpaars hatte sie auf jeglichen Schnickschnack verzichtet, alles war einfach gehalten.
… Die Gästeliste war überschaubar gestaltet worden, Paulas Väter selbstverständlich, die Angestellten des Unternehmerhaushalts, das gehörte sich so, dann die Vorstände von Waldenfels mit ihren Partnern, die Sekretärinnen der Chefetage, ganz wenige Führungskräfte, wie zum Beispiel Thea Wenders mit ihrem Richter, zwei oder drei von Paulas Schulfreundinnen, die Marco nicht kannte, und natürlich die gesamte Großfamilie.
… In der zweiten Reihe saßen Marco und die Kjnder. Mit Alexander, der Urlaub bekommen hatte, er leistete ja gerade sein soziales Jahr, waren es neun, aufgereiht wie Perlen auf einer Kette. Nur Jonathan war nicht bei ihnen, er saß als Sohn des Brautpaars vorne am Eck, neben seinen beiden Großvätern.
… Es war ein großes Ereignis für die Kjinder und da sie alle die intensive Beziehung zwischen ihrer Paula-Mam und ihrer Hilde-Mam kannten, hinterfragten sie auch nicht, warum hier zwei Frauen heirateten.
… Von Hildegards Seite waren weniger Gäste anwesend. Sie hatte zu ihren Schulkameraden kaum Kontakt, ihre sexuelle Orientierung hatte sie dem sozialen Umfeld ihrer Jugend entfremdet. Ihr Bruder war mit seiner Familie natürlich da und vor allem befreundete Kollegen aus ihrer Zeit im ‚Institut für Sexualtherapie‘. Mailin und Doris mit ihren Familien selbstverständlich, auch Anna und einige andere noch, zu denen sie den Kontakt bewahrt hatte, und dann natürlich Agnes und Olaf Müller, was Hildegard ganz besonders freute. Die sexualmedizinische Arbeit mit Doktor Müller war ihre prägendste berufliche Zeit gewesen und er war der Erste, der ihr die Chance auf einen Job gab, nachdem sie bei ihrer vorherigen Arbeit hinausgeflogen war. Olaf war es völlig egal gewesen, dass sie lesbisch war.
… Aber kurz bevor die Zeremonie losging, trafen zwei Gäste ein, mit denen Hildegard überhaupt nicht gerechnet hatte. Es waren ihre Eltern. Völlig perplex sah Hildegard, die hinten im Saal stand und auf ihren Einsatz wartete, wie die beiden von Sandra hereingeführt und zu zwei Plätzen in der ersten Reihe gebracht wurden, die extra für sie freigehalten worden waren.
… Kaum saßen sie, eilte Sandra zurück zu Hildegard, die in Tränen ausgebrochen war. „Gleich hörst du mit dem Heulen auf, du verschmierst ja dein ganzes Gesicht“, sagte Sandra zu ihr.
… „Wie … wie … ist das möglich?“, stammelte Hildegard, „sie reden doch seit fast dreißig Jahren kein Wort mit mir.“
… Ja, wie war das möglich? Sechs Wochen zuvor hatten Paula, Penny und Sandra zusammengesessen und beratschlagt, welches Geschenk sie Hildegard machen konnten. Sie wussten natürlich Bescheid über die traurige Geschichte. Ihre Eltern hatten ihre sexuelle Orientierung nicht akzeptieren können. Wilde Diskussionen waren damals die Folge gewesen und schließlich der Rausschmiss. Hildegard hatte sich daraufhin allein durchgeschlagen, aber in ihrem älteren Bruder immer eine Stütze gehabt.
… Sandra und Penny hatten es übernommen, Hildegards Eltern zu besuchen. Es war an einem Wochenende, an welchem Almira bei Burkhart Millstedt war, und so konnten sie in den Norden fahren. Wider Erwarten war es gar nicht so schwer, die Eltern zu bewegen, zur Hochzeit ihrer Tóchter zu kommen. Hildegards Mutter war das langjährige Schweigen längst leid und ihr Váter konnte schließlich auch überzeugt werden.
… Sandra und Penny hatten dazu ausgiebig Hildegards Werdegang beschrieben. Ihre Eltern waren durch ihren Sohn im Großen und Ganzen informiert. Sie wussten, dass es ihre Tóchter recht weit gebracht hatte und dass sie bei einem großen Konzern die sozialen Dienste leitete und mit der künftigen Eigentümerin liiert war. Aber die Details hatten sie erst in diesem Gespräch erfahren.
… „Unsere Hildegard wird heiraten“, hatte Hildegards Mutter zu ihrem Mann gesagt, „es ist doch egal, ob einen Mann oder eine Frau. Hauptsache, sie ist glücklich. Willst du deine Tóchter nicht glücklich sehen?“
… „Naja, schon“, hatte ihr Mann eingeräumt, „aber versteh‘ doch, sie wird uns keine Enkel schenken.“
… „Dafür ist Hildegard schon etwas zu ált“, hatte Sandra gelächelt, „aber sie liebt Paulas Sohn wie einen eigenen. Nach der Hochzeit wird Jonathan ihr Stiefsohn und er ist immerhin der künftige Erbe des Imperiums. Sie werden ihn kennenlernen, er ist jetzt vierzehn und ein großartiger Junge. Im Prinzip ist das Ihr Stiefenkel. Ich bin sicher, Sie werden ihn auch mögen.“
… „Hrrmm“, hatte sich der Mann noch geäußert, aber das war pure Verlegenheit gewesen, im Prinzip war die Sache bereits klar.
… Sandra gab Hildegard jetzt eine Dreißig-Sekunden-Zusammenfassung des Besuchs bei ihren Eltern und Hildegard war völlig aus dem Häuschen.
… „Pscht … Komm‘ runter, meine Liebe, in einer Minute geht’s los. Später kannst du dann noch genügend Tränen vergießen.“
… Hildegard hatte sich wieder gefasst und ließ sich von Sandra Augen und Wangen abtupfen. Sie strahlte jetzt: „Wahnsinn, Sandra, was ihr für mich gemacht habt. Ich weiß nicht, wie ich es euch danken soll.“
… „Gar nicht im Moment, Liebste. Da vorne wartet Paula auf dich, das ist das Einzige, worauf du dich jetzt konzentrieren sollst.“
… Und es war auch allerhöchste Zeit. Die Band intonierte den Hochzeitsmarsch und aller Augen richteten sich nun auf Hildegard, die unter Sandras Regie mit langsamen Schritten den Mittelgang nach vorne ging, vorbei an lachenden Gästen, die ihr stehend zuwinkten und mit Sandra im Schlepptau, die einen Meter hinter ihr ging.
… Marco konnte erkennen, dass sich die Herren Waldenfels, die unmittelbar vor ihm standen und den Weg ihrer künftigen Schwiegertochter verfolgten, mit ihren Taschentüchern über die Augen wischten. Er hatte schon vor längerer Zeit erfahren, dass die beiden es waren, die bei Hildegards erstem Besuch in der Villa erkannt hatten, dass sie die perfekte Partnerin für ihre Tóchter werden könnte, und Paula zugeredet hatten, nichts anbrennen zu lassen.
… Die beiden waren immerhin Mitte siebzig und gehörten einer Generation an, die mit Homosexualität noch so ihre Probleme hatte. Deshalb war ihnen hoch anzurechnen, wie sie mit der Partnerwahl ihrer Tóchter umgingen. Wieder einmal wurde Marco bewusst, warum er die Brüder seit vielen Jahren schätzte, eigentlich seit dem Anfang ihrer Bekanntschaft.
… Hildegard war nun nach vorn gekommen und wurde von Paula kurz umarmt. Die Standesbeamtin lächelte und begann mit der Zeremonie.
