Ehepaar auf Abwegen, 36. Teil
Veröffentlicht amEhepaar auf Abwegen, 36. Teil
Damals (Dezember 2004)
Fortsetzung, autobiographischer Inhalt
… Zu Beginn der Weihnachtswoche hatten Sandra und Marco ihren letzten Termin im zu Ende gehenden Jahr bei ihrer Psychotherapeutin. Ganz sittsam saßen sie auf dem ‚Liebes- und Versöhnungssofa‘ nebeneinander und berichteten abwechselnd über ihr Eheleben der vergangenen zehn Tage und über das, was sie dabei gefühlt hatten.
… Clara Millstedt war sehr zufrieden, aber einen Punkt wollte sie ansprechen: „Sie gehen sehr harmonisch miteinander um, habe ich Recht? Wir haben ja schon darüber gesprochen, wie es mit der Streitkultur in einer Ehe aussehen sollte, aber Sie beide sind zu sehr einer Meinung. Ein wenig aneinander reiben kann nicht schaden.“
… „Aber wenn wir doch immer genau das Gleiche wollen, dann brauchen wir uns nicht zu reiben, oder?“ Sandra schaute die Therapeutin an.
… „Nein, Sandra“, erwiderte Clara, „Sie wollen nicht immer dasselbe, das haben Sie sich nur so zurechtgezimmert. Sie erkennen nur genau, was Ihr Mann möchte, und steuern dann darauf zu. Oder aber Sie lenken ihn geschickt zu dem, was Sie erreichen wollen. Das machen Sie auch bei ihrem ehelichen Sex.“
… Kurz dachten die beiden nach, dann meldete sich Marco: „Ja, ich glaube, Sie sehen das richtig, Clara. So, wie wir miteinander umgehen, klingt das logisch. Sandra, du musst schon zugeben, dass du beim Sex meistens die Hosen anhast, und du hast es drauf, mich genau dorthin zu bringen, wo du mich haben willst.“
… Jetzt musste Clara lachen: „Ja, da hat er vollkommen Recht, Sandra. Wenn ich höre, was Sie mir erzählen, ist das die plausibelste Erklärung.“
… „Machen wir etwas falsch?“, fragte Sandra nach. „Ich möchte doch, dass alles klappt in unserer Beziehung.“
… „Seien Sie ganz unbesorgt, Sandra!“ Die Therapeutin lächelte und ihre ganze Persönlichkeit wirkte dabei gewinnend, aber auch einnehmend und überzeugend. Mittlerweile kannte Marco sie gut genug, um zu wissen, dass sie ihnen zwar nichts vorspielte, sie blieb immer ehrlich, aber dass sie geschickt steuern konnte, wie sie auf ihre Klienten wirken wollte. „Ihr Verhaltensmuster ist ungewöhnlich, aber absolut in Ordnung. Machen Sie gerne so weiter, aber wie wir schon beim letzten Mal besprochen haben, ist ein klein wenig Streit durchaus okay. Nicht der Streit ist das Problem, sondern wie man ihn danach auflöst. Und ein bisschen Versöhnungssex danach ist auch nicht zu verachten.“ Ihr Lächeln war breiter geworden und sie schnalzte genießerisch mit der Zunge.
… Jetzt leuchteten Sandras Augen. „Was für eine gute Idee, Clara. Ich streite mich mit Marco und dann muss er mit mir bumsen.“
… Mitten in das allgemeine Gelächter hinein sagte Marco: „Aber meine Liebste, dafür müssen wir doch nicht vorher streiten. Wir vögeln doch ohnehin bei jeder sich bietenden Gelegenheit.“
… „Apropos Gelegenheit“, meinte Clara nun, „wenn Sie Bedarf haben, wissen Sie ja, wo das Bett steht. Wir können gern für eine halbe Stunde unterbrechen.“
… „Sandra drehte ihren Kopf zu Marco: „Sehr gerne würden wir Claras Angebot annehmen, aber ich glaube, wir lassen das. Wir fliegen am Samstag nach Ohio und zu Hause warten die Vorbereitungen. Vielleicht holen wir das in der Nacht nach. Bist du mir böse, Marco?“
… Der starrte seine Frau fassungslos an. Immer wieder war sie für eine Überraschung gut. „Mein Liebling, natürlich bin ich dir nicht böse. Aber sag‘ mal, bist du krank? Eine solche Gelegenheit lässt du doch sonst nie aus.“
… „Wofür hältst du mich, mein Liebster?“ Sandra spielte die Vorwurfsvolle. „Glaubst du, ich bestehe nur aus meinem Sextrieb? Immerhin habe ich Verantwortung für zwei Kiinder, für die ich alles für die Reise vorbereiten muss. Du pflegst dir ja einen schönen Tag im Büro zu machen und wenn du abends heimkommst, ist immer alles schön fertig.“
… Daraufhin nahm Marco seine Frau lachend in den Arm, er konnte nicht anders, auch wenn die Therapeutin das eigentlich nicht zugelassen hatte. „Du bist einfach die Beste. Mein sexfreudiges Eheweibchen kann sich ja doch im Griff halten.“ Er zog sie an sich und beschäftigte sich kurze Zeit mit ihrem Mund.
… Dann, als er sie losgelassen hatte, wandte er sich an Clara: „Bitte entschuldigen Sie, aber ich habe meine Frau gerade wieder so umwerfend empfunden, dass ich sie einfach umarmen musste.“
… Clara schmunzelte: „Sie wissen doch, Marco, dass solche Unterbrechungen der Therapiestunde durchaus willkommen sind. Liebe kann man nicht oft genug zeigen. Aber jetzt konzentrieren Sie sich bitte wieder auf meine Worte.“ Und ernst werdend, begann sie zu dozieren.
… „Wir fassen nochmal zusammen, was wir bisher gehört haben: Unabdingbar für eine gute Ehe sind gegenseitiger Respekt, Aufrichtigkeit, Loyalität und Vertrauen. Wenn einer dieser Faktoren nicht so ist, wie er sein sollte, dann ist die Beziehung angeknackst und es wird eine Frage der Redekultur des Paares, ob und wie die beiden Partner das gemeinsam in Ordnung bringen können. Wichtig ist, noch einmal darauf hinzuweisen, dass diese Faktoren manchmal miteinander verwoben sind. Wenn ich die Loyalität zu meinem Partner verletze, ist oft auch mangelnder Respekt im Spiel. Wenn ich meinen Partner bewusst anlüge, wird sein Vertrauen zu mir sinken. Der Faktor ‚Liebe‘ schließlich ist für die meisten Beziehungen sehr wichtig, aber nicht unbedingt Voraussetzung für eine gut funktionierende Ehe. Man kann jedoch zu Recht einwenden, dass auch in Ehen, die nicht aus Liebe geschlossen wurden, Liebe entstehen kann. Das ist gar nicht mal so selten, denn solche Paare legen naturgemäß viel Wert auf die anderen Faktoren und halten damit ihre Ehe stabil. Und erinnern wir uns, auch Zuneigung und Zärtlichkeit sind bereits Teilkomponenten der Liebe.“
… Sandra und Marco lauschten konzentriert. Sie hatten zu Hause immer wieder darüber gesprochen und soweit war alles klar gewesen. Aber bei zwei Punkten hatten sie sich unsicher gefühlt und die brachte Marco jetzt: „Soweit haben wir alles verstanden, Clara, aber was ist mit Treue und Toleranz? Sind das nicht auch wichtige Faktoren für eine Ehe?“
… „Eine gute Frage, Marco“, erwiderte die Psychotherapeutin, „die wir erst beantworten können, wenn wir diese beiden Begriffe sauber eingeordnet haben. Beginnen wir mit der Toleranz. Was meinen wir damit? Eigentlich umschreiben wir mit diesem Begriff zwei völlig verschiedene Dinge. Zum einen, dass wir unseren Partner als Person akzeptieren, wir sind ‚tolerant‘ gegenüber seinen Macken, auch seinen negativen Seiten, wir haben also Verständnis für ihn und versuchen ihn nicht zu verbiegen. Wenn Sie in der Broschüre nachschlagen, die ich Ihnen gegeben habe, werden Sie feststellen, dass genau das unter den Faktor ‚Liebe‘ fällt, und so haben wir es ja schon besprochen, wenn Sie sich erinnern.“
… Clara sah ihre beiden Patienten nachdenklich nicken und fuhr nach kurzer Pause fort: „Zum anderen meinen wir mit ‚Toleranz‘, dass wir nachsichtig sind gegenüber einem bestimmten Verhalten, das unser Partner an den Tag legt. Und ein solches wird eher ein negatives Verhalten sein. Das ist logisch, denn ein gutes Verhalten brauche ich nicht zu tolerieren, sondern werde mich darüber freuen. Wenn ich also toleriere, dass mein Partner zum Beispiel übermäßig Alkohol trinkt oder laufend stiehlt, wird das für die Ehe nicht hilfreich sein. Oft meint man mit ‚Toleranz‘ auch einen sexuellen Hintergrund. Ich erlaube meinem Partner, fremdzugehen. Wenn ich so etwas toleriere, ist gewöhnlich damit gemeint, dass ich das eigentlich nicht möchte, aber dem Partner zuliebe akzeptiere. Wir haben schon gelernt, dass das keine gute Basis ist, weder für die Ehe noch für die Liebe. Die Augenhöhe geht verloren.
… Man mag jetzt einwenden, dass es ja auch gegenseitige ‚Toleranz‘ geben kann, in einer sogenannten offenen Beziehung beispielsweise. Dann reden wir aber davon, dass ein solches Paar für sich die sexuelle Treue neu definiert hat. Dazu werden wir bei unseren nächsten Terminen kommen, wenn wir über außerehelichen Sex sprechen. Aber damit brauchen wir den Begriff ‚Toleranz‘ eigentlich nicht, denn er ist entweder negativ besetzt oder in der Treue untergebracht. Als Faktor für eine gute Ehe können wir die Toleranz deshalb nicht bezeichnen.“
… „Hm“, machte Marco, „ich kann nachvollziehen, was Sie erläutern, Clara. Aber eine Frage noch: Sandra ist punkto Sex viel abenteuerlustiger und experimentierfreudiger als ich.“ Er mache eine kurze Pause, während seine Frau aufgehorcht hatte und ihn aufmerksam ansah. Dann fuhr er fort: „Sie zieht mich in unglaubliche Sexaktivitäten hinein und ich akzeptiere sie und mache mit. Ist das nicht eine bestimmte Form von Toleranz?“
… „Eine Gegenfrage, Marco: Zwingen Sie sich dazu, mitzumachen, oder machen Sie das gerne?“
… „Gerne? Ich liebe das und ich liebe meine Frau dafür. Ich würde ihre Abenteuerlust nicht missen wollen.“ Aus den Augenwinkeln sah Marco, dass bei dieser Aussage ein glückliches Leuchten über Sandras Gesicht ging.
