Ehepaar auf Abwegen, 42. Teil

Autor Kanzler
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Ehepaar auf Abwegen, 42. Teil
Damals (April bis Mai 2005)
Fortsetzung, autobiographischer Inhalt
… Zwei Tage nach dem Besuch im Sexclub, es war Sonntag, der vierundzwanzigste April, meldete sich Mailin vom ‚Institut für Sexualtherapie’ wieder. Es war nachmittags, das Wetter war schlecht, also war die Familie Berlinghoff zu Hause geblieben und spielte ein Kartenspiel. Marco legte sein Mobiltelefon auf den Tisch und schaltete den Lautsprecher an.
… Alexander und Valentina konnten das Telefonat mithören, deshalb erläuterte Marco seinen beiden Kijndern zunächst, wer Mailin war. Sie hatten das zwar schon gehört, konnten sich aber nicht mehr daran erinnern.
… Sandra und Marco hatten mit Mailin schon länger keinen Kontakt gehabt, deshalb wurde zunächst von beiden Seiten einiges erzählt. So erfuhren sie, dass Doris Sieber, die Empfangsdame des ‚Instituts‘ und Mailins Schwägerin, mit ihrem dritten Kiind schwanger war, und im Gegenzug teilte Sandra mit, dass sie ebenfalls ein Kiind erwartete.
… Das war neu für Mailin. „Meine herzliche Gratulation euch beiden“. Es war zu hören, wie sie sich freute. Dann druckste sie etwas herum, doch schien sie sich einen Ruck zu geben: „Und ist alles in Ordnung bezüglich der Váterschaft?“
… Sandra lachte daraufhin: „Aber ja, Mailin. Hundertprozentig ist es Marco.“
… „Entschuldigung, meine Liebe, ich wollte nicht aufdringlich sein. Es ist nur …“
… „Wir verstehen schon.“ Sandra lachte immer noch. „Aber diesmal ist alles so, wie es sein soll.“
… „Na, das ist doch super. Und wie geht’s Penny? Bei ihr müsste es doch bald soweit sein.“
… „In zwei bis drei Wochen sollte ihr Báby kommen. Es wird ein Junge.“
… Dann kam Mailin auf den Grund ihres Anrufs zu sprechen: „Wir sind in den letzten beiden Monaten nicht untätig geblieben und ich habe mich bei den Müllers für dein Anliegen verwendet. Wir haben für Hildegard eine Lösung.“
… „Wirklich?“, freute sich Marco, „das ist ja super. Wie sieht sie denn aus?“ Er wusste von Paula, dass Hildegard und sie einander seit den Weihnachtsferien an zwei Wochenenden getroffen hatten. Hildegard hatte diese in der Villa Waldenfels verbracht, bestens betreut vom gesamten Personal, vor allem von Berta, die sie bereits vollständig in ihr Herz geschlossen hatte. Mehr war leider aufgrund beider Zeitpläne nicht drinnen gewesen, aber das war immerhin mehr als zuvor gewesen.
… „Wir engagieren gerade eine neue Kraft für Olaf und sobald die da ist, wird Anna von Hildegard eingeschult. Bis Anfang Oktober werden wir soweit sein, dass wir Hildegard zur Hälfte freistellen können. Das bedeutet, dass sie im Schnitt zehn Tage bis zwei Wochen pro Monat bei Paula sein kann. Na, wie klingt das?“
… Sandra mischte sich ins Gespräch: „Du bist großartig, Mailin. Ich weiß schon, warum wir dich so gern haben.“
… „Ach, Sandra“, meinte Mailin darauf, „wir sollten wirklich wieder einmal Zeit miteinander haben. Wie ihr jetzt versucht, Paula und Hildegard zusammenzubringen, erinnert mich daran, was du für uns getan hast. Mit deiner Kuppelei hast du hier bei uns vier Menschen glücklich gemacht. Und ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal eine Beziehung erleben würde, in der ich so aufgehen kann wie mit Hubert.“
… „Schluss mit der Gefühlsduselei“, lachte Marco ins Telefon, „hast du mit Hildegard schon darüber gesprochen?“
… „Natürlich, Marco. Schließlich können wir das nicht über ihren Kopf hinweg entscheiden. Sie freut sich sehr über diese Lösung. Aber da ich weiß, wie du tickst, bin ich davon ausgegangen, dass das für Paula eine Überraschung werden soll. Also habe ich Hildegard eingeschärft, nichts zu Paula zu sagen. Sie telefonieren ja miteinander und an manchen Wochenenden besucht sie Paula.“
… „Das weiß ich, Mailin. Und ja, das war sehr vorausschauend von dir. Wir werden überlegen, wie wir es Paula mitteilen. Irgendwie werden wir sie damit überraschen. Wir stecken tief in deiner Schuld. Wie können wir uns denn revanchieren?“
… Jetzt war die Reihe an Mailin, zu lachen: „Ach, mein Lieber, da fällt mir schon noch etwas ein. Hubert und ich denken oft an unsere Massagetermine mit euch. Wie wär’s mit einer Wiederholung?“ Aber da sie wusste, dass Marcos Kiinder zuhörten, sparte sie sich weitere Anzüglichkeiten.
… Kurioserweise wurde Marco durch das Telefongespräch mit Mailin daran erinnert, welche Ideen er einige Monate zuvor hinsichtlich seiner eigenen beruflichen Entwicklung in seinen Gedanken gewälzt hatte. Manchmal waren sie ihm in der letzten Zeit in den Sinn gekommen, aber viel darüber nachgedacht hatte er nicht mehr, sein tägliches Leben mit Familie und Beruf hatte ihn zu sehr gefordert. Aber immer, wenn er es tat, wurde er still und sein Blick schweifte in die Ferne. Und wenn seine Frau anwesend war, merkte sie das ganz genau.
… Bisher hatte sie dazu geschwiegen, aber als sie abends nach dem Telefonat im Bett lagen und ihre Kjinder schliefen, sprach sie ihn an und flüsterte: „Heute hast du wieder diesen Blick gehabt, du starrst geistesabwesend vor dich hin, wie du es schon ein paarmal gemacht hast. Irgendetwas hast du, ich kenne dich doch so gut.“ Sie verließ das Bett auf ihrer Seite und kam zu ihrem Mann. Der lag am Rand neben ihrer Tocchter, weshalb er sich auf die Seite drehte und Valentina mit seinem Rücken in die Mitte des Betts schubste, sodass ein wenig Platz für seine Frau entstand. Die legte sich nieder, ihm zugewandt und eng an ihn geschmiegt, und er spürte ihr Bábybäuchlein.
… „Du hast Recht, wie immer, meine Liebste“, flüsterte er zurück und nahm ihren Kopf in seine Hände, „ich gehe mit einer Idee schwanger, aber die ist bei Weitem noch nicht so ausgereift wie unser Báby.“ Er lächelte sie an und streichelte über ihren Bauch, dann küsste er sie. „Normalerweise will ich keine Geheimnisse vor dir haben, aber bitte, lass‘ mir das eine noch solange, bis die Idee, die ich habe, einigermaßen herzeigbar ist. Sonst diskutieren wir sie zu Tode.“
… „Ist es was Schlimmes?“ Sandra schien leicht besorgt.
… „Aber nein, mein Liebling, ganz und gar nicht.“ Jetzt fuhr er zart über ihre Haare. „Es wäre aber eine neue Ausrichtung meiner beruflichen Tätigkeit und das muss sehr gut überlegt sein. Wirst du noch ein wenig Geduld haben? Vielleicht noch zwei Monate? Ein bisschen habe ich das wegen meiner Überlastung schleifen lassen, aber ich werde meine Denkarbeit wieder intensivieren. Du wirst die Erste sein, die davon erfährt, versprochen. Und als Zweite dann muss ich mit Clara reden, denn es betrifft auch sie.“
… Das machte Sandra sehr neugierig, aber sie beherrschte sich. „Natürlich, Liebster!“ Zärtlich sah sie ihren Mann an. „Ich weiß, dass du mit mir reden wirst, bevor du irgendetwas entscheidest. Also nimm‘ dir die Zeit, die du brauchst, ich kann warten.“
… Jetzt war sie dran, ihn zu küssen. Dabei setzte sie gekonnt ihre Zunge ein und das wiederum ließ bei ihm einige Nervenzellen anspringen, deren Fasern offenbar direkt in seinen Unterleib führten. Jedenfalls spürte Sandra plötzlich etwas Hartes, das an ihren Oberschenkel pochte.
… „Du kleíne Hexe“, sagte Marco leise, „willst du mich verführen?“
… „Klar doch“, grinste Sandra, „ich bin schwanger, schon vergessen? Da braucht man es viel öfter, sehr viel öfter sogar. “ Mit Schwung stand sie auf und zog ihren Mann nach. Sie verließ mit ihm das Schlafzimmer und wandte sich zum Zimmer rechts, in welchem normalerweise Alexander schlafen müsste. Aber es war leer, denn der war ja im Schlafzimmer, und Sandra schubste ihren Mann auf das Bett. Sie streifte sich ihr Nachthemd über den Kopf, zog ihm schnell die Pyjamahose herunter und kam über ihn.
… Als sie danach zufrieden in ihrer Lieblingsstellung lagen, Marco auf dem Rücken und Sandra halb auf ihm auf dem Bauch liegend, Kopf an Kopf, und Zärtlichkeiten austauschten, sprachen sie über ihren Besuch im Sexclub zwei Tage zuvor. Bereits auf der Heimfahrt hatten sie das getan und seither das eine oder andere Mal. Beide waren sich einig, wie unglaublich geil ihr Sex gewesen war, aber über ihre ersten Fremdsexaktivitäten, seit sie wieder zusammen waren, kamen sie nicht so einfach hinweg. Sandra war gerührt, was ihr Mann aus Liebe zu ihr zugelassen hatte, aber sie war auch verunsichert, sie wollte alles vermeiden, was ihrer innigen Beziehung schaden konnte. Daher wussten sie noch nicht so recht, wie sie damit umgehen sollten.
——————–
… Das vermittelten sie der Psychotherapeutin Clara Millstedt, als sie sich Anfang Mai 2005 zur nächsten Sitzung bei ihr einfanden. Clara lächelte daraufhin: „Das habe ich erwartet. Es spricht für Sie beide, dass Sie sich darüber Gedanken machen. Wir schauen uns zuerst den Film an, den Miriam hat anfertigen lassen. Den bekommen Sie mit nach Hause, dann können Sie in Zukunft immer wieder reinschauen.“
… Sie hatten im Sexclub etwa neunzig Minuten in jenem Zimmer zugebracht, das hellgrün ausstaffiert war, und ebenso lang dauerte der Film. Und der half merkwürdigerweise, Sandras und Marcos Verunsicherung zu mildern, denn es war klar zu erkennen, wie ungezwungen und nahezu logisch sich der Abend entwickelt hatte.
