Ehepaar auf Abwegen, 58. Teil
Veröffentlicht amEhepaar auf Abwegen, 58. Teil
Damals (April bis Dezember 2008)
Fortsetzung, autobiographischer Inhalt
… Auf dem Wege der Amtshilfe beschäftigte sich das zuständige deutsche Jugendamt fast einen ganzen Tag lang mit der Familie Berlinghoff. Das geschah allerdings erst Anfang April, während der Osterferien im März hatte man keine Möglichkeit gesehen.
… Zwei Damen durchleuchteten die Wohn- und Arbeitssituation und vor allem Sandras und Marcos zeitliche Möglichkeiten, fünf Kiinder angemessen zu betreuen und ihnen gerecht zu werden.
… Sandra stellte ihnen ihre Eltern und das Au-pair-Mädchen vor und erläuterte ihren ausgeklügelten Haushalts- und Betreuungsplan, den sie immer im Voraus anfertigte. Alexander sei zudem öfters bei Jonathan Waldenfels und die dortige Kijnderfrau helfe auch bei den Berlinghoffs aus.
… „Den Plan werden Sie aber ordentlich erweitern müssen, wenn Heidrun und Henrik zu Ihnen kommen“, meinte eine der beiden Damen. Daraufhin erklärte Marco, dass sie vermutlich ab Herbst ein zweites Au-pair-Mädchen beschäftigen würden.
… Der Termin lief gut und auch die drei Kiinder verhielten sich mustergültig, sogar Sophia verzichtete auf einen ihrer Zornesanfälle. Beeindruckt stellten die Vertreterinnen des Jugendamts fest, dass die Kjinder glücklich und gut erzogen wirkten. Anscheinend fehlte es ihnen an nichts.
… „Das können Sie ganz laut sagen“, strahlte Sandra die beiden Damen an, „die Kjnder sind unser Ein und Alles.“
… Dann kamen sie noch auf die enge Wohnraumsituation zu sprechen. „Da müssen Sie sich noch etwas einfallen lassen, Herr Berlinghoff. Sie haben nur zwei Kiinderzimmer im Moment. Sophia schläft mal da, mal dort, so wie es gerade passt. Aber sie wird älter und wird ihr eigenes Reich brauchen. Und wo wollen Sie die Kjnder Ihrer Schwester, geschweige denn ein zweites Au-pair-Mädchen unterbringen?“
… „Da haben Sie vollkommen Recht“, erwiderte Marco, „dieses Haus ist mein Elternhaus, ich bin hier aufgewachsen und ich hänge sehr daran. Aber natürlich werden wir uns nach etwas Größerem umschauen. Bis dahin wird es eine Zwischenlösung geben. Mein Schwiegerváter, Wolfgang Triesting, hat einige Ideen dazu.“
… „Sie haben ganz oben im Dach das Arbeitszimmer gesehen“, sagte dieser nun zu den beiden Damen, „das wird ein Kiinderzimmer. Es ist groß genug für drei Kiinder, Alexander, Valentina und Heidrun, die drei ältesten. Ein wenig tut mir das weh, denn ich habe das Zimmer vor acht Jahren selbst aufgebaut. Vermutlich muss ich aus den Möbeln Kleinholz machen, sonst bekomme ich sie nicht die Wendeltreppe hinunter, oder aber ich baue diese übergangsweise aus, mal sehen. Die beiden Kleínen, Sophia und Henrik, bekommen Alexanders Zimmer, aber sie können natürlich auch bei Sandra und Marco schlafen. Und das zweite Au-pair-Mädchen wird in Valentinas bisherigem Zimmer wohnen. Für den gesamten Umbau werde ich schon ein paar Monate brauchen, also bitte, erwarten Sie nichts von heute auf morgen, meine Damen.“
… „Keine Angst, das tun wir nicht, Herr Triesting. Aber wo werden Sie denn die Schreibtische unterbringen? Eingangs haben Sie uns erzählt, dass Sie oft von zu Hause aus arbeiten.“
… Marco übernahm die Antwort: „Sandra und ich werden nur mehr einen Schreibtisch gemeinsam haben und einen Büroschrank, da werden wir uns bescheiden müssen. Die neue Büroecke werden wir im Wohnzimmer aufbauen, dort wird es natürlich enger. Und Sandra nimmt Sophia und künftig Henrik, aber auch manchmal Valentina in die Firma mit, es gibt dort entsprechende Einrichtungen.“
… „Das wissen wir, Herr Berlinghoff. Waldenfels ist da weit voraus und wir wissen auch, dass Sie zusammen mit Frau Doktor Waldenfels große Anteile daran haben. Es stand ja in allen Zeitungen und wir vom Jugendamt haben diese Einrichtungen schon öfter in unsere Entscheidungen einbeziehen können. Unsere Hochachtung, Herr Berlinghoff.“ Die eine Dame begann jetzt, ihre Sachen zusammenzupacken.
… „Sie hören in Kürze von uns“, ergänzte die zweite, bevor sie sich nun verabschiedeten.
… ‚In Kürze‘ bedeutete dann drei Wochen. Ende April war der Bericht fertiggestellt, dann musste er übersetzt und die norwegische Version beglaubigt werden. Es war Ende Mai, als Marco wieder nach Norwegen fliegen konnte, wo er zusammen mit dem Anwalt und Lars‘ Váter den nächsten Gerichtstermin hatte. Aber diesmal war das Ergebnis sehr erfreulich. Es gab grünes Licht. Drei weitere Wochen jedoch würde man sich noch gedulden müssen, erläuterte der Richter, bis sein Beschluss und alle notwendigen Papiere ausgestellt seien. Dann könne man die Kjinder abholen.
… So wurde es schließlich die letzte Juniwoche, die Sandra und Marco wieder in Sandnes verbrachten. Heidrun und Henrik hatten sich an die Pflegefamilie gewöhnt und heulten beim Abschied. Sie trennten sich auch schwer von ihren Großeltern, die sie mindestens zweimal pro Woche besucht hatten. Die Kjnder kannten ihren Onkel Marco und dessen Frau nur wenig und es war nicht leicht, sie aus ihrer Umgebung loszueisen.
… Kleidung und Spielzeug waren schon per Luftfracht auf die Reise geschickt worden, als man am Vorabend des Heimflugs zum letzten Mal im Wohnzimmer zusammensaß, in Ingrids und Lars’ Haus, das danach vom Anwalt verkauft werden würde. Die Kiinder schliefen im Elternschlafzimmer, sie sollten in dieser für sie schwierigen Zeit nicht getrennt werden. Sandra und Marco hatten rechts und links auf dem Bettrand gesessen und sie im Arm gehalten, bis sie eingeschlafen waren. Es war ihnen bewusst, dass sie dies zuhause bis auf Weiteres fast jeden Abend tun müssten, wodurch ihr ehelicher Sex wieder einmal zu kurz kommen würde, aber die Kiinder waren ihnen viel zu wichtig, um etwas anderes zu wollen.
… „Jetzt heißt es Abschied nehmen“, sagte Lars‘ Mutter ganz leise und Tränen kollerten ihre Wangen hinunter. Sandra sprang sofort auf, schnell war sie bei ihr und begann, sie in ihren Armen zu wiegen.
… „Heidrun und Henrik sind alles, was uns geblieben ist.“ Lars‘ Vater schaute Marco direkt in die Augen. „Ich weiß, dass ihr sehr beschäftigt seid, aber vielleicht könnt ihr es doch einrichten, uns zumindest einmal im Jahr zu besuchen. Ich würde ja gerne anbieten, die Kjnder im Sommer einige Wochen zu uns zu nehmen, aber das schaffen wir nicht mehr.“
… „Ganz sicher werden wir euch besuchen“, versprach Marco, „aber ihr könnt doch auch jederzeit zu uns kommen.“
… „Vielleicht machen wir das, ein- oder zweimal, ich weiß nicht. Es ist nur mit Schiff und Bahn möglich und das ist sehr umständlich. Fliegen darf ich nicht, aus gesundheitlichen Gründen, schon seit Jahren nicht mehr.“
… „Naja, ihr kommt halt, sooft es euch möglich ist“, versuchte Marco Trost zu vermitteln.
… „Danke, danke.“ Der alte Mann war noch leiser geworden. Dann raffte er sich auf: „Ein großes Anliegen hätte ich noch. Habt ihr vor, die Kjinder zu adoptieren?“
… Marco räusperte sich, um Zeit zu gewinnen, denn den Zweck dieser Frage verstand er nicht. „Äh, ja, möglich“, antwortete er schließlich, „wir haben das mit unseren Anwälten noch nicht zu Ende besprochen. Die meinen, dass es mit einer Adoption viel einfacher wäre, denn dann würden Vormundschaftsrichter und Jugendämter wegfallen. Andernfalls werden die uns einmal jährlich lästig fallen.“
… „Ich weiß“, kam es leise zurück, „mein Freund, unser Anwalt, hat mir dasselbe gesagt. Bei uns ist es jedoch so, dass die Kiinder mit der Adoption den Familiennamen ihrer neuen Eltern bekommen.“
… „Ich glaube, in Deutschland auch. Sicher bin ich mir aber nicht.“
… „Darf ich dich bitten, Marco, den Kiindern ihren Namen zu lassen. Der Name ‚Onsager‘ ist ált und besteht seit Jahrhunderten. Heidrun und Henrik sind die Letzten mit diesem Namen. Bitte lass‘ nicht zu, dass er ausstirbt.“
… Etwas verdutzt hatte Marco diesen Wunsch zur Kenntnis genommen. Er suchte den Blickkontakt zu seiner Frau, ihm gegenüber immer noch Lars‘ Mutter im Arm hielt. Sie hatte der Konversation zugehört und jetzt schien sie nachzudenken. „Ich habe zwar verstanden, dass die Kijnder deiner Schwester mit einer Adoption unseren rechtlich gleichgestellt werden, was wir ja auch wollen, aber es liegt ja an uns, sie alle gleich zu behandeln, da brauchen wir kein Gesetz, Marco. Lass‘ uns diesen Wunsch erfüllen und das noch genau klären. Wenn die Kijnder mit der Adoption wirklich ihren Namen verlieren sollten, werden wir nicht adoptieren, außer es spricht etwas Gravierendes für die Adoption.“
… Lars‘ Váter blickte nach rechts und sah Sandra groß an. Scheinbar hatte er damit nicht gerechnet. Etwas unsicher drehte er seinen Kopf jetzt zu Marco.
… Dieser lächelte ihn an: „Also kannst du ganz unbesorgt sein. Wenn Sandra etwas auf diese Weise sagt, dann gilt das. Da könnte ich niemals etwas Gegenteiliges anbringen.“
… Und man konnte sehen, wie diese Worte ihn glücklich machten.