… Clara lachte daraufhin laut: „Damit haben Sie sich doch eben selbst die Antwort gegeben. Sie wollen und lieben das. Und Sie machen mit. Damit ist das gemeinsam von Ihnen so gewollt und keine Verletzung der Loyalität. Also bleibt die Augenhöhe gewahrt. Es ist daher sicher nicht das, was unter ‚Toleranz‘ verstanden wird.“
… „Ich verstehe“, meinte Marco. Wieder dachte er intensiv nach, dann drehte er sich zu seiner Frau um und zog sie erneut an sich: „Clara hat Recht“, sagte er zu ihr, „ich liebe alles an dir, das hat mit Toleranz nichts zu tun.“
… Sandra sah ihn verliebt an und küsste ihn zärtlich: „Ich weiß, mein Liebling. Ich habe Clara offenbar früher verstanden als du. Bei mir geht’s manchmal schneller, weil ich nicht alles auf den logischen Prüfstand stelle. Aber es ist gut, dass einer von uns beiden das tut, und dafür liebe ich nun dich.“
… Die Therapeutin hatte dem Dialog still zugehört. Der gegenseitige Respekt, aber auch die Zartheit des Umgangs war aus jedem Satz herauszuhören und nicht zum ersten Mal war sie schwer beeindruckt. Aber erstmals keimte nun der Gedanke in ihr auf, diese Therapie literarisch zu verwerten. Ihr Doktorváter, Professor Schmitz, hatte ihr vor einiger Zeit geraten, über einen ihrer Erfolge zu schreiben, um ihre Gegner in der Standesorganisation, die gegen ihre unkonventionellen Methoden hetzten, mundtot zu machen.
… „Damit kommen wir zu Ihrem zweiten Punkt, Marco, zur Treue.“ Sie hatte ihre abgeschweiften Gedanken abgeschüttelt und war wieder voll auf Sandra und Marco fixiert. „Treue ist in der Tat ein sehr wichtiger Faktor in jeder Ehe. Ehepaare schwören sich bei der Hochzeit ewige Treue und landläufig sehen wir darin nur die sexuelle Treue. Aber der Begriff in der Hochzeitsformel ist viel weiter zu verstehen, er beinhaltet alle Lebensbereiche. Treue heißt, einander beizustehen, füreinander da zu sein, gemeinsam alle Lebenslagen und Schwierigkeiten zu meistern, eine Verpflichtung für den Partner und sein oder ihr Wohlergehen einzugehen und die Grundbedürfnisse des Partners zu wahren, ‚bis dass der Tod euch scheidet‘ oder heutzutage zumindest, bis die Ehe anderweitig endet.
… In der Psychologie sprechen wir daher lieber von ‚Loyalität‘ anstatt von ‚Treue‘. Dieser Begriff beschreibt diese allgemeine Definition umfassender. Und als ‚Treue‘ bezeichnen wir das, was im Volksmund darunter verstanden wird, nämlich die sexuelle Treue, über die wir noch reden werden. Und ja, wenn die sexuelle Treue in einer Beziehung wichtig ist, kann sie neben der Loyalität ein separater Faktor in der Beurteilung einer Ehe sein.“
… „Ja, das ist unsere Meinung“, warf Marco nun ein, „Sandra und ich halten die sexuelle Treue für sehr wichtig, nach dem, was uns passiert ist.“
… „Das ist ein ganz wesentlicher Punkt für Ihre Ehe 2.0, meine Lieben“, ergänzte Clara, „und nicht nur wegen dem, was vorgefallen ist. Sie haben diversen außerehelichen Sex gehabt, und wie Sie damit in Zukunft umgehen wollen, werden wir regeln müssen. Davon wird abhängig sein, wie Sie es mit der sexuellen Treue halten werden.“
… „Wir sind ganz gespannt darauf“, ließ sich nun erstmals wieder Sandra vernehmen, „wie Sie das mit uns lösen werden, Clara. Mein Verhalten beim Junggesellinnenabschied war Scheiße, aber wir haben auch viele schöne Erinnerungen, vor allem mit Penny und David. Wir werden natürlich alles akzeptieren, was Sie vorgeben, denn eigentlich genügen Marco und ich uns ja.“
… „Es ist schön, Sandra, dass Sie das so sehen, aber möglicherweise kann sich das ändern und dann müssen Sie vorbereitet sein, wie Sie damit umgehen.“
… „Was gehört denn außer der Treue noch zum Faktor Loyalität?“, war Marcos Frage.
… „Man kann nicht alles aufzählen, Marco. Wie bei allen Faktoren können wir nur Beispiele nennen. Zu nennen ist ganz wesentlich, dass ein Partner nichts tun darf, was dem anderen echte Probleme bereitet, oder dass alle Entscheidungen zwingend gemeinsam getroffen werden müssen, wenn sie eine Veränderung der Lebensumstände für beide Partner oder den jeweils anderen zur Folge haben oder auch nur das Leben des anderen beeinflussen. Das gilt auch, wenn der eine Partner heimlich entscheiden könnte, weil der andere im Moment nichts merkt, aber künftig von der Entscheidung betroffen sein könnte. Deshalb darf einer den anderen in derartigen Fragen nie vor vollendete Tatsachen stellen. Schlecht ist auch, wenn einer der beiden sich durchsetzt und der andere nur zustimmt, weil er Angst um die Beziehung hat.
… Wird diese klare Regel verletzt, bedeutet das in jedem Fall einen Loyalitätsbruch. Je massiver dieser empfunden wird, desto kritischer ist er für den Bestand der Ehe. Die Schwierigkeit bei solchen Fragen liegt darin, dass es keine abgrenzbare Definition dafür gibt, was ‚Veränderung der Lebensumstände‘ wirklich beinhaltet. Die Entscheidung, ein Kijnd zu bekommen und aufzuziehen oder ein Eigenheim anzuschaffen und gemeinsam zu finanzieren, gehört ohne Zweifel dazu. Wenn die Ehefrau eine Weiterbildung machen und daher nur noch halbtags arbeiten möchte, hängt es davon ab, ob dadurch die gemeinsame Finanzplanung für das Eigenheim eingeengt wird. Ist dies der Fall, so ist das natürlich auch eine Veränderung der Lebensumstände. Ist das nicht der Fall, kann die Ehefrau das allein entscheiden, wird das aber in einer guten Ehe trotzdem immer mit ihrem Mann besprechen.
… Die Verletzung der Loyalität in der Ehe kann eine ganz üble Sache sein und die Augenhöhe empfindlich beeinträchtigen. Eine Entscheidung von großer Wichtigkeit über den Kopf des Partners hinweg kann das Aus für die Ehe bedeuten. Solche Fälle sind auch fast nie innerhalb der Ehe durch Gespräche zu lösen und wenn überhaupt, wird das nur mit professioneller Hilfe möglich sein.“
… Das war intensiv. Sandra und Marco benötigten eine Weile, um da durchzusteigen.
… Clara Millstedt lächelte: „Sie können jederzeit nachlesen. In meiner Broschüre wird alles im Detail genau erläutert mit mehr Beispielen, als ich sie hier bringen kann. Die kriegen Sie im Anschluss an unsere Sitzung.“
… „Ich glaube, dass wir das mit den gemeinsamen Entscheidungen verstanden haben“, meldete sich Sandra, „aber wie würden Sie einen Seitensprung hier unterbringen? Nicht, dass ich so etwas vorhätte, mein Liebster“, wandte sie sich an ihren Mann.
… „Das glaube ich dir doch, du musst das nicht betonen“, war Marcos Antwort.
… „Ich finde das sehr gut, wie Sandra sich Ihnen gegenüber verhält“, meinte die Therapeutin, „lassen Sie Ihre Frau so etwas durchaus deutlich aussprechen. Es zeigt, dass sie sehr genau darauf achtet, nichts zu tun oder zu sagen, was die Beziehung zu Ihnen gefährden könnte. Ihre Frau ist eben außerordentlich feinfühlig. Und um Ihre Frage zu beantworten, Sandra: Ein Seitensprung verletzt in jedem Fall die gebotene Loyalität, denn zu dieser gehört, wie wir jetzt schon wissen, die sexuelle Treue. Und je nachdem, wie die weiteren Umstände sind, werden weitere Faktoren beeinträchtigt sein, zum Beispiel der Respekt, wenn beim Fremdsex über den betrogenen Partner auch noch negativ gesprochen wird, oder wenn der Seitensprung beispielsweise im Ehebett stattfindet, was der Ehepartner ganz sicher nicht akzeptieren würde.“
… „Eigentlich hätte dann meine Sekretärin Andrea mit dem Vorarbeiter nicht in ihrem Schlafzimmer Sex haben dürfen“, sinnierte Marco, nachdem Clara fertiggeredet hatte.
… „Normalerweise dürfte ich dazu nichts sagen“, erwiderte die Therapeutin, „aber nachdem Sie ohnedies alle Details zum Fall Ihrer Sekretärin kennen, kann ich darauf antworten. Ja, Sie haben Recht, Marco. Es war eine Art Respektlosigkeit ihrem Mann gegenüber, sein Bett für den Ehebruch zu missbrauchen. Im Prinzip sollte die gesamte eheliche Wohnung tabu sein. Aber es ist Andrea zugute zu halten, dass das nicht Absicht war. Sie wollte den Sex, ja, und sie wollte Befriedigung, aber sie wollte das nicht auf Kosten ihres Mannes.“
… „Das werden Sie ihr sicher noch sagen“, mutmaßte Marco.
… Clara lächelte: „Natürlich, das ist Teil der Therapie. Auch mit Ihnen werde ich über Derartiges noch ausführlich sprechen. Aber zuerst müssen wir uns noch über die restlichen Ehefaktoren unterhalten, Aufrichtigkeit und Vertrauen. Man kann lang und breit darüber diskutieren, ob man eine Reihenfolge nach Wichtigkeit bilden kann. Mein persönlicher Geschmack würde den Respekt an die erste Stelle setzen und dahinter gleichauf Loyalität, Aufrichtigkeit und Vertrauen. Alle vier haben Abhängigkeiten voneinander, sind also teilweise miteinander verwoben, wie wir bereits wissen. Bei gröberen Verstößen sind meist zwei bis drei Faktoren betroffen und beeinträchtigt. Der Faktor Aufrichtigkeit kann mit Vertrauen und Respekt eng verzahnt sein, je nach Vorkommnis. Allgemein kann man sagen, dass alle Ehepartner zu jeder Zeit voneinander erwarten, dass sie ehrlich zueinander sind, und das ist viel schwieriger als Respekt zu zollen. Denn Aufrichtigkeit umfasst nicht nur, immer die Wahrheit zu sagen, sondern auch, nichts zu verschweigen.
… Das ist im Alltag jeder Ehe, auch der besten, praktisch unmöglich. Man verschweigt peinliche Kleinigkeiten, man erfindet sogenannte Notlügen, wenn etwas nicht so geschehen ist, wie der Ehepartner es haben wollte, man erzählt die Unwahrheit, weil man den Partner liebt und ihn nicht belasten möchte. Man kalkuliert damit, dass Unwahrheit oder Verschweigen keine nachhaltigen negativen Folgen auslöst, sondern sogar besser für die Ehe ist.