… Auch Marco musste lächeln, unwillkürlich, als er die Szene vorne sah. Gerade war ihm sein Konzept für die Entwicklung weiblicher Führungskräfte in den Sinn gekommen, das er zusammen mit der unvergessenen Clara Millstedt, Paula und dem damaligen Personalchef von Waldenfels entwickelt hatte und das Claras Tóchter Leonie weiter zu betreuen bereit war.
… Der Grund sich zu erinnern war die Frauenpower, die sich nun vor seinen Augen abspielte. Zwei Frauen heirateten vor einer Standesbeamtin und die beiden Trauzeuginnen waren Penny für Paula und Sandra für Hildegard. Männer waren keine im Spiel und das würde auch so bleiben. Denn die kirchliche Segnung im Anschluss würde eine evangelische Pastorin vornehmen.
… Marco hatte eine launige Rede für das Galadiner vorbereitet, welches im Anschluss stattfinden würde, und da hatte er das Thema ‚Frauenpower‘ im Wortspiel mit ‚Powerfrauen‘ zu einem zentralen Punkt gemacht.
… Viel Wasser wurde im Publikum während der Zeremonie vergossen und Taschentücher hatten Hochkonjunktur. Reichlich flossen die Tränen auch bei Hildegards Eltern und natürlich auch bei den weiblichen Angestellten der Villa Waldenfels. Die Köchin Berta, die hinter Marco saß, schniefte laut und als sie sich zu Marco nach vorne beugte, sah er ein tränennasses Gesicht.
… „Marco“, flüsterte sie ihm zu, „Sandra und du, ihr habt bei meinem Mäuschen alles richtig gemacht. Zuerst Jonathan, dann Hildegard, ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich darüber bin.“
… „Ich sehe es“, flüsterte Marco schmunzelnd zurück und reichte ihr einige Papiertaschentücher, die er vorsorglich im Überfluss eingesteckt hatte, denn es war ihm klargewesen, dass seine Familie einen entsprechenden Verbrauch haben würde.
… Nach der Zeremonie eilte Helena Borgmann, die Besitzerin des Erlenhofs, geschäftig hin und her, es war ihr ein großes Anliegen, alles perfekt zu gestalten. Ihr Neffe, den Sandra und Marco an ihrem vierzigsten Geburtstag kennengelernt hatten und der damals auf der Tanzfläche begonnen hatte, Sandra zu betatschen, bis Marco das unterbunden hatte, ihr Neffe also, der sich damals als Oskar Strauch vorgestellt hatte, half ihr dabei. Mittlerweile hatte man erfahren, dass Helena ihn als Nachfolger und Erben auserkoren hatte und mit ihm eine Liebesbeziehung unterhielt.
… Zu später Stunde, die Feier hatte sich mittlerweile in Grüppchen aufgelöst, die in der winterlichen Kälte auf der Terrasse standen oder sich an der Bar noch einen Absacker schmecken ließen, gesellte sich Alfred Waldenfels zu Marco. Während Marco einigermaßen nüchtern geblieben war, hatte Alfred mehr getankt., hatte sich aber ganz gut im Griff.
… „Na, zufrieden mit deiner Tóchter, Alfred?“
… Der versuchte, Marcos Blick zu fixieren, was ihm sichtlich nicht ganz gelingen wollte. Aber er brachte seine Antwort fehlerfrei und ohne zu Stocken heraus: „Alles ist gut. Heinrich und ich haben Hildegard von Anfang an gemocht, und jetzt lieben wir sie wie eine Tóchter. Ihr habt perfekte Arbeit geleistet, Sandra und du. Paula ist glücklich, und das ist alles, was für uns zählt.“
… „Ehrlich gesagt, Alfred, wir finden es großartig, dass ihr beide Paulas Orientierung früh akzeptiert habt und sie habt machen lassen. Das ist, mit Verlaub, in eurer Generation noch nicht so selbstverständlich.“
… „Nun … äh …“ Er druckste etwas herum. „Anfangs war’s auch nicht so. Aber Paula hat damals die richtigen Worte gefunden, als wir uns ausgesprochen haben. Sie liebe uns sehr, hat sie gemeint, und sie wolle von uns so geliebt werden, wie sie nun mal ist. Das waren für uns die entscheidenden Worte. Aber“, und dabei grinste er breit, „wir haben danach lange gegrübelt, wie wir zu einem Erben in der Familie kommen.“
… Da musste auch Marco grinsen. „Ihr habt wirklich alles gut auf die Reihe bekommen. Und ihr habt Paulas Neigung akzeptiert, viel früher als Hildegards Eltern. Das ist auch ein wesentlicher Grund, warum Sandra und ich euch so mögen, mein Freund.“
… „Und du weißt, dass Heinrich und mir das viel bedeutet. Die Wochenenden mit deiner Frau schätzen wir ungemein und wir sind sehr dankbar, dass du uns diese erlaubst. Wir lieben deine Frau sehr. Wir haben gar keine anderen Sexkontakte mehr, alle paar Monate mit Sandra genügt uns vollauf“. Er grinste wieder: „Naja, wir sind halt ált geworden.“
… Marco klopfte dem alten Herrn auf die Schulter. „Das wissen wir alles, mein Lieber. Mit Professor Schmitz haben wir lange über seine Beziehung zu Clara gesprochen und auch ein wenig über eure. Er hat ganz Ähnliches gesagt.“
… Alfred lächelte: „Rüdiger, er schwätzt manchmal ein bisschen zuviel, der Gute. Aber er ist nun mal mein bester Freund und wir wissen praktisch alles voneinander. Es ist absolut furchtbar, was mit Doktor Millstedt passiert ist. Dass Rüdiger seine langjährige Geliebte verloren hat, ist bitter, aber unser Mitgefühl ist bei ihrer Familie. Wir haben gehört, dass ihr Mann in der neurologischen Abteilung behandelt werden musste. Wir verstehen das gut. Als Paulas Mutter gestorben ist, waren Heinrich und ich ebenfalls völlig durch den Wind. Und ein Jahr davor hat Rüdiger Frau und Kiind verloren.“ Er wischte sich über die Augen.
… „Wir haben mit euch gefühlt, als wir das erfahren haben, mein Freund. Aber heute ist eigentlich ein Freudentag. Meine Schwiegermutter meint immer, wir sollten das Schicksal so akzeptieren, wie es kommt. Es wisse angeblich immer genau, was für uns richtig und gut ist. Ich verdanke ihr enorm viel, genau genommen mehr als meiner eigenen Mutter.“
… „Gerda Triesting, ja? Eine bemerkenswerte Frau.“ Jetzt war er es, der Marco auf die Schultern klopfte. Sie tauschten einen Blick, sie wussten beide um ihr Einverständnis füreinander. Dann verschwand Alfred, um seinen Bruder zu suchen.
… Marco schlenderte Richtung Bar. Dort warf er einen Blick auf seine Frau, die mit Paula, Penny und einigen Angestellten aus der Villa an der Theke stand. Im Moment probierte sich die Gruppe durch verschiedene Wodkasorten.
… Marco begann daraufhin, nach Hildegard Ausschau zu halten. Er fand sie schließlich in der ‚Waldenfels-Nische‘ des Speisesaals, die wenig einsehbar war. Sie saß zwischen ihren Eltern, die ihre Arme um sie gelegt hatten. Es schien sehr emotional abzugehen, denn sie heulten um die Wette.
… Er blieb eine Minute still stehen, dann fand er, dass er in die weinerliche Stimmung ein wenig frischen Wind bringen sollte. Er ging zu der kleinen Gruppe und stellte sich vor.