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… Sandras Váter benötigte in der Tat einige Monate, um seine Umbaupläne zu realisieren, und so musste bei den Schlafstellen improvisiert werden. Als im August die Robertsons für drei Wochen zu Besuch kamen, genau nach Absprache, war das ehemalige Arbeitszimmer im Dachgeschoss zumindest als Matratzenlager für die Kiinder einsetzbar. Zwar war das Gästezimmer frei und wurde wie immer von Penny und David belegt, aber nunmehr drängten sich neun Kiinder in das restliche Haus, nein, eigentlich zehn, denn Jonathan zog es vor, hier statt in der Villa zu übernachten, denn bei der großen Kjnderschar machte es dem fünfeinhalbjährigen Jungen deutlich mehr Spaß. Der Vorteil dabei war, dass seine Kiinderfrau tagsüber ebenfalls zugegen war und beim Aufpassen half.
… Heidrun und Henrik hatten es nach ihrem Umzug von Norwegen schon schwer. Sie waren traurig und ihr Deutsch war nicht so gut, um sich ordentlich verständigen zu können, aber man musste Alexander und Valentina wirklich hoch anrechnen, dass sie die beiden liebevoll aufnahmen. Heidrun und Henrik begannen sich zu akklimatisieren und als die „Amerikaner“ da waren und es von Kiindern nur so wuselte, da tauten die beiden vollends auf. Sie legten ihre Zurückhaltung ab und begannen, sich wie glückliche Kiinder zu verhalten. Zweifellos, sie waren jetzt in ihrer neuen Familie angekommen und die würde nun ihr Lebensmittelpunkt sein, das schienen sie verinnerlicht zu haben.
… Der Herbst begann und erstmals kamen zwei neue Au-pair-Mädchen, frisch aus Mexiko, und fingen in den beengten räumlichen Verhältnissen zu arbeiten an. Mitte September startete wieder der ‚Ernst des Lebens‘, zumindest für Alexander, der ins Gymnasium gewechselt war, für Valentina, die nun die dritte Klasse der Grundschúle besuchte, und Jonathan, der sein letztes Kjndergartenjahr angefangen hatte, mit besonderer Förderung wie in einer Vorschúle. Dasselbe traf übrigens auch auf Yannik in Ohio zu.
… Heidrun wurde im Kjindergarten angemeldet und Sophia und Henrik wurden zeitweise von Sandra in die Firma mitgenommen.
… Sie und Marco waren sehr stolz auf sich und das konnten sie auch sein. Es war ihnen gelungen, die Kiinder von Marcos Schwester in ihre Familie einzugliedern und ihnen ein glückliches Familienleben zu bieten. Der Tod ihrer Eltern und die Verpflanzung in ein anderes Land begann in den Gedanken der Kiinder zu verblassen. Bereits im September hatten die Berlinghoffs Besuch der beiden Damen vom Jugendamt, die das beindruckt bestätigten.
… Das Einzige, das an ihrem ansonsten perfekten Leben zehrte, war, dass ihr Sex viel zu kurz kam. Marco war häufig unterwegs, oft mehrere Tage lang. Er nahm Termine war, interviewte Ehepaare und solche, die es einmal waren, sowie eine Unmenge Fachleute. Mittlerweile hatte sein Pseudonym einen gewissen Bekanntheitsgrad und viele Daten, vor allem statistischer Natur sowie Ergebnisse von Experimenten trudelten bei ihm ein. Sie wurden zwar von seinen Studenten, die ihm von Professor Schmitz geschickt worden waren, gewissenhaft bearbeitet, aber er hatte den Ehrgeiz, möglichst alles vorher persönlich zu sichten, was irgendwann einmal nicht mehr machbar sein würde, wie er natürlich voraussehen konnte.
… Marco hatte auch mehr und mehr Vertrauen bei diversen Psychotherapeuten aufbauen können. Sie ließen ihn nun vermehrt online an Sitzungen mit ihren Patienten teilhaben, sodass er sich ab Herbst 2008 gewisse Reisen sparen konnte. Das war immerhin ein Anfang, der es ihm erlaubte, wieder etwas häufiger zuhause zu sein.
… Rüdiger Schmitz war ihm auch weiterhin eine große Hilfe. Er koordinierte nach wie vor die strukturelle Entwicklung der Wissensdatenbank, die von den Studenten gefüttert wurde, und er vermittelte Marco immer wieder neue Kontakte in aller Welt.
… Auch die Psychotherapeutin Clara Millstedt hatte des Öfteren Informationen für ihn. Sie hatte mittlerweile drei Artikel in entsprechenden Fachorganen veröffentlicht und viel positive Resonanz erfahren, aber auch einige sehr kritische Stimmen über sich ergehen lassen müssen. Immerhin wollte sie ihre Standesorganisation zu einem Vortrag einladen, der im Januar 2009 stattfinden sollte.
… Auch Miriam vom Sexclub war nicht untätig geblieben, insgesamt fünf Interviews mit Kunden, allesamt Ehepaare, die ihren Sex im Club aufpeppten, hatte er zwischen Mai und September führen können. Aufgrund ihrer neuen familiären Situation war es für Sandra zeitlich unmöglich gewesen, teilzunehmen, deshalb hatte Marco die Interviews allein geführt und war danach sofort wieder gefahren, ohne Sandra hätte er niemals einen Rundgang im Club gemacht. Zweimal hatte sich das Ehepaar Heuser gemeldet, mit dem sie ja einmal einen schönen und befriedigenden Tag im Club erlebt hatten, aber Marco hatte absagen müssen, im Moment war so ein Erlebnis, so geil es auch sein mochte, nicht im Kalender unterzubringen.
… Aber immer erzählte er Sandra alles, was er erlebt und in Erfahrung gebracht hatte, denn Geheimnisse, egal welcher Art, wollte er nicht haben. Meist war es ziemlich spät am Abend, ihr Ehebett war überfüllt, bis zu drei Kjinder lagen bei ihnen und schliefen. Also konnten sie nicht vögeln, sondern nur reden.
… „Clara hat uns die Theorie geliefert und ich verifiziere das gerade in der Praxis, an dem, was ich in den Interviews höre und was an Informationen reinkommt. Sie hat schon Recht gehabt, es ist fast unheimlich, denn in allen Punkten, die wir mittlerweile untersucht haben, liegt sie richtig.“
… „Ist das wirklich neu für uns?“ Sandra lag halb auf ihrem Mann und sie hatte dafür gesorgt, dass er ihre Brüste an seinem Oberkörper und ihre Vulva an seinem Oberschenkel spüren konnte. Sie wusste natürlich, wie sehr ihn das aufgeilte, besonders, da sie so wenig Sex hatten. Und es ihr machte ihr Spaß, ihn ein wenig zu quälen, denn er konnte seine Erregung nicht abreagieren.
… Marco wurde dadurch abgelenkt. „Du verdorbenes Luder“, sagte er, „du weißt genau, wie mich das aus dem Konzept bringt.“
… Sandra kicherte daraufhin. Sie fühlte sich in seinem Arm unendlich geborgen, aber sie spürte den Sexentzug genauso intensiv wie ihr Mann. Sie hatten zwar während der Sommerferien etwas ‚aufholen‘ können, da Penny und David für einen gewissen Freiraum gesorgt hatten, aber danach war es zunächst so weitergegangen wie davor.
… Natürlich nutzten sie alle Gelegenheiten aus, die sich ihnen boten. Der Küchentisch war nächtens ein möglicher Ort für eine schnelle Nummer, immer mit dem Risiko, dass jemand hereintapste. Dann gab es natürlich die Möglichkeit, Marcos Büro bei Waldenfels zu nutzen, aber er war ja mittlerweile nur mehr zwei-oder dreimal im Monat dort. Wenn er nämlich im Unternehmen Termine hatte, suchte er meist seine Gesprächspartner in deren Büros auf.
… Sandra und Marco sprachen mit ihrer Therapeutin über ihren Notstand, und die amüsierte sich sichtlich darüber. „Willkommen im Klub, meine Lieben“, schmunzelte sie, „Burkhart und mir geht es seit Jahren so. Ihr habt doch bei mir gelernt, dass die Häufigkeit von Sex überhaupt kein Maßstab für eine gute Ehe ist. Eure Ehefaktoren stimmen, also sollte eine Durststrecke im Sexleben kein Eheproblem hervorrufen, ich meine natürlich, kein Problem, dass man mit dem Partner hat, sondern gemeinsam mit der Lebenssituation. Das ist in jeder Ehe wirklich vollkommen normal. Ihr liebt euch doch und solange ihr euch nicht gegenseitig Vorwürfe macht, ist das okay.“
… „Also ehrlich gesagt, Clara, mache ich mir selbst Vorwürfe“, warf Marco an dieser Stelle ein.
… Sandra sah ihn überrascht an: „Warum denn, mein Liebster?“
… „Weil ich diese Situation heraufbeschworen habe. Damals, bei unserem Abendessen, ihr erinnert euch sicher, hat dein Mann, Clara, ganz klar gewarnt. Er hat gesagt, dass meine neue berufliche Richtung sehr viel von meiner Zeit kosten würde, Zeit, die meiner Familie, vor allem Sandra fehlt. Ich habe geglaubt, dass ich das in den Griff bekommen würde, aber unter dieser Fehleinschätzung leidet meine Frau jetzt.“
… Sandra begann sofort zu protestieren: „Vergiss nicht, Marco, wir haben gemeinsam entschieden, dass du das machen sollst. Und wir haben gemeinsam in Kauf genommen, dass es zwischendurch mal zeitlich eng werden kann. Und wir haben nicht ahnen können, dass wir Heidrun und Henrik zu uns nehmen würden. Ich liebe dich, du bist die Liebe meines Lebens und außerdem finde ich deinen neuen Job spannend. Wenn wir im Moment zu wenig Zeit füreinander haben, kann ich damit umgehen, glaub‘ mir.“
… „Kannst du dir eine schönere Liebeserklärung vorstellen, mein Lieber?“ Clara blickte Marco in die Augen. „Genau so wird in einer guten Ehe reagiert. Und ihr führt so eine, sogar eine super gute, da kannst du dich auf meine Erfahrung verlassen.“
… „Naja“, meinte Marco, „aber das ist auch genau der Grund, weswegen ich mich schuldig fühle. Du bist auch die Liebe meines Lebens, Sandra, und ich glaube das, was Clara sagt, nämlich dass wir eine gute Ehe führen. Aber nicht ich sorge dafür, sondern du. Es ist ausschließlich dein Verdienst. Du managt alles, unser Haus, unsere Kiinder, mittlerweile sind es fünf, und ich trage kaum etwas dazu bei. Du bist unser Rückgrat und zusätzlich hast du noch deinen Job bei Waldenfels. Ohne dich wäre schon längst alles zusammengebrochen.“
… „Und das beschäftigt dich, Marco?“, fragte die Therapeutin.