… Und das Eigenartige daran ist, dass das oft auch wirklich stimmt. Wenn der Ehemann wahrheitsgemäß die neue Frisur seiner Frau kritisiert, wird das mehr Schaden anrichten, als wenn er lügt. Wenn die Ehefrau verschweigt, dass ihr Sohn irgendwo einen dummen Streich gespielt hat, gilt das ebenso. Selbst wenn der andere Partner später daraufkommen sollte, wird das schnell zu bereinigen sein. Solche Unwahrheiten kommen tausendfach vor, aber die meine ich nicht mit dem Faktor Aufrichtigkeit. Mir geht es um eher gravierende Dinge, wenn Lügen oder Verschweigen zur Gewohnheit wird, beispielsweise um eine Regelverletzung zu vertuschen. Dabei muss es nicht um etwas Sexuelles, Ehebruch etwa, gehen, sie kann auch andere Hintergründe haben, beispielsweise einen Ehemann, der seiner Frau vormacht, ins Fitnessstudio zu gehen, in Wirklichkeit aber dem Glücksspiel frönt, oder ihr verschweigt, dass er von seiner Firma gekündigt wurde.“
… „Das ist ja vollkommen blöd, wenn man etwas Derartiges tut“, kam es spontan von Sandra. Über solche Dinge hatten sie noch nie nachgedacht.
… „Sie würden gar nicht glauben, dass so etwas gar nicht so selten ist“, gab die Therapeutin zurück, „aber Sie haben Recht, in gewisser Weise ist das idiotisch. Oft ist jedoch Scham dabei. Einer der Ehepartner ist auf einen Betrüger hereingefallen und hat Geld verloren. Er geniert sich, dies dem anderen Partner zu gestehen. Grundsätzlich ist Unaufrichtigkeit der falsche Weg. Ich empfehle immer, sofort und uneingeschränkt mit der Wahrheit herauszurücken. Es ist für mich leichter zu verzeihen, wenn mein Partner ehrlich zu mir ist, als wenn ich später draufkomme, dass er mich belogen hat, vielleicht sogar über einen längeren Zeitraum. Damit hat Unaufrichtigkeit auch unmittelbare Auswirkung auf den Faktor Vertrauen, zu dem wir jetzt kommen.“
… Clara machte eine kurze Pause, damit ihre Informationen bei Sandra und Marco nachwirken konnten. Dann setzte sie fort: „Mein Vertrauen zu meinem Partner wird viel stärker beeinträchtigt sein, wenn ich erfahre, dass er mich einige Monate lang angelogen hat, als wenn er mir seine gestrige Verfehlung heute beichtet. Was ist nun Vertrauen? Vertrauen vermittelt Sicherheit und ist unerlässlich für eine funktionierende Partnerschaft. Wenn ich meinem Partner vertraue, heißt das, dass ich mich sicher fühle. Sicher, dass er die Vereinbarungen einhält, die wir geschlossen haben. Sicher, dass er loyal zu mir und verlässlich ist, mich nicht belügt oder betrügt, dass seine Hemmschwelle allen Versuchungen widersteht. Und diese Sicherheit ist es, die Zuneigung entstehen lässt und in einer liebenden Beziehung mithilft, die Liebe zu nähren.
… Wie entsteht nun Vertrauen? Jede neue Beziehung beginnt mit einem Vertrauensvorschuss. Ich muss zunächst daran glauben, dass ich meinem Partner vertrauen kann. Im Laufe der Zeit kommt dann die Erfahrung dazu, dass das Vertrauen gerechtfertigt ist oder eben nicht. Die allgemeine Regel lautet dabei, dass ich solange Vertrauen haben muss, bis ich bewiesenermaßen vom Gegenteil überzeugt worden bin. Mangelndes Vertrauen ohne konkrete Beweise kann den Partner unglaublich verletzen. Misstrauen ist der Feind der Liebe. Und wenn ich kein Vertrauen in meinen Partner mehr habe, egal ob berechtigt oder unberechtigt, wird die Fortführung der Ehe zur Belastung. Denn Vertrauen ist wohl der empfindlichste unter den Ehefaktoren. Vertrauen ist schnell zu beeinträchtigen, jedoch schwer zu reparieren. Nur mühsam kann es, wenn überhaupt, wieder aufgebaut werden.“
… Obwohl Marco sehr konzentriert bei der Sache war, schweiften seine Gedanken jetzt in die Vergangenheit ab. Sein Vertrauen in Sandra war bis zu jenem Abend drei Jahre zuvor, an dem er den Stick mit dem Film ausgehändigt bekam, unendlich groß gewesen und dann vollständig zusammengebrochen. Er horchte in sich hinein, um festzustellen, wie es damit jetzt aussah. Er war sich nicht sicher und das machte ihn betroffen. Schließlich liebte er Sandra über alles und natürlich benötigte sie sein volles Vertrauen so wie er ihres hatte.
… Clara hatte weitergesprochen, stoppte aber, als sie erkannte, dass Marco nicht bei der Sache war. Auch Sandra hatte das mitbekommen: „Bitte, Clara, machen wir eine kleíne Pause. Darf ich mit meinem Mann sprechen?“
… „Aber klar“, war deren Antwort, „nehmen Sie sich Zeit, Sandra. Wir sind bei einem sehr wichtigen Punkt. Ich warte im Zimmer meiner Assistentinnen.“ Damit zog sich die Therapeutin zurück.
… Sandra ging vor ihrem Mann in die Hocke und stützte ihren Kopf auf seine Knie. Sie blickte in seine Augen und sagte leise: „Marco, mein Liebster, ich kenne dich doch so genau. Du bist unsicher, wie dein Vertrauen zu mir aussieht. Wollen wir mit Clara darüber reden?“
… Marco runzelte seine Stirn: „Ich komme schon klar. Und wir haben doch ausgemacht, über jenes Ereignis nicht zu sprechen. Und das müssten wir.“
… „Ausgenommen, wenn ich einverstanden bin“, widersprach Sandra, „und in diesem Fall bin ich es. Wir müssen das ausräumen. Ich muss sicher sein, dass du mir wirklich vollständig vertraust, und vor allem du musst dir auch dessen sicher sein.“
… „Das will ich ja, denn du weißt, wie sehr ich dich liebe.“
… „Dann machen wir das.“ Sie erhob sich und ging hinaus, um die Therapeutin wieder hereinzuholen.
… „Sandra hat mir gerade kurz erzählt, was Sie besprochen haben.“ Clara sagte das zu Marco, nachdem sie und Sandra wieder Platz genommen hatten. „Wir werden das behandeln, gleich nachdem ich noch einen Satz ergänzt habe.“
… Marco nickte stumm, er war etwas verunsichert.
… Clara fuhr nun fort: „Eng verbunden mit dem Faktor Vertrauen ist die Treue in der allgemeinen Form, die wir, das wissen Sie bereits, als Loyalität bezeichnen. Nicht von ungefähr haben Vertrauen und Treue denselben Wortstamm. Das Vertrauen wird schwinden, wenn die Treue beeinträchtigt ist, nicht nur bei fehlender Aufrichtigkeit. Und dass Vertrauen ein maßgeblicher Baustein für die Liebe ist, haben wir heute auch schon gehört. Ein Vertrauensbruch, egal wie er zustande kommt, wird einen negativen Einfluss auf die Liebe haben. In gravierenden Fällen kann daraus sogar Hass entstehen.“
… Das verunsicherte Marco noch mehr. Er hatte alle Erläuterungen der Therapeutin verstanden, aber er hatte ein Problem, damit umzugehen: „Ich weiß, wie sehr ich Sandra liebe. Gleichzeitig fühle ich mich nicht gut, wenn ich darüber nachdenke, wie mein Vertrauen ihr gegenüber aussieht. Wie passt das zusammen, nach dem, was Sie uns gerade geschildert haben?“
… „Ich will jetzt darauf eingehen, was Sie bedrückt. Sie haben verinnerlicht, was ich vorhin sagte, nämlich dass Vertrauen nach seiner Zerstörung nur ganz langsam wiederhergestellt werden kann. Und wenn es bei Ihnen noch nicht vollständig repariert ist, wie sieht es dann mit ihrer Liebe für Sandra aus? Habe ich richtig zusammengefasst, was Sandra mir eben berichtet hat?“
… Marco nickte langsam, dann sah er seine Frau an. Sie hatte wieder alles ganz genau erraten.
… Clara lächelte jetzt und strahlte dabei, sie hatte das genau berechnet, intensive Zuversicht aus. „Wie alles in der Psychologie unterliegt auch die Verknüpfung zwischen Vertrauen und Liebe einer statistischen Betrachtung. Das bedeutet, dass Abweichungen vom normalen Mittelwert vorkommen. Im Einzelfall kann also das Vertrauen weg sein und trotzdem ein erhebliches Maß an Liebe bestehen. Sandra hat mir erlaubt, über jenen Junggesellinnenabschied zu sprechen. Als Sie den Film angeschaut haben, sind einige Gefühle in Ihnen explodiert und es war Ihnen speiübel. Aber über Vertrauen haben Sie zu diesem Zeitpunkt nicht nachgedacht. Das tut nämlich niemand in einem solchen Moment. Das kommt erst danach, ganz langsam, wenn man sich mit den Konsequenzen für die Zukunft beschäftigt. Erforschen Sie Ihr Inneres, Marco.“
… Sie machte eine Pause und ließ Marco Zeit zum Denken. Dann sagte er: „Naja, das scheint so zu sein. Ich weiß nicht mehr genau, wann sich das Thema ‚Vertrauen‘ in meinem Kopf manifestiert hat, vielleicht erst einige Wochen später, aber darüber nachgedacht habe ich eigentlich nie. Das Problem für mich war relativ bald eigentlich nicht mehr, was Sandra getrieben hat, sondern dass sie es verschwiegen und dabei sogar in Kauf genommen hat, mit einem unehelichen Kjind schwanger zu sein. Wenn sie es mir am selben Abend oder meinetwegen am Tag danach gesagt hätte, hätte ich sie angesichts ihrer fruchtbaren Tage sofort gepackt und zum Frauenarzt geschleppt. Der hätte sicher eine schnelle Lösung gehabt ohne das nachherige Abtreibungsdrama.“
… „Sie haben also nicht über Ihr Vertrauen nachgedacht. Genau das wollte ich hören. Sie hatten ganz andere, vordringliche Probleme. Und nachdem sie sich räumlich von Sandra getrennt hatten, gab es auch keine Veranlassung dazu. Sie haben sich auch über Ihre weiter bestehende Liebe zu Sandra keine Gedanken gemacht. Alles war also nur in Ihrem Unterbewusstsein präsent, Ihre große Liebe und Ihr angeblich mangelndes Vertrauen existierten dort friedlich nebeneinander. Ich bin sicher, dass das stimmt.“
… Sandra fühlte mit ihrem Mann, wie er sich nun sein Gehirn zermarterte, um jene Gedanken zu fassen, die ihn damals bewegt hatten. Sie sah die Therapeutin an: „Darf ich zu ihm?“
… Clara sah die Bitte in ihren Augen und nickte lächelnd. Sandra rückte sofort dicht zu ihrem Mann und nahm ihn ganz fest in ihre Arme. „Liebling, quäle dich nicht, nimm‘ es so, wie Clara es sagt. Sie hat bestimmt Recht.“
… „Ich will mich jetzt auf Ihr Feld begeben, Marco, auf das Feld der Logik, wo Sie zuhause sind. Denken Sie genau nach: Haben Sie bis eben jetzt überhaupt jemals über Ihr Vertrauen zu Ihrer Frau nachgedacht?“
… Marco starrte die Psychotherapeutin an: „Nein, ich glaube nicht.“
… „Sehr gut, Marco.“ Clara schmunzelte. „Beginnen wir nun mit jenem Zeitpunkt, als Sie aus Ihrem Haus ausgezogen sind. Nehmen wir an, dass Ihr Vertrauen zu Sandra zu diesem Zeitpunkt auf dem Nullpunkt war. Ich glaube das zwar nicht ganz, aber gehen wir mal davon aus. Das war im Januar 2002, ist also fast drei Jahre her. Gut. Sie haben einige Arrangements getroffen, damit Sandra sich wohlfühlt und nicht durch ihre Libido zur Schlampe wird.“
… „Ja, aber die Ideen kamen von den Brüdern Waldenfels. Und ich hatte das Wohlergehen meiner Kiinder im Blick“, wandte Marco ein.