… Clara arbeitete mit der Fernbedienung, spulte nach vorne, wenn sich nichts tat, und verkürzte so die Spieldauer. Bei einigen Szenen drückte sie die Standbildtaste und gab einige Erläuterungen. Nach der zweiten Übung stoppte sie das Video.
… „Wir haben ein Ehepaar, dass zunächst relativ schnell ‚Aus, Schluss!‘ sagt. Die Grenze dessen, was man nicht bereit ist zu akzeptieren, liegt weit vorne. In der zweiten Runde ist man lockerer und damit flexibler. Die Grenze ist deutlich nach hinten verschoben, man erlaubt einander mehr. Auf diese Weise hätten wir weitermachen können, aber das wäre nicht sinnvoll gewesen. Schließlich haben Sie beide die Spielregeln nicht eingehalten.“ Nach dieser Zusammenfassung unterbrach sie kurz, setzte dann aber gleich fort.
… „Ich habe Miriam und Marco zuerst auftreten lassen, weil Sandra in dieser Hinsicht konsequenter ist. Sie hat Miriams Spiel beendet, sofort, als es sie zu stören begann. Marco dagegen ist eher bereit, Dinge zuzulassen, wenn sie seiner Frau Genuss bereiten, auch wenn er damit zu kämpfen hat.“
… „Ich weiß das schon seit Jahren“, bestätigte Sandra, „ich liebe ihn sehr dafür, aber damit habe ich ihn früher in Bedrängnis gebracht. Deshalb möchte ich das eigentlich nicht.“
… „Aber Sie wissen, dass das eben so ist, es ist Marcos Persönlichkeit. Und es ist Ausdruck seiner großen Liebe. Darauf kommen wir noch zurück. Für den Moment ist wichtig, dass ich nicht erlauben konnte, dass Marco als Erster zusehen musste und zu stoppen hatte. Wir wissen alle, dass er viel mehr zugelassen hat, als er wirklich wollen hätte, er sah den Genuss, den seine Frau hatte, und hätte gar nicht stoppen können. Das hat er erst getan, als es für ihn wirklich nicht mehr auszuhalten war. Wenn Sandra nach ihm drangekommen wäre, hätte sie aus Liebe dasselbe getan und das hätte alles verfälscht. So habe ich doch einige gute Erkenntnisse daraus gewinnen können.“
… „Welche denn?“ Marco wollte das genau wissen.
… „Das werde ich Ihnen bei unserem nächsten Termin erzählen, bei dem wir Ihre Vereinbarung zur Ehe 2.0 schließen. Wichtig für Sie, Marco, ist unbedingt, dass Sie Femi und Sandra zuviel erlaubt haben. Sie erinnern sich an meine Vorgabe. Sie sollten festlegen, ab wann Fremdgehen für Sie beginnt und nicht, wieviel Sie an Fremdsex akzeptieren können, wenn Sie dabei sind und zuschauen. Aber Sie haben sich an diese Vorgabe nicht gehalten. Femi war mit seiner Hand bereits in Sandras Muschi und sie war praktisch nackt. Stellen Sie sich eine ähnliche Situation vor, bei der Sie aber nicht dabei sind. Wie würde die enden? Sandra hätte keine Chance, sich dem Fremdfick zu entziehen. Darum kam Ihr ‚Stopp!‘ viel zu spät. Und deshalb werde ich mich bei der Definition Ihrer Ehe 2.0 eher an Sandras Grenzziehungen halten, weniger an Ihre.“
… Sandra sah die Therapeutin groß an, während Marco verlegen dreinschaute.
… „Meinen Sie wirklich, Clara?“, fragte Sandra nach.
… „Aber ja, Sandra.“ Die Therapeutin klang sehr überzeugend. „Ihre Emotionen leiten Sie in die richtige Richtung. Sie haben korrekter gehandelt, weil Sie deutlich weniger zugelassen haben als Ihr Mann. Das ist logisch, denn Sie wollen absolut sicherstellen, dass Ihrer Ehe keine Gefahr droht. Und Sie haben Ihr eigenes Spiel abgebrochen, obwohl es Ihnen gefallen hat, weil Ihr Mann es nicht tat und Sie Angst um Ihre Ehe hatten. Ganz ehrlich, das war eine nicht zu unterschätzende Leistung.“
… Es war klar, dass das ineinander sehr verliebte Ehepaar Berlinghoff auch zu diesem Termin wieder eng aneinandergedrückt auf dem ‚Liebes- und Versöhnungssofa‘ saß. Der Film war deshalb eine Herausforderung gewesen, da er ihre Sinne ziemlich angeheizt hatte. Aber sie schlugen Claras Einladung aus, es wieder im Nebenzimmer zu treiben, sie wollten das zuhause gründlich nachholen.
… „Gut, wie Sie möchten“, meinte die Therapeutin darauf, „dann lassen Sie uns zur dritten Übung kommen. Sie startete den Film erneut und das unglaublich geile Sexerlebnis spulte sich vor Sandras und Marcos Augen ab. Clara schaltete an der Stelle ab, als sie anfingen, sich wieder anzuziehen.
… „Wir haben in den letzten Tagen ziemlich viel darüber diskutiert“, meldete Marco sich zu Wort, „und sind dabei zu keinem Ergebnis gekommen. Wir fragen uns, ob wir zu weit gegangen sind.“
… Die Therapeutin setzte wieder einmal ihr gewinnendes Lächeln auf. „In den ersten beiden Übungen ja, aber das haben wir gerade vorhin besprochen. Aber Sie meinen Übung Nummer drei. Dazu eine Gegenfrage, meine Lieben: Haben Miriam oder Femi irgendetwas getan, was einer von Ihnen nicht wollte?“
… Sandra und Marco sahen sich an. Dann schüttelten sie ihre Köpfe. „Nein, ganz und gar nicht“, antwortete Marco, „die beiden haben alles wie auf Knopfdruck eingehalten.“
… „Ja, so konnte man das im Film sehen“, bekräftigte Clara, „sie haben Ihre Anordnungen ausgeführt, Marco.“
… „Das stimmt schon“, gab dieser zu, „das macht mir ja zu schaffen, nicht wegen Femi oder Miriam, aber bin ich dabei zu weit gegangen? Habe ich unserer Ehe geschadet?“
… „Sandra, sagen Sie mir bitte, welche Gefühle Sie hatten, als Miriam und Femi Sie stimulierten? Und haben sie irgendwann danach ein schlechtes Gewissen gehabt? Schauen Sie ganz tief in sich hinein.“
… Sandra war eine halbe Minute still, dann antwortete sie: „Es war sehr erregend, Clara, wirklich. Femi hat mich mit seiner Leckerei zum ersten Höhepunkt gebracht, ein perfektes Vorspiel, und das verdanke ich meinem Mann. Ein schlechtes Gewissen deswegen habe ich nie gehabt, aber unsicher wegen unserer Ehe bin ich genauso wie Marco.“
… „Also halten wir fest, Sandra: Ihre Unsicherheit, die Sie früher hatten, kam doch davon, dass Sie die treibende Kraft waren und manchmal Angst hatten, Ihren Mann zu überfordern. Aber diesmal hat er doch dafür gesorgt, dass es für Sie perfekt wird, und das war es auch für Sie. Und er war stets zugegen, Sie beide waren die Hauptpersonen und gefickt haben nur Sie miteinander. Und Gewissensbisse haben Sie auch nicht. Gehen Sie also noch mal in sich, worauf gründet sich Ihre Unsicherheit?“
… Erneut dachte Sandra still nach. „Eigentlich weiß ich es nicht, es ist nur so ein Gefühl. Vielleicht, weil Marco mir zuliebe alles zugelassen hat und das will ich eigentlich um seinetwillen nicht.“
… „Okay, damit sind wir am Punkt.“ Clara schien sehr zufrieden und Marco bewunderte sie wieder einmal, wie schnell sie zu diesem Punkt gekommen war. Bei all ihrem Diskutieren hatte er dies aus Sandra nicht herauskitzeln können. „Sie haben erst in zweiter Linie Sorge um Ihre Ehe, wenn überhaupt. In erster Linie geht es Ihnen um Ihren Mann. Sie sorgen sich um seine Gefühle, wie er damit umgeht. Aber warum? Sie haben doch von früher diesbezüglich eine Vereinbarung. Und Ihr Mann hat gar nicht alles zugelassen, wie Sie sagen. Er hat nicht erlaubt, dass Femi seinen Schwanz in Ihren Mund steckt, übrigens vollkommen zu Recht, nebenbei gesagt, das wäre verfrüht gewesen. Jetzt schalten Sie Ihre Empathie ein und konzentrieren sich auf Ihren Mann und auf das, was ich eben sagte.“
… Sandra hob ihren Kopf von Marcos Schulter, an die sie ihn gelehnt hatte, und sah ihrem Mann in die Augen. Dabei strich sie mit ihrer Hand zärtlich über seine Wange. „Es stimmt“, sagte sie leise zu ihm, „du hast mich eingebremst, also mir nicht alles durchgehen lassen. Aber du hast mir ein tolles Erlebnis verschafft und ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich dafür liebe. Clara hat mit allem Recht, was sie sagt.“ Dann drehte sie sich zur Therapeutin um: „Es ist fast ein Wunder, wie Sie das schaffen, Clara. Ich habe echt geglaubt, dass ich Angst um unsere Ehe habe und deshalb verunsichert bin. Das ist nämlich der Fall bei Marco und nach unseren Gesprächen habe ich das auch für mich so geglaubt.“
… Sehr attraktiv wirkte Clara, als sie jetzt wieder zu lächeln begann: „Nein, Sandra, es ist kein Wunder, es ist einfach mein Job. Aber danke für die Blumen. Und fertig sind wir auch noch nicht. Wir kommen noch zu Ihnen, Marco.“
… „Ich glaube, ich sehe klar“, gab dieser zurück, „schon beim Betrachten des Films hat sich meine Unsicherheit relativiert. Es ist tatsächlich so, dass ich ein wenig Angst um unsere Ehe hatte, aber nicht für den Moment, sondern für irgendwann in der Zukunft.“
… „Das ist schon klar“, lächelte Clara ihn an, „Sie denken logisch und deshalb möglichst weit in die Zukunft. Was genau hat Sie denn unsicher gemacht?“
… „Ich bin unsicher über mich selbst. In den ersten beiden Übungen habe ich viel zuviel zugelassen, ich habe mich davon faszinieren lassen, was Sandra und Femi taten. Ich habe mich nicht im Griff gehabt. Wenn Sandra nicht von sich aus gestoppt hätte, ich weiß nicht.“
… „Dann hätte ich das getan“, fiel die Therapeutin ein, „ab einem bestimmten Punkt hätte ich das Spiel beendet. In der zweiten Übung haben Sie dann selbst rechtzeitig die Kurve gekriegt. Ich weiß jetzt, was Ihre Sorge ist. Sie fürchten, irgendwann in der Zukunft Ihre Frau vor fremden Zugriffen nicht genügend beschützen zu können und Praktiken zuzulassen, die Sie oder Sie beide mit Fremden eigentlich nicht wollen, sehe ich das richtig, Marco?“
… „Ja, genau das ist meine Sorge, Clara.“
… „Dagegen gibt es einfaches und handfestes Mittel. Sie leben so weiter wie in den letzten zwölf Monaten, ganz ohne fremde Berührungen. Das hat gut geklappt, Sie haben das bewiesen. Wir haben ja gehört, dass jegliche Art von Fremdsex immer ein gewisses Risiko für die Beziehung birgt. Bei der dritten Übung im Sexclub sind Sie ein solches Risiko bewusst eingegangen, als sie Femi und Miriam auf Sandra ansetzten. Aber Ihre Frau haben Sie damit glücklich gemacht, Sie selbst haben das geil gefunden und als es durch Sandras Initiative zu viel für Sie zu werden drohte, haben Sie rechtzeitig reagiert. Was wollen Sie mehr? Ihre Sorge ist damit unbegründet.“
… Marco war das mittlerweile klargeworden. Seine Frau hatte ihn aufmerksam beobachtet, ihre Hand in seinem Nacken und dort seinen Hinterkopf sanft massierend. „Clara hat doch absolut Recht, mein Liebster, wir haben das gemeinsam unter Kontrolle. Also mach‘ dir keine Sorgen mehr.“
… Auf der Heimfahrt sprachen Sie dann noch darüber. Sandra saß, alle Verkehrsregeln ignorierend, ganz dicht bei Marco, schräg auf der Mittelkonsole, und kuschelte sich an ihren Mann, sodass dieser sich enorm konzentrieren musste, um ihren Sharan nach Hause zu steuern. Aber er liebte das. Sie waren sich schnell einig, dass ihre Unsicherheit verschwunden war.