… „Ja, Clara, und nicht nur das. Zeitweise quält es mich, was ich damit unserer Beziehung antue.“
… „Ach, mein Liebling.“ Sandra kam zu Marcos Stuhl und hockte sich vor ihn hin. „Gar nichts tust du uns an, wir schaffen das schon. Es wird ja irgendwann besser werden.“
… „Höre auf deine Frau, Marco. Ja, sie ist euer Rückgrat und sie ist dein Fels, akzeptiere das einfach. Sandra ist unglaublich stark, aber das weißt du alles. Und sie ist auch stark in ihrer Liebe zu dir. Sie wird kein Problem daraus machen, untervögelt zu sein. Ihr werdet gemeinsam an einer Lösung arbeiten.“
… Etwas weidwund war Marcos Blick, als er seine Frau nun ansah. Sie kam daraufhin hoch und küsste ihn, sanft und zärtlich. „Nimm dir die Zeit, die du brauchst, bis dein neues Arbeitsgebiet aufgebaut ist, dann werden wir weitersehen.“
… „Ich weiß, meine Liebste. Du würdest ja alles für mich tun und auf alles verzichten. Aber das will ich nicht. Ich möchte ein baldige Lösung. Wie macht ihr das denn, Clara, wenn diese Frage nicht zu indiskret ist?“
… Clara lachte daraufhin: „Wir haben eine andere Situation als ihr. Unsere Zwillinge sind über zwanzig und führen ihr eigenes Leben. Wenn sie uns brauchen, ist das natürlich sofort unsere Hauptpriorität, aber das kommt viel seltener vor als bei euch, logischerweise. Obwohl wir beide sehr intensive Berufe haben, bleiben mehr Zeitnischen als früher, um unsere Beziehung zu pflegen. Das machen wir konsequent, in jeder Hinsicht.“
… Sie blickte in zwei Augenpaare, die sie anstarrten und sich offenbar noch mehr erwarteten. „Ihr beide, meine Lieben, seid in einer ähnlichen Situation wie wir früher, als unsere Zwillinge kleíner waren. Aber soll ich euch etwas sagen, wir haben nie die ganze Zeit, die wir zur Verfügung hatten, den Kjndern gewidmet, wie ihr das anscheinend tut. Da bleibt nämlich kaum etwas für euch als Paar. Und was viele unterschätzen, wenn das Paar nicht mehr funktioniert, wird das die Familie beeinträchtigen. Die Prioritätenverteilung der Lebenszeit lautet idealerweise: zuerst die Kjnder, dann das Elternpaar, dann der Beruf. Aber das spielt es in der Praxis nicht. Der Beruf kann in bestimmten Situationen zur Nummer eins werden, dann muss die verbleibende Zeit zwischen Kiindern und Pflege der Paarbeziehung aufgeteilt werden, aber Letztere darf nicht zu kurz kommen.“
… „Das heißt …“, dehnte Marco. Er versuchte, sich darauf einen Reim zu machen.
… „Das heißt, mein lieber Marco, dass bei dir die Zeit, die du in den Beruf steckst, derzeit Nummer eins ist. Das ist okay, darf aber nicht langfristig so bleiben, aber das ist dir ja ohnehin klar. Deine restliche Zeit steckst du in die Kiinder. Ihr habt Heidrun und Henrik bei euch aufgenommen, das ehrt euch gewaltig, und auch wenn eure persönlichen Charaktere etwas anderes gar nicht zugelassen hätten, tut das keinen Abbruch. Aber Sandra und ihre Bedürfnisse und auch deine bleiben auf der Strecke.
… Ganz ehrlich, ihr seid doch intelligent und einfallsreich. Ihr müsst euch mit dem Gedanken beschäftigen, wie ihr es schafft, mehr Zeit miteinander zu verbringen. Die Lösungen liegen bei euch. Aber ich werde euch sagen, wie wir das damals gemacht haben und eigentlich manchmal immer noch tun. Burkhart erfand ‚Brush-up-Weekends‘, so nannte er sie. Überwiegend waren das Wochenenden von Freitag bis Sonntag, mit viel körperlicher Betätigung und viel Sex, das war der Sinn dahinter. Wir fickten, was das Zeug hielt, in den Nächten und auch tagsüber, wenn es sich ergab, und die restliche Zeit war ausgefüllt mit Wandern oder Wellness oder Tennis oder sonst irgendwas, nur keine Kiinder und keine Arbeit. Oder wir waren in einer interessanten Stadt mit viel Kultur und ebenso viel Sex. Wonach euch der Sinn steht, da müsst ihr schon selbst draufkommen.“
… „Ohne Beruf und ohne Kjnder, nur Sandra und ich, viel körperliche Betätigung und viel Sex“, wiederholte Marco und blickte seine Frau an: „Wie klingt das für dich?“
… Sandra war Feuer und Flamme: „Das klingt perfekt, mein Liebling.“ Aber dann huschte ein Schatten über ihr Gesicht. „Aber ohne Kjinder? Geht das? Können wir das wirklich machen?“
… „Natürlich könnt ihr das“, antwortete Clara an Marcos statt, „zunächst ist es schwierig, das ist klar. Aber wenn du ein Intensivwochenende mit deinem Mann hinter dir hast, Sandra, wirst du das automatisch wieder wollen, glaub‘ mir. Und ich empfehle, die Frequenz klar festzulegen, Burkhart und ich haben das damals alle vier bis sechs Wochen gemacht, ganz konsequent. Wir haben uns bei der Planung abgewechselt.“
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… Allerheiligen fiel im Jahr 2008 auf einen Samstag. Sandra und Marco waren wieder früh dran, früher als alle anderen Gäste des Thermenhotels Erlenhof. Sie waren zur Verbesserung ihrer Ausdauer die erforderliche Anzahl Längen geschwommen, denn Marco hatte Schwimmen und Wandern zum Inhalt ihres ersten ‚Brush-up-Weekends‘ gemacht. Sandra hatte ihm verklickert, dass er dieses Wochenende organisieren sollte, für das nächste würde sie verantwortlich zeichnen.
… Dann hatte sie der Bademeister, den sie ja bereits gut kannten, wieder in eine Kabine geführt, in der normalerweise Massagen durchgeführt wurden. Marco hatte ihn darum gebeten, seinem Kollegen Enzo aus Brasilien mitzuteilen, dass sie seinen Wunsch, ein wenig zugucken und eventuell wieder absahnen zu dürfen, leider ablehnen und ihn auf einen späteren Aufenthalt vertrösten müssten. „Denn“, so wie er zu seiner Frau sagte, „das Wochenende gehört nur uns beiden. Wir müssen unsere ziemlich leeren Sexbatterien wieder aufladen.“
… Marcos zeitliche Engpässe hatten ihm nicht erlaubt, seine Kondition auf dem bisherigen Niveau zu halten, im Gegensatz zu Sandra, die in der jüngeren Vergangenheit öfters ohne ihren Mann zum Sport gegangen war. Deshalb tat der sich schwerer als früher, seiner Frau mehr als einen Höhepunkt zu schenken. An Erregung mangelte es ihm nicht, als er Sandra mit ihrem wunderbaren Körper, dem man ihre vier Geburten überhaupt nicht ansah, vor sich auf dem Massagetisch liegen sah. Auch sein Ständer hatte keinerlei Erektionsprobleme, seit dem Wiedervereinigungssex in Claras Liebeszimmer hatte er keine mehr gehabt, und seinen eigenen Erguss aufzuschieben, klappte auch gut, aber mit dem körperlichen Durchhaltevermögen haperte es.
… Eigentlich fühlte er sich mit seinen siebenunddreißig Jahren zu jung, um schon Verschnaufpausen beim Sex einlegen zu müssen. Aber er tat es, nur ganz kurz, um Sandras Erregung nicht abklingen zu lassen, und so verschaffte er seiner Frau zwei schöne Orgasmen und einen Dritten danach zum Ausklingen, als er seinen Samen aus ihrer Muschi leckte. Aber danach war ‚Feierabend‘, er war aufs Äußerste angestrengt und sein Atem ging pfeifend.
… Sandra wäre nicht Sandra; wenn sie nicht genau gewusst hätte, was er fühlte, und sie sagte zu ihm: „Das war schön, mein Liebling, komm‘ her zu mir.“ Sie zog ihn zu sich und bedeckte sein Gesicht mit vielen kleinen Küssen, denn das mochte er sehr. Dann züngelte sie über seine Lippen und in seinen Mund, um die Reste ihrer Säfte zu schmecken.
… „Ich glaube, ich werde wieder mehr Sport betreiben“, seufzte er, als sie ihn wieder freigegeben hatte.
… „Alles gut, mein Liebling. Der Sex mit dir ist immer schön, ganz egal, wie lang du durchhältst, das weißt du doch. Clara hat’s uns ja erklärt, unsere innige Verbundenheit und Vertrautheit. Allein, dass ich mich bei dir vollkommen fallenlassen kann, macht schon den Unterschied. Es ist aber schön, wenn du beim Sport wieder bei mir bist, aber lass‘ es uns langsam steigern. Wir haben alle Zeit der Welt.“
… Sandra hatte in allem Recht, das war Marco klar, und dass sie eine großartige Ehefrau war, natürlich auch.
… Sie hatten zweieinhalb schöne Tage. Sie schwammen, liefen durch den nahen Wald und unternahmen täglich eine Wanderung. Die Zeiten dazwischen und die Nächte nutzten sie, um ihr Sexleben aufzubessern. So viel und intensiv war ihnen das schon lange nicht mehr möglich gewesen, vielleicht am ehesten noch im Sommer, als die Robertsons zu Besuch gewesen waren.
… Helena Borgmann, die Eigentümerin des Erlenhofs, leistete ihnen beim Essen Gesellschaft und das waren die einzigen Gelegenheiten, bei denen Marco vom Stand seiner neuen beruflichen Aufgabe erzählte.