… „Das ist beides richtig. Die Herren Waldenfels hatten ihren Eigennutz mit dem Nutzen für Sandra und Sie verknüpft. Und Sie sind auf den Zug aufgesprungen. Das zeigt die große Liebe für Sandra, die bei Ihnen tief vergraben vorhanden war. Und jetzt komme ich zum wesentlichen Punkt: Hat Sandra Ihnen in der Zeit bis zum Beginn unserer Therapie irgendeinen Anlass gegeben, an ihrer Loyalität zu zweifeln? Hat sie irgendetwas gemacht, das unter normalen Bedingungen ein Vertrauen erschüttern würde?“
… „Nein, eigentlich nicht“, musste Marco einräumen, doch dann fiel ihm etwas ein: „Halt, nein, ihre Ficks mit David samt Schwängerung.“
… „Denken Sie scharf nach, Marco.“ Clara war sehr bestimmt geworden. „Wirklich? Wir sind immer noch auf dem Feld der Logik. Ihre gemeinsame Vereinbarung mit den Robertsons war nicht außer Kraft gesetzt, also waren die Ficks ohne Vertrauensverlust zulässig. Gut, die folgende Schwangerschaft war nicht im Plan, aber nicht absichtlich hervorgerufen. Und Sandra hat Sie, Marco, sofort informiert und Sie sind gleich zu ihr gefahren. Sie beide haben es viel besser gemacht als im Jahr zuvor. Und dann, seien Sie ehrlich, lief alles so, wie Sie das in den gemeinsamen Gesprächen vorausgeplant haben. Paula Waldenfels hat mir Einzelheiten erzählt. Sie haben diese Gespräche sehr gut gesteuert, Marco. Aber wichtig ist, ich sehe kein vertrauensverletzendes Verhalten bei Sandra.“
… Diese hatte still zugehört und jetzt meldete sie sich: „Ja, du warst großartig, Marco. Ich habe dir doch erklärt, wie das mit David war. Ich wollte dir sicher nicht wehtun.“
… „Das hast du ja gar nicht“, antwortete Marco darauf, „ich habe doch dein und Davids Kjind akzeptiert.“
… „Sehr schön, Marco.“ Clara war noch nicht zu Ende. „Betrachten wir nun die Zeit unserer Therapie. Hat Sandra Ihnen in diesen sechs Monaten irgendwann das Gefühl gegeben, dass Sie ihr nicht vertrauen können?“
… „Nein, nein, natürlich nicht, nicht ein einziges Mal“, beeilte sich Marco zu versichern, „im Gegenteil, alles ist perfekt gelaufen und deshalb vertraue ich meiner geliebten Frau ja auch vollständig.“
… Jetzt war es heraus. Geschickt hatte Clara ihn dorthin manövriert, wo sie ihn haben wollte. Sandra lächelte ihn an, immer noch ihre Arme um seinen Oberkörper geschlungen, und Clara grinste breit.
… Marco sah das und verdutzt überlegte er, wie er zu dieser Aussage gekommen war. Sie war einfach spontan aus seinem Herzen gesprudelt und das sagte er jetzt zu Clara.
… „Alles okay“, meinte diese. Sie war wieder ernst geworden: „Sie haben längst erkannt, Marco, dass Ihre Frau auch in der Zeit Ihrer Trennung die Liebe Ihres Lebens geblieben ist. Und über Vertrauen haben Sie nie nachgedacht. Aber jetzt ist es voll da, wie Ihr Unterbewusstsein Ihnen gerade mitgeteilt hat, und genau dort hat es sich über die ganze Zeit still und heimlich wieder aufgebaut. Ich glaube, dass man das volkstümlich ganz gut so beschreiben kann.“
… Die Therapeutin ließ Marco eine Minute, um darüber nachzudenken, dann fügte sie hinzu: „Sie können Ihre Unsicherheit ausschalten. Ihre Liebe zu Sandra ist stark und wird nicht durch mangelndes Vertrauen beeinträchtigt, denn dieses ist vollständig repariert. Ist das für Sie logisch richtig hergeleitet?“ Ganz leicht schmunzelte sie dabei.
… Marco sah sie an: „Ja, ich glaube schon. Lassen Sie das sich bitte einige Tage bei mir setzen. Ich muss mich nur bei dir entschuldigen, Sandra, dass ich an dir gezweifelt habe.“
… Clara übernahm schnell die Antwort: „Nein, Marco, Sie müssen sich nicht bei Ihrer Frau entschuldigen, Sie haben ja gar nicht an ihr gezweifelt. Gerade eben sagten Sie im Prinzip doch, dass Sandra alles richtig gemacht hat. Nein, Sie haben an sich selbst gezweifelt und das haben Sie jetzt beendet. Also, alles gut.“
… Sie unterhielten sich nun zum Abschluss noch über das Zusammenspiel der Ehefaktoren in Sandras und Marcos Beziehung. Aus Claras Sicht schien es keine Beanstandungen zu geben. Da die beiden ihre frühere Redekultur wieder erreicht hatten, sie versuchten täglich vor dem Einschlafen über das, was im Laufe des Tages aufgetaucht war, zu sprechen, waren kleínere Unstimmigkeiten immer schnell gelöst und größere gab es einfach keine.
… „Na dann, meine Lieben“, war das Schlusswort der Therapeutin, „war’s das für dieses Jahr. Morgen meldet sich meine Assistentin und wird mit Ihnen die Termine für Januar abstimmen. Und ich wünsche Ihnen von Herzen gesegnete Weihnachten. Haben Sie gute Flüge hin und zurück. Und bitte, das ist sehr wichtig, vergessen Sie nicht die große sexuelle Anziehungskraft zwischen den Robertsons und Ihnen. Seien Sie vorsichtig!“
Bereits auf der Fahrt zu ihrem Wohnhaus beugte sich Sandra sehr weit Richtung Fahrersitz, um sich ganz nah an ihren Mann zu kuscheln. Sie hatten jedoch ihre Wintermäntel an, weshalb sich weiter nichts abspielen konnte. Zuhause schliefen ihre Kiinder bereits, natürlich im Ehebett, wie nicht anders zu erwarten.
… Da der Zeitplan vor ihrem Abflug in die USA dicht gedrängt war, hatte Sandra, wie sie bei der Therapeutin angedeutet hatte, für diesen Abend noch geplant, alles bereitzulegen, was sie für die Kiinder mitnehmen wollte. Zusammen mit dem Au-pair-Mädchen werkte sie eine Stunde und am Schluss nutzte sie das Wohnzimmer, um alle Sachen bereit fürs Einpacken aufzulegen.
… Als das erledigt war, schnappte Sandra sich ihren Mann. „Ich will noch etwas von dir“, sagte sie ihm leise ins Ohr und sie wählte wie so oft Alexanders Zimmer dafür. Und wie so oft dirigierte Sandra. Da sie beide jetzt reichlich müde waren, wollte sie eine ganz zärtliche Variante. Sie sorgte dafür, dass sie sich zügig auszogen, ganz unspektakulär.
… Dann ließ Sandra ihren Mann sich auf den Rücken legen. Sie sagte noch zu ihm: „Ich liebe dich, Marco. Bitte mach’ es mir ganz zart, und zwar mit deinem Mund.“ Darauf kam sie verkehrt über ihn und in 69-er-Position fing sie an, sich mit seinem Schwanz zu beschäftigen. Ihr Wunsch war für ihn wie immer Befehl. Er hätte seinen Pimmel gerne eingesetzt, der hatte nämlich durchaus noch Bereitschaft signalisiert, aber natürlich machte Marco es genauso, wie seine geliebte Ehefrau es wollte.
… Er setzte Finger und Zunge ein, um ihr die bestmöglichen Gefühle zu verschaffen, und sie hatte bei ihm ihren Saugmund angesetzt. Kurz hintereinander kamen sie zu ihren Höhepunkten, sanft und ohne, dass sie von ihren Kijndern gestört worden waren.
… Einen Teil seines Spermas, das sie in ihrem Mund gesammelt hatte, gab sie ihm zurück. Dann zogen sie ihre Pyjamas an und legten sich zu ihren Kijndern ins Doppelbett.
… Unglaublich glücklich fühlte sich Marco, als er am Einschlafen war. Die Sitzung bei der Therapeutin hatte ihm Klarheit und Erleichterung gebracht. Dass er sich auf seine Sandra hundertprozentig verlassen konnte, war jetzt an die Oberfläche gekommen. Er merkte noch, wie seine Frau sich über ihn beugte und ihn küsste. „Weißt du, Marco, wie sehr ich mich freue…“ Den Rest hörte er schon nicht mehr.
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Heute (Freitag, 9. Juni 2023)
… Soeben habe ich den 36. Teil fertiggestellt, zumindest, soweit es das ‚Damals‘ betrifft. Das ‚Heute‘ werde ich später ergänzen, oder vielleicht auch morgen früh. Ich habe ein wenig Zeit gebraucht, um die Erklärungen der Psychotherapeutin möglichst wortgetreu aus meinem Gedächtnis abzurufen, obwohl ich sie eigentlich ziemlich gut gespeichert habe und außerdem auf Claras Broschüren zurückgreifen kann, die wir immer noch haben und hüten. Wir haben schon damals erkannt, welch ungeheure Bedeutung diese Informationen für Ehepaare haben, die gewillt sind, ihre Beziehung für eine lange Zeit erfüllend und möglichst friktionsfrei zu halten. Wir haben über Claras Ehefaktoren immer wieder und ausführlich diskutiert, beginnend während unserer ersten Weihnachtsferien in Ohio mit Penny und David. Und wir reden heute noch darüber, in unseren ehelichen Gesprächen reflektieren wir unser Verhalten an den Regeln, die uns damals eingetrichtert wurden.