… Das hatte tatsächlich zur Folge, dass die Tränen versiegten. „Marco Berlinghoff ist Sandras Mann“, erklärte Hildegard ihren Eltern. „Und unsere Freundin Penny ist …“
… Marco räusperte sich laut und blickte sie mit leichtem Kopfschütteln an. Hildegard schien zu verstehen, dass es keinen Sinn hatte, ihre Eltern mit für sie kompliziert anmutenden Beziehungen zu überfordern, weshalb sie schnell ergänzte: „äh … eine sehr gute Freundin von uns allen. Sandra und Penny waren sicher am besten geeignet, um mit euch zu reden.“
… Hildegards Mutter antwortete: „Es freut uns sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen, Herr Berlinghoff. Wir müssen ein Kompliment aussprechen. Ihre Frau und Ihre Freundin Penny können sehr überzeugend sein. Wir hatten uns verrannt, vielleicht waren es auch die altmodischen Vorstellungen meines Mannes.“ Sie lächelte leicht.
… „Was?“, fuhr Hildegards Váter auf, „Jetzt soll ich an allem schuld sein? Du hast doch Hildegards Vorliebe genauso abgelehnt, meine Teure.“
… „Aber du warst die treibende Kraft, mein Bester, gib’s doch zu.“ Sie sagte das so deutlich, dass ein Widerspruch kaum möglich war.
… Fast hilfesuchend wirkte Hildegards Váter, als er Marco nun ansah: „Da ist man nun einundfünfzig Jahre verheiratet und dann muss man sich das anhören.“
… Die Gruppe lachte daraufhin und Marco sagte: „Kommen Sie, Herr Kaltenbeck, lassen Sie uns einen Drink an der Bar nehmen. Ihre Frau und Ihre Tóchter haben sicher noch viel zu bereden.“
… „Da bin ich dabei.“ Mit diesen Worten erhob sich Hildegards Váter und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht, während Marco seine Freundin ansah: „Einverstanden, Hildegard?“ Normalerweise hätte er ein Kosewort angebracht, aber er wollte bei ihren Eltern keine irritierenden Gedankengänge auslösen.
… Dankbar sah Hildegard ihn daraufhin an: „Ja, Marco geht nur.“ Sie wirkte ganz anders als im Job oder wenn sie ihre Femdom-Spielchen veranstaltete. Ihr Selbstbewusstsein und ihre Dominanz waren wie weggeblasen, im Gegenteil, als ausgesprochen streichelweich konnte man sie im Moment beschreiben.
… Marco lächelte still vor sich hin, als er Hildegards Váter nun zur Bartheke lotste. Mehrere Gruppen lärmten dort, darunter auch die mit Paula und den Trauzeuginnen. Sie stellten sich etwas abseits und beobachteten das Geschehen.
… Marco hatte Tequila bestellt und nach den ersten Schlucken begann Hildegards Váter zu reden. Er hatte erkannt, welche Schuld er auf sich geladen hatte, als er seine Tóchter verstieß, und damit hatte er noch keinen Frieden gefunden.
… „Wissen Sie, Herr Kaltenbeck“, warf Marco ein, als sein Gegenüber zu Ende gekommen war, „mit menschlichen Fehlleistungen habe ich beruflich viel zu tun. Zunächst eines, ganz klipp und klar. Sie haben einen Fehler gemacht, aber nicht nur Sie, auch Ihre Frau, denn sie hat ja mitgemacht. Aber ich will drei Dinge dazu sagen. Erstens, wie lange haben Sie Ihre eiserne Haltung durchgehalten? Ich möchte wetten, Sie haben in all den Jahren öfter Ihr Verhalten massiv hinterfragt. Sie hatten Sehnsucht nach Ihrer Tóchter, sie hatten das Gefühl, ihr Unrecht getan zu haben, aber sie haben nicht gewusst, wie Sie damit umgehen sollten. Irgendwie hatten Sie das persönliche Problem, als Weichei zu gelten, wenn Sie diese Gefühle weitererzählen. Deshalb haben Sie nichts gesagt, weder Ihrer Frau noch Ihrem Sohn und schon gar nicht Ihrer Tóchter. Habe ich Recht, seien Sie bitte ganz ehrlich.“
… Verblüfft sah Hildegards Váter Marco an. „Was sind Sie, Herr Berlinghoff? Sind Sie ein Psychologe?“
… „Nein, das nicht“, antwortete Marco, „aber ich beschäftige mich beruflich viel mit menschlichem Verhalten. Aber jetzt nochmals, ganz ehrlich, habe ich Recht?“
… „Nun ja“, räumte sein Gesprächspartner ein, „Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Alles ist ganz genauso gewesen.“
… „Sehen Sie“, meinte Marco, „Männer Ihrer Generation verhalten sich bei familiären Themen oft so, da sind Sie beileibe kein Einzelfall. Aber nun zu meinem zweiten Punkt: Ihre Tóchter kann für ihre Orientierung nichts, sie ist so geboren worden. Sie hat dadurch Ausgrenzung erfahren und es damit unwahrscheinlich schwer gehabt. Sie hat nicht in Ihr Familienkonzept gepasst, weshalb sie gehen musste. Sie hat auch eine Stellung im Krankenhaus verloren, aber dann kam sie in Olaf Müllers Institut. Der hat sie genommen, wie sie war, und da ist sie aufgeblüht.“
… „Ja, das wurde uns schon erzählt. Wir haben mit dem Ehepaar Müller auch schon einige Worte gewechselt und uns für morgen Vormittag zum Kaffee verabredet. Wir sind sehr begierig, möglichst viel zu erfahren. Und wir wissen, was wir angerichtet haben, als wir Hildegard mit all ihren Problemen abgewiesen haben. Ich kann nur hoffen, dass sie uns jemals verzeiht.“
… „Da ist sie vermutlich bereits auf dem besten Wege, Herr Kaltenbeck“, wandte Marco beruhigend ein, „es macht keinen Sinn, Ihre Selbstvorwürfe mit ins Grab zu nehmen. Hildegard ist glücklich, verscheuchen Sie ihre düsteren Gedanken und freuen sich mit ihr.“
… „Das werden wir versuchen, fest versprochen.“ Hildegards Váter trank gedankenverloren sein Tequilaglas leer und ließ zu, dass der aufmerksame Barkeeper sofort nachschenkte. Dann sagte er: „Beim Essen haben wir gehört, dass Sie und Ihre Frau es waren, die sie mit Paula zusammengebracht haben. Die gesamte Familie Waldenfels war des Lobes voll.“
… „Nun ja“, reagierte Marco ein wenig verlegen, „als naturwissenschaftlich Ausgebildeter gibt es für mich keine Zufälle, nennen wir es also ‚Schicksal‘, dass Hildegard in demselben Hotel wohnte wie Paula und ich auf einer Dienstreise. Sandra und ich haben Ihre Tóchter einige Jahre zuvor an ihrem Arbeitsplatz bei Doktor Müller kennengelernt. Wir sind uns in der Hotelbar über den Weg gelaufen und zwischen ihr und Paula hat es gleich gefunkt. Sie haben sich ineinander verliebt und die nächsten Treffen haben meine Frau und ich ganz gezielt arrangiert. Also, Herr Kaltenbeck, wir wollen uns nicht mit falschen Meriten schmücken, die Initialzündung kam nicht von uns, wir haben dann nur nachgeholfen.“
… „Aber das war doch entscheidend“, war die Antwort, „Sie haben ganz wesentlich zum Glück unserer Tóchter beigetragen und dafür können wir nicht genug dankbar sein.“