… „Vielleicht kannst du ja auch bei uns einmal ein Interview führen“, meinte Helena beim Sonntagsfrühstück, „unsere Gäste gehören durchaus, zumindest teilweise, in deine Zielgruppe, Marco. Ehepaare, mit und ohne Kijnder, die versuchen, ihre Probleme zu lösen, oder Patchworkfamilien, die Trennungen hinter sich gebracht haben.“
… „Klingt nicht schlecht“, erwiderte Marco, „aber wie erfahren wir davon?“
… Helena lachte daraufhin hellauf: „Das kannst du dir doch denken. Unsere Mitarbeiter wissen doch immer alles, du hast ja selbst von deren Informationsnetz gesprochen. Wir erfahren davon, verlass‘ dich drauf.“
… Als am Sonntagnachmittag ihr Gepäck zum Wagen gebracht wurde, waren nicht wenige vom Personal angetreten, um „Adieu“ zu sagen. Sandra und Marco schüttelten etliche Hände, sie waren gerührt, denn das zeigte, wie sehr Helenas Angestellte sie mochten. Gisela, die Leiterin der Kiinderbetreuung, nahm ihnen noch das Versprechen ab, beim nächsten Mal wieder ihre Kiinder mitzubringen. Natürlich wusste das gesamte Personal mittlerweile, dass in der Familie Berlinghoff zwei Neue aus Norwegen dazugekommen waren. Sandra hatte es bei ihrer Ankunft der Empfangsdame Birgit erzählt, die nach den Kiindern gefragt hatte.
… Während der Autofahrt nach Hause waren Sandra und Marco noch erfüllt von ihrem Wochenende. Sie fühlten sich trotz des intensiven körperlichen Programms entspannt und ausgesprochen wohl.
… „Das hätten wir schon längst machen sollen“, meinte Marco, „und wir hätten selbst auf diese Idee kommen können, eigentlich hätte es Clara dazu nicht gebraucht.“
… „Aber wir sind doch froh, dass wir sie haben“, gab Sandra zu bedenken, „sie weiß ja immer Rat und hilft uns enorm.“
… „Da hast du Recht, meine Schöne. Wo wären wir heute ohne sie? Vermutlich irgendwo in anderen Beziehungen. Was hätten wir da versäumt, denn für mich gibt es nur eine, die mich für mein Leben glücklich macht, und das ist die mit dir.“ Er drehte kurz seinen Kopf zu ihr und lächelte ihr zu.
… Sandra langte mit ihrer Hand zum Fahrersitz hinüber und kraulte ihrem Mann das Haar. „Das gilt auch für mich“, erwiderte sie leise.
… Still hingen sie nun ihren Gedanken nach, bis Sandra das Schweigen brach: „Schon erstaunlich, was Clara und Burkhart uns erzählt haben. Beide haben eine lockere außereheliche Beziehung. Das hätte ich niemals gedacht.“
… Marco schmunzelte, als er daran dachte. Es war im Juni drei Jahre her gewesen, dass die Therapeutin und ihr Mann ihnen von ihren Affären berichtet hatten, die vermutlich immer noch andauerten. Genau wissen konnte man das nicht, denn sie hatten seither nie wieder darüber gesprochen. Und auch Professor Rüdiger Schmitz, der Claras Fremdsexpartner war, hatte nie auch nur die kleínste Andeutung gemacht. Offensichtlich sollten nur ganz wenige Personen davon wissen.
… „Apropos Clara“, fuhr Sandra fort, „vor etlichen Wochen hast du gesagt, dass Clara in allem richtig gelegen hat, mit dem, was sie uns erklärte. Du wolltest mir das erläutern, aber dann wurden wir abgelenkt. Jetzt fällt es mir wieder eine und jetzt hätten wir Zeit. Darf ich es wissen?“
… „Selbstverständlich, mein Liebling.“ Marco versuchte sich zu konzentrieren, während er von der Autobahn abfuhr, denn sie hatten ihre Heimatstadt erreicht, und vor der Ampel gab es einen Stau. Dann setzte er fort: „Ich erinnere mich wieder. Ich habe damals mit den Studenten die Informationen, die wir über die vielen Ehepaare zusammengetragen haben, in eine statistische Form gebracht, allesamt Paare, die in gemeinsamer Entscheidung Fremdsex in ihrer Beziehung zugelassen haben, im Prinzip so wie wir.“
… „Ja, und? Was ist das Ergebnis?“ Sandra beugte sich zu ihm, es schien sie sehr zu interessieren.
… Marco musste lachen: „Also gleich vorneweg, Liebste, wir machen es, glaube ich, richtig. Eine gute Ehe braucht Fremdsex nicht, das bestätigt sich. Wenn man trotzdem von Zeit zu Zeit andere Personen einbezieht, ausschließlich zum Lustgewinn und zur Bereicherung und nicht sehr oft, dann ist das Ergebnis positiv. Fast alle derartigen Beziehungen halten lange, es gibt keine zeitliche Obergrenze, daher auch keine Durchschnittswerte. Immer haben sie recht klare Regeln für sich aufgestellt. Wir haben nur ganz wenige Beziehungen ermittelt, die in die Brüche gegangen sind, meist aber nicht wegen Fremdsex.“
… Sandra begann daraufhin zu strahlen: „Also haben wir alles gut im Griff. Zweimal im Jahr mit Penny und David und du einmal mit Paula, das geht doch in Ordnung, oder?“
… „Ganz sicher“, beruhigte sie Marco, „wir haben alles unter Kontrolle, auch dein Penisfaible. Und ich habe dir ja versprochen, dass ich genau darauf achten werde. Wir müssen nur aufpassen, dass unsere Augenhöhe bestehen bleibt. Das ist das größte Problem bei dem, was wir herausgefunden haben. Clara hat damals gesagt, dass eine Ehe umso gefährdeter ist, je offener sie gelebt wird. Und genau das haben wir bestätigt gefunden. Solche offenen Beziehungen führen sehr oft zur Trennung, weil die Kontrolle mit der Zeit entgleitet. Je weniger Regeln oder Grenzen es gibt, desto sicherer geht die Beziehung kaputt, denn es ist nur allzu menschlich, immer mehr und immer wilder über die Stränge zu schlagen. Es genügt nicht, vereinbart zu haben, sich im Nachhinein alles zu erzählen. Da kann es schon zu spät sein. Die Fremdsexpartner erlangen Vorrang vor den eigenen, die Augenhöhe geht verloren und der Erste, der das nicht mehr erträgt, leitet die Trennung ein. Alles, was wir in Erfahrung gebracht haben, geht in diese Richtung. Es ist statistisch relevant.“
… „So weit dürfen wir es niemals kommen lassen!“ Sandra blickte mit großen Augen zu ihrem Mann. „Niemals!“, bekräftigte sie. „Niemals will ich dich auf so eine Art verlieren.“ Dann besann sie sich und fügte hinzu: „Ich will dich ja überhaupt nicht verlieren, mein Liebling.“
… „Keine Angst, das wirst du nicht.“ Marco lächelte zu ihr hinüber. „Glaubst du, dass ich dich jemals gehen lassen werde? Nie im Leben! Und wenn wir uns auch weiterhin an Claras Regeln halten, wird alles gut gehen.“
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… Das erste ‚Brush-up-Weekend‘, wie Sandra und Marco ihre Auszeiten fortan genauso wie das Ehepaar Millstedt nennen würden, war ein voller Erfolg gewesen. Besonders genossen hatten sie, dass sie ihrer Libido frönen konnten und tief befriedigt zurückgekommen waren. Das würde für eine geraume Weile ausreichen, zumal sie außer ein wenig Mundverkehr nur vaginalen Sex gehabt hatten und Muschi und Penis wundgescheuerte Stellen aufwiesen.
… Zu Hause erwartete sie der Alltag, aber beschwingt von ihren Erlebnissen ließen sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Auch nicht durch die Ereignisse, die die Welt gerade erschütterten und ihre Schatten voraus warfen.
… Natürlich hatten Sandra und Marco die sich anbahnende weltweite Finanzkrise wahrgenommen. Als Lehman Brothers am 15. August bankrottgingen, hatten sie intensiv mit ihren besten Freunden, die ihre Sommerferien gerade bei ihnen verbrachten, darüber diskutiert, aber die möglichen Folgen nicht erahnen können. Auch als sich im September erste rezessive Anzeichen in der deutschen Industrie bemerkbar gemacht hatten, war das für Marco noch kein Grund zur Sorge gewesen.
… Aber nach Sandras und Marcos Rückkehr vom Erlenhof lud Paula Waldenfels zu einer Krisensitzung, die am Ende der ersten Novemberwoche stattfand und Marco in die Wirklichkeit der Waldenfels-Gruppe zurückholte.
… „So eine Situation hatten wir seit Gründung unseres Unternehmens noch nie“, sagte Alfred Waldenfels, der Vorsitzende des Aufsichtsrats. Paula hatte in das Besprechungszimmer der Villa gebeten, alle vier Vorstandsmitglieder, den Personalchef, ihre beiden Väter und Marco. Gerade hatte der Vertriebsvorstand die voraussichtlichen Zahlen für das nächste Jahr 2009 erläutert, die eine dramatische Reduktion zeigten, denn die Auftragseingänge waren um dreißig Prozent eingebrochen, mit einer weiteren Tendenz nach unten.
… Paula sah den Váter ihres Sohnes an. Marco dachte kurz daran, dass Jonathan im Februar sechs Jáhre ált werden und im Herbst in die Schúle kommen würde. Die Zahlen klangen so, als würde es kein Waldenfels mehr geben, wenn sein Sohn in fünfundzwanzig Jahren den Konzern übernehmen sollte.
… „Das kann nicht sein. Das hat doch im letzten Monat noch anders ausgesehen.“ Marco sah die junge Frau an, die erst zwei Jahre zuvor den Posten als Finanzvorständin übernommen hatte. Es war eine der weiblichen Besetzungen, die Paula und ihm wirklich gut geglückt waren, natürlich mit Hilfe der Psychologin Doktor Millstedt, das sollte nicht vergessen werden.
… „Leider doch, Herr Berlinghoff“, wurde er von dieser Frau eines Besseren belehrt, „wir haben das gesamte Umfeld analysieren lassen. Die Mehrheit unserer Produkte sind Investitionsgüter, sie werden auf Kredit gekauft und das gilt weltweit. Nur dass die Banken im Moment keine Kredite vergeben und unsere Kunden deshalb nichts bestellen können.“
… Das leuchtete Marco ein, das war logisch. Und er erkannte sofort, dass das Fehlverhalten des Finanzsektors Arbeitsplätze in der Realwirtschaft kosten könnte, und zwar in erheblichem Ausmaß.