… Wir führen unsere Ehe 2.0, wie Clara sie damals genannt hat, immer noch genau so, wie sie sie vorgegeben hat. Besonders Sandra achtet auf unsere Ehefaktoren. Über unseren Respekt füreinander habe ich schon geschrieben. Und bezüglich Vertrauen, Aufrichtigkeit und Loyalität, da brauchen wir, so glaube ich, keinen Vergleich zu scheuen, in der Vergangenheit nicht und auch nicht in Zukunft. Ich bin sicher, dass wir einander nicht betrügen werden. Wir lügen grundsätzlich nicht und verheimlichen auch nichts, auch nicht in kleiinen Dingen, mir selbst würde das ja aufgrund meiner Persönlichkeit ohnedies schwerfallen. Wir wissen, dass die Wahrheit manchmal unangenehm ist, aber langfristig allemal besser als irgendwelche Gefälligkeitslügen. Alle Entscheidungen treffen wir grundsätzlich gemeinsam und unsere Liebe ist stark und sicher. Und schließlich haben wir alle diese Werte auch unseren Kiindern vermittelt. Sandras zweiundfünfzigster Geburtstag steht vor der Tür, die Jüngsten sind wir nicht mehr, aber unser Sex ist immer noch aufregend und spannend, vielleicht dem Alter geschuldet nicht mehr so intensiv und ausdauernd, zumindest was mich betrifft, aber immer noch ‚prickelt‘ es zwischen uns. Und Sandra geht mit ihrer Libido, die im Vergleich zu meiner jetzt eindeutig größer ist, hervorragend um, so, wie man es von einer liebenden Ehefrau erwarten kann, der Ehe und Ehemann viel wichtiger sind als momentane Triebbefriedigung.
… Es ist erst Nachmittag und ich freue mich auf das bevorstehende Abendessen mit der Familie. Sandra und ich haben ‚offiziell‘ dazu eingeladen, nicht oft gelingt es, die gesamte Familie zu versammeln. Aber heute werden alle da sein.
… Da sind wir, die Elterngeneration, bestehend aus Penny, Sandra und mir sowie Paula und Hildegard. Diese beiden sind schon lange ein Paar, eigentlich seit Weihnachten 2004, als sie erstmals zwei Wochen miteinander verbracht haben. Allerdings haben sie sich damals noch nicht als Paar bezeichnet. Zusammenziehen konnten sie erst einige Zeit später, und geheiratet haben sie im Dezember 2017, kaum dass das entsprechende Gesetz in Deutschland in Kraft getreten ist.
… Alexander, unser Ältester, hat auf seine Masterarbeit eine Zwei bekommen und wird am nächsten Mittwoch zur Abschlussprüfung antreten. Deshalb wird er gleich morgen wieder abreisen. Seine Freundin Jana ist ein halbes Jahr später dran. Beide sind gestern von Kärnten zu uns gekommen. Alexanders Wahl hinsichtlich seines künftigen Arbeitsorts ist auf Toronto gefallen. Dort wird er in einer Maschinenbaufirma arbeiten, dessen Inhaber ein Freund des Geschäftsführers von Waldenfels Canada ist. Jana ist einverstanden gewesen, ihn öfters zu besuchen und nach ihrem Abschluss zu ihm zu kommen. Sandra und ich haben sie daraufhin bei einer passenden Gelegenheit darauf angesprochen und ihr unsere Hochachtung ausgedrückt. Loyalität und Liebe waren bei ihr die treibenden Faktoren und es steht zu erwarten, dass man sich um die Beziehung der beiden zumindest vorerst keine Sorgen zu machen braucht.
… Dann Valentina, unsere ernsthafte und attraktive Tóchter. Sie ist jetzt im neunten Monat und ihr Termin ist in drei Wochen. Trotzdem absolviert sie gerade die Klausuren zum Semesterabschluss ihres Studiums bravourös. Wir sind unglaublich stolz auf sie.
… Im November werden wir für einige Tage in Ras al-Khaimah sein, wenn ich dort zum ersten Mal einen Vortrag halte. Valentina hat bereits angemeldet, dass sie unbedingt mit will, und sie ist auch schon gebucht. Was ich nicht wusste und mir erst Sandra erzählt hat: Nach unserem Besuch dort am Palmwochenende hat Valentina wieder angefangen, mit ihrem ehemaligen Geliebten Baran zu kommunizieren. Baran Abt el-Mansur ist Aishas und Faris‘ ältester Sohn und schließt gerade sein Jurastudium ab. Wie wir gehört haben, würde sein Váter es gerne sehen, wenn er seinen Doktor machen würde.
… Jonathan und Yannik haben voriges Jahr gemeinsam Abitur gemacht und danach ein freiwilliges soziales Jahr absolviert. Biologisch verwandt sind sie nicht, aber sie fühlen sich wie Brüder. Im Herbst werden sich ihre Wege erstmals trennen, denn während Yannik frei entscheiden kann, welche Ausbildung er wählen möchte, hat Jonathan einen Familienauftrag zu erfüllen. Das ist keine leichte Bürde. Paula, seine Mutter, hat das ebenso gespürt, bevor sie in die Verantwortung der Vorstandsvorsitzenden hineingewachsen ist. Das ist auch der Weg, der für Jonathan vorgegeben ist. Paula und ich haben unseren Sohn frühzeitig sanft in diese Richtung geschoben.
… Mit achtzehn, also vor zwei Jahren, waren ihm Zweifel gekommen. „Was ist, wenn ich das nicht schaffe, Pápa? Meine Großväter waren immerhin zu zweit und Máma hatte dich, bis sie den Konzern im Griff hatte.“
… „Ich verstehe dich, mein Sohn, sehr gut verstehe ich dich“, habe ich geantwortet, „die Verantwortung ist ungeheuer groß. Waldenfels hat jetzt 30.000 Mitarbeiter und für alle und deren Familien muss man sorgen. Aber du hast bessere Startbedingungen als deine Mutter. Waldenfels hat eine gute Strategie, steht felsenfest da und, was das Wichtigste ist, ein ausgezeichnetes Führungspersonal. Deine Mutter musste das erst alles neu schaffen.“
… „Ja, Pápa, aber sie hat dich gehabt. Du hast das meiste gemacht.“
… „Nicht nur ich allein, mein Sohn. Ein gutes Team hat das geschafft, und ein solches wirst du auch haben. Denk‘ an deinen Bruder Alexander. Bis deine Mutter an dich übergibt, wird er so weit sein, zu Waldenfels zu kommen und mit dir zu arbeiten.“
… Das hat Jonathan eingeleuchtet. Er ist damals zufrieden gewesen und danach hat er seine Bestimmung niemals wieder hinterfragt. Aber ich verstehe schon, dass dies eine gewaltige Belastung sein kann. Jonathan ist nun mal ein Einzelkjind und damit die alleinige Zukunftshoffnung der Eigentümerfamilie und der Belegschaft.
… Jonathan wird Wirtschaft studieren, in Klagenfurt wie sein großer Bruder Alexander. Der Vorteil in Österreich ist, dass man sich die Universität aussuchen kann, in Deutschland muss man sich bei mehreren bewerben und es ist nicht vorhersehbar, von wo man den Zuschlag erhält.
… Yannik dagegen will Kiinderarzt werden. Sandra und ich finden das sehr gut. Er will in Graz studieren, weil diese Stadt die nächste geographische Möglichkeit von Kärnten aus ist. Der Zulassungstest wird am siebten Juli stattfinden und Yannik hat sich schon mit umfangreichem Material dazu versorgt.
… Natalie und Heidrun sind die nächsten. Beide haben gerade das Abitur bestanden und orientieren sich neu. Heidrun ist seit einem Jahr liiert mit Jonathan. Sie ist ausgesprochen clever, sie weiß, was sie will, und sie sieht ihre Zukunft ganz klar an Jonathans Seite als Frau des Konzernchefs. Das hat mich anfangs besorgt gemacht, ich war mir zunächst nicht ganz sicher, was Heidrun mehr liebt, den Mann oder dessen künftige Position. Aber meine Zweifel haben sich schnell zerstreut angesichts des liebevollen Verhaltens, das die beiden miteinander an den Tag legen. Außerdem hat Sandra wie immer die richtigen Worte gefunden: „Es ist ganz gut, wenn Heidrun nicht nur Jonathan liebt, sondern auch seine Rolle mag, die er spielen wird. Sie soll sich ruhig damit beschäftigen, denn mit den Begleiterscheinungen muss ihre Beziehung fertig werden können, vor allem, dass sie oft wenig Zeit miteinander haben werden.“
… Wenn Sandra so mit mir redet, gibt es für mich keinen Zweifel mehr. Sie hat in solchen Dingen immer Recht. Und da Heidrun bald, nachdem wir sie aus Norwegen zu uns genommen haben, mit ihren damals vier Jahren ein sehr inniges Verhältnis zu Sandra aufgebaut hat, die praktisch zu ihrer Mutter geworden ist, haben wir vereinbart, dass sie mit Heidrun darüber reden wird. Wir kennen nämlich das Dilemma der Managerehen, die heutzutage zu einem ziemlich hohen Prozentsatz scheitern.
… Heidrun will in jedem Fall auch in Klagenfurt studieren, sie will Jonathan nicht alleine lassen. Natalie dagegen ist mit Yannik erst seit einem Monat zusammen. Abhängig vom Ergebnis seines Zulassungstests will sie kurzfristig festlegen, was sie tut. Der Tag, an dem Yannik mir die Fotos zeigte, die das Fehlverhalten seiner Freundin Irina festgehalten haben, war auch jener, an dem es zwischen ihm und Natalie funkte. Die beiden sind das ‚frischeste‘ Liebespaar in unserer Großfamilie. Irgendwie seltsam, wie das Leben spielt. Yannik und Natalie sind fast gleich und praktisch von Geburt weg wie leibliche Geschwister zusammen aufgewachsen. Und jetzt, mit knapp zwanzig Jahren, verlieben sie sich ineinander.
… Dann haben wir Dominic, gerade achtzehn geworden und in der zwölften Klasse, das erste gemeinsame Kijnd der Robertsons. Mit ihm war Penny schwanger, als sie uns das via Skype im Herbst 2004 verkündete. Seine Schwester Charlotte ist mit sechzehn unsere Jüngste. Dazwischen liegen Sophia, Sandras und mein drittes Wunschkijnd, das wir im Spätherbst 2004 zu zeugen versucht haben und die im Oktober achtzehn wird, absolut eine jüngere Ausgabe von Sandra, und Heidruns jüngerer Bruder Henrik, der Sohn meiner Schwester. Henrik und Charlotte sind seit letztem Sommer ein Paar. Überall, wo sie hinkommen, erregen sie sofort Aufsehen. Er, ein ganz heller, blonder, nordischer Typ und sie, mit dunkler Hautfarbe, so zwischen David und Penny, und dichtem, kohlschwarzem Haar, das ihr bis zum Hintern reicht.
… Sandra ist bei den Vorbereitungen für das Essen in ihrem Element. Sie sehnt solche Familientreffen förmlich herbei, wenn alle ihre Lieben versammelt sind, und da scheut sie auch keine Mühen. Sie kocht nicht gerne und auch nicht besonders gut (ja, es gibt tatsächlich etwas, was meine Frau nicht gut kann!), aber Penny hilft ihr natürlich und sie hat die Unterstützung unserer beiden mexikanischen Au-pair-Mädchen, die exzellent kochen, und vor allem von Berta, der wohlbeleibten Köchin der Familie Waldenfels. Offiziell ist Berta mit nunmehr über siebzig zwar in Rente, aber sie wohnt weiterhin in der Villa, von allen geachtet und geliebt, und sie kocht dort weiterhin recht oft, besonders für Gäste. Paula würde sie nicht missen wollen, sie ist ja nach wie vor Bertas ganz besonderer Schatz, wobei Jonathan ihr dabei fast den Rang abgelaufen hat.