… „Clara hat ja gesagt, wir sollen es langsam angehen lassen“, meinte Sandra, als sie das Ortsschild ihrer Kleinstadt passierten, „vielleicht haben wir für’s erste Mal zuviel mit Femi und Miriam gemacht. Vielleicht sollten wir so weitermachen wie bisher, ohne Fremdsex.“ Und genau das beschlossen die beiden dann auch.
… „Aber geil war’s schon“, kicherte Sandra noch, als sie in ihre Straße einbogen.
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… Als sie zehn Tage später wieder bei Claras Praxis ankamen, wurden sie von der Assistentin diesmal nicht in das Sprechzimmer, sondern in das Arbeitszimmer der Therapeutin geführt. Es war vier Uhr nachmittags, ausgerechnet am Freitag, den dreizehnten Mai, und auf dem Besprechungstisch stand eine Kaffeekanne mit einigen Tassen.
… „Bitte setzen Sie sich, Herr und Frau Berlinghoff“, sagte die Assistentin und schenkte ihnen Kaffee ein, „Frau Doktor Millstedt wird in wenigen Minuten zu Ihnen kommen.“
… Sandra und Marco wussten, dass dies die letzte Sitzung im Rahmen ihrer Therapie bei Doktor Clara Millstedt war. Etwas Wehmut schwang in Sandras Stimme mit, als sie sagte, dass sie die Gespräche mit der Therapeutin vermissen werde.
… „Naja, du kannst ja wieder so etwas anstellen wie damals beim Junggesellinnenabschied. Dann brauchen wir wieder eine Therapie“, lachte Marco als Antwort.
… Doch im nächsten Moment bereute er seine Worte schon. Er hätte bedenken müssen, dass Sandra empfindlich reagierte, wenn sie auf die größte Entgleisung angesprochen wurde, die ihr je passiert war.
… Sie brach in Tränen aus, stand auf und kauerte sich auf den Boden. Als Marco, entsetzt und betreten, sich zur ihr hockte, stieß sie ihn weg.
… In diesem Moment kam Clara herein, einen Stapel Papiere in der Hand. „Schönen guten Ab …“, begann sie, dann erblickte sie Sandra. Sofort warf sie die Papiere auf den Tisch und kniete sich zu ihr. Dabei sah sie Marco fragend an.
… „Ich hab’ Mist gebaut.“ Schuldbewusst senkte Marco seinen Kopf und erzählte der Therapeutin, was er gerade eben zu Sandra gesagt hatte.
… „Ach, Marco, Sie wissen doch, wie emotional Ihre Frau auf solche Aussagen reagiert.“ Ein ganz leichter Vorwurf war zu hören, aber sonst blieb sie gleichmütig. Mütterlich legte sie den Arm um Sandra und ermunterte sie, aufzustehen und sich wieder hinzusetzen. Sie holte eine Packung Papiertaschentücher und trocknete Sandras Tränen.
… „Bitte, Sandra, Liebling.“ Marco kauerte sich vor ihren Stuhl und umfasste ihre Knie. „Das wollte ich nicht. Bitte verzeih‘ mir, das war ein dummer Spruch.“
… Sandra sah ihren Mann stumm an und die Therapeutin sagte: „Ja, das war er, dumm und unüberlegt. Normalerweise, Marco, können Sie das besser. Sie haben doch in der Firma den Ruf, mit allen gut umgehen zu können. Jetzt kommen Sie mal hoch und setzen sich neben Ihre Frau.“
… „Was kann ich denn tun?“ Er versuchte Sandras Hand zu nehmen, aber sie entzog sie ihm. Ratlos sah er Clara an. Er hatte keine Erfahrung mit einer solchen Situation, denn Sandra und er waren seit Beginn der Therapie vor über einem Jahr ein Herz und eine Seele gewesen.
… „Das kriegen wir schon hin“, meinte Clara, „aber ich muss umdisponieren. Ursprünglich wollten wir Ihre Vereinbarung zur Ehe 2.0 festlegen, aber ich werde jetzt zuerst mit Ihnen über Ihre Persönlichkeiten sprechen. Das wollte ich eigentlich erst danach tun, aber das ist jetzt wichtiger.“
… „Ich kann machen, was ich will“, meldete sich Sandra plötzlich mit tonloser Stimme, „dieses Scheißereignis holt mich immer wieder ein. Kaum ist es verschwunden, kommt irgendwer und holt es wieder heraus. Was soll ich nur tun?“ Sie stützte ihren Kopf in beide Hände und begann wieder zu weinen.
… Clara kam wieder um den Tisch und nahm sie erneut in ihre Arme. Sie drückte Sandra an sich, dann wischte sie deren Augen frei. Sandra schnäuzte sich und blickte die Therapeutin an. Die ging nach einer Weile wieder zurück und setzte sich in ihren Stuhl gegenüber.
… „Sie fragen, was Sie tun sollen, meine Liebe? Nun, zuerst packen Sie das Vergebenspotenzial aus, dass Sie in Ihrer Ehe angehäuft haben. Ihr Mann hat sich aufrichtig entschuldigt, es tut ihm sehr leid. Sie lieben ihn sehr, deshalb sollte es kein Problem sein, ihm zu verzeihen. Sie können das jetzt doch viel besser als vor Beginn unserer Therapie, Sie erinnern sich an Marcos letzten dummen Ausspruch, als Sie Ihrem Sohn Yannik nachtrauerten, weil sie ihn den Robertsons überlassen haben?“
… Sandra sah ihren Mann eine Zeitlang an und der fühlte sich nicht wohl dabei. Doch dann lächelte sie und nahm seine Hand. „Das damals habe ich Marco längst verziehen“, wandte sie sich an die Therapeutin.
… Diese lächelte jetzt ebenfalls: „Dann los jetzt, Sandra, sagen Sie’s Ihrem Mann. Verzeihen Sie ihm seinen jetzigen Ausrutscher ebenfalls. Dann reden wir darüber.“
… „Bitte, Sandra“, setzte Marco nach.
… „Mein Liebling, ich weiß doch, dass du das nicht böse gemeint hast. Nur bei mir ist alles wieder hochgekommen.“
… „Es tut mir echt leid, wirklich. Es war ein dummer Scherz. Wie kann ich das wieder gutmachen?“
… „Das brauchst du nicht. Clara hat ja Recht, es ist wichtig, dass wir verzeihen können. Und in unserer liebevollen Ehe sollten wir das doch hinkriegen. Ja, mein Liebster, es ist alles gut. Ich verzeihe dir, wenn du das unbedingt hören willst.“
… „Ja, meine Liebe, das will er hören“, mischte sich Clara ein, „denn ein Verzeihen muss man deutlich aussprechen, das ist wichtig, damit das für alle unstrittig ist. Jetzt sind Sie dran, Marco.“
… Der rückte seinen Stuhl zu Sandra und nahm sie in seine Arme. „Danke, meine Liebste. Ich liebe dich sehr. Nie wieder werde ich so etwas sagen.“
… Jetzt musste die Therapeutin schmunzeln: „Das können Sie nicht versprechen, Marco. Ich prophezeie Ihnen, dass Ihnen zeitweise solche Aussagen einfach durchrutschen werden. Und das werde ich gleich erklären.“
… Sie versorgte ihre Patienten mit einer zweiten Tasse Kaffee, dann startete sie ihre Erläuterungen: „Beginnen wir mit Marco, denn er ist der etwas schwierigere Part in Ihrer Beziehung. Hören Sie bitte genau zu.“
… Sandra und Marco sahen einander an. Er sah sie leicht lächeln, während er selbst völlig überrascht war. Jetzt war sie es, die ihn in den Arm nahm und festhielt. Ihre vorherige Verzweiflung war komplett verschwunden, sie war jetzt die liebende Ehefrau, die ihrem Mann zu helfen gedachte, denn sie wusste zwar nicht, was genau Clara sagen würde, aber sie ahnte, dass es für ihn eine unangenehme Wahrheit sein würde.
… „Sehen Sie, Marco“, begann die Therapeutin, „ich hatte ein Jahr Zeit, Ihre Persönlichkeiten zu studieren. Ich bin zwar keine Neurologin und ich maße mir nicht an, eine endgültige Diagnose abzugeben, aber ich glaube nicht, dass ich mich irre. Die Symptome, die Sie zeigen, kommen schon mal in der Bevölkerung vor. Ich weiß, Sie erwarten Aufrichtigkeit und Direktheit. Deshalb will ich nicht hinter den Berg halten. Sie haben sehr wahrscheinlich eine ganz leichte Störung Ihrer neurologischen Entwicklung, eine sehr milde Form des Asperger-Syndroms.“
… Über diese Krankheit hatte Marco schon gelesen. „Asperger? Das ist ja eine Art Autismus, stimmt’s? Und das soll ich haben?“ Die Information traf ihn wie aus heiterem Himmel.