… Als er das aussprach, meldete sich Heinrich Waldenfels: „Das ist genau unsere Sorge, Marco. Wir müssen überlegen, wie wir damit umgehen, wir dürfen unser Familienerbe nicht in Gefahr bringen. Das ist das Ziel unserer Sitzung heute.“
… Irgendwie hatte Marco das Gefühl, als würden die Beteiligten jetzt von ihm den Geniestreich erwarten, der alles lösen würde, aber den hatte er selbstredend nicht.
… Also begann er analysierend: „Wenn wir uns 2009 anschauen, welchen Rückgang im Umsatz erwarten wir, im schlechtesten Fall?“
… „Das habe ich vorhin Frau Doktor Waldenfels bereits mitgeteilt. Wir rechnen mit minus vierzig Prozent, bei heutigem Informationsstand.“
… Normalerweise würde Marco bei einer solchen Botschaft über die Maßen besorgt sein, ja vielleicht sogar ausflippen, aber für ihn selbst erstaunlich, blieb er ganz ruhig. Das Wochenende mit Sandra wirkte nach und, allen Weltereignissen zum Trotz, seine Ehefrau war ihm hundertmal wichtiger.
… „Haben Sie Hochrechnungen für 2010?“, fragte er deshalb den Vertriebsvorstand ganz gelassen.
… „Wie Sie selbst wissen, Herr Berlinghoff, reichen unsere Auftragsbestände nicht so weit in die Zukunft. Wir brauchen daher die Prognosen der Wirtschaftsinstitute. Aber selten waren die so divergierend. Generell jedoch sollte es wieder einen Aufwärtstrend geben.“
… „Wir können also zu 2010 nichts sagen, konzentrieren wir uns daher auf das nächste Jahr. Wieviel Verlust würden wir produzieren, wenn wir am Personalstand nichts ändern?“
… „Naja, laut unseren Berechnungen wäre der erheblich.“ Und die Finanzchefin nannte einen satten dreistelligen Millionenbetrag.
… „Es ist wirklich schade“, sagte Marco nun zu Paula, der Frau, die zu seinem polyamoren Beziehungsgeflecht gehörte. Die meisten Anwesenden wussten davon. „Es ist schade, dass diese Krise die schönen Erfolge unseres Umstrukturierungsprojekts zunichtemacht.“
… „Das tut sie nicht, Marco. Alles ist dokumentiert und festgehalten, das weißt du ja. Ohne unser Projekt wäre die Situation noch viel dramatischer.“
… Das war natürlich plausibel. Aber es half trotzdem nichts, es würde eng werden. Der Personalchef berichtete von Kollegen aus anderen Unternehmen, die mit der Planung erheblicher Kündigungswellen begonnen hatten. „Wir werden auch nicht darum herumkommen“, meinte er abschließend.
… „Vermutlich nicht“, schaltete sich Alfred ein, „aber es sollen erst alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Wir haben in der Familie beraten. Wir stehen ja nicht unter dem Zwang, unsere Bilanz auf Kosten der Beschäftigten sanieren zu müssen wie börsennotierte Unternehmen. Heinrich und ich haben entschieden, dass uns die Erhaltung des Personals einiges wert ist. Wir haben in den letzten Jahrzehnten durchaus ein wenig auf die Seite legen können“, schloss er und grinste dabei etwas.
… „Das wäre auch meine erste Idee gewesen“, sagte Marco, „nämlich ein bis zwei Verlustjahre mit Gesellschafterdarlehen zu überbrücken. Wenn ich es richtig verstehe, dann wäre bei unseren Kunden der Bedarf zu investieren da. Wir reden also von einer Krise der Banken. Sobald die wieder Kreditmittel ausspucken, werden die Kunden wieder bestellen. Dann wird der Auftragseingang in die Höhe schnellen und wir werden alle Mitarbeiter brauchen.“
… „Es kann durchaus sein, dass Sie damit richtig liegen, Herr Berlinghoff“, meinte der Vertriebsvorstand, „aber was ist, wenn die Durststrecke länger dauert, sagen wir, vier oder fünf Jahre?“
… „Das Risiko haben wir“, erwiderte Marco, „ich glaube das zwar nicht, aber ja, das kann sein. Andererseits vergessen Sie nicht, wir haben unsere Produktlinien gestrafft, unrentable ausgeschieden, neue Entwicklungen vorangetrieben. Wir sind in mehreren Bereichen absoluter Marktführer und technisch der Konkurrenz weit voraus. Die Kunden brauchen unsere Produkte, sie werden investieren müssen und können nicht vier oder fünf Jahre warten. Denken Sie an unsere diesbezüglichen Analysen, die wir im Rahmen unseres Umstrukturierungsprojekts ausgearbeitet haben.“
… Jetzt meldete sich Heinrich Waldenfels: „Mit irgendeiner Annahme müssen wir kalkulieren. Und wir als Eigentümer tendieren dazu, die Situation ähnlich zu sehen wie Herr Berlinghoff. Wir werden dem Vorstand geeignete Mittel zur Abdeckung von Verlusten zur Verfügung stellen, auf zwei Jahre limitiert und natürlich innerhalb eines Rahmens, über den wir noch reden werden. Aber das wird natürlich nicht ausreichen, deshalb brauchen wir Lösungen. Mein Bruder und ich möchten Ihre Ansätze dazu in spätestens drei Wochen erörtern.“
… Rums, das saß bei den Vorständen. Marco wusste, dass man die Brüder Waldenfels nicht unterschätzen durfte, sie waren gerissene Unternehmer. Wahrscheinlich hatten sie durchaus selbst schon Ideen, schließlich hatten sie den Konzern über ein Vierteljahrhundert geführt und so manche kritische Phase überstanden.
… „Wir werden eine Arbeitsgruppe einrichten, die besten Köpfe aus Ihren Bereichen, meine Damen und Herren“, sagte Paula. Wohlwollend beobachteten Alfred und Heinrich ihre Tóchter, die nun das Heft in die Hand nahm. „Da wir für unsere Konzepte eine Grundannahme brauchen, gehen wir von den Zahlen des Vertriebs aus. Wir werden eine Sammlung von Ideen aufstellen, schnell umsetzbaren Ideen, und intelligente Personalkonzepte. Sie haben die Vorgaben der Herren Waldenfels gehört, daran halten wir uns.“
… Dann wandte Paula sich an Marco und lächelte leicht: „Du ahnst sicher schon, dass ich eine große Bitte an dich habe, oder?“
… Marco sah sie an. Es gab keinen Zweifel, was sie von ihm wollte. „Paula, ich habe dir versprochen, dass ich zur Verfügung stehe, wenn Waldenfels mich braucht. Das ist für mich selbstverständlich. Ich werde also an meinen Arbeitsplatz zurückkehren, nicht wahr?“
… „Ja, Marco“, antwortete Paula, „ich möchte dich wieder in deinem Büro haben, zumindest so lange, bis wir die Situation im Griff haben.“
… „Was soll ich denn konkret für dich tun?“
… „Diese Frage kannst du dir doch ganz leicht selbst beantworten.“ Paula grinste und ergänzte dann: „Du sollst die gesamte Arbeit leiten.“
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… Andrea Körber war hocherfreut, als Marco am darauffolgenden Montag ins Büro kam und ihr eröffnete, dass er bis auf Weiteres wieder täglich anwesend sein würde.
… „Ich weiß nicht, ob Sie sich wirklich darüber freuen sollten“, lächelte er und erläuterte ihr seine neue Aufgabe und welche Rolle sie dabei spielen würde. Die Koordination aller Arbeiten zur Bewältigung der Finanzkrise würde schon fordernd sein, aber sie würde darüber hinaus alle seine Termine für seine Recherchen verschieben und neu planen müssen. Das würde einen gewaltigen Zeitaufwand für sie bedeuten.
… Und zusätzlich eröffnete Marco ihr, dass er ihren Mann Konstantin in seine Arbeitsgruppe berufen würde, denn der hatte sich im Unternehmen einen Ruf als exzellenter Logistikfachmann erworben.
… „Einige Monate lang werden Sie beide sehr eingespannt sein. Sie werden wegen Ihres kleínen Sohnes entscheiden müssen, ob Sie zu seiner Betreuung verstärkt seine Großeltern einsetzen oder das erweiterte Angebot der Kjnderbetreuung der Firma in Anspruch nehmen.“
… Sandra war weniger erfreut gewesen, als er sie informierte über das, was sich bei der Sitzung in der Villa ergeben hatte. Aber sie hatte natürlich verstanden, dass Waldenfels in Not war, und das hatte sie schließlich akzeptieren müssen.
… Aber Marco hatte zwei Dinge klar ausgesprochen, worauf sie sich wieder zufrieden gezeigt hatte: „Solange ich bei Waldenfels intensiv gebraucht werde, gibt es keine Aktivitäten für meine neu berufliche Aufgabe, keine Recherchen, keine Interviews. Ursprünglich wollte ich ja mit Vorträgen und Veröffentlichungen in diesem Jahr beginnen, aber das ist fast vorbei und daraus wird nichts, eventuell 2009, aber wahrscheinlich später. Es stehen zwar jetzt einige sehr ausgefüllte Wochen bei Waldenfels an, aber sobald das Konzept steht, wie wir mit der Finanzkrise umgehen, werde ich meine verfügbare Zeit dir und unseren Kjindern widmen und nicht meinen Recherchen. Wir werden zwar nicht viel mehr Sex haben können als bisher, solange unser Bett weiterhin die Schlafstätte unserer Kjnder ist, aber wir werden jeden Termin für unsere ‚Brush-up-Weekends‘ wahrnehmen, das verspreche ich.“
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… Exakt drei Wochen nach der Sitzung in der Villa fand, wie von den Brüdern Waldenfels gewünscht, das nächste Gespräch statt, diesmal im Besprechungszimmer des Aufsichtsrats. Schnelligkeit war das Zeichen der Zeit und sehr schnell hatte Marco die ihm übertragene Aufgabe in Angriff genommen. Bereits am Montag nach der Sitzung hatte er mit den Vorständen konferiert. Er hatte ihnen zwei Tage Zeit gelassen, ihm Namenslisten für potentielle Mitarbeiter zu übergeben und Konzeptideen zu nennen. Da Paula als Vorsitzende einige Bereiche direkt führte, wie zum Beispiel den Personalbereich, hatte er mit ihr keine Ausnahme gemacht.
… Den Vorstand für Marketing hatte Marco gleich mit Beschlag belegt. Zu diesem gehörte die Unternehmenskommunikation und Marco wollte schnell ein Konzept haben, wie man den Mitarbeitern die Unsicherheit nehmen und sie auf dem Laufenden halten könne und wie die Öffentlichkeit geeignet über alle Maßnahmen zu informieren war.