… Marco lächelte nun: „Damit kommen wir zu meinem dritten Punkt, Herr Kaltenbeck. Sie haben Hildegards Lebensglück angesprochen. Ja, sie hat etwas aus ihrem Leben gemacht, sie ist in Doktor Müllers Institut zur sexualmedizinischen Assistentin ausgebildet worden, sie war Olafs rechte Hand. Dann hat sie in eine großartige Familie eingeheiratet, Paula und sie lieben einander sehr und ihr Job im Unternehmen ist keineswegs ein Versorgungsposten für eine Ehefrau, sie managt die sozialen Dienste des Konzerns in hervorragender Weise.“
… Hildegards Váter sah Marco prüfend an: „Ganz ausgiebig hat Paula uns das beim Abendessen erzählt und das hat uns stolz gemacht. Aber auch da haben Sie die Finger im Spiel gehabt, Herr Berlinghoff, wie wir gehört haben, denn Sie haben das Konzept dafür erstellt.“
… „Ja, das stimmt“, räumte Marco ein, „aber Hildegard ist wirklich gut in diesem Job. Sie hat alles, was sie sich je gewünscht hat. Eine liebende Ehefrau, eine Familie, die sie schätzt, und einen Sohn, der sie als zweite Mutter nicht nur akzeptiert hat, sondern zu lieben gelernt hat. Jonathan ist ein wunderbarer Junge.“
… „Da sind wir einer Meinung, Herr Berlinghoff. Wir haben beim Essen ausgiebig mit ihm geplaudert und er hat von sich aus gefragt, ob auch wir seine Großeltern sein wollen. Wir haben uns darüber wirklich sehr gefreut und gerne zugestimmt.“
… „Ah, hier sind Sie, Herr Kaltenbeck.“ Mit diesen Worten kam Heinrich Waldenfels an die Theke. An seiner Aussprache war zu erkennen, dass er so wie sein Bruder nicht mehr ganz nüchtern war. Der trat nun auch hinzu, seinen Arm um Hildegards Mutter gelegt. „Wir müssen … äh … noch einiges erledigen heute Abend, Herr Kaltenbeck“, fuhr Heinrich fort, „Erstens gehören Sie jetzt zur Familie, also müssen wir auf Bruderschaft trinken, und zweitens warten wir noch auf Ihre Antwort auf unsere Einladung, einige Tage bei uns in der Villa zu verbringen, damit wir uns besser kennenlernen.“
… „Eine sehr gute Idee“, fand Marco. Er hatte sein Glas noch halb voll und stellte es auf die Theke zurück, „dann werde ich mich nun um meine Frau kümmern.“
… „Mach‘ das. Hildegards Eltern sind bei uns gut aufgehoben.“ Auch Alfred lallte jetzt etwas. „Und du, mein Freund, weißt, was du mit Sandra tun sollst“, fügte er mit einem anzüglichen Grinsen dazu.
… Jetzt halt‘ aber die Klappe, Alfred, das kannst du getrost meine Sorge sein lassen“, wies Marco ihn zurecht, aber es war eher freundschaftlich. Dann verließ Marco die Gruppe und ging zum Ecktisch ganz hinten, an dem seine älteren Kijnder saßen, Alexander, Valentina, dazu der geburtenstarke Jahrgang mit Jonathan, Yannik und Natalie und schließlich Heidrun. Die anderen hatte er, zeitglich mit den anderen Eltern, schon vor einer Stunde nach oben in ihre Zimmer geschickt.
… Er wandte sich an Alexander und Valentina: „Ihr seid unsere Ältesten, achtet ihr bitte auf eure Geschwister. Es ist elf, in einer halben Stunde sollen sie oben sein. Ihr beide könnt natürlich so lange aufbleiben, wie ihr wollt. Kann ich mich auf euch beide verlassen?“
… „Aber sicher doch, Pápa“, erwiderte Valentina, sie war die Ernsthaftere von beiden.
… „Das ist ungerecht“, protestierte Jonathan, „es ist schließlich die Hochzeit meiner Mamma mit Hilde-Mam.“
… Valentina sah ihren jüngeren Halbbruder an: „Aber du bist erst vierzehn, Jonathan“, meinte sie altklug, „wenn du so ált bist wie wir, darfst du auch länger aufbleiben.“ Ihr Ton duldete keinen Widerspruch und wieder einmal war Marco erstaunt, dass die Kiinder auf ihre älteren Geschwister manchmal besser hörten als auf ihre Eltern.
… „Warum kümmerst du dich nicht selbst um uns, Paps?“, fragte Heidrun nach.
… „Weil ich mich um Máma kümmern werde, meine Süße“, antwortete Marco.
… „Wir wissen auch warum, Dad“, meldete sich Yannik vorwitzig, „heut‘ ist poppen angesagt, stimmt’s?“
… Marco blickte in die Runde und sah, wie alle ihn angrinsten. Da konnte er nicht anders, er lachte schallend auf: „Ihr habt ja sowas von Recht, meine Liebsten. Wir werden deshalb bis morgen früh nicht in unserem Zimmer sein, sondern woanders, also sucht uns nicht. Und verratet mich nicht an eure Mutter, es soll eine Überraschung werden.“
… Alle nickten ernsthaft. Die Kjnder wussten zwar keine Einzelheiten über das Sexleben ihrer Eltern, aber dass sie immer ein sehr ausgiebiges hatten, was in den letzten Monaten zu kurz gekommen war, das war ihnen klar. Und sie wussten auch, wie wichtig Sex für die innige Verbundenheit und Liebe ihrer Eltern war. Sie waren genug, das verstehen zu können.
… Marco ergänzte noch: „So sehr ihr eine Rasselbande seid und uns manchmal zur Verzweiflung bringt, so sehr bin ich stolz und dankbar, euer Váter zu sein.“ Dann verließ er seine Kiinder und suchte die Gruppe um Paula, in der er seine Sandra vermutete.
… Er fand sie vor dem Haupteingang, eine reine Damengesellschaft mit Paula und Hildegard im Mittelpunkt. Sie schienen ihre reichlich alkoholgeschwängerten Gehirne in der Kälte auslüften zu wollen, alle hatten halbleere Gläser in der Hand.
… „Marco“, schallte es ihm entgegen, „endlich ein Mann für uns. Komm‘ her, dass wir dich knutschen können.“ Schnell umringten sie ihn. Einige kannte er gar nicht, vermutlich waren es Paulas Freundinnen, deshalb versuchte er sich zu ducken, um unter den Armen der Frauen durchschlüpfen zu können, was ihm schließlich auch gelang. Plötzlich stand er dem Brautpaar gegenüber und küsste beide auf die Stirn. „Ihr seid meine liebsten Freundinnen“, flüsterte er ihnen zu, „alles, alles Gute für euch.“
… Dann war er bei Sandra. Die war überhaupt nicht mehr nüchtern, was bei ihr sonst ganz selten vorkam und nie, wenn sie irgendwo auswärts war. Hier, im Erlenhof, unter Freunden, schien sie mit dem Alkohol weniger Probleme zu haben.
… „Ich komme dich holen, mein Liebling.“
… Mit leicht glasigen Augen starrte sie ihn an: „Unsere Kiinder?“
… Marco lächelte: „Alles bestens organisiert. Du musst dich nur um mich kümmern, denn ab jetzt gehörst du mir. Nur mir. Niemandem anderen, auch nicht dem Brautpaar. Deine Verantwortung als Trauzeugin ist jetzt zu Ende.“
… „Was hast du denn vor, mein Liebster?“
… „Das wirst du gleich sehen.“ Er wünschte der Damenrunde eine gute Nacht, was diese mit großem Hallo und anzüglichen Bemerkungen quittierte und nahm seine Ehefrau fest in den Arm, auf der Treppe ins Foyer strauchelte sie leicht und wäre sonst vielleicht gestürzt. Drinnen rief er den Lift und sie fuhren hoch in Helenas Penthaus.
… „Was wollen wir denn hier?“, fragte Sandra. Ihrer Stimme war der Alkohol anzumerken.