… „Das ist im Prinzip richtig, Marco. Aber lassen Sie sich dadurch nicht ins Bockshorn jagen. Im Grunde genommen ist es bei Ihnen nur eine kleíne Verhaltensauffälligkeit, die man leicht im Griff behalten kann. Sie sind keineswegs krank. Sie müssen darüber Bescheid wissen, Ihre Frau natürlich auch, aber sonst niemand.“
… Marco hatte die Eigenschaft, sich selbst konsequent ruhig zu stellen und glasklar logisch vorauszudenken, wenn ein unvorhergesehenes Ereignis in sein geregeltes Leben einbrach. Das war seine persönliche Stärke im Beruf, als Projektmanager, das war ein wesentlicher Teil seiner Erfolge, aber das half ihm auch im privaten Bereich, kritische Situationen zu meistern. Das war jetzt so eine Situation. Die Möglichkeit, einen unheilbaren Nervendefekt zu haben, erschütterte ihn.
… Clara beobachtete ihn genau. Sie wusste sehr gut, was im Moment in ihm vorging. Etliche derartige Patienten waren durch ihre Hände gegangen.
… „Mein Liebling“, sagte Sandra leise zu ihm. Sie hielt ihn immer noch fest. „Das ist doch kein Beinbruch.“
… „Hast du davon gewusst?“ Marco sah seine Frau mit waidwundem Blick an.
… „Nein, mein Liebster, ehrlich nicht.“
… „Warum hast du dann gelächelt, als Clara sagte, ich sei der schwierige Teil unserer Beziehung? Das sah doch ganz danach aus, dass du mehr weißt.“
… „Ich habe gelächelt, weil ich mit Clara einer Meinung war. Du bist manchmal etwas schwierig, aber bitte, mein Liebling, das ist völlig bedeutungslos. Du bist die Liebe meines Lebens, seit wir sechzehn waren, und daran hat sich nichts geändert.“
… „Aber warum denn, warum bin ich angeblich so schwierig? Das will ich jetzt wissen.“
… „Lassen Sie mich darauf antworten, Sandra“, sagte die Therapeutin in die Richtung von Marcos Frau, dann wandte sie sich wieder Marco zu: „Sie sind ein extrem intelligenter Mensch, Marco. Sie sind Mathematiker, ein ganz typischer Beruf für Menschen Ihrer Art, Physiker oder Chemiker kämen auch in Frage. Ihr Gehirn denkt überwiegend in logischen Strukturen, Sie haben eine unheimlich schnelle Auffassungsgabe, sie zergliedern alles, was Sie hören und sehen, in Sekundenschnelle nach logischen Gesichtspunkten, und ordnen erhaltene Informationen in logisches ‚Wahr‘ oder ‚Falsch‘ ein. Ihre diesbezügliche Diagnose ist fast immer richtig. Ihre Mitmenschen sind oft erstaunt, wie treffsicher und schnell Sie solche Entscheidungen treffen. Im Betrieb sind Sie Kollegen, die das nicht so können, meilenweit überlegen. Auch im Kopfrechnen sind Sie schnell, denn Sie haben verschiedene Zahlenräume visuell vor Ihrem geistigen Auge und können daher das Ergebnis oft einfach ablesen. Habe ich Sie bisher richtig beschrieben?“
… Marco nickte stumm, Clara hatte es voll getroffen. Im Prinzip fühlte er sich wohl und geborgen in Sandras Arm, aber die schonungslose Analyse seiner Persönlichkeit traf ihn schon ziemlich.
… „Dann schauen wir weiter. Bei Ihnen ist alles sauber geordnet, jedes Ding hat seinen Platz, dorthin wird es immer zurückgebracht, auch wenn Sie in erheblicher Zeitnot sind. Sie schaffen es nicht, etwas nicht ordentlich weggeräumt zurückzulassen. Wenn Sie wirklich einmal in die Situation kommen, etwas suchen zu müssen, wird das zum Drama, denn das Suchen haben Sie nie gelernt. In Ihren Schränken liegen Wäschestücke, Papiere, was immer, in präzisen Stapeln. Schuhe stehen bei Ihnen exakt paarweise, Abfall heben Sie vom Boden auf, wenn Sie solchen auf ihrem Weg vorfinden, und Stühle richten sie aus, wenn Sie nicht in Reih und Glied stehen. Und Sie wissen genau, dass die meisten Menschen das alles nicht tun, weshalb Sie in Gesellschaft diesen Zwang zu unterdrücken versuchen. Aber das bereitet Ihnen körperliches Unbehagen.“
… Marco musste schlucken. Die Therapeutin hatte mit allem Recht, sie las ihn wie ein Buch.
… „Lassen Sie mich noch hinzufügen, dass die Treffsicherheit und Schnelligkeit Ihrer Entscheidungen nicht für den emotionalen Bereich gilt. Gefühle kann man nicht mit logischen Mitteln analysieren, da versagen Ihre Mechanismen, Marco. Deshalb tun Sie sich schwer, Gefühle anderer Menschen zu erkennen und sich in sie hineinzuversetzen. Aber diese Fähigkeit ist bei Ihnen nicht null wie bei schwereren Asperger-Fällen und Sie haben sich Strategien zugelegt, um dieses Manko zu kompensieren. Das haben Sie unbewusst gemacht und es hilft Ihnen, bei Personen, die Ihnen bekannt sind, zu erkennen, was diese bewegt. Das betrifft in besonderem Maße Ihre Frau und Ihre Kijnder. Sie haben gelernt, in deren Mimik und Augen zu lesen.“
… Marco war jetzt bereit, sich auf Claras Analyse einzulassen. Sie hatte in ihrer kurzen Zusammenfassung messerscharf sein intuitives Verhalten dargelegt und das berührte ihn sehr. Vielleicht konnte er für die Zukunft daraus lernen.
… Clara hatte Marco etwas Zeit gegeben, danach setzte sie ihren Vortrag fort: „Ihre Veranlagung, und das ist sehr wichtig für Sie, hat auch Vorteile. Sie tun sich sehr schwer, die Unwahrheit zu sagen, bewusstes Lügen ist praktisch unmöglich für Sie und jemanden zu hintergehen geht auch nicht. Wenn Sie etwas vereinbaren, gilt das für Sie, ohne Wenn und Aber. Ihr gesamtes Umfeld schätzt das an Ihnen. Andererseits merken Sie manchmal nicht, wenn Sie belogen werden oder wenn man Sie bewusst für dumm verkaufen will oder wenn man sich einen Scherz mit Ihnen erlaubt. Sie versuchen immer, darauf ernsthaft zu reagieren. Und Sie können Sarkasmus nicht erkennen, auch solche Aussagen nehmen Sie ernst. Nein, das ist falsch“, korrigierte sich die Therapeutin selbst, „früher wahrscheinlich konnten Sie Sarkasmus nicht identifizieren, aber ich habe bemerkt, dass Sie auch hierfür eine gute Strategie entwickelt haben, aber wenn er in eine feingeschliffene Wortführung verpackt ist, tun Sie sich nach wie vor sehr schwer.“
… Marco drehte seinen Kopf in Richtung seiner Frau, die ihn immer noch in ihren Armen hielt. Er war ziemlich konsterniert: „Siehst du das alles auch so, meine Liebste? Du hast mit mir nie darüber geredet.“
… „Wie hätte ich das denn mit dir besprechen sollen“, gab sie leise zurück, „ich habe natürlich einzelne Punkte schon bemerkt, aber ich habe das unter ‚Macken‘ verbucht. Und wir haben ja gelernt, dass wahre Liebe sich mit den Macken des Ehepartners gut arrangiert. Ganz ehrlich, Marco, du bist die Liebe meines Lebens, das weißt du, und diese ‚Macken‘ waren für mich immer völlig unwichtig. ‚Du bist eben so‘, war für mich immer ganz klar und ich hatte nie Probleme damit. Dass dahinter ein medizinisches Syndrom steckt, habe ich nicht gewusst, und erst Clara heute hat uns die gesamte Systematik dieses Syndroms erläutert. Also nochmal, mein Liebling, worüber hätte ich mit dir reden sollen? Es war und ist das alles unwichtig.“
… Marco sah seine Frau überrascht an. Selten argumentierte sie so deutlich und konsequent. Und wenn sie das tat, das wusste er genau, wollte sie ihre Meinung durchsetzen und die Diskussion beenden. Er hätte noch etwas einwerfen wollen, aber so schwieg er. Genaugenommen jedoch konnte er mit Sandras Aussage sehr gut leben.
… „Grundsätzlich gebe ich Ihnen recht, Sandra“, brachte sich die Therapeutin wieder in das Gespräch ein, „aber wir haben zwei Punkte, die nicht unwichtig für Sie sein sollten, da Sie mithelfen können, Folgen für Marcos Verhalten zu vermeiden. Möchten Sie, dass ich Ihnen diese beiden Punkte erkläre, Sandra?“
… „Natürlich, Clara, bitte“, kam deren Antwort, „was kann ich tun?“
… „Das ist nicht schwer. Zum einen nehmen Sie es künftig gelassener, wenn Marco so eine Aussage tätigt wie vorhin. Im Prinzip hat er sich im Griff, aber manchmal, ziemlich selten jedoch, rutscht ihm so etwas durch. Verzeihen Sie ihm das ohne großes Drama. Er meint es ja mit Ihnen nie böse, solche Aussagen sind lediglich das Ergebnis seiner logischen Überlegungen und logisch richtig sind sie ja. Was Marco manchmal fehlt, ist der geeignete emotionale Filter, der verhindert, dass er seine Überlegungen ausspricht, so wie vorhin. Ich weiß, Sie reagieren gerade auf das, was Sie damals erleben mussten, sehr gefühlsbetont, aber vielleicht können Sie in Marcos Fall damit besser umgehen, jetzt wo Sie wissen, was bei Marco der Hintergrund ist.“
… Sandra sah ihren Mann betroffen an: „Das war mir nicht bewusst, mein Liebling. Ich hätte nicht so ausrasten sollen.“
… „Das hast du doch nicht“, erwiderte er, „es war ganz allein meine Schuld. Ich muss es einfach noch besser schaffen, solchen Blödsinn nicht zu sagen.“
… „Stopp“, lächelte die Therapeutin, „bevor Sie mir hier in Schuldgefühlen zerfließen, denn damit wäre niemandem gedient. Lassen Sie mich bitte zum zweiten Punkt kommen. Es geht um Marcos Problem, Sarkasmus zu erkennen. Für Sie dagegen ist das leicht, stimmt’s?“
… „Ja, Clara, ganz leicht. Ich erkenne Sarkasmus sofort und manchmal habe ich mich gewundert, dass Marco das nicht tat, so offensichtlich, wie er ausgespielt wurde.“
… „Sie schaffen das mit Ihrer Empathie, Sandra“, erläuterte Clara, „wie wäre es, wenn Sie Ihren Mann daran teilhaben lassen?“
… Beide, Sandra und Marco, wussten nicht, worauf die Therapeutin hinauswollte und sahen sie erwartungsvoll an.