… Am Ende der ersten Woche gaben Paula und Marco gemeinsam dem Führungspersonal an allen Standorten des Konzerns eine ausgeklügelte Botschaft zur Bewältigung der Krise. Daneben waren Vorbereitungen für die simultane Übersetzung in alle erforderlichen Landessprachen getroffen worden. Diese wurden in allen fremdsprachlichen Standorten direkt abgespielt, damit wirklich alle Mitarbeiter die Absichten der Konzernleitung verstehen konnten.
… Der wesentliche Inhalt der Botschaft bestand darin, den Mitarbeitern einen Ausblick zu geben, dass man die Zukunft ab 2010 wieder optimistisch sehe, aber 2009 überleben müsse. Sobald das Konzept stehe und vom Aufsichtsrat genehmigt worden sei, würde man es allen Mitarbeitern erläutern.
… Die Überschriften über das Konzept, das Marco den Brüdern Waldenfels schließlich präsentierte, waren ein rigoroses Kostensparprogramm und eine detaillierte Überprüfung der Personalsituation in jedem Standort mit dem Ziel, möglichst wenige Mitarbeiter zu verlieren. Er hatte ein Kernteam aus zehn Personen gebildet, die den Eigentümern die einzelnen Maßnahmen erläuterten. Er hatte dabei keine Rücksicht auf hierarchische Positionen genommen, die Finanzvorständin war genauso Mitglied im Kernteam wie ihr bester Controller.
… Einen Tag zuvor hatten sie dasselbe schon mal veranstaltet, für Paula und ihre Vorstände. Es war sozusagen eine Generalprobe. Paula hatte sich danach sehr glücklich gezeigt und Marco intensiv umarmt, trotz der im Raum anwesenden Mitarbeiter.
… Daran musste Marco kurz denken, als er nun nach vorne ging, um den Brüdern Waldenfels eine Zusammenfassung zu geben. Ja, auch im Nachhinein gefiel ihm Paulas Umarmung, und ja, er hätte gerne wieder einmal mit ihr geschlafen, aber zunächst war es wichtig, sein eheliches Sexleben wieder auf die Reihe zu kriegen, bevor er an Paula dachte, die überdies von Hildegard vermutlich gut betreut wurde.
… „Ihr habt immer wieder skeptische Zwischenfragen gestellt, Alfred und Heinrich“, begann Marco nun zu dozieren, „und das ist natürlich euer gutes Recht. Aber bedenkt eines bitte: Es ist genau wie vor über vier Jahren mit unserem Umstrukturierungsprojekt. Niemand konnte damals sagen, ob und wie es erfolgreich sein würde. Erfolg und Misserfolg liegen oft nah beieinander und in einem Unternehmen wie Waldenfels ist es nun mal so, dass ihr beide als Eigentümer das komplette Risiko tragt. Deshalb ist es letztendlich immer eure Entscheidung. Ihr habt damals erlaubt, dass Paula und ich das Projekt umsetzen durften, und ich glaube, man kann sagen, dass ihr richtig lagt. Das Konzept, dass wir euch heute erläutert haben, ist genauso zu sehen. Vermutlich wird es erfolgreich sein, aber es kann auch daneben gehen und dieses Risiko kann euch niemand abnehmen.
… Bevor ihr jetzt antwortet, möchte ich noch einmal die Eckpfeiler darstellen: Erstens das Einsparprogramm. Wir werden alle Standorte und Abteilungen durchkämmen und individuelle Ziele festlegen. Ein Gießkannenprinzip wird es nicht geben. Zweitens werden sämtliche laufenden Projekte einer Revision unterzogen. Alle, die aufschiebbar sind, werden verschoben. Ausgenommen ist unser Umstrukturierungsprojekt, das wird weiterlaufen. Sein Abschluss ist ohnedies bis Ende 2009 geplant. Drittens sollen intelligente Personalkonzepte mit Arbeitsjuristen und den zuständigen Behörden ausgearbeitet werden. Kurzarbeit ist natürlich klar, aber ein Beispiel könnten Kündigungen mit Wiedereinstellungsgarantie nach einem oder zwei Monaten sein, in einem rollierenden System für die meisten Mitarbeiter.“
… Sie diskutierten noch eine Weile, dann gaben die Brüder Waldenfels grünes Licht. Damit war die Aufsichtsratssitzung in der Woche danach nur noch eine Formsache.
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… Ende November wurde ein Einschreibebrief im Hause von Sandras Eltern abgegeben, der für Verwirrung sorgte. Er war adressiert an Sandra Triesting, kam von einer Notariatskanzlei in Österreich und enthielt den Aufruf an die Empfängerin, sich zu melden, denn möglicherweise käme sie für eine Erbschaft in Frage.
… Gemeint war Marcos Frau, die vor ihrer Hochzeit ‚Triesting‘ geheißen hatte. Ein entfernter Onkel war gestorben, der keine Nachkommen und auch keine näheren Verwandten hatte. Bei der Durchsicht seiner Unterlagen hatte man ein über zwanzig Jahre altes Testament gefunden, in dem drei Frauen als Begünstigte zu gleichen Teilen eingetragen waren. Es waren Nichten des Verstorbenen, über drei Ecken mit ihm verwandt, und eine davon war Sandra Triesting.
… Sandra hatte keine Erinnerung an den Onkel, aber Gerda wusste, von wem die Rede war. Dreißig Jahre zuvor hatte es einmal ein Familientreffen gegeben, da hatten sie einander kennengelernt, sie erinnerte sich an einen mürrischen, etwas verschrobenen Mann. Sandra war damals ein kleínes Mädchen gewesen und offenbar hatte sich der Onkel damals drei seiner entfernten Nichten als Erben ausgeguckt, aus welchen Gründen auch immer.
… Sandra erfuhr auch, dass der größte Teil der Erbschaft aus einem ziemlich heruntergekommenen Haus bestand, mit einem großen Grundstück drumherum. Das Haus hatte der Verstorbene über viele Jahre bis zu seinem Ableben ganz allein bewohnt. Es lag in Kärnten, im südlichsten Bundesland Österreichs.
… Der Notar verlangte einen Identitätsnachweis, zunächst genügten ihm Kopien, die Sandra ihm schickte. Im Januar würde es einen Termin in seiner Kanzlei geben, bei dem sie sich mit Originaldokumenten würde ausweisen müssen, sie hatte ja jetzt einen anderen Familiennamen und eine andere Adresse, wovon der Onkel anscheinend nichts gewusst hatte.
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… Die Bar war gut besucht. Sie hatte einen Bereich mit Tischchen, an denen alle Plätze besetzt waren, und einen Tresen, an dem eine Anzahl gut gekleideter Herren auf Barhockern saßen.
… Einige wenige waren noch frei, als Marco Berlinghoff erschien, sich einen davon angelte und ein Bier bestellte. Eine halbe Stunde zuvor hatte seine Frau ihm aufgetragen, genau das zu tun und abzuwarten, was passieren würde, dann war sie aus ihrem Hotelzimmer verschwunden.
… Das Hotel befand sich im nördlichen Schwarzwald und die Gäste gehörten einer gehobenen Schicht an, was man auch an den Preisen erkennen konnte. Marco betrachtete die Barbesucher und kam zu dem Schluss, dass die Mehrzahl unter ihnen wohl aus geschäftlichen Gründen hier waren, vielleicht für Sitzungen oder zu Seminaren. Nur eine Handvoll Frauen befand sich darunter, die überwiegende Anzahl waren Männer.
… Vermutlich war das der Grund, dass plötzlich ein Geraune durch die Bar lief und alle Köpfe sich in die Richtung drehten, aus der nun eine atemberaubend aussehende Frau auftauchte und zum Tresen schritt. Sie war nicht ganz schlank, aber ihre Kurven saßen richtig und wurden durch ein enganliegendes blaues Minikleid betont. Sie hatte langes braunes, welliges Haar, ein hübsches Gesicht und ganz dunkle Augen, in denen man sich verlieren konnte, wie Marco feststellte, als er ihr den Hocker neben ihm anbot, nachdem sie zielgerichtet darauf zugesteuert war und gefragt hatte, ob der Platz noch frei wäre.
… Marco merkte nicht, wie sämtliche Männer ringsherum mit Stielaugen glotzten und ihn beneideten, als die Frau sich jetzt zu ihm beugte, nachdem sie eine Weinschorle bestellt hatte.
… Marco wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Sandra hatte das zweite ‚Brush-up-Weekend‘ organisiert, das jetzt, am Freitag, den 12. Dezember begonnen hatte. Sie waren am frühen Nachmittag mit dem Auto angereist, hatten ihr Zimmer im zweiten Stock bezogen und waren danach schwimmen und in die Sauna gegangen. Wieder im Zimmer zurück, hätte er sie gerne gevögelt, aber sie hatte sich ihm entzogen, geheimnisvoll gelächelt und ihn auf den Abend vertröstet. Wohl oder übel hatte er das akzeptiert, dann war es Zeit für das Abendessen gewesen und danach hatte Sandra ihn zur Bar geschickt.
… Die Frau neben ihm hatte etwas gesagt, aber das war ihm entgangen. Deshalb sah er sie fragend an.
… „Ich heiße Nora, und du?“ Sie lächelte ihn an. „Wir dürfen doch ‚Du‘ sagen, ist das okay?“
… „Hrrrmm“, räusperte sich Marco, „äh, ja, dürfen wir. Und … ich bin Marco.“ Endlich hatte er es herausgebracht.
… „Oh, Marco“, schmeichelte sie, „was machst du denn hier? Bist du allein?“ Sie legte eine Hand auf seine und ihr Gesicht war ganz nahe bei ihm.
… „Ähhh … ja, nein … das heißt …“, stotterte er, nicht wissend, wie er sich verhalten sollte. Er war mehr als unzufrieden mit sich selbst, dass er so sehr die Fassung verlor, normalerweise war er in der Lage, solche Situationen einigermaßen gut zu meistern. Dahingehend zu meistern, dass er die betreffende Dame höflich, aber bestimmt zurückwies, er sei in festen Händen und würde seine Ehefrau nicht hintergehen.
… Dabei war die Frau gar nicht mal sein Typ, sie entsprach nicht seinem ‚Beuteschema‘, wie man zu sagen pflegte. Trotzdem strahlte sie etwas aus, dem er sich nur schwer entziehen konnte.
… Sie ging jetzt einen Schritt weiter, ihr Zeigefinger begann, seine Lippen zu streicheln, dann hörte sie abrupt auf und sagte kichernd: „Ich muss mal, bin gleich wieder da. Lauf‘ nicht weg, Marco!“
… Während sie zur Toilette wackelte, wurde sie von allen Seiten betrachtet und etliche Münder standen offen. Irgendwie war Marco stolz, dass sie sich ausgerechnet ihn als Gesprächspartner ausgesucht hatte, aber wie er damit umgehen sollte, war ihm nicht klar.