… Marco verwendete bewusst eine vulgäre Ausdrucksweise: „Was wir wollen? Ficken natürlich. Ich werde meine alkoholisiertes kleínes Luder ins Nirwana vögeln, bevor’s ein anderer tut.“
… Sandra sah ihren Mann etwas unsicher an: „Ich … ääähhh … hätte nicht so viel trinken dürfen. Du bist ziemlich nüchtern, stimmt’s?“
… „Stimmt!“, dröhnte Marco, „deshalb werde ich’s dir jetzt besorgen, dass dir Hören und Sehen vergeht. Er bückte sich, hob sie an ihren Beinen hoch und warf sie sich über die Schulter.
… Sandra kreischte auf, aber es nützte ihr nichts. Er trug sie durch Helenas Wohnung bis in ihr Schlafzimmer, in welchem ein großes Doppelbett stand. Darauf warf er sie.
… „Zieh‘ dich aus, Schlampe, sofort“, herrschte er sie an.
… Zögernd gehorchte sie. Sie war sich über Marcos Intention nicht sicher, denn ihre Empathie versagte, dafür hatte sie doch zuviel Alkohol intus.
… Marco musste innerlich grinsen. Etwa zehn Tage zuvor war ihnen klar geworden, dass ihre mit Claras Tod verbundene sexuelle Unlust langsam, aber sicher verschwunden und einem großen gegenseitigen Verlangen gewichen war. Marco war gerade wieder unterwegs gewesen und in einem langen Telefongespräch hatten sie sich darüber ausgetauscht. Sie hatten vereinbart, möglichst bald ihr lustvolles Sexleben wiederzubeleben und Marco hatte dafür Paulas und Hildegards Hochzeit ins Auge gefasst.
… Sandra hatte also annehmen können, dass in dieser Nacht etwas passieren würde, ja, sie hatte das sogar herbeigesehnt. Doch dann, sie schalt sich selbst dafür, war der Gruppendruck zum Alkoholkonsum stärker gewesen.
… Am Abend zuvor hatte Marco die Hotelchefin Helena Borgmann in seinen Plan eingeweiht. Die hatte gelacht und gemeint, dass es nicht das erste Mal war, dass Marco sich ihrer Unterstützung bediente, aber sie würde ihm gerne behilflich sein. Sie würde alles so vorbereiten, wie er das wollte, und sie würde ihm für die betreffende Nacht ihr Penthaus überlassen und bei ihrem Neffen schlafen.
… Marco hatte vorgehabt, zur Erinnerung an Clara und zur Wiedererlangung ihrer sexuellen Lust, so wie sich die Therapeutin das sicher gewünscht haben würde, den Versöhnungssex nachzuspielen, den Clara ihnen dreizehn Jahre zuvor erlaubt hatte, als sie sie wieder zusammengeführt hatte.
… Aber nun war es anders gekommen. Seine Frau schien ihm zu eingeschränkt wahrnehmungsfähig, um dieses Rollenspiel mitzuspielen und zu würdigen. Deshalb hatte er, als er ihren Zustand erkannt hatte, schnell umdisponiert und ein für sie unter diesen Umständen einfacheres Spiel inszeniert, das sie gut kannte, weil sie es in unterschiedlichen Variationen schon öfters gespielt hatten.
… Das Spiel war simpel, es ging um Dominanz, Unterwerfung und Benutzung, für eine alkoholisierte Frau mit dem Drang und der Freude, ihre Sexualität ausleben zu wollen, egal wie, ein willkommenes Spiel.
… „Bist du endlich fertig? Steh‘ auf und lass‘ dich anschauen!“, befahl Marco nun.
… Etwas unsicher richtete sich Sandra auf und präsentierte ihrem Mann ihren nackten Körper. „Attraktiv bist du ja“, sagte Marco grinsend, „möchtest du, dass ich dich ficke?“
… Sie starrte ihn an. Wir konnte er das fragen. Selbst in ihrem benebelten Gehirn war ihr klar, wie sehr sie das wollte und brauchte.
… „Ich höre nichts, kleíne Eheschlampe“, sagte er nun, deutlich zärtlicher, aber sie spürte seine Ungeduld.
… „Ich … ich…“. Sie riss sich zusammen. Nackt wie sie war, ging sie ganz dicht an ihn heran.
… „Nun?“ Er versuchte, streng auszusehen.
… „Ja … Liebling … ja, … fick‘ mich“. Ohne Widerstand zu leisten, ließ sie sich von ihm nun erneut auf das Bett werfen. Marco war sich nicht sicher, was sie dabei überhaupt bewusst registrierte, ob sie mitbekam, wie er seine Hosen fallen ließ und Jackett und Hemd auszog.
… Aber als er in sie eindrang, nachdem er sich davor von ihrer Nässe überzeugt hatte, schien sie das deutlich wahrzunehmen, denn sie fing sofort an, wollüstig zu stöhnen.
… Bereitwillig spreizte sie ihre Beine noch weiter, sie wollte, benebelt wie sie war, freie Bahn für Marcos Pimmel. Er penetrierte sie langsam und bedächtig, mit weitausholenden Stößen, und langsam steigerte er sein Tempo.
… Wie immer war es äußerst genussvoll für ihn, seiner Frau zu zeigen, wo der Barthel den Most holt, wie eine Redewendung im Süden der Republik lautete. Jetzt hatte er das Sagen, er dominierte Sandra nach Belieben. Natürlich war er überhaupt nicht böse, dass er hatte umdisponieren müssen, im Gegenteil, genaugenommen freute er sich mit ihr, dass sie sich im Kreise ihrer Freundinnen hatte gehenlassen können, ohne negative Konsequenzen wegen der dadurch verminderten Hemmschwelle befürchten zu müssen.
… Es war ihr geliebter Ehemann, der sie jetzt, genau wie er es angekündigt hatte, in ihr persönliches Nirwana vögelte. „Oh … ahhh … arrggrrr … Marco … ja, mehr, mehr …“, krächzte sie, ihr Keuchen und Stöhnen musste man im ganzen Penthaus hören, sofern jemand dagewesen wäre.
… Marcos Stöße wurden intensiver und er steigerte die Frequenz noch etwas weiter. „Das gefällt dir wohl, du geile Schlampe, kriegst du das mit, blau, wie du bist?“, keuchte er, seine Luft wurde knapper.
… „Ja … ja … ich … ahh … Schlampe …“, stammelte sie nur noch als Antwort, dann raste ihr persönliches Nirwana über sie hinweg. Ihre Augen wurden glasig und blickten durch Marco hindurch, während sich Kopf und Brust rhythmisch hoben und senkten. Schließlich sank sie ermattet auf die Matratze zurück.
… Auch Marco hatte sich stark verausgabt. Eigentlich hatte er vorgehabt, an seiner Frau hochzurutschen und ihr seine Ladung in den Mund zu spritzen, aber dazu fehlte ihm nun die Kraft. Also fickte er sie noch etwa eine Viertelminute weiter, dann war es bei ihm so weit und er hielt sich nicht zurück. Auch er wurde laut, als er ihr nun eine Million potenzieller Bábys in ihre Pussy spritzte, zumindest stellte er sich das in diesem Augenblick bildlich so vor. Er wusste, dass sich Sandra im Moment in einem empfängnisbereiten Zustand befand, er wusste auch, dass sie theoretisch noch fruchtbar war, und diese Vorstellung half mit, seinen Genuss noch zu steigern. Aber natürlich war ihm, als er wieder heruntergekommen war, auch klar, dass Sandras Kupferspirale, die sie zu dieser Zeit als Verhütung trug, keiner befruchteten Eizelle erlauben würde, sich einzunisten.