… Manchmal hilft Berta auch bei uns aus. Sie hat nämlich nach mir auch Sandra und Penny in ihr Herz geschlossen und ist gern in unserem Haus zu Gast. Als wir damals umgebaut haben, hat sie maßgeblich an der Planung unserer Küche mitgewirkt, unmittelbarer Input von der Fachfrau sozusagen. Als Sandra und ich wieder zusammengekommen waren, hat sie mich triumphierend daran erinnert, wie sie mir das bei der Silvesterparty geweissagt hatte. Nur mit der Art, wie wir unsere Beziehungen leben, ist sie nicht einverstanden, auch mit ihrem ‚Mäuschen‘ Paula schimpft sie zeitweise darüber und spricht von ‚Sodom und Gomorra‘.
… Aber im Großen und Ganzen verstehen wir uns großartig und sie ist Sandra wirklich eine große Hilfe. Diesmal hat sie auch Hildegard mitgebracht, die ebenfalls sehr gut kochen kann. Allerdings muss man damit leben, dass Berta sofort das Regime übernimmt, wenn sie in einer Küche auftaucht. Davon kann ich mich gerade wieder überzeugen, als ich nun auf der Sprechanlage den Button für ‚Küche‘ drücke. Man hört Bertas Kommandostimme, wie sie ihre Hilfsschwadronen durch die Gegend scheucht.
… „Sandra, bist du da?“, frage ich in das Getümmel hinein.
… „Ja, mein Liebling“, tönt es aus einiger Entfernung, „was gibt’s?“
… „Hast du einen Moment Zeit? Ich muss dir etwas Wichtiges zeigen.“
… „Aber nur ein paar Minuten“, höre ich Berta dazwischenfunken, „wir arbeiten hier nämlich im Gegensatz zu dir. Wahrscheinlich klimperst du sowieso nur auf deinem Computer herum.“ Seit vielen Jahren duzen wir uns. Ich höre, wie sie alle lachen.
… „Also gut, mein Liebster, aber wirklich nur ein paar Minuten. Ich muss ja auch noch duschen.“
… „Das müssen wir ja noch alle“, lächle ich und schalte aus.
… Ich habe alles vorbereitet für das ‚Nackter-Mann-Spiel‘. Bei der Erinnerung an unsere Sexerlebnisse in jener Nacht habe ich Lust bekommen, während ich das erste vorhin aufgeschrieben habe. Nackt bin ich bereits und mein Pimmel steht, dafür habe ich vorhin gesorgt. Gerade habe ich mich hinter die Tür gestellt, als sie mit Schwung geöffnet wird und Sandra hereinstürmt.
… „Also, Marco, was willst du mir zeigen?“ Sie sieht mich nicht im Raum und deshalb dreht sie sich fragend um. Da erblickt sie mich und fährt erstaunt zurück.
… „Das da“, grinse ich und deute auf meinen aufgerichteten Penis, „mich will ich dir zeigen. Komm‘ schon her zu mir.“
… Nur kurz stutzt sie, aber Sandra wäre nicht Sandra, wenn sie so eine Einladung ausschlagen würde. Sie liebt den Sex mit mir in allen Variationen und jetzt, im Älterwerden, würde sie jede Chance nutzen, wenn sie mich mit einer Latte sieht. Damit habe ich natürlich gerechnet und schon habe ich ihre Hemmschwelle überwunden, die zugegebenermaßen nicht sehr hoch liegt, wenn sie mich so sieht.
… „Aber nur kurz, Marco, es ist noch viel zu tun.“ Ich kenne sie genau, ich weiß, dass das ein Rückzugsgeplänkel ist.
… „Gemach, gemach. Es ist erst fünf und das Essen beginnt um sieben.“
… „Ja, aber Berta?“
… „Ach, mein Liebling, lass‘ Berta aus dem Spiel. Sie freut sich, wenn das eheliche Sexleben floriert und nicht das außereheliche.“ Ich grinse erneut, während ich sie umfasse und meine Zunge in ihren Mund gleiten lasse. Sofort schmiegt sie sich an mich und erwidert mit ihrer Zunge. Eine kurze Weile lassen wir sie miteinander spielen, dann helfe ich ihr beim Ausziehen. Das geht schnell, es ist Sommer und sie hat nicht viel an.
… Sie ganz eng an mich drückend und erneut küssend bewege ich mich rückwärts zum Bett und lasse sie sich auf den Rücken legen. Für den jetzt kommenden Quickie reicht die ganz normale Stellung, die eigentlich oft auch unsere bevorzugte ist. Denn wir lieben es, uns beim Ficken in die Augen zu schauen. Ich sehe, wie Sandra mich liebevoll anblickt, sehe die Erwartung in ihrem Gesicht, die Erwartung, dass ich jetzt in sie hineinkomme. Und ja, genau das tue ich. Zärtlich und langsam lasse ich meine Eichel in den geliebten Körper gleiten. Sandra öffnet ihren Mund und atmet etwas lauter aus.
… Ein wenig Druck muss ich ausüben, aber nicht viel, denn ihre Muschi ist ziemlich feucht. Ich genieße jede Sekunde, in der ich meine geliebte Frau in Besitz nehme, wie schon ungezählte Male davor. Dann bin ich ganz drinnen und beginne mit gleichmäßigen Bewegungen. Heute sage ich nichts, ich bleibe ganz still und lausche den Geräuschen, die sie von sich gibt und die von ihrer steigenden Erregung künden. Vor meinem geistigen Auge tauchen die Ultraschallbilder auf, die ich damals im ‚Institut für Sexualtherapie‘ auf dem Monitor sehen konnte. So stelle ich mir im Moment meinen Pimmel tief in Sandras Lustgrotte vor, eng umgeben von ihren Muskeln, mit genügend Platz für meine Länge, da sich ihre Vagina verlängert hat in ihrer Erregung, meine Eichel knapp anderthalb Zentimeter von ihrem Muttermund entfernt, den ich jetzt gleich zukleistern werde. Dabei denke ich an den spritzenden Penis auf dem Monitor und die in Grauschwarz dargestellte Wolke, die er ausgestoßen hat.
… Sich vorzustellen, dass das jetzt tief in ihrer Muschi genauso passieren wird, ist ausgesprochen lustvoll und stachelt mich dazu an, einen schnelleren Gang einzulegen. Manchmal sagt Sandra mir, wie sie es möchte, aber meist kann ich das ganz gut erraten, es ist einfach die langjährige Erfahrung mit ihr. Ich kann in ihrem Gesicht lesen, dass ihr Höhepunkt im Anrollen ist. Sie atmet stoßweise, stöhnt leicht, ihr Mund ist halb geöffnet, etwas Speichel schimmert im Mundwinkel, den ich ihr nachher weglecken werde, ich liebe das. Und ihre Augen blicken glasig durch mich hindurch.
… Mit einigen schnellen Stößen bringe ich sie jetzt über die Klippe und auch ich bin soweit. Sandra keucht laut und Oberkörper und Kopf zucken mehrfach nach oben. Dann liegt sie still und atmet tief. Ihre Augen werden wieder klar und sehen mich liebevoll an. Als ihr heftiger Atem ruhiger geworden ist, sagt sie: „Das war geil, mein Liebster, wahnsinnig geil.“
… Auch ich brauche einige Zeit, um mich zu regenerieren. In dieser Zeit ist Sandra schon aufgestanden und kleidet sich an. Ich komme zu ihr und nehme sie fest in den Arm. Ich lecke ihre Mundwinkel und sage: „Danke, mein Liebling. Du warst wie immer umwerfend.“
… Sie lächelt mir zu, ihr Gesicht strahlt. Dann küsst sie mich, windet sich aus meinem Arm und verschwindet.
… Ich blicke auf meine Uhr. Nur eine Viertelstunde hat unser Zwischenspiel gedauert. Ich habe das Glück, eine leicht erregbare Frau mit hoher Libido zu haben. Und sie gehört zu den fünfzig Prozent Frauen, die vaginale Orgasmen erleben können. Es ist nicht schwer, sie zum Höhepunkt zu bringen, und das kommt mir natürlich als Liebhaber entgegen. Aufgrund meiner großen Erfahrung mit ihr merke ich auch fast immer, ob ihr ein Orgasmus genügt oder ob sie mehr braucht. Meinen eigenen Höhepunkt steuere ich dann so, dass sie immer zuerst befriedigt ist, bevor ich komme. Oft gelingt es auch, meinen Orgasmus gleichzeitig mit ihrem letzten zu haben.
… Heute war sie nach dem ersten Höhepunkt bereits vollkommen befriedigt. Das habe ich bereits vorher gespürt und konnte mich deshalb gehenlassen.
… Das alles gilt natürlich nicht, wenn sie entscheidet, mich zu reiten. Dann hat sie alles im Griff und nur sie. Obwohl sie weiß, dass es für mich wichtig ist, dass vor allem sie zur Erlösung kommt und ich ihr daher beim Orgasmus den Vortritt lasse, macht sie sich manchmal einen Spaß daraus, mich, wenn ich unter ihr liege, zum Abspritzen zu bringen, bevor sie gekommen ist, und das, obwohl sie auch weiß, dass dann erst mal für eine Zeit Pause ist. Und je älter ich werde, desto länger wird diese Pause nötig.
… Nackt, wie ich bin, setze ich mich wieder vor mein Notebook. Ich mache mir nicht die Mühe, mich anzuziehen, denn ich werde gleich duschen gehen. Ich bin noch erfüllt von meiner innigen Zuneigung zu meiner Frau und voll stimuliert von unserem Sex, während ich jetzt doch noch einige Absätze zum 36. Teil unserer Geschichte hinzufüge. Ich beschreibe den Sex am nächsten Morgen kurz vor Weihnachten 2004 und ich nehme an, mein Schreibstil wird etwas blumiger ausfallen als gewöhnlich.
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Damals (Dezember 2004)
Am Morgen nach diesem ereignisreichen Montag, dem Letzten vor Weihnachten, wurde Marco früh geweckt. Er spürte Hände, die seinen Körper streichelten und mehr, als schicklich war, an seinem Pimmel verweilten, der dabei auf und ab wippte, denn er war steif.
… Grunzend wollte er seinen Unmut äußern, denn er war noch müde, aber ein Finger legte sich auf seine Lippen: „Schschsch“, machte Sandra, die er nun erkannte, „weck‘ die Kiinder nicht auf. Los, komm‘!“
… Es war ihm selbstverständlich nicht möglich, ihr etwas abzuschlagen, also erhob er sich brummend und folgte ihr zu Alexanders Bett. Das Zimmer war leer, klar, denn die Kijnder schliefen friedlich im Ehebett, wo sonst?
… „Mein Liebling, jetzt kommt deine Morgenlatte dran.“ Genießerisch leckte sie mit der Zunge über seine Eichel, nachdem er sich auf das Bett gelegt und sie ihm die Pyjamahose heruntergezogen hatte. Sie züngelte an seinem kleínen Hautdreieck, was ihm etwas lautere Atemstöße entlockte, und drückte die Spitze ihrer Zunge in seine Öffnung.
… Marco grunzte und wurde jetzt richtig wach. Sein Schwanz wurde noch härter und stand in einem schiefen Winkel von seinem Körper ab.