… „Sie sind ein Glückspilz“, sagte der Barmann zu ihm, „noch ein Bier?“
… „Unbedingt“, antwortete Marco, „ich muss meine Nerven beruhigen.“
… Der Barmann lachte und begann zu zapfen.
… Dann stolzierte die Frau mit dem blauen Minikleid wieder herein. Sie schien die Blicke zu genießen, mit denen sie von allen Seiten bedacht wurde.
… „Bin wieder da“, sagte sie überflüssigerweise zu Marco, denn das war nicht zu übersehen. Sie setzte sich so auf den Barhocker, dass ihr ohnedies kurzes Kleid hochrutschte. der Ansatz ihrer Muschi wurde sichtbar.
… „Oh“, sagte sie, „tut mir leid, Marco, aber ich musste meinen Slip ausziehen, er ist nassgeworden. Jetzt habe ich nichts an.“ Sie beugte sich erneut zu ihm: „Ich hoffe, das stört dich nicht.“
… „Grmmm …“, räusperte sich Marco, „äh … nein, stört mich … grrmm … nicht.“ Seine Beule in der Hose begann zu wachsen.
… Nora, wenn sie denn wirklich so hieß, lächelte, aber sie machte keine Anstalten, ihre Blöße wieder zu verbergen. Der Barmann und einige Männer in unmittelbarer Nachbarschaft bekamen das mit und starrten, was das Zeug hielt.
… „Alle glotzen mich an“, meinte Nora, „aber du bist der einzige, der mich auch anfassen darf. Möchtest du?“ Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern nahm seine Hand und führte sie an ihre blanke Muschi.
… Er fühlte, dass sie feucht war, und begann fast automatisch, sie zu streicheln. Irgendwie wollte er das nicht, aber die Frau hatte etwas Hypnotisierendes an sich.
… Mit halbem Ohr hörte er, wie erneut ein Raunen durch die anwesenden Männer ging. Aus den Augenwinkeln sah er, wie eine andere Frau durch die Reihen der Tischchen ging und sich am Tresen aufbaute, direkt neben ihm, auf der anderen Seite von Nora. Der Platz war besetzt, deshalb sagte sie mit glockenheller Stimme zum Barmann: „Ich würde gerne hier sitzen, neben meinem Mann. Könnten Sie mir bitte einen Hocker bringen?“
… „Sofort, gnädige Frau.“ Der Barmann sah sie an und bedachte Marco mit einem verwirrten Blick. Dann beeilte er sich, Sandras Wunsch nachzukommen.
… Als sie dann sitzen konnte, bestellte sie einen Cocktail und tat völlig unbeteiligt, indem sie die Wand vor sich anstarrte.
… Marco hatte seine Hand von Noras Muschi wegnehmen wollen, aber die hatte sie festgehalten. „Mach weiter, das ist angenehm.“
… „Bist du verrückt? Das da neben mir ist meine Frau!“ Er riss sich los und jetzt erst wagte er es, sich zu seiner Frau umzudrehen: „Sandra, warum kommst du so spät? Wo warst du denn?“
… „Marco? Schön, dass ich dich treffe. Vermisst hast du mich ja nicht wirklich, wie ich sehe.“ Sie fing an, an ihrem Cocktail zu nippen.
… „Natürlich habe ich dich vermisst. Ich habe gerade zu Nora hier gesagt, dass nichts werden kann, weil ich verheiratet bin.“
… „Aha, und deshalb hast du deine Hand an ihrer Muschi gehabt?“
… Der Barmann hatte das Gespräch mitbekommen und Marco mit einem bedauernden Blick angesehen. Er schien froh zu sein, nicht in Marcos Haut zu stecken.
… „Bitte Sandra! Kann ich dir das im Zimmer erklären? Es ist wirklich alles harmlos.“
… Während Sandra ihn musterte, zweifelnd wie es schien, beugte sich der Mann, der bis vorhin sein Nachbar am Tresen gewesen war, zu Marco: „Sie haben jetzt zwei geile Weiber. Sie müssen es heute Nacht beiden ordentlich besorgen, dann werden sie Ruhe geben, glauben Sie mir.“ Beim Vorbeugen streifte sein Kopf Sandras Schulter und während er sich wieder zurücksetzte, berührten seine Lippen ihr Ohr.
… „Oder aber, mein Freund“, ergänzte er im Anschluss, „ich kümmere mich um die Dame hier. Sie scheint Ihre Frau zu sein, vielleicht kann ich sie ein wenig trösten. Und vermutlich ist sie ja gerade auf Männerfang, so wie sie aussieht.“
… Der Mann legte nun seinen rechten Arm um Sandras Schulter, seine Linke legte sich auf ihren Oberschenkel und begann, ihr rotes Minikleid hochzuschieben, das ihren Schritt ohnedies nur knapp zu bedecken schien.
… Während Marco die beiden ungläubig anstarrte, meldete sich Nora von seiner anderen Seite: „Kannst du deine Frau nicht loswerden? Sie stört uns doch nur. Und dann gehen wir auf dein Zimmer.“
… „Nein, Nora, nein.“ Marco wusste, dass er sich in einem Dilemma befand, wenn ihm auch nicht wirklich klar war, wie er da hineingeraten war. Aber diese Situation gab ihm seine Handlungsstärke zurück. „Wir beide gehen sicher nicht auf mein Zimmer, Nora, das mache ich nur mit meiner Frau. Ich bitte dich zu akzeptieren, dass ich sie ganz sicher nicht hintergehen werde. Das geht nicht gegen dich persönlich, du bist eine unglaublich tolle Frau, aber versteh’ bitte, es geht nicht.
… Dann drehte er sich zu seiner Frau um: „Du hörst sofort auf, dich von diesem Kerl betatschen zu lassen und kommst jetzt mit aufs Zimmer, aus Schluss. Dort werde ich dir erzählen, was wirklich mit Nora passiert ist und dass das vollkommen harmlos war. Im Übrigen möchte ich von dir hören, warum du wie eine Nutte aussiehst, so wie du angezogen und geschminkt bist.“
… Sandra grinste ihn an und legte ihre Hand auf die des Mannes, die mittlerweile ihren Schritt erreicht hatte. „Wieso, was hast du denn?“, fragte sie mit unschuldiger Miene, „Was stört dich an Christian? Er ist doch richtig schnuckelig!“
… „Christian?“ Marco begann seine Beherrschung zu verlieren. „Du weißt bereits, wie dieser Kerl heißt?“
… „Aber ja, mein Liebling“, gurrte sie und sah ihn spitzbübisch an. Dann, ganz plötzlich, schlug dieser Christian ihr kurzes Kleid zurück. Es war bis weit nach oben geschlitzt und gab nun ihren Unterleib fast komplett frei, jedoch nur für einen Augenblick, dann legte sich Christians große behaarte Hand darüber und verdeckte alles, was sehenswert gewesen wäre.
… Marco hörte einige Seufzer im Umfeld, die vom Barmann und einigen anderen Männern stammen mussten. Er selbst blickte seine Frau irritiert an. Er kannte zwar von dem, was er kurz erhaschen konnte, jedes Detail, aber sich auszumalen, was unter der Hand dieses Kerls verborgen war, ihre blanke Fotze mit leicht geöffneten Schamlippen und der schwarzen Landebahn darüber, die er so sehr liebte, und ihre Vorstellung hier in dieser Umgebung, am Tresen einer Hotelbar, präsentiert von einem ihm unbekannten Kerl, war in dieser Kombination wohl einmalig. Und es war erkennbar gewesen, dass der Eingang zu ihrem Lustkanal glänzte, sein kleínes Luder von Ehefrau war feucht, sie schien die Situation zu genießen.
… „Das kannst du von mir auch haben“, hörte er hinter sich Noras Stimme locken.
… Erneut drehte er sich um und sah, wie sich Noras Hand unter ihrem Kleid bewegte. Wenigstens war ihre blanke Muschi nicht mehr zu sehen.
… „Bitte Nora, Schluss damit.“ Während Nora ihn angrinste, hörte er Sandra hinter seinem Rücken kichern. Wieder wandte er sich um und sah, dass Christians Finger spielerische Bewegungen vollführten.
… Jetzt hatte Marco genug und er bereitete dieser Erotikshow ein Ende. „Unterwäsche hast du auch keine an. Auch das darfst du mir erklären, und zwar in allen Einzelheiten. Und mit diesem Christian ist jetzt Schluss.“
… Marco war laut geworden und die Männer um ihn herum hatten seine Worte gehört. Das Mitgefühl in ihren Augen war in Respekt umgeschlagen. Blitzschnell riss er jetzt die Hand des Mannes aus Sandras Schritt und zog ihr Kleid herunter, sodass ihre Blöße wieder, wenn auch notdürftig, bedeckt war. Dann zog er seine Frau vom Stuhl: „Du kommst jetzt mit mir, ohne Widerrede. Ich werde dir den Hintern versohlen, alles was recht ist.“
… Seine Worte waren gut zu verstehen gewesen. Beim Verlassen der Bar hörte er den Barmann rufen: „Geben Sie’s ihr ordentlich, sie hat’s verdient“, worauf die Umstehenden in lautes Gelächter ausbrachen.
… Sandra zierte sich anfangs: „Lass’ mich doch bei Christian bleiben.“ Aber er zerrte sie ohne nachzugeben Richtung Treppenhaus. Bevor sie jedoch die Stufen hochstiegen, änderte sich plötzlich ihr Verhalten. Sandra schmiegte sich an ihren Mann, sie legte ihre Arme um ihn und hob ihren Kopf zu seinem. Nach einigen Küssen, die Marco überrascht über sich ergehen ließ, sagte sie: „Mein Liebling. Du weißt ja, dass du die Liebe meines Lebens bist.“
… „So, wirklich?“ Marco betrachtete seine Ehefrau, noch reichlich entrüstet. Natürlich war es richtig, was sie sagte, und für ihn galt ja dasselbe. Er war zunächst verwirrt über ihr Einlenken, doch dann wurde ihm schlagartig klar, dass sie sehr wahrscheinlich ein Spiel mit ihm spielte, ein sehr gewagtes allerdings. „Und warum hast du dann die Finger dieses Christian an deiner Muschi gehabt?“
… „Und du, mein Liebster?“, konterte Sandra, „was hatte deine Hand bei dieser Nora zu suchen?“
… Naja, sie hatte nicht unrecht und er ärgerte sich darüber, dass er nun in die Defensive gerutscht war: „Es war anders, als es den Anschein hatte“, versuchte er eine Erklärung, aber die war etwas dünn, wie er sofort erkannte. Er hätte sich Nora ja früher und konkreter widersetzen können.