… Ja, und das war auch gut so. Gemeinsam mit Penny und David, als dieser noch lebte, hatten sie vor Jahren entschieden, dass zehn Kjinder in der Großfamilie genug wären.
… Als er sich ausgespritzt hatte, legte er sich neben Sandra, sie kuschelte sich an ihn und begann, ihn mit Streicheleinheiten zu verwöhnen. „Bist du mir böse?“, fragte sie dann. Sie schien etwas klarer.
… Marco sah sie überrascht an: „Um Himmelswillen, mein Liebling, wieso denn?“
… „Na, weil ich doch ziemlich viel getankt habe.“
… „Aber nicht doch. Du hast dich im Kreis der Frauen wohl gefühlt. Du konntest ohne Risiko so richtig mitfeiern und ich wäre ja in der Nähe gewesen. Alles in Ordnung. Ich hab‘ nur bei unserem Liebesspiel umdisponieren müssen. Ich hatte etwas anderes vor, aber so war’s auch gut. Ich hab‘ eben eine alkoholisierte Schlampe gevögelt. Wie war’s denn für dich, meine kleínes Miststück?“ Marcos Stimme war zärtlich geworden.
… Sandra war mittlerweile deutlich nüchterner und deshalb registrierte sie seinen Tonfall ganz genau. Sie drängte sich an ihn und brachte ihren Mund an sein Ohr: „Wie immer überwältigend mit dir, mein Liebling. Ich habe das so sehr gebraucht. Ich habe schon Angst gehabt, dass du mir böse bist, weil ich zuviel getrunken habe. Aber inwiefern hast du umdisponiert? Was hattest du denn anderes geplant? Unser Fick war doch super!“
… „Ja, mein Kleines, das war er. Das, was ich geplant habe, werden wir nachholen, bald. Bis dahin verrate ich nichts, auch wenn du noch so neugierig bist.“
… Zunächst schien Sandra enttäuscht, dann lächelte sie: „Das wollen wir doch mal sehen.“ Ganz zart begann sie ihn zu lecken, am Ohr, was er gerne mochte, dann über die Wange bis zu seinen Lippen.
… Marco hätte lügen müssen, wenn er gesagt hätte, dass ihm das nicht gefiele. Intensiv knabberte sie an seinen Lippen, dann bewegte sie sich abwärts, über seine Brustwarzen, seinen Nabel bis zu seinem empfindlichsten Teil. Das ruhte am Ende eines schlaffen Schaftes auf seinem Bauch.
… Der Schaft begann, sich leicht aufzurichten, aber trotz Sandras kundigem Bemühen wurde er nicht ganz einsatzbereit.
… Sandra bemerkte das umgehend. „Ich glaube, ich bin heute zu müde für eine Wiederholung“, erklärte sie, „ich werde mich morgen früh mit deiner Morgenlatte beschäftigen, mein Liebling.“ Sie legte sich nun in die richtige Lage, bettete ihren Kopf auf das Kissen und bedeutete ihrem Mann, es ihr gleichzutun. Halb legte sie sich nun auf ihn, ihre Hand an seiner Wange und den Kopf an seinen gelehnt. Das war ihre Lieblingsposition und jetzt zeigten sich doch Auswirkungen des Alkohols, denn sie schlief innerhalb einer Minute ein und fing leise an zu schnarchen.
… Marco blieb noch zehn Minuten länger wach. Er spürte den warmen Körper seiner geliebten Frau, eng an ihn gepresst, er spürte ihren Atem, er hörte, wie sie im Schlaf den einen oder anderen Baum umsägte, und es wurde ihm wieder einmal bewusst, wie sehr er sie liebte. Außer die Liebe zu seinen Kjndern konnte nichts an das, was er fühlte, heranreichen. Und wie sie erkannt hatte, dass bei ihm wirklich nichts mehr ging, und sofort bemüßigt war, selbst nicht mehr zu wollen, das zeigte ihre unglaublich große Empathie. Offensichtlich war sie schon wieder in der Lage gewesen, diese einzusetzen. Sie wollte nicht, dass Marco sich blamiert fühlte, aber das würde er ohnedies nicht.
——————–
… Am darauffolgenden Wochenende waren Sandra und Marco unterwegs zur Praxis von Clara Millstedt, die jetzt diejenige ihrer Tóchter war. Leonie hatte das Praxisschild ihrer Mutter hängen lassen und ihres darunter befestigt.
… Marco hatte ein Geheimnis aus ihrem Ziel gemacht, aber als Sandra erkannte, wohin sie fuhren, fragte sie: „Haben wir denn einen Termin bei Leonie?“
… „Nein“, schmunzelte ihr Mann, „nicht direkt. Wir haben nur etwas in ihrer Praxis zu erledigen.“
…Ihr Gesicht bestand aus lauter Fragezeichen. Darauf wusste sie sich keinen Reim zu machen. Sie begann, ihre Empathie einzusetzen, sie war neugierig.
… Marco bemerkte das: „Nein, forsch‘ mich nicht aus. Wart’s ab, mein Liebstes, du wirst es früh genug erfahren. Lass‘ dich überraschen.“
… Als sie bei der Praxis klingelten, öffnete Leonies Mann. „Da seid ihr ja, Leonie erwartet euch schon.“ Während sie eintraten, kam ihnen die Psychologin bereits entgegen. Sie war jetzt im achten Monat.
… „Leonie“, sagte Marco, „du siehst wahnsinnig gut mit deinem Bauch aus.“
… „Red‘ keinen Blödsinn, Marco, unförmiger geht’s gar nicht mehr.“
… „Doch, doch, Leonie, ganz ehrlich, ich habe die Bábybäuche in meiner Familie immer sehr geliebt.“
… „Siehst du, Häschen.“ Leonies Mann beugte sich zu ihr und küsste sie: „Leonie will nicht einsehen, wie ihre Figur auf die meisten Männer wirkt. Es ist merkwürdig, bei ihren Klienten versteht sie das, nur bei sich selbst will sie das nicht wahrhaben.“
… „Julius!“, wurde er nun von Leonie gescholten, „wer ist in unserer Familie die Psychologin, du oder ich?“
… Der grinste: „Anscheinend muss es manchmal ich sein, wenn du nicht kapieren willst, wie unglaublich sexy du auf mich wirkst.“
… Marco lachte: „Meine liebe Leonie, da muss ich deinem Mann recht geben. Auch ich finde deinen Bábybauch außerordentlich sexy.“
… Leonie seufzte: „Ja, ja, ich weiß ja. Auch mein Váter und mein Bruder finden das, eigentlich alle Männer, die mich sehen. Aber trotzdem, wenn ich mich im Spiegel betrachte …“
… Sandra nahm die Therapeutin in den Arm: „Meine Liebe, ich habe mich während meiner Schwangerschaften genauso gefühlt. Aber ich hatte Marco, der hat meinen erhöhten Sexbedarf befriedigt, wann immer es ihm möglich war. Daran konnte ich erkennen, dass ich für ihn sexy war.“
… Julius strahlte seine Frau an: „Siehst du, Häschen? Genauso ist es bei uns. Dein Bauch macht mich an. Da ist unsere Tóchter drin, die ich jetzt schon genauso liebe wie dich. Seit ich im Beruf leiser trete, schlafen wir viel öfter miteinander, und genau das möchtest du ja auch.“
… „Also wirklich, Julius? Willst du unser Sexleben vor unseren Gästen ausbreiten?“
… Er antwortete nicht direkt darauf, sondern wandte sich nun an Sandra und Marco: „Ich halte mich ganz genau an das Rezept von Claras Mutter. Ihr müsst wissen, dass ich vor der Hochzeit ein Spezialseminar bei Clara bekommen habe. Seither weiß ich genau, wie ich für Leonies Leben bestmöglich sorgen kann.“
… „Julius! Echt jetzt? Musst du das erzählen?“
… „Aber ganz sicher, mein Schatz. Sandra und Marco sind gute Freunde, auch wenn sie deine Klienten sind. Und auch sie wissen, welch großartige Therapeutin deine Mutter war.“
… „Ja, das stimmt vollkommen“, meldete sich Marco nun, „auch ich habe viel gelernt, wie ich mit meiner Frau umgehen soll. Ich befolge das ganz genau seit über zwölf Jahren und es hat unsere Ehe in einer Weise gefestigt, die ich vorher nie für möglich gehalten habe. Clara war eine außergewöhnliche Persönlichkeit und eine perfekte Therapeutin.“
… Sandra stand immer noch mit dem Arm um Leonie. Sie trennten sich jetzt und Sandra fragte, warum die junge Psychologin eigentlich am Samstag in ihrer Praxis war.