… „Es ist ganz einfach, meine Lieben. Sie vereinbaren ein kleines, unauffälliges Zeichen, das Sandra mit einer Hand zeigen kann. Wenn Sie gemeinsam bei einer wichtigen Veranstaltung sind und Sandra erkennt Sarkasmus, dann formt sie ihre Hand zu diesem Zeichen. Marco schaut auf die Hände seiner Frau, wenn das Wort an ihn gerichtet wird, und kann entsprechend reagieren, wenn er dieses Zeichen erkennt.“
… Sandra und Marco sahen einander verblüfft an. Etwas Derartiges hätte Ihnen natürlich einfallen können, aber da sie die Systematik hinter Marcos ‚Problematik‘ nicht gesehen hatten, wäre das vermutlich auch nicht möglich gewesen.
… Aber die Idee klang sehr gut und Marco wollte wissen, wie man sie umsetzen könne, wenn Sandra nicht bei ihm war, im Arbeitsumfeld zum Beispiel.
… „Das ist dort auch nicht nötig“, erläuterte die Therapeutin, „in einer vertrauten Umgebung mit Menschen, denen Sie länger bekannt sind, werden Sie von denen so genommen und akzeptiert, wie Sie sind. Beruf, Freundeskreis oder Familie gehören dazu. Nein, ich meine solche Gelegenheiten, bei denen Sie mit Leuten zu tun haben, die Ihnen vielleicht nicht wohlgesonnen sind oder kritisch gegenüberstehen, wenn Sie auf hoher Ebene Gespräche führen, bei Diskussionen, bei schwierigen Terminen vielleicht. Aber lebensnotwendig ist das nicht, meine Lieben. Marco ist bisher sehr gut zurechtgekommen. Aber eventuell gibt es in Zukunft einmal eine Situation, wo so ein Zeichen helfen kann.“
… Clara ordnete nun eine kurze Pause an und verschwand nach draußen. Marco war noch dabei, die Aussagen der Therapeutin zu verarbeiten. Systematisch und logisch gut sortiert standen Claras Argumente vor seinem geistigen Auge und im Prinzip liebte er es ja, Sachverhalte auf diese Weise zu analysieren. Aber dieser betraf ihn höchstpersönlich und das erzeugte bei ihm eine gewisse Betroffenheit.
… Sandra war sonnenklar, wie ihrem geliebten Mann zumute war. Unverändert hielt sie ihn fest, einen Arm um seine Schulter gelegt, während ihre andere Hand zärtlich an seiner Wange auf- und abfuhr. So saßen sie, ohne etwas zu sagen. Nach einigen Minuten fühlte Marco sich besser. Er war Claras Punkte nochmals durchgegangen und festgestellt, dass die Therapeutin richtig lag. Er hatte das meiste gut im Griff, er hatte Mechanismen, um sich selbst zu steuern, und das Gespräch hatte ihm sehr geholfen, zu erkennen, wo er noch nachbessern musste.
… Gerade kam Clara wieder herein, als Marco sich sanft aus der Umarmung seiner Frau befreite und sie anlächelte: „Ich glaube, ich bin klar. Ich habe alles in Gedanken durchsortiert. Lass‘ uns heute Abend darüber reden, mein Liebling.“
… Sandra lächelte zurück und gab ihm einen Kuss. Weiter sagte sie nichts, aber die Therapeutin meldete sich zu Wort: „Sehr schön, meine Lieben, wenn sie künftig miteinander reden, dann ab sofort auch darüber. Nun aber lassen Sie uns zu Sandra kommen. Zunächst einmal, Marco, Sie wissen natürlich, was für eine wunderbare Ehefrau Sie haben?“
… Jetzt wurde Marcos Stimmung heiter: „Was für eine Frage, Clara! Sie ist die beste Frau, die ich mir nur wünschen kann. Schon als junges Mädchen hat sie mich einfach umgehauen. Seit ich fünfzehn war, war ich in sie verliebt und wollte sie als Freundin haben.“
… Sandra strahlte ihren Mann daraufhin an: „Mir ist es doch genauso gegangen. Ich hab’ sehnsüchtig darauf gewartet, dass du dich traust.“
… „Jaja, meine Lieben, die Geschichte kennen wir schon.“ Die Therapeutin schmunzelte. „Aber konkret zu Sandras Persönlichkeit. Wir machen es jetzt einmal anders. Marco, ich möchte, dass Sie uns Sandras Persönlichkeit aufschlüsseln.“
… Marco räusperte sich. „Wirst du mir auch nicht böse sein, meine Liebste?“
… „Nein, warum sollte ich? Du wirst mich doch sicher im besten Licht darstellen.“
… „Nein, halt“, hakte Clara ein, „so ist es nicht gedacht. Marco, Sie erzählen uns ganz offen, wie Sie die Persönlichkeit Ihrer Frau empfinden. Und Sie können weglassen, wie attraktiv und begehrenswert Sandra ist, das sehen und wissen wir.“ Ihr Schmunzeln wurde intensiver.
… „Nun …“ Marco ließ sich etwas Zeit, um sich zu sammeln, dann legte er los: „Sandra ist in gewisser Weise das Gegenstück zu mir. Sie ist hochintelligent, vermutlich intelligenter als ich, aber ihr fehlt die Fähigkeit, logisch zu gliedern, um ihre gesamte Intelligenz auf die Straße zu bringen.“
… Sandras gespielter Ruf der Empörung unterbrach Marcos Rede, aber die Psychologin rief sie sofort zur Ordnung.
… „Sandras größtes Plus“, fuhr Marco fort, ohne sich aus dem Konzept bringen zu lassen, „ist ihre Gefühlswelt. Ihre enorme Empathie, ihre Art, Gefühle auszudrücken, ohne dass das kitschig wirkt, ihre Fähigkeit zur Anteilnahme am Leben anderer, ihre bedingungslose Liebe zu ihrer Familie, ihre große Hilfsbereitschaft, all das ist einfach einmalig. Sie ist der Mittelpunkt unserer Familie und unser soziales Gewissen, in jeder Hinsicht.“
… Ganz still hatte Sandra zugehört und ihre Augen waren größer geworden: „Das hast du mir nie so deutlich gesagt.“
… „Das musste er nicht“, warf Clara ein, „denn genaugenommen haben Sie beide das gewusst. Setzen Sie fort, Marco. Bisher ist alles zutreffend.“
… „Dann haben wir Sandras Beharrlichkeit, etwas zu erreichen, das sie sich vorgenommen hat. Sie ist jetzt zwei Jahre bei Waldenfels und hat dort mehr bewegt als manche ihrer Kollegen in der doppelten Zeit. Das gilt natürlich auch im privaten Bereich. Fast immer geschieht es so, wie sie möchte, meist setzt sie sich durch. Und wenn sie bei mir etwas erreichen will, nun, gegen ihre Methoden habe ich nie eine Chance.“ Marco lächelte jetzt und Sandra kicherte. Sie wusste natürlich genau, dass er darauf anspielte, wie sie ihr eheliches Sexleben steuerte.
… „Dann kann ich Sandras Klugheit erwähnen, mit der sie alles, was sie anfasst, in die richtige Richtung bringt. Das grenzt für mich manchmal fast schon an ein Wunder. Ja, und nicht vergessen sollte man Sandras Abenteuerlust und ihren Einfallsreichtum, die unser Sexleben enorm bereichern. Ich liebe das bei ihr, aber das hat mich früher schon mal ziemlich verunsichert. Und schließlich sind noch ihre hohen Moralvorstellungen und ihr Wertegerüst anzugeben, die ich voll und ganz teile.“ Marco schwieg nun still und ließ seine Worte einwirken.
… „Das klingt sehr nach einer Traumfrau, die Sie hier beschreiben“, meinte Clara nach einer kleinen Weile mit einem leichten Lächeln.
… „Ja natürlich“, gab Marco zurück, „Sandra ist meine Traumfrau, seit ich denken kann. Und ich weiß nicht, ob ich es bedauern soll oder nicht, dass wir zweieinhalb Jahre getrennt gelebt haben.“
… „Was geschehen ist, ist geschehen“, konstatierte die Therapeutin trocken, „wenn es anders gekommen wäre, gäbe es vermutlich drei Ihrer Kiinder nicht, keinen Erben für Waldenfels und keine Familie für die Robertsons.“
… „Das stimmt, Clara!“, rief Sandra plötzlich, „so habe ich das noch nie betrachtet.“
… „Aber so sollten Sie das sehen, meine Liebe. Alles, war Marco über Sie sagte, ist richtig, vielleicht da und dort leicht übertrieben.“ Sie setzte ein Lächeln auf, dass sie unglaublich gewinnend wirken ließ. „Aber das ist ganz logisch bei dem, was Marco für Sie empfindet. Und ich brauche nur wenig hinzufügen. Dabei darf ich gleich anknüpfen an die Vergangenheit, die Marco angesprochen hat und Ihre Gefühlswelt, Sandra. Das, was Sie erlebt haben, erleben mussten, kann man nicht ändern. Wir haben vereinbart, dass wir über jenes Ereignis möglichst nicht sprechen, und das sollten Sie durchaus auch weiter so halten. Aber es kann jederzeit passieren, dass es von irgendjemandem erwähnt wird, wie von Marco zu Beginn unseres heutigen Gesprächs. Dann sollten Sie nicht jedesmal so ausflippen wie vorhin. Neben den vielen Vorteilen ist das ein Nachteil Ihrer Gefühlswelt. Versuchen Sie, wenn das passiert, tief einzuatmen und beim Ausatmen lassen Sie die negative Emotion aus Ihrem Körper hinaus.“
… „Ich glaube, dass du das in Zukunft versuchen solltest“, meinte Marco, „um deinetwillen, dann macht dich das nicht mehr so fertig.“
… Die Therapeutin nickte zustimmend, dann sprach sie noch kurz Sandras Phantasien und ihr Penisfaible an. Sie schloss mit den Worten: „Wir haben letztes Jahr ausführlich darüber gesprochen, sogar mehr als einmal. Sie lieben Sandras Lust am Neuen und Sie kennen Ihren Hang zum sexuellen Übermut. Zwar hat Sandra durchaus gezeigt, dass sie ihre Hemmschwelle bewahren kann, aber, wie ich wiederhole, es liegt an Ihnen, Marco, auf Ihre Frau zu achten. Sie dürfen Sie nie alleine lassen, wenn die Möglichkeit für Fremdsex bestehen könnte, und wenn Sie sich auf einen solchen einlassen, dann ohnedies nicht. Versuchen Sie, Ihre Dienstreisen gemeinsam zu machen, und suchen sie potenziell gefährliche Orte wie abendliche Hotelbars oder Massagesalons nur gemeinsam auf oder gar nicht. Sie verstehen, was ich meine? Und Sie versprechen mir das, Marco?“ Sie blickte Marco direkt an.
… Der erwiderte ihren Blick. Aus den Augenwinkeln konnte er wahrnehmen, wie Sandra ihn liebevoll ansah. Sie nahm seine Hand und drückte sie.