… Sandra lachte glockenhell: „Lass’ uns nach oben ins Zimmer gehen, dort können wir ungestört alles bereden und vor allem will ich mit dir eine ordentliche Nummer abziehen, mein Liebling.“
… „Das hättest du schon vor dem Abendessen haben können. Ganz werde ich nicht schlau aus dir.“ Aber Marco fügte sich und Hand in Hand marschierten sie die Treppe hinauf. Als sie ihr Zimmer betraten, erwartete ihn die nächste Überraschung. Es war hell erleuchtet, das Bett war einladend aufgeschlagen und am Tisch saßen, wie Marco perplex feststellte, Nora und Christian, die gerade noch am Tresen in der Bar gewesen waren. Vier Gläser mit Rotwein standen vor ihnen und die beiden luden Sandra und Marco ein, Platz zu nehmen.
… Marco stand zunächst still und sein Gesichtsausdruck dürfte nicht sehr geistreich gewirkt haben, denn Sandra meinte: „Besonders schlau guckst du nicht gerade aus der Wäsche“, woraufhin sie und die beiden Gäste zu lachen anfingen. Nach einer Weile zog Sandra ihn sanft zum Tisch, bedeutete ihm, sich zu setzen, und schob einen zweiten Stuhl neben seinen. Dann ließ sie sich auf diesem nieder.
… Marco hatte sich jetzt gefasst und fragte: „Wo kommt ihr beide denn her?“
… „Na, aus der Bar natürlich, ist doch logisch“, sagte Christian, „diese Frage ist nicht sehr intelligent, oder?“
… Jetzt musste Marco auch lachen: „Da haben Sie Recht. Vermutlich gibt es noch ein Treppenhaus, das Sie benutzt haben, um uns zu überholen.“
… „Ganz recht“, erwiderte Christian, „denn beim Lift konnten wir uns da nicht sicher sein.“
… Sandra saß ganz dicht bei ihrem Mann: „Die Beule in deiner Hose, mein geliebter Ehemann, war im Treppenhaus nicht zu übersehen. Ein wenig scheint dir unser Spiel doch gefallen zu haben.“
… „Spiel? Irgendwie habe ich mir das gedacht, du Biest. Aber ‚unser‘, was bedeutet ‚unser‘?“
… „Na, Nora, Christian und ich. Wir drei haben das geplant.“
… „Eigentlich, Sandra, hast du das geplant. Wir haben nur mitgespielt“, meldete sich Nora.
… „Trotzdem ist es unser Spiel“, meinte Sandra dazu und dann erläuterte sie ihrem Mann, was sie geplant hatte.
… Und das haute ihren Mann um. Es war ein raffiniert angelegtes Spiel, das appetitanregend für ihren weiteren ehelichen Sex sein sollte. Und das schien seiner Liebsten gelungen zu sein, waren Marcos Gedanken, nach dem, was er in seiner Hose spürte und in Sandras Schritt erkannt hatte.
… Nora und Christian waren ein Liebespaar und arbeiteten nebenberuflich, sozusagen als freie Mitarbeiter, für den Sexclub von Slavko und Dannika Zeman. Meist traten sie gemeinsam als Animationspaar auf. Nora war in ihrem normalen Beruf die Sekretärin des Chefs einer Holzhandelsfirma und Christian leitete ein Konstruktionsbüro in einem Bauunternehmen.
… Sandra hatte für ihr zweites ‚Brush-up-Weekend‘ die Organisation ihres Mannes für das erste übertrumpfen wollen und die Idee mit der Anmache in der Bar geboren. Dazu benötigte sie jedoch Mitspieler und deshalb hatte sie Miriam angerufen und ihr erklärt, was sie plante.
… „Das wird stark“, hatte Miriam gelacht, „aber willst du wirklich zulassen, dass Marco von einer anderen Frau zum Sex verführt wird? Wollt ihr es dann über Kreuz treiben?“
… „Nein, nein, Miriam“, hatte Sandra ebenfalls lachend geantwortet, „nein, sicher nicht. So weit will ich nicht gehen. Unser Sex darf nicht beliebig werden, wir bleiben in dem engen Rahmen, den wir uns gesteckt haben. Nein, ich will meinen geliebten Ehemann verblüffen und ihn ein wenig in sexuelle Bedrängnis bringen. Aber es sollen Phantasie und Vorstellungskraft bei ihm angekurbelt werden. Und der andere Mann soll bei mir rangehen, damit er einschreiten muss, denn er soll ja auf mich aufpassen.“
… Kichernd hatten die beiden ihr Gespräch beendet und Miriam war nicht untätig geblieben. Wenige Tage später hatte Sandra ein Skypetelefonat mit Nora und Christian, ohne dass ihr Mann davon wissen durfte. Sie hatten einander sympathisch gefunden und die beiden waren bereit gewesen, mitzuspielen.
… Marco hatte still zugehört und dabei seinen Wein ausgetrunken. Nora schenkte ihm nach und sagte: „Weißt du Sandra, dein Mann ist irgendwie süß, wie er fast ein bisschen hilflos wirkte. Ich hätte mir schon vorstellen können, mit ihm ins Bett zu hüpfen.“
… Sandra wandte ihren Kopf zu ihrem Mann: „Wenn du das auch möchtest, dann darfst du natürlich.“
… „Das würde mir schon gefallen“, erwiderte er, „aber es bleibt dabei, was ich bereits in der Bar gesagt habe. Ich hoffe, du kannst das verstehen, Nora. Du bist absolut super und fast hätte ich mich nicht wehren können, aber als Sandra kam und ich sie von Christian loseisen musste, konnte ich das dann.“
… „Und du hast genau zum richtigen Zeitpunkt abgebrochen, mein Liebling“, lächelte Sandra ihren Mann an, „genauso, wie ich es erwartet habe. Ich kenne dich ja in- und auswendig. Aber ein wenig in Bedrängnis warst du schon, nicht so stark, wie ich es geplant hatte, aber immerhin. Und ich habe nie geglaubt, dass Nora dich wirklich verführen kann, aber letzten Endes hast du das Heft wieder gut in die Hand gekriegt. Und um deiner Frage gleich zuvorzukommen, ja, ich wollte dir signalisieren, dass ich auf Männerfang wäre, deshalb mein freizügiges Outfit.“
… „Naja, die Männer haben dich alle angestarrt. Ich glaube, sie haben dich für eine Edelnutte gehalten. Aber mir hat deine Aufmachung geholfen, schneller zu reagieren, denn so hätte ich dich keine zehn Minuten in den Händen eines anderen Mannes gelassen.“
… Wieder lachten die anderen drei und Nora sagte: „Ihr seid unbezahlbar, wisst ihr das, ihr beiden? Aber jetzt solltet ihr loslegen, das Bett wartet.“
… „Eine Frage möchte ich noch loswerden“, hakte Marco nach, „hätte Christian kein Problem damit gehabt, wenn ich mit Nora ficke?“
… Christian sah ihn schmunzelnd an: „Nein, mein Lieber, unsere Beziehung erlaubt das im Moment, sonst könnten wir unseren Nebenjob im Sexclub nicht machen. Es gilt ja für beide, Nora und mich. Die Bezahlung ist gut, auch mit Sandras heutigem Honorar sind wir sehr zufrieden, wir sparen nämlich auf ein eigenes Haus. Aber wir haben eine klare Abmachung. Sobald wir heiraten und eine Familie gründen, gibt’s nur noch uns beide.“
… Marco nickte verstehend, dann wünschten Nora und Christian eine gute Nacht und verschwanden. Beeindruckt sagte er nun zu seiner Frau: „Die beiden haben ein klares Konzept hinsichtlich ihrer Beziehung. Das gefällt mir sehr. Aber was sie zum Honorar sagten und wenn ich überlege, was dieses Hotel kosten muss, dann reden wir vom absolut teuersten ‚Brush-up-Weekend‘ aller Zeiten.“
… „Bist du mir böse, mein Liebling?“ Sandra sah ihn an.
… „Natürlich nicht, meine kleíne Edelnutte, so darf ich dich doch nennen, nach dem, was du unten abgezogen hast? Raus aus dem Kleid!“
… „Dann hilf mir doch!“ Sie ging zu ihm und drehte sich um.
… Marco öffnete den Reißverschluss, fasste den Saum des Kleids und zog es ihr mit einem Ruck über den Kopf. Wie er erwartet hatte, war sie darunter vollkommen nackt. Er warf sie auf das Bett und wollte schon über sie kommen, als sie eine Schnute zog: „Willst du mich nicht bestrafen? Ich war doch ein böses Mädchen. Ich hatte an der Bar unter meinem Kleid nichts an. Jeder hätte mich vernaschen können.“
… Überrascht blickte er sie an: „Eigentlich warst du gar nicht böse, sondern nur ein durchtriebenes Luder, und eigentlich wollte ich dich einfach nur ficken, wir haben es doch beide nötig, aber wenn du unbedingt willst …“
… „Oh ja, wenn der Herr mich klopfen will, bevor er mir zeigt, wo sein Hammer hängt, stehe ich zur Verfügung. Im Bad wäre alles vorbereitet.“
… Marco sah seine Frau verdutzt an, dann marschierte er ins Bad und fand die geeigneten Utensilien. Auf dem Waschtisch lagen ein verknotetes weißes Hotelhandtuch, nass und geschmeidig, sowie eine Gerte mit kurzem Griff, etwa einen halben Meter lang. Laut lachte er, als er zurück zum Bett kam. „Mein Liebstes, ich bin einfach sprachlos, wie du diesen Abend organisiert hast.“
… Sandra strahlte ihren Mann an: „Gibst du mir die Zehn, wie beim letzten Mal?“ Erwartungsvoll drehte sie sich auf den Bauch und streckte ihren Hintern steil in die Höhe. „Wenn der Herr nun sein durchtriebenes Luder hauen möchte?“
An unsere verehrte Leserschaft: Die Fortsetzung laden wir morgen sehr zeitig hoch. Um 8 Uhr starten Sportwettkämpfe unserer Kiinder, da wollen wir dabei sein.
Wir bekommen die Geschichte heute Abend noch fertig, obwohl wir eine intensive Dienstreise in die Schweiz hinter uns haben. Wir haben nämlich in Kärnten „vorgearbeitet“.
In diesem Sinne, ein schönes Wochenende vom Kanzler + Familie