… „Ich bin fast jeden Samstag hier, Sandra, solange, bis ich hinter meiner Mutter alles aufgearbeitet habe.“
… „Und Julius?“
… Der schmunzelte: „Schau‘ meine Frau an. In ihrem Zustand lasse ich sie ganz sicher nicht allein. Ich komme immer mit, ich habe auch einiges zu arbeiten und nebenbei kann ich auf sie aufpassen.“
… Marco registrierte diese Antworten mit großem Wohlwollen. Bei seinen Recherchen hatte er so viele schlecht laufende Beziehungen erlebt und hier hatte er eine nahezu perfekte vor sich. Gewiss, sie war Ehepaartherapeutin und er hatte in seiner zukünftigen Schwiegermutter die beste Lehrmeisterin gehabt, aber mit Weisheiten gefüttert zu werden und diese dann auch zu leben, waren immer zwei Paar Stiefel.
… „Ihr wollt rüber in das Schlafzimmer neben dem Praxisraum, also kommt mit“, sagte Leonie nun und vergewisserte sich, dass die Gäste ihr folgten.
… Während sie ihrer Therapeutin folgten, sah Sandra ihren Mann fragend an. Doch der vertröstete sie: „Warte noch, meine Liebste, sobald wir allein sind, erkläre ich dir alles.“
… Und das waren sie wenige Minuten später. Leonie hatte sie in den Raum geführt, den sie noch von ihrer Therapie gut kannten. Wie damals roch es nach frischer Bettwäsche und die Einrichtung bestand im Wesentlichen aus einem mächtigen Doppelbett.
… „Was machen wir denn hier? Wollen wir bumsen?“, fragte Sandra.
… Marco lachte: „Ja, das auch, wenn es dran ist. Ich hatte vor, am Abend nach Paulas Hochzeit unseren Versöhnungssex nachzuspielen, sozusagen als Reminiszenz an Clara. Helena hat uns deshalb ihr Penthaus abgetreten und für alle Utensilien gesorgt.“
… Sandra blickte ihn an: „Alle? Du meinst …?“
… „Ja, alle Hilfsmittel, die du damals in Absprache mit Clara eingesetzt hast.“
… „Clara war so unglaublich weitsichtig. Sie hat genau im Vorhinein gewusst, wo es Probleme geben würde, und exakt die richtigen Gegenmittel gehabt.“
… „Genau, meine Liebste. Und die hat Helena in ihrem Penthaus für uns vorbereitet. Du hättest für dieses Spiel die Führung übernehmen müssen, so wie damals, aber du weißt selbst, dass das für dich nicht möglich gewesen wäre.“
… Sandra sah ihren Mann etwas betreten an: „Also habe ich doch zuviel getrunken.“
… „Nein, meine Liebste, das hast du nicht, aber das haben wir schon besprochen. Wir haben doch wundervollen Sex gehabt. Es war nur etwas mehr Alkohol, als für unser Spiel gut gewesen wäre. Aber heute wirst du es drauf haben. Und wir beide brauchen es sehr, schließlich bin ich wieder die ganze Woche unterwegs gewesen.“
… Sandras Gesicht hellte sich auf: „Du möchtest, dass ich das Kommando übernehme?“
… „Aber ja“, lachte ihr Mann, „genauso wie damals. Du erinnerst dich doch?“
… „Wie könnte ich das je vergessen.“ Sie sog die Luft in ihre Nase. „Es riecht genauso wie früher.“
… „Stimmt, meine zu mir zurückkommende, über alles geliebte Ehefrau. Lass‘ uns anfangen.“
… Sandra nickte ihm liebevoll zu. Sie kam auf ihn zu und legte ihre Arme um ihn. „Mein Liebling“, flüsterte sie, „wir dürfen Sex haben, Clara hat es erlaubt.“ Sie begann, sein Gesicht mit vielen kleinen Küssen zu bedecken.
… Marco erinnerte sich ebenfalls an fast jede Einzelheit. Er versetzte sich in seine Lage damals vor dreizehn Jahren und die Erinnerung strömte auf ihn ein. „Ich möchte das ja auch, aber geht das einfach so auf Befehl?“, fragte er seine Liebste.
… „Das werden wir ganz sicher hinkriegen. Darf ich dich führen, so wie früher?“
… „Natürlich, du musst nicht fragen.“
… „Sie entkleidete ihn nun, Stück für Stück, während sie ihn streichelte, massierte und küsste. Das gefiel Marco und im Anschluss tat er dasselbe genussvoll mit ihr.
… Als sich Sandra dann wohlig auf dem Bett räkelte, kam er neben sie. Während sie gegenseitig ihre Körper erkundeten, erinnerte sich Marco an die Berührungsängste, die sie damals empfunden hatten, die gab es diesmal natürlich nicht.
… Aber was genauso war wie damals, war das Ergebnis. Ihre Liebeslust nach einer Woche Abstinenz siegte schnell und sie fielen regelrecht übereinander her. Sandra kümmerte sich intensiv um Marcos bestes Stück und kaum war er steif, rief sie: „Ich gehöre nur dir, los, nimm‘ mich jetzt sofort, mein Liebling.“
… „Ich liebe dich immer noch ganz verrückt“, wich Marco nun ein kleínes bisschen vom Drehbuch ab, dann spürte er, wie Sandras Hand seinen Pimmel an ihrer Muschi ansetzte und seine Eichel ihre Schamlippen teilte. Mit wenig Druck schob er seine Latte in ihren Kanal. Das Gefühl war magisch, als er ganz drin war und verharrte.
… Er küsste sie intensiv, dann sagte sie plötzlich: „Jetzt muss dein Schwanz schlapp werden.“
… „Wie soll das gehen?“, grinste er sie an, „das geht doch nicht auf Befehl.“
… „Doch, doch, das würde schon funktionieren. Ich brauche nur ein Gespräch über deine Vorträge oder die Zensuren unserer Kiinder anfangen.“ Sie erwiderte sein Grinsen.
… Tatsächlich lenkte ihn das ab und er spürte seinen Penis an Härte verlieren, nicht viel, nur ein wenig. Marco würde weiterstoßen können und sein bestes Stück würde aufgrund seiner Erregung schnell wieder komplett steif werden, aber es war ihm klar, was Sandra bezweckte. Sie wollte sich an das Drehbuch halten, also zog er sich aus ihrer Muschi zurück und ließ ihn draußen an ihren Schamlippen entlanggleiten.
… „Nein, nicht“, meinte Sandra, „du machst mich damit wuschig und er wird gleich wieder steif. Das ist nicht erlaubt.“ Sie griff nach seinem Glied und betastete es: „Oh, da werden wir etwas tun müssen. Roll‘ mal runter.“
… Marco gehorchte und sie legte sich auf ihn und küsste ihn intensiv. „Das ist nicht so schlimm, mein Liebling, das wird schon.“ Sie küsste ihn nochmals, dann rutschte sie langsam an seinem Körper hinunter, jedes Fleckchen streichelnd und mit ihrer Zunge leckend. Als sie seinen Schambereich erreichte, zuckte sein Schwanz vernehmlich.