… „Ich verstehe alles, wir haben das ja schon ausführlich erörtert. Ich weiß ganz genau, wie Sandra tickt und ja, ich verspreche Ihnen hoch und heilig, dass ich auf sie aufpassen werde.“
… „Sehr schön.“ Clara lächelte wieder. „Und für den Fall, dass Sandra alleine unterwegs sein sollte, gibt es bestimmte Möglichkeiten, das aus der Ferne zu tun. Zum Beispiel könnte Sandra ein Telefon bei sich tragen mit einer offenen Leitung zu Ihnen, wenn sie mit anderen Männern auf engerem Raum zusammen ist.“
… Marco bestätigte, dass er verstanden hatte. Die Therapeutin war aber noch nicht fertig und brachte noch ein Thema auf: „Mein letzter Punkt richtet sich nochmals an Sie, Sandra. Wir wissen, wie sehr Ihr Mann Ihre Abenteuerlust liebt, aber auch, dass Sie ihn damit überfordern könnten, so wie er gestrickt ist. Das gilt auch, wenn Sie mit ihm Schabernack treiben, denn er könnte den für bare Münze nehmen. Ich weiß, meine Liebe, dass Sie schon länger sehr genau aufpassen, dass Ihnen das nicht passiert, aber ich wollte das heute explizit ansprechen. Seien Sie bitte vorsichtig. Erinnern Sie sich an den Streich, den Sie ihm in jenem ‚Institut‘ gespielt haben. Der ging völlig daneben und Marco war verzweifelt.“
… Etwas betreten sah Sandra die Therapeutin an: „Ja, das war richtig dumm von mir. Ich hätte mir eigentlich denken müssen, dass Marco den Scherz nicht versteht und wie das endet. Mailin und Doris haben mich nachher auch ordentlich geschimpft. Aber ich habe daraus gelernt. Ich mache ja manchmal Späßchen, aber etwas derartig Heftiges habe ich nie mehr wiederholt, dafür liebe ich meinen Mann viel zu sehr.“
… „Das stimmt, Clara“, bekräftigte Marco, „so etwas ist nie mehr vorgekommen.“ Er beugte sich zu seiner Frau und küsste sie.
… Die Therapeutin lächelte und nickte, dann drückte sei einen Knopf ihrer Sprechanlage. Daraufhin erschien eine der Assistentinnen mit einer frischen Karaffe Wasser und einem Teller belegter Schnittchen.
… „Bitte langen Sie zu“, sagte sie zu ihren Patienten, „wir lüften jetzt unser Gehirn etwas aus. Vielleicht gehen Sie, nachdem Sie sich gestärkt haben, noch eine Viertelstunde an die frische Luft.“
… Als sie sich nach der Pause wieder an Claras Besprechungstisch setzten, lagen die Papiere, die die Therapeutin zu Anfang mitgebracht hatte, vor Ihnen. Auf dem Deckblatt war in großen Buchstaben zu lesen:
… „ENTWURF“
… „Vereinbarung“
… „Ehe 2.0“
… „Version 1“
… „abgeschlossen am xx.xx.2005“
… „zwischen Marco Berlinghoff und Sandra Berlinghoff“
… „Wir alle haben identische Kopien und wir schauen uns die Vereinbarung jetzt durch und korrigieren und ergänzen, wo immer Sie Bedarf sehen, meine Lieben. Der Entwurf enthält bereits alles, was sich im Lauf der Therapie ergeben hat, als Basis für unsere Diskussion. Wichtig ist, dass sie diese Vereinbarung später jederzeit ändern können, aber nur gemeinsam, im Einvernehmen, das versteht sich von selbst. Sie kann natürlich einseitig aufgekündigt werden, aber das bedeutet eigentlich, dass Sie sich trennen werden, sonst würde eine Beendigung keinen Sinn machen.“
… Etwas indigniert blickte Sandra auf: „Wir werden uns doch ganz sicher nicht trennen. Das machen wir nie mehr, nicht wahr, mein Liebster?“
… Während Marco zustimmend nickte, setzte die Therapeutin bereits fort: „Das hoffe ich doch für Sie und natürlich auch für meine Zeit, die ich Ihnen gewidmet hatte.“ Erneut lächelte sie dazu.
… Dann gingen sie durch die einzelnen Punkte und die bereits von Clara vorgeschlagenen Inhalte. Sie behandelten zunächst die Ehefaktoren. Sie definierten, wie sie es mit ihrem gegenseitigen Respekt und ihrer Loyalität halten wollten, und sie setzten dabei die Latte höher als im Entwurfstext stand.
… „Ist das okay, Clara?“, fragte Sandra dazu.
… „Selbstverständlich“, antwortete diese, „aber je mehr Sie voneinander erwarten, desto besser müssen Sie darauf achten, wie Sie miteinander umgehen.“
… Dann hielten sie fest, was sie einige Monate zuvor zur Streitkultur überlegt hatten. ‚Möglichst wenige Streits und Lösung noch am selben Abend‘, lautete ihre Übereinkunft. Beim Faktor Vertrauen hielten sie sich an Claras Vorschläge, bei der gegenseitigen Aufrichtigkeit zogen sie die Maschen wieder enger. Sie wollten beide keine Unehrlichkeit, auch keine Notlügen, auch keine, um den anderen zu schonen. Sie erklärten einander, dass sie die Wahrheit immer verkraften würden.
… „Nun ja“, meinte die Therapeutin dazu, „das ist ein hehres Ziel. Ich wünsche Ihnen, dass es gelingt.“ Dann kam der Ehefaktor Liebe an die Reihe. Clara Millstedt machte die beiden nun mit einem für sie neuen Begriff bekannt, der ‚Polyamorie‘. „Die wörtliche Übersetzung ist ‚Vielliebe‘, wobei das Wort ‚viel‘ natürlich übertrieben ist. In einfachen Worten dargestellt, haben Sie miteinander eine ‚Hauptliebe‘ oder ‚Primärbeziehung‘ und Sie erlauben einander weitere Liebesbeziehungen, nennen wir sie ‚Nebenlieben’ oder ‚Sekundärbeziehungen‘. Zunächst ist dabei egal, ob Sie mit denen auch Sex haben, Sex muss nicht dabei sein. Meist jedoch wird das der Fall sein, aber Sex behandeln wir noch gesondert. Über Ihre außerehelichen Beziehungen haben wir letztes Jahr gemeinsam mit den betroffenen Personen gesprochen und jetzt ist die Zeit, sie in die Vereinbarung aufzunehmen oder nicht.“
… Also definierten Sandra und Marco ihre innige Beziehung zu Penny und David Robertson als ihre gemeinsame und wichtigste ‚Nebenliebe‘ und dann noch Paula Waldenfels, auch gemeinsam, denn Sandra wollte an der Liebe ihres Mannes zur Mutter seines zweiten Sohnes teilhaben.
… „Wenn Sie beide eine Sekundärbeziehung gemeinsam pflegen, ist das für Ihre Ehe immer bekömmlicher, als wenn nur einer von Ihnen diese Nebenliebe hat.“
… „Ja, das ist logisch“, bestätigte Marco, „das haben wir von Anfang an verstanden. Alles, was wir gemeinsam machen, ist tendenziell besser.“ Er sah Sandra an: „Was machen wir mit Alfred und Heinrich?“ Die standen nämlich mit einem Fragezeichen versehen in Claras Entwurf.
… „Ich glaube nicht, dass wir die berücksichtigen sollten.“ Sandra dachte laut nach. „Ich liebe die beiden nicht. Ich fühle Verbundenheit und Zuneigung, ja, sie haben mir sehr geholfen, aber keine Liebe.“
… „In Ordnung.“ Clara strich die Namen durch.
… Der letzte Punkt betraf die sexuelle Treue. „Das ist das Thema, das meist zum Eheproblemgeführt hat und bei dem es manchmal sinnvoll sein kann, die bisherige Erwartungshaltung aneinander zu überdenken. Die Treue kann neu definiert werden, die Beziehung wird dann im sexuellen Bereich offener. Das ist manchmal der wesentliche Unterschied zum bisherigen Ehekonzept. Über die positiven und negativen Aspekte haben wir sehr ausführlich gesprochen, jetzt sind Sie an der Reihe, meine Lieben.“
… Die Psychotherapeutin führte die beiden geschickt durch dieses schwierige Kapitel. Zunächst definierten sie, wie sie mit ungeplantem Fremdsex umgehen würden. Sie wollten keine offene Beziehung, wo jeder tun dürfe, was er wollte, sondern sie legten fest, dass heimlicher Fremdsex in jedem Fall eine Eheverfehlung darstellen sollte. Bei einem Seitensprung, der einfach passierte, hatte der fremdgehende Partner darauf zu achten, dass die Verletzung der Ehe nicht zu groß werden würde. Der Respekt zum Partner müsse erhalten bleiben und die Loyalität solle nicht noch stärker beeinträchtigt werden, als dies durch das Fremdgehen selbst bereits der Fall war. Insbesondere seien alle zehn Regeln, die Clara generell für Fremdsex definiert hatte, einzuhalten. Dass diese Maximalforderung möglicherwiese schwierig zu erfüllen sein würde, dürfe nicht davon abhalten, diese festzulegen.
… Und sie legten absolute Aufrichtigkeit fest. Spätestens am Folgetag müsse offen und ehrlich darüber gesprochen werden, natürlich persönlich, was bedeutete, sofort nach der Rückkehr, wenn der Fremdsex auf einer Reise passiert war. Und bei diesem Gespräch musste alles auf den Tisch gelegt werden, vor allem die Gründe und die dabei empfundenen Gefühle.
… Wie Sandra und Marco danach mit dem Seitensprung umgehen sollten, blieb offen. Ein ‚Anspruch auf Vergeben‘ war nicht sinnvoll, denn so etwas könnte zu einem Freibrief für Seitensprünge mutieren. Das Ehepaar müsse sich in einem solchen Fall ‚zusammenraufen‘, erklärte Clara. Ziel sollte natürlich sein, zu einem Verzeihen zu kommen, aber das müsse dem Einzelfall vorbehalten bleiben. Das Instrumentarium für eine gedeihliche Lösung hätten sie jedenfalls gelernt.
… Gemeinsamen, geplanten Fremdsex, wie Sandra und Marco früher manchmal hatten, besonders damals im ‚Institut für Sexualtherapie‘ wollten sie zunächst ausschließen.