… Sandra gluckste vor Vergnügen, sie saugte ihn einige Male tief in ihren Mund, dann schwang sie sich auf ihren Mann und führte sich den Pimmel ein. Mit rhythmisch schnellen Bewegungen ihres Unterleibs begann sie Marco jetzt zu ficken. Dabei beobachtete sie sein Gesicht und als sie sah, dass es ihm zu kommen drohte, stoppte sie.
… Schweratmend, denn sie war selbst knapp davor, sagte sie zu ihrem Mann: „Ich brauche heute mehr, mach‘ du bitte weiter.“
… Marco grinste bis über beide Ohren, er hatte bisher nichts zu tun gehabt, außer sich genießerisch zum Höhepunkt bringen zu lassen. Aber so einfach ging das offenbar nicht, er sollte auch etwas tun. Also legte er seine Hände auf ihre Hüften und drückte ihren Unterkörper fest auf seinen Schwanz. Dann begann er sie von unten mit kurzen und intensiven Stößen zu beglücken. Ihre Erregung kehrte unmittelbar zurück und schon bald stöhnte sie ihren Höhepunkt heraus.
… Marco ließ ihr etwas Zeit zu verschnaufen, dann drückte er sie von seinem Unterleib herunter und bedeutete ihr, Hündchenstellung einzunehmen. Er kniete sich hinter sie, fuhr mit der Hand in ihren Schritt und hob ihren Hintern an.
… „Was für einen wunderbaren Arsch du hast, meine kleíne verfickte Ehefrau, die mich nicht ruhig schlafen lassen kann“, sagte er zu ihr und gab ihr einige Klapse.
… „Ja, mein Liebling“, antwortete sie fröhlich, „ich bin sowas von verfickt. Du musst mich hart rannehmen.“
… „Genau das werde ich jetzt tun“, bemühte er sich um einen barschen Ton. Er setzte seinen Pimmel an, der war unverändert hart, auf seine Morgenlatte war eben Verlass.
… Ihre Pussy war nass und geschmiert. Geschmeidig glitt er in sie und stieß sie jetzt schnell mit langen Stößen. Sie musste vorne am Eingang viel Reibung spüren und das schien auch so zu sein, denn sie wurde sehr laut.
… „So geht das nicht, mein geiles Luder. Du weckst ja alle auf.“ Er drückte ihren Oberkörper auf das Bett. „Nimm das Kissen in den Mund und stöhne da hinein.“
… Sandra gehorchte sofort und er nahm seine Penetration wieder auf. Das Kissen dämpfte ihre Laute erheblich, sodass sie sich besser gehenlassen konnte. Als es ihr erneut kam, wurde sie richtiggehend durchgeschüttelt. Der Höhepunkt schien für sie unwahrscheinlich geil gewesen zu sein.
… Erneut musste sie kurz verschnaufen. Dann hob Marco ihren Hintern erneut an, fuhr mit seinen Fingern in ihre Muschi und schmierte ihren Anus mit ihrer Nässe ein.
… „Was hast du vor?“, nuschelte sie in ihr Kissen.
… „Was wohl? Du hast mich aufgeweckt, weil du geil warst. Dafür bestrafe ich dich jetzt.“
… Es war recht einfach. Marcos Schwanz war voll Fotzenschleim und Sandras Rosette war vorbereitet. Trotzdem war er vorsichtig, er wollte seiner Frau unter gar keinen Umständen weh tun, denn sie hatten schon länger keinen Analsex mehr gehabt. Langsam, Zentimeter um Zentimeter, schob er sein bestes Stück in Sandras unglaubliche Enge.
… Sandra röchelte und schnaufte in das Kissen, aber sie genoss die Penetration sehr, wie sie ihm später erzählen würde. Sachte zog Marco sein Glied immer wieder zurück, bevor er beim nächsten Stoß tiefer eindrang. Als er ihren Darm in Besitz genommen hatte, begann er sie richtig zu ficken. Rhythmisch fuhr er rein und raus und langsam steigerte er seine Geschwindigkeit, so wie auch seine Erregung zunahm.
… Sandra konnte nicht verhindern, dass sie immer lauter wurde. Krampfhaft drückte sie das Kissen in ihren Mund. Marco steigerte sich weiter und für beide war das derart erregend, dass sich ihre Höhepunkte ankündigten, gleichzeitig diesmal, Marco hatte das gar nicht besonders steuern müssen.
… Schließlich war es soweit. Sandras Körper zuckte erneut, es war ihr erster analer Orgasmus seit zumindest einigen Monaten, sie erinnerte sich nicht genau, seit wann. Marco röhrte wie ein Hirsch, als er seinen Samen in ihren Darm schleuderte. Dann sackten sie, er über ihr, zusammen und benötigten einige Minuten, bevor sie etwas sagen konnten.
… Sandra fasste sich als Erste. Sie drehte ihr Gesicht zu ihm, der über ihr lag. „War das eine tolle Bestrafung. Wann machst du das wieder, mein Liebster?“
… Marco benötigte noch etwas mehr Zeit, er hatte sich vor lauter Begeisterung vollkommen verausgabt. Dann sagte er: „Sobald wie möglich. Dein Hintern ist erste Sahne, so wie du selbst.“ Er war vollkommen zufrieden und er liebte seine Frau in diesem Moment noch mehr als sonst, sofern das überhaupt möglich war.
… Dann schreckte er hoch: „Jetzt müssen wir uns aber beeilen, sonst sind wir alle zu spät dran.“
… „Warum denn?“ Sandra kicherte. „Schau‘ mal auf Alexanders Nachttischuhr. Es ist erst fünf.“
… Erstaunt stellte Marco das fest. „Hast du mich so früh aus dem Schlaf gerissen, du Hexe?“
… „Natürlich!“ Hell klang Sandras Lachen. Marco liebte dieses Lachen, eigentlich liebte er alles an ihr. „Schau‘ mal, mein Liebling“, erklärte sie ihm jetzt, „deine Morgenlatte steht ungefähr ab vier Uhr. Das haben wir ausgenutzt und jetzt können wir noch anderthalb Stunden schlafen, das ist doch was, oder? Und du bist mir doch nicht böse?“
Aber wie konnte er ihr böse sein, nach dem, was sie gerade miteinander erlebt hatten?
Was lange währt …
Wir haben gerade die Fortsetzung hochgeladen und wünschen gute Unterhaltung.
Best Grüße senden Kanzler plus Ehefrau
An unsere treuen Leser(innen): Ich habe am Samstag ganz vergessen, hier zu posten, dass der nächste Teil unserer Geschichte erst eine Woche später erscheinen wird. Mehrere Mails haben mich darauf aufmerksam gemacht. Die Episode ist zwar von meiner Seite fertig, aber meine Frau konnte ihres Lektorenamtes noch nicht walten.
Am Freitag hat unsere Tóchter Valentina schmerzhafte Wehen bekommen (ihr Termin ist am sechsten Juli). Unser Hausarzt hat darauf bestanden, sie in die Frauenklinik zu bringen, und meine Frau hat sich das ganze Wochenende um sie gekümmert. Daher ist die Veröffentlichung der Geschichte ausgefallen.
Sandra wird sich morgen damit beschäftigen. Wir haben entschieden, sie erst am Samstag hochzuladen, in unserem „Rhythmus“. Wir wollen nicht zwei Folgen in einer Woche veröffentlichen.
Ich bitte deshalb um Nachsicht und noch etwas Geduld.
Beste Grüße vom Kanzler + Ehefrau
ich bedanke mich ebenso für diese Therapie als abschreckendes Beispiel für die Nachwelt, danke.
Naja, jedem seine Meinung, damit habe ich kein Problem. Wenn der Autor dieses Kommentars die von mir beschriebene Therapie als „abschreckend“ bezeichnet, stört mich das auch nicht. Er muss den Text ja nicht lesen. Wäre er in einer genau solchen Situation wie meine Ehefrau und ich vor zwanzig Jahren und würde er seine Ehe nachhaltig retten wollen, würde er alle zehn Finger nach einer solchen „abschreckenden“ Therapie lecken,
meint mit leichtem Schmunzeln der Kanzler
Es geht hier sehr viel um Therapie. Ich frage mich schon ob es realistisch ist, wenn 2 intelligente Menschen mit sozialer Kompetenz eine Therapeutin in diesem Ausmaß tatsächlich benötigen.
Anfangs war das ja OK, jetzt ist es m.E. ein Reden um des Redens willen.
Oder ein Therapiegespräch um den Leser zum Nachdenken zu animieren.
Ist ja im Grundsatz auch ein respektabler Grund.
Aber dafür bin ich nicht auf dieser Seite unterwegs. Leider gibt es hier aber nicht viel anderes lesenswertes zu finden für Menschen die Inzest nicht akzeptieren..
Hallo „Nick Noname“,
meine Frau und ich bedanken uns für deinen Beitrag. Wir schätzen konstruktive Kritik, sie ist wichtig, da sie anregt, nachzudenken. Du sprichst in deinem Kommentar eine ganze Reihe von Themen an. Ich versuche immer, auf jeden Kommentar möglichst zügig eine Antwort zu geben. Das ist hier gar nicht so einfach, ich werde die Themen der Reihe nach abhandeln. Und es wird ein paar Tage dauern, denn wir sind privat und beruflich im Moment ziemlich stark engagiert, ich hoffe auf Verständnis.
Ich fange vielleicht mit dem Therapie-Thema an. Unsere Therapie damals hat etwas länger als 1 Jahr gedauert, abzüglich der Sommerpause 2004. Das ist zugegebener länger als „normal“ (aber was ist schon normal?). Wenn man sie im Nachhinein analysiert, fallen drei Abschnitte auf. Der erste diente im Wesentlichen der „Heilung“ unserer Ehe und dauerte ca. zweieinhalb Monate. Das war auch der heftigste, in jeder Hinsicht. Danach waren wir wieder zusammen. Der zweite Abschnitt war kürzer und behandelte die Schwierigkeiten, künftig eine Ehe zu führen mit real existierenden „Nebenlieben“ und dazugehörigen Kijndern. Die entsprechenden Personen waren anwesend, eine ganz ungewöhnliche Variante, wie ich heute weiß. Diese beiden Abschnitte haben wir, um deine Worte zu wiederholen, „tatsächlich benötigt“.
Der dritte Abschnitt war eine Belehrung mit praktischen Tests und auch mit Spiegelungen an unserem bisherigen Verhalten, und wo wir verbessern müssen. Er war der längste und dauerte bis Mitte 2005. Benötigt hätten wir ihn möglicherweise nicht, da wir vieles von dem, was wir dabei gelernt haben, intuitiv schon vorher angewendet haben, aber eben nicht alles und das hat unsere Ehe schon mal fast ruiniert. Wir mussten uns zu diesem Abschnitt vorher bei der Therapeutin verpflichten, sonst hätte sie uns nicht angenommen.
Ja, es ist dabei viel geredet worden, vor allem hat die Therapeutin immer wieder wiederholt, aber nicht „um des Redens willen“, sondern um ihre Aussagen in unsere „Gehirne zu brennen“, wie sie sich einmal ausdrückte. Sie wollte sicherstellen, dass ihre „Ehe 2.0“ wirklich tief sitzt.