… Sie bedeckte ihn mit feuchten Küssen, während sie mit ihren Fingern einen Ring um seine Wurzel bildete und rhythmisch zudrückte. Dann nahm sie die Eichel in den Mund und ihre Zähne knabberten ganz vorsichtig in der Rille zum Schaft.
… Eigentlich war die Situation reichlich absurd, fand Marco. Irgendwie war er sich plötzlich nicht mehr sicher, ob die Idee für dieses Rollenspiel als Reminiszenz für Clara wirklich so gut war. Er erinnerte sich sehr gut an die Verzweiflung, die bei ihm damals hochgekommen war, als ihm seine Potenz einen Strich durch die Rechnung machte. Es war der Alptraum jedes Mannes, den man schnellstens abschütteln sollte. Und was machte er? Er spielte hier sein Nichtkönnen von damals nach, obwohl sein Pimmel eigentlich gut drauf war.
… Aber schließlich hatte er das selbst geplant und initiiert. Sandra war nur die perfekte Regisseurin und sie ging darin voll auf, wie er gemerkt hatte.
… Er entschied, sie weiter gewähren zu lassen. Letzten Endes gefiel ihm, dass Sandra genau das machte, was ihn am meisten erregte. Er stöhnte verhalten, während sein Pimmel in ihren Mund hineinwuchs und hinten anstieß. Sie drückte nun ihren Kopf nach vorn, die Eichel flutschte am Zäpfchen vorbei tief in ihre Kehle. Selten machte sie das, fast nur zu besonderen Anlässen, denn es war für sie enorm anstrengend. Sie wusste jedoch genau, welchen Genuss sie ihrem Mann damit bereitete. Sie bewegte ihren Kopf vor- und zurück, sie fickte seinen Schwanz, der enorm anschwoll. Marco spürte, wie seine Eichel Sandras Speiseröhre dehnte.
… Es war großartig und genussvoll, was Sandra mit ihm anstellte, Marcos Atem ging rasselnd. Liebend gern hätte er ihre Kehle besamt, aber er besann sich auf das Drehbuch. Er bedeutete ihr, seinen Pimmel freizugeben, drehte sie wieder auf den Rücken und drang schnell wieder in sie ein.
… Natürlich war sein Pimmel maximal steif, er genoss die Muschi seiner Frau. Auch die war ziemlich erregt, und ihre Fotze triefte vor Nässe. Aber dann schien sie sich wieder auf das Spiel zu konzentrieren und drückte ihn von sich. Dabei entzog sie sich ihm und er musste aufhören.
… „Leider“, sagte sie, „deine Erektion hat nachgelassen.“
… Natürlich war das nicht der Fall, aber so stand das schließlich im Drehbuch. Jedoch so mitten in seinem Element zu sein und plötzlich nicht mehr weitermachen zu dürfen, das tat weh. Und es wirkte sich auch ein wenig auf seine Potenz aus. Aber er sah seine Sandra strahlen, sie lebte das Spiel geradezu.
… Also legte er sich neben seine Frau. Er fluchte laut und gab sich den Anschein, enorm verärgert zu sein.
… „Ruhig, mein Liebling“, beschwichtigte Sandra ihn erneut, „ganz ruhig. Das ging doch eben schon viel besser. Wir kriegen das ganz sicher hin.“ Sie bearbeitete seinen Körper mit ihren Fingerkuppen und Nägeln und Marco kam nicht umhin, die Zärtlichkeiten seiner Frau zu genießen.
… „Warte kurz, ich komme sofort wieder“, sagte sie nun und stand auf. Sie holte etwas aus der Schublade eines kleínen Schranks, es war ein Vibrator. Der war nicht groß, vielleicht zehn Zentimeter lang und drei in der Breite und hatte eine Plastiklasche, sodass man ihn ganz hineinschieben konnte. Marco erkannte ihn sofort, es war sicher derselbe wie derjenige dreizehn Jahre zuvor, beim ersten Sex nach ihrer Trennungszeit.
… „Du weißt ja schon, was kommt“, meldete sie sich, „erinnere dich, Mailin hat uns zu solchen Sexspielchen inspiriert. Also mach‘ schon.“
… Marco wusste, was er zu tun hatte. Er fing an, mit dem Plastikteil in ihre Muschi zu stoßen, bis es über und über mit ihrem Schleim bedeckt war. Das gefiel ihm und er machte weiter, bis sie ihm lachend Einhalt gebot. „Da will ich deinen echten Schwanz drinnen haben, nicht den Dildo.“
… Er erinnerte sich an das ‚Institut für Sexualtherapie‘, als Mailin, die mittlerweile eine gute Freundin geworden war, sie in den Sex mit solchen Spielzeugen eingeführt hatte. Er wusste, dass er den Plastikschwanz jetzt in seinen Hintern bekommen würde, und das machte ihm nichts aus, im Gegenteil, er kannte die stimulierende Wirkung seit Langem.
… Dann wurde er von Sandra geführt wie damals. Nachdem sie seinen Schwanz wieder kurz mit ihrem Mund bearbeitet hatte, schwang sie sich auf ihn und ließ seinen Penis in sie hineingleiten. Dabei schaltete sie den Vibrator in seinem Anus ein.
… „Aaaahhhh“, entfuhr es Marco, als die Vibrationen durch seinen Darm liefen, die Prostata stimulierten und an seiner Schwanzspitze endeten. Sein Pimmel war knüppelhart, während seine Frau auf ihm auf- und abhüpfte und sich dabei mit ihren Händen auf seiner Brust abstützte.
… „Besorg’s mir jetzt von unten“, krächzte sie und Marco ließ sich das nicht zweimal sagen.
… Sandra hatte ihre Augen verdreht, sie war dabei, sich ihren Gefühlen zu ergeben. Aber sie vergaß nicht, den Vibrator mit dem kleínen Steuergerät, das sie zwischen ihren Fingern eingeklemmt hatte, immer weiter aufzudrehen.
… Marco erinnerte sich an den Fick, den sie hier gerade kopierten. Er hatte sich damals einfach großartig gefühlt, als er gemerkt hatte, dass ihr Wiedervereinigungssex nunmehr gelingen und er Sandra in einen perfekten Orgasmus katapultieren würde. Und so war es jetzt auch. Sie kam auf ihm und Wellen zuckten durch ihren Körper, während sie ihren Kopf ganz nach hinten riss.
… Als es vorbei war, nahm er das Steuergerät aus ihren Fingern und schaltete den Vibrator aus. Wie damals hatte er auch diesmal nicht gespritzt und wie damals meinte Sandra, dass das nicht ginge.
… Sie lächelte ihn an: „Der kleíne Marco muss auch auf seine Kosten kommen.“ Wieder glitt sie an seinem Körper abwärts und wieder nahm sie seinen Pimmel in ihren Mund und erneut fickte sie ihn, während sie ihn mit ihren Lippen und Zähnen ganz eng umspannte. Und schließlich kam er in ihren Mund, er konnte und wollte es nicht zurückhalten.
… „Hmmm, lecker“, grinste sie, „ich wusste schon nicht mehr, wie du schmeckst.“
… Und er erinnerte sich an seine Gefühle danach. Er hatte Mühe gehabt, sie zu sortieren und einen klaren Gedanken zu fassen, und nur eines war ihm glasklar gewesen, nämlich wie wahnsinnig er seine Frau liebte. Da hatte sich bis heute nichts geändert und was jetzt noch dazukam, war eine unendliche Verbundenheit mit der unvergessenen Clara Millstedt, der sie all das verdankten.