… „Sie haben uns ja empfohlen, es diesbezüglich langsam angehen zu lassen. Also verzichten wir im Moment darauf. Allenfalls reden wir mit Penny und David irgendwann darüber. Sie haben ja gesagt, dass wir unsere Vereinbarung jederzeit ergänzen können.“ Marco sah Clara zustimmen und wandte sich an seine Frau: „Du bist doch einverstanden, Sandra. Wenn nicht, solltest du dich jetzt melden.“
… Die sah ihn verliebt an: „Alles was du willst, mein Liebster. Wir haben uns, das ist genug.“
… Jetzt setzte Clara Millstedt wieder ein Lächeln auf, das sie bezaubernd und attraktiv wirken ließ. Sie konnte das wirklich steuern, wie Marco nicht zum ersten Mal bewundernd feststellte. „Dann ist ja alles perfekt, meine Lieben“, begann sie ihre Abschlussrede, „Diese Vereinbarung soll für Sie beide eine enge moralische Verbindlichkeit darstellen, meine Lieben. Definieren Sie einen prominenten Platz in Ihrem Haus und hängen sie dorthin und lesen sie immer wieder gemeinsam durch, die Betonung liegt auf ‚gemeinsam‘. Es ist Ihnen auch klar, dass diese Vereinbarung keine Rechtsansprüche herleitet wie etwa die Eheschließung auf dem Standesamt. Aber jegliche Verletzung wird die moralische Basis Ihrer Beziehung unterhöhlen. Bei Ihnen bin ich jedoch zuversichtlich, dass das nicht geschehen wird. Wir haben nun ein ganzes Jahr miteinander gearbeitet und von meiner Seite habe ich das wirklich genossen. Sie sind ein ganz außergewöhnliches Paar. Ich wünsche Ihnen jedenfalls von ganzem Herzen, dass alles sich so entwickelt, wie Sie sich das vorstellen.
… Auf Ihre Ehe werde ich weiterhin ein Auge haben, wenn Sie einverstanden sind. Ich würde Sie gerne in den nächsten beiden Jahren alle Vierteljahre in meiner Praxis haben, danach halbjährlich und später jährlich, so wie man ein Auto zur Überprüfung bringt.“ Die Therapeutin stand nun auf. „Ist Ihnen das recht? Dann wird sich meine Assistentin im Herbst bei Ihnen wegen eines Termins melden.“
… Das war keine Frage für Sandra und Marco, die beiden stimmten sofort zu. Sie erhoben sich ebenfalls, umarmten die Therapeutin und bedankten sich überschwänglich. Diese lachte fröhlich und sagte: „Die fertige Vereinbarung schicke ich Ihnen zu. Wenn alles in Ordnung ist, unterschreiben Sie sie und hängen sie an die Wand.“
… Marco ergriff das Wort: „Eine Frage habe ich noch Clara. Mir würde ein Thema noch fehlen. Sie haben irgendwann mal angedeutet, dass Sie uns erläutern würden, was die psychologischen Hintergründe für unser Verhalten bei der Abtreibung damals waren.“ Er sah Sandra neben sich zucken, als er jenes Ereignis erwähnte, und legte sofort seinen Arm um sie. Aber Sandra hatte sich diesmal gut im Griff.
… „Gut, dass Sie das erwähnen, Marco. Ich hatte das durchaus im Hinterkopf. Ich werde Ihnen das bei einem Abendessen erklären, zu dem ich Sie noch einladen möchte. Mein Mann freut sich schon darauf, das sei endlich einmal ein Abend mit Ihnen beiden, ohne dass er trocken bliebe, hat er gemeint. Wir werden ein Lokal besuchen, wo es seinen Lieblingswein gibt, einen Blauen Zweigelt aus Österreich, der wird Ihnen sicher schmecken. Oh, Sandra, tut mir leid, ich habe übersehen, dass Sie nichts trinken dürfen.“
… Sandra lachte leise: „Wissen Sie Clara, das macht gar nichts. Seit ich mich vor drei Jahren auf Alfred und Heinrich Waldenfels eingelassen habe, trinke ich nur sehr wenig. Das verdanke ich den beiden Brüdern. Und derzeit trinke ich natürlich überhaupt keinen Alkohol. Aber das ist gar kein Problem. Marco wird sicher einen Chauffeur brauchen, und ja, wir kommen sehr gerne.“
… „Du musst nicht fahren in deinem Zustand, meine Liebste“, wandte Marco ein, „ich kann genauso gut unsere Fuhrparkchefin Nicole bitten, uns einen Fahrer zur Verfügung zu stellen.“
… „Lass‘ uns das kurzfristig klären, jetzt möchte ich fahren.“ Sandra kicherte: „Ich hab‘ heute noch etwas vor und dabei bist du unverzichtbar, also los.“
… „Ja, meine Lieben, kommen Sie gut nach Hause.“ Clara lächelte sie schelmisch an: „Ich habe noch die Post zu machen und dann nichts wie heim zu meinem Mann. Ich habe auch noch etwas vor mit ihm heute Abend.“
… Sie umarmten einander nochmals, dann verließen Sandra und Marco die Praxis der Therapeutin.
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Heute (Freitag, 4. August 2023)
… Nachdem ich die letzten Worte in mein Notebook getippt habe, fällt mein Blick ganz automatisch auf die Wand. Dort hängt unsere Vereinbarung zur Ehe 2.0, hinter Glas gerahmt. Es ist mittlerweile die Version 6, wir haben die Vereinbarung im Punkt Fremdsex im Laufe der Jahre fünfmal ergänzt, zuletzt im Jahr 2014, als wir Aisha und Faris aus Ras al-Khaimah kennenlernten.
… Ich sitze am kleínen Schreibtisch, der in unserem Schlafzimmer in unserem Haus in Kärnten steht. Dieselbe Vereinbarung, ebenfalls hinter Glas, hängt im Schlafzimmer zuhause. Es war Sandra und mir wichtig, die Regeln unserer Ehe 2.0 möglichst oft vor unseren Augen zu haben und wir können sie mittlerweile auswendig. Sandra und ich sind unglaublich glücklich, wie nachhaltig unsere Ehe funktioniert. Es ist schon lange nicht mehr schwer, die Regeln einzuhalten. Am Anfang mussten wir uns dafür Mühe geben, aber mit der Zeit geht das in Fleisch und Blut über. Und die Regeln zu Respekt und Aufrichtigkeit haben auch auf unsere Kjinder abgefärbt, ohne dass wir sie hierzu groß erziehen mussten.
… Ein wenig einsam ist es schon im Haus, wenn man viel Trubel gewohnt ist. Der Großteil unserer Familie ist ja in den USA und Paula und Hildegard Waldenfels werden erst nächste Woche nach Kärnten kommen. Nur Valentina und Sophia sind mit ihren Eltern mitgekommen und Sophia ist vorhin mit ihrem Regenschirm in den Ort marschiert, um vielleicht einheimische Jugend zu treffen. Ich habe mein Versprechen bisher wahrmachen können und mich mehr um sie gekümmert. Wir haben einige Váter-Tóchter-Unternehmungen hinter uns, soweit die in der eher regnerischen Woche möglich waren, ein Kinobesuch, Schwimmen, eine Falknerschau und nur einmal hat das Wetter für eine zweitägige Bergwanderung mitgespielt, bei der wir in einer Berghütte übernachtet haben. Wir schliefen im Matratzenlager, zunächst mitten drin, aber das ging nicht, denn auf Sophias anderer Seite lag ein junger , der nach einigem Zögern versuchte, zu grapschen. Der Hüttenwirt hat uns daraufhin andere Schlafplätze gegeben, an der Wand, deren bisherige Inhaber unter Murren verschwinden mussten. Sophia war dankbar für meine Fürsorge, hat sich aber im Laufe der Nacht manchmal mit ihrem Rücken an mich gepresst, was bei mir unschickliche Gefühle ausgelöst hat.
… Ich habe aber nichts gesagt, nur Sandra habe ich es am Abend erzählt. Sie hat nur gelacht. „Ist doch nichts passiert, also reg‘ dich nicht auf“, hat sie gesagt. Gewundert hat mich das nicht, denn, natürlich, genauso hätte sie das auch gemacht.
… Vor einer Stunde waren Sandra und ich gemeinsam bei unserer Tocchter Valentina, die sich mit ihrem Báby in eines der beiden anderen Schlafzimmer zurückgezogen hat. Obwohl es erst sechs Uhr abends war, ist sie ziemlich müde gewesen. Vier Wochen ist Marlene jetzt und sehr anspruchsvoll. Wenn Valentina im Herbst ihr letztes Studienjahr beginnt, werden wir eine Lösung finden müssen, denn wir wollen unserem Liebling die Möglichkeit geben, ihr Studium ordentlich zu Ende zu bringen. Dabei verlasse ich mich ganz auf meine Frau.
… Nachdem Valentina es ihrer Tóchter gleichgetan hat und eingeschlafen ist, ist Sandra ins Wohnzimmer zurückgekehrt. Dort arbeitet sie außerplanmäßig an einem Firmenproblem und telefoniert laufend. Deshalb habe ich mich ins Schlafzimmer zurückgezogen.
… Gerade will ich die Worddatei speichern und schließen, da geht die Tür auf und Sandra erscheint, nackt wie im Paradies. Nur ihre Brille hat sie auf und hochhakige Schuhe an den Füßen.
… Wahnsinn, wie mich diese Kombination anmacht. Das ist ihr natürlich nicht unbekannt. Sie kommt näher und jetzt rieche ich ihn, den zarten Duft, der es schafft, meine Geruchsnerven zum Klingen zu bringen und eine direkte Verbindung zu meinem Schwanz herzustellen. Und der weiß natürlich, was er jetzt zu tun hat.
… ‚Secret Of The Desert‘ nennt sich dieser Duft. Er wurde meiner Frau in Assuan verkauft mit der Garantie, dass kein Mann widerstehen könne. Bei mir zumindest stimmt das. Und ich bin sicher, dass sie das bei anderen Männern nicht ausprobiert hat, das würde sie ohne meine Zustimmung nie tun. Sie tupft sich ‚Secret Of The Desert‘ sehr selten hinters Ohr, nur dann, wenn sie mich unbedingt verführen und dabei auf Nummer sicher gehen will.
… Offenbar ist das heute der Fall. Sie kommt zum Schreibtisch und stellt sich vor mich hin: „Hast du alles fertiggeschrieben, Marco, wie ich es angeordnet habe?“, fragt sie streng.
… „Ja, natürlich.“ Ein wenig merkwürdig finde ich ihr Verhalten schon.
… „‚Ja, Frau Lehrerin‘, heißt das, Kleíner“, sagt sie nicht minder streng und da erkenne ich, was sie vorhat. Sie spielt das ‚Lehrerin-Schüler-Spiel‘, eigentlich hätte ich wegen ihrer Brille gleich daraufkommen können.
… „Ja, Frau Lehrerin“, beginne ich mitzuspielen. Ich liebe meine Frau und ihren Hang zu spielen. Eigentlich gibt es nichts an ihr, was ich nicht liebe.
… „Dann lass‘ mal sehen. Zieh‘ dich schon mal ganz nackt aus.“
… Während ich ihrem Befehl Folge leiste, setzt sie sich und schaut sich meinen Text an, ich habe die Datei vorhin noch nicht geschlossen. Kaum bin ich nackt, winkt sie mich zu sich. Ich muss mich über sie beugen, ich rieche ihren Duft und ich kann mir nicht helfen, mein Pimmel meldet, dass er einsatzbereit wäre.