Und das war und ist auch so. Ich werde in meiner Geschichte noch erzählen, wie wir damit umgegangen sind und immer noch umgehen. Die Therapie ist jetzt achtzehn Jahre her und wir leben immer noch nach den damals gelernten Regeln. (Fortsetzung folgt)
Erst einmal danke für eueren weiteren Beitrag in eurem Lebensabschnitt. Wenn man eure ganze Geschichte gelesen hat kann man das alles auch gut verstehen, zumindest was mich betrift, vielleicht auch durch eigene Erfahrung im Alter von 75. Freue mich auf weitere Berichte. H G Hitsch
Vielen Dank Hitsch, für deine erneute positive Beurteilung. Wir freuen uns immer, von dir zu hören.
Beste Grüße vom Kanzler mit Sandra
Unsere Psychotherapeutin war eine Ausnahmeerscheinung in ihrem Fach und meine Frau und ich sind ihr unendlich dankbar. Unsere Ausgangsposition war extrem schwierig, es war zuviel passiert. Dass es dennoch geklappt hat, ist ihr alleiniges Verdienst. Sie hat uns durchgerüttelt, zerlegt und wieder zusammengebaut. Mit sehr unkonventionellen Methoden hat sie uns die Mechanismen eingebläut, die uns erlauben, sofort gegenzusteuern, sollte sich irgendetwas Belastendes anbahnen. Wir führen eine ausgezeichnete Ehe, natürlich mit Höhen und Tiefen und Alltagsproblemen wie in allen anderen auch, aber die können uns fast nie etwas anhaben. Wenn ich dagegen die Beziehungen im Bekannten- und Kollegenkreis anschaue und wenn ich zusammenfasse, was mir bei meinen Recherchen untergekommen ist …
Und wenn ich die Streitigkeiten und Scheidungen sehe, wo man sich an den Kopf greift, dann bin ich sehr glücklich, damals Zeit und Geld in diese Therapie investiert zu haben. Meine Frau und ich streiten fast nie und wenn doch, dann sind wir schnell einig. Wir erlauben einem zermürbenden Alltag nicht, von uns Besitz zu ergreifen. Wir unternehmen fast alles zusammen und wir profitieren, wenn wir unserer, also Sandras Abenteuerlust nachgeben, von den klaren Verhaltensregeln, die wir gelernt haben. Und unser ehelicher Sex ist unvergleichlich. Wieviel Ehepaare können das nach 36 Jahren Beziehung bzw. 27 Jahren Ehe von sich sagen? Wir könnten monogam leben, tun es aber aus bestimmten Gründen nicht. Es war im Rahmen der Therapie auch schwierig, unsere polyamoren Strukturen so zu sortieren, dass wir damit real und emotional nachhaltig und langfristig umgehen und sie auch pflegen können, ohne dass das irgendwelche Auswirkungen hat.
Durch meine langjährigen Recherchen weiß ich, wie selten das ist. Ich habe im Laufe der Zeit vertraulich mit knapp 20 Ehepaaren sprechen können, die ebenfalls bei unserer Therapeutin diese „Behandlung“ mitgemacht haben, und darüber hinaus mit über 60, die eine ähnliche Therapie bei anderen Therapeuten absolviert haben. Die Erfolgsquote ergab 100%!
Deshalb nein, die Therapie war nicht vom Ausmaß her unrealistisch. Was nützt es, kompakt in drei Monaten „durch“ zu sein und in einigen Jahren einen „Rückfall“ zu erleben. Ich habe genügend Analysematerial und Interviews, sodass ich sagen kann, dass bei manchen Therapeuten die Rückfallquote über 60% beträgt, das heißt trotz Therapie kam es später zur Trennung oder es war eine erneute Therapie notwendig. Nicht sehr nachhaltig, wie ich meine. Auch bei dieser Berufsgruppe gibt es eben Streu und Weizen. (Fortsetzung folgt)
Hallo Herr Kanzler,
vielen Dank für Deine ausführlichen Antworten. Mir ist klar, das eure ‘polyamoren Strukturen’ und ‘Nebenlieben’ eine extrem heikle Geschichte sind.
Das ist aber auch für unsere Beziehung der Grund gewesen, diverse Spielarten nicht in die Realität umzusetzen.
Das Risiko war uns zu hoch, abgewogen haben wir das in unserer über 40-jährigen Beziehung schon einige Male, der Reiz sich mal was ‘Anderes’ zu gönnen war schon beidseitig vorhanden, aber letztendlich haben wir es nie umgesetzt.
Und aus jetziger Sicht, muß ich sagen, es war gut so. Wir haben uns, wir müssen nur kleinere Schrammen kitten, und das ging und geht auch ohne Therapie.
Darum lese ich ja auch gerne gute erotische Geschichten, da kann man geistig Fremdgehen und die ein oder andere geile Szene in den gemeinsamen Spieleabend einbauen. Und der Therapeut schaut in die Röhre! 😉
Viele Grüße
Der, der seinen Namen im I-net nie nennt!
Hallo „Nick Noname“,
ja, wir versuchen immer aufrichtig und erschöpfend zu antworten. Das gebietet schon die Höflichkeit. Zu dem, was du über eure Beziehung schreibst, kann man nur gratulieren. Ihr habt richtig gehandelt, nicht bewusst etwas zu riskieren, was man möglicherweise nachher bereuen könnte. Im Prinzip sollte jede Beziehung ohne Fremdsex auskommen können, haben wir gelernt, denn das, war in der Beziehung zu fehlen scheint, kann man lernen. Man muss nur wollen. Und man kann, wie ihr das macht, Phantasien durch Rollenspiele in die Beziehung holen, das machen wir übrigens auch. Und in einer solchen Beziehung benötigt man natürlich keinen Therapeuten.
Leider sind deren Sprechzimmer überfüllt, weil es eben viele andere Ehen gibt. Fremdgehen ist der bei Weitem häufigste Grund dafür. Und dabei überwiegt das heimliche Fremdgehen, der sogenannte Seitensprung oder auch eine Affäre. Und das hat man als Paar nicht im Griff, denn ungeplant kann das immer und überall passieren, auch in den bestfunktionierenden Beziehungen, laut Studien und Analysen in. ca.60-70%, also zwei Drittel aller Beziehungen. Zwei sehr bekannte Hamburger Psychologen nennen das die „Lust zur Untreue“. Und dann kommt es eben darauf an, was das Paar daraus macht, ob es Mechanismen hat, damit umzugehen, um die Beziehung zu retten.
Auch wir hatten zunächst das monogame Konzept, zehn Jahre lang, dann sind wir in einen eher kuriosen Fremdsex geschliddert (siehe 1. Teil unserer Geschichte), zum Glück gemeinsam, sodass es wenig vorzuwerfen gab. Aber daraus sind bei meiner Frau Phantasien entstanden, die wir vereinzelt auslebten. Aber alles war in Ordnung, bis meine Frau (ungeplant) in eine Sexorgie „verwickelt“ wurde samt Fremdschwängerung, und das hat unsere Ehe fast kaputtgemacht. Ohne unsere Therapeutin hätten wir keine Chance gehabt, vor allem hätte uns die Vergangenheit nach kurzer Zeit immer wieder eingeholt. Immerhin waren wir zweieinhalb Jahre getrennt, hatten Fremdsex und vor Allem haben wir fremdverliebt, meine Frau hat ein außereheliches Kiind bekommen und ich habe zwei gezeugt (Fremdverlieben kommt nicht selten vor, auch in sehr guten Ehen).
Deshalb, wir ziehen den Hut vor eurer Beziehung. Bewahrt euch diese! Ihr erspart euch Unsicherheit, Risiken, Probleme. Es ist (rein statistisch, und ich bin ja von der Ausbildung Mathematiker) der erfolgversprechendere Weg, die Beziehung langfristig zu erhalten. Die Statistiken sagen es ganz klar: auch gemeinsam geduldetes Fremdgehen (Swingen, Partnertausch, Wifesharing etc.) haben ein signifikant höheres Risiko für die Beziehung als Monogamie und über 80% der sogenannten Offenen Beziehungen, bei denen jeder tun kann, was er will, scheitern.
Wir können unsere polyamore Beziehung nur leben, weil wir konditioniert wurden, emotionale Mechanismen dafür zu haben. Als wir die Therapie hatten und wir wieder zusammenkamen, waren unsere „Nebenlieben“ ja schon da und deshalb musste damit umgegangen werden.
Im Nachhinein betrachtet glaube ich, dass wir, aber das gilt eben nur für uns, möglicherweise auf lange Sicht an einer monogamen Beziehung gescheitert wären. Denn wenn das alles, was geschehen ist, nicht stattgefunden hätte, irgendwann wäre meine Frau mit ihrer großen Abenteuerlust vielleicht ausgebrochen und vielleicht wäre unsere Beziehung trotz unserer großen Liebe in Probleme geraten und wir wären dafür nicht gerüstet gewesen.
Deshalb sind wir dem Schicksal dankbar, so wie es gelaufen ist. Meine Frau und ich sind sehr glücklich miteinander und mit unserer Familie und wir gehen gut um mit allen „Schrammen“, wie du es genannt hast.
Beste Grüße von einem mit dem Leben vollkommen zufriedenen Kanzler
Vielleicht noch zur Therapie in unserer Geschichte: Den Grund, warum ich die damalige Therapie so ausführlich bringe, habe ich in einem Kommentar zum 31. Teil genannt:
https://www.echtsexgeschichten.net/ehepaar-auf-abwegen-31-teil/#comment-72378
Meine Frau und ich haben seither einen deutlichen Anstieg unserer Mail-Post zu verzeichnen mit Fragen, die unsere Leser (bisher haben sich nur Männer gemeldet, deshalb verzeihe man die alleinige männliche Form) zu unserer Therapie haben. Zwei haben sogar um die Adresse der Therapeutin gebeten, aber diese lebt nicht mehr. Ihre Tochter führt die Praxis fort. Und wir können keine Namen und keine Adressen nennen, das dürfen wir einfach nicht. Aber es gibt Berufsverbände, bei denen man sich erkundigen kann.
Deshalb werden wir in den nächsten Teilen die Beschreibung der Therapie weiterführen. Ich habe mal die letzten Episoden geprüft. Maximal die Hälfte der Texte beschäftigt sich mit der Therapie, der Rest ist unser Lebenslauf. Also doch gar nicht so schlimm. Wem’s zu langweilig ist, einfach überblättern.
Ich beschreibe die Therapie nach bestem Wissen, sie ist ja fast zwanzig Jahre her. Und meine Frau korrigiert öfter, wenn ich nicht ganz richtig liege. Es kann also nicht eine wortgetreue Wiedergabe sein, und es wird auch Lücken geben, aber inhaltlich sollte alles stimmen.
Ich habe bereits des Öfteren an anderen Stellen erwähnt, dass ich beauftragt bin, ein Buch zu schreiben, mit sachlichem Inhalt, eingebettet in eine erotische Handlung. Unsere Geschichte „Ehepaar auf Abwegen“ ist dazu ein ideales Übungsobjekt. Und ich bin draufgekommen, dass die Beschreibung der Therapie auch als Übung herhalten kann. Einiges werde ich in ähnlicher