… Sie merkt das, stupst ihn an und lässt ihn auf und ab wippen. „Hast du alles bedacht, direkte Rede, indirekte Rede und so weiter?“
… „Äh … ja, Frau Lehrerin, ich habe mich bemüht …“ Weiter komme ich nicht, denn jetzt hat sie begonnen, mein Glied zu reiben.
… „Sieh‘ mal, was du da geschrieben hast. Da fehlt ein Komma. Ehrlich, muss ich böse werden?“
… „Äh …, ich weiß nicht.“ Es ist mir völlig wurscht, ob das mit dem Komma stimmt oder ob sie das nur so sagt. Meine Erregung ist nicht mehr zu übersehen.
… „Ach so, mein Kleíner! Du geilst dich an deiner eigenen Lehrerin auf. Und du schaust mich an, als ob ich nackt wäre.“ Eigentlich ist sie genau das, aber es gehört offenbar zum Spiel, so zu reden.
… „Nun, ähem, … Frau Lehrerin, …Sie sehen einfach umwerfend aus.“
… Sie lässt meinen Pimmel nicht los. Im Gegenteil, sie hat die Vorhaut zurückgeschoben und ihre Fingerspitzen bearbeiten die Rille zwischen Eichel und Schaft. Mein Schwanz ist prall und beinhart.
… „Soso, Kleíner, du steht also auf mich. Na, dann wollen wir sehen, was du so kannst.“ Sie lässt meinen Schwanz abrupt los, was mir einen Seufzer der Enttäuschung entlockt. Sie guckt wieder auf den Bildschirm und rollt mit der Maus nach unten. „Da, da haben wir es. Das Anführungszeichen ist falsch. Was habe ich dir zur indirekten Rede beigebracht, du schlampiger Schüler?“ Sie gibt meinem Pimmel einen Klaps, den ich spüre.
… Äh, entschuldigen Sie bitte, Frau Lehrerin …“ Ich will noch etwas sagen, aber sie schneidet mir das Wort ab.
… „Und hier, hier fehlt ein ‚n‘ und am Ende fehlt der Punkt. Na warte, ich werde dir helfen!“
… „Bitte geben Sie mir Gelegenheit, mich zu bessern“, stammle ich, ich genieße dieses Spiel.
… Sandra auch. Sie zwingt mich jetzt, zwischen ihre Beine zu knien. „Wehe, wenn du das jetzt nicht zu meiner vollständigen Zufriedenheit schaffst“, droht sie noch.
… Ich weiß genau, wie ich es ihr machen muss. Mit meinen Daumen ziehe ich ihre Schamlippen auseinander, dann fasse ich mit meinen Lippen ihren Knubbel und sauge daran. Mit zwei Fingern krabble ich das Haar ihrer Landebahn. Es ist schwarz, auch hier muss sie nachfärben, so wie am Kopf.
… Sie beginnt zu stöhnen und rutscht mit ihrem Becken in meine Richtung, während sie sich genüsslich zurücklehnt. Ich setze jetzt zusätzlich meine Zunge ein, die immer wieder von unten durch ihre Scham pflügt und oben angekommen mit ihrer Spitze gegen ihre zarte Eichel drückt.
… Scharf atmet sie aus, ihre Hände wühlen fahrig in meinem Haar. Es dauert nicht lang und ich spüre, wie ihr Höhepunkt hochsteigt und sie erfasst. Ihr Unterleib zittert und bockt in kleinen Wellen meinem Gesicht entgegen.
… Nachdem sie sich beruhigt hat, stehe ich auf und beuge mich über sie. „Waren Sie zufrieden mit mir, Frau Lehrerin?“, frage ich sie, den Zaghaften spielend.
… „Naja, es war nicht ganz so schlecht.“ Sie hat wieder eine strenge Miene aufgesetzt und fasst erneut nach meinem Schwanz. „Aber glaube nicht, dass das schon alles war. Du hast noch viel gutzumachen.“
…Mein Pimmel liegt prall in ihrer Hand. Sandra steht auf und knetet ihn. „Einen gutaussehenden Freudenspender hast du ja. Ich erwarte, dass du mir es jetzt ordentlich besorgst. Wirst du dazu fähig sein?“
… Ohne meine Antwort abzuwarten, zieht sie mich an meinem Schwanz zu unserem Bett. Brille und Schuhe behält sie an, umwerfend gut sieht sie damit aus. Erwartungsvoll legt sie sich auf den Rücken und zieht ihre Beine ein wenig an.
… In Windeseile bin ich auf ihr und in ihr. Ihr Aussehen mit ihrer Brille, ihr betörender Duft, das Rollenspiel, das mich zum Befehlsempfänger degradiert hat, mein extrem hartes Glied, das alles zusammen ergibt ein Gemisch, das mich fast wie eine Fickmaschine arbeiten lässt.
… Sandra hat schon drei Mal Erfahrungen mit solchen Maschinen gemacht. Zweimal waren es Apparate, die sie horizontal stießen, einmal sogar in beide Löcher gleichzeitig, und ein weiteres Mal war es ein Sybian, den sie reiten musste.
… Ihre Gefühle danach waren gemischter Natur gewesen. Obwohl sie durchaus auf ihre Kosten kam, das ist ja bei Frauen, die vaginale Orgasmen empfinden können, kaum zu vermeiden, störte sie die mechanistische Art des Penetrierens. Ein Penis aus Fleisch und Blut ist ihr lieber. Aber ein solcher, der wie eine Fickmaschine arbeitet, ist für sie ein besonderer Kick.
… Diesen Kick verschaffe ich ihr jetzt. Ich halte natürlich bei Weitem nicht so lange durch wie eine Maschine, das ist völlig unmöglich, auch für viel jüngere Männer. Und aufgrund der enormen Anstrengung für mich reicht es bei ihr nur für einen Orgasmus, aber der hat es in sich. Ihr ganzer Körper zuckt und sie würde schreien, wenn ich ihr nicht ein Kopfkissen vor den Mund gedrückt hätte. Valentina und ihr Báby sollen ja nicht aufwachen.
… Nachdem ihr Körper wieder zur Ruhe gekommen ist, lächelt Sandra mich an, sie ist restlos glücklich. Natürlich, sie weiß genau, wie sie mich zu Höchstleistungen animieren kann. Aber sie sagt nichts und nach einer Minute ist sie eingeschlafen, obwohl es erst halb acht ist.
… Ich rapple mich mühsam hoch, um aus dem Bett zu kommen. Ich bin zwar noch nicht müde, aber völlig ausgelaugt und geschafft und ich habe weiche Knie. Kurz betrachte ich meine Frau, wie gut sie auch im Schlaf aussieht. Ich nehme ihr Brille und Schuhe ab und decke sie zu. Zärtlich küsse ich sie und schlafend murmelt sie irgendetwas, das ich nicht verstehen kann. Also ziehe ich meinen Bademantel über, schnappe mir mein Notebook und leise verlasse ich das Schlafzimmer. Im Wohnzimmer melde ich mich bei meiner Kanzler-Adresse an. Fünfzehn Mails warten auf Beantwortung.
… Das kostet mich zwei Stunden, aber ich habe keine Eile, denn ich warte auf Sophia. Sie weiß, dass sie spätestens um zehn Uhr zurück sein muss, und es gab damit nie irgendein Problem. Bereits um halb zehn höre ich die Eingangstür. Sophia erscheint vor der Zeit.
… „Na, mein Liebling, wie war’s?“
… „Naja, durchwachsen“, meint Sophia, „die Leute hier haben doch andere Interessen als ich. Aber es ging.“ Sie kommt zu mir und gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Wo ist denn Valentina?“
… „Valentina und Marlene schlafen im Moment. Sei also bitte leise, Marlene wird in der Nacht sicher anstrengend.“
… „Und Mam?“
… „Schläft auch, nebenan.“
… „Waaas? So früh schon? Was habt ihr denn angestellt?“ Dann fällt ihr Blick auf meinen Bademantel, der sich durch das Hinsetzen im unteren Bereich halb geöffnet hat.
… „Ach so.“ Jetzt lacht sie. „Ihr hab gepoppt. Hast du sie so hart rangenommen?“
… „Sophia“, sage ich mit leisem Tadel, „was ist das für eine Sprache?“
… Sie lacht weiter und setzt sich auf meinen Schoß. „Diese Sprache hast du uns beigebracht. Genauso schreibst du in deiner Sexgeschichte.“
… Nun ja, ich muss zugeben, dass sie nicht unrecht hat. Das erwähne ich aber nicht, sondern korrigiere sie: „Das ist im Wesentlichen keine Sexgeschichte, sondern unsere Autobiografie.“
… Unser Gespräch scheint ihr großen Spaß zu machen. Sie küsst mich erneut, aber diesmal kurz auf den Mund. „Ach Papá“, sagt sie dann, „wir wissen doch alle, wie gern und oft ihr poppt.“
… „Ich hatte bisher nicht den Eindruck, dass euch das stört.“ Es ist mir schon klar, dass ich damit indirekt zugebe, was sie gesagt hat.
… „Tut es auch nicht, Pápa. Im Gegenteil, wir freuen uns darüber. Da müssen wir keine Angst haben, dass ihr euch scheiden lasst, auch wenn ihr beide es mit anderen treibt. Aber ihr streitet euch nie darüber.“
… Jetzt muss ich auch lachen: „Warum sollten wir denn streiten, meine Süße? Deine Mutter und ich sind uns doch immer einig. Ihr kennt doch unsere ‚Ehe 2.0‘ und deren Regeln.“
… „Ja, kennen wir alle. Die Regeln sind merkwürdig, aber sie funktionieren bei euch. Gestern hat mir eine Schulfreundin geschrieben, dass ihre Eltern nur noch streiten, seit ihre Mutter ihren Váter mit irgendeiner Tussi beim Bumsen erwischt hat. Sie sagt, dass ihr das Gestreite so auf die Nerven geht und sie schon überlegt, ob sie ausziehen soll.“
… „Vielleicht sagst du ihr, sie soll dafür sorgen, dass sich ihre Eltern mal bei uns melden. Vielleicht können Máma und ich etwas tun.“
… „Das mache ich vielleicht sogar. Gute Nacht, Pápa.“ Noch einmal küsst sie mich und ich erwidere ihren Kuss.
… Ich muss ihr noch versprechen, spätestens am Montag wieder eine Bergtour zu unternehmen, nur zu zweit. Dann marschiert sie in ihr Zimmer, das neben dem von Valentina liegt.
… Ich speichere meine Mailantworten, schicke sie aber nicht weg, denn Sandra wird noch einmal drüberlesen, dann verziehe ich mich ins Schlafzimmer. Ich ziehe meinen Bademantel aus und krieche zu meiner geliebten Frau unter die Decke.

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Tom
Gast
Tom
1 year ago
Reply to  BM_Kanzler

Für ‘höhere Gewalt’ braucht man sich doch nicht entschuldigen. Noch schöne Tage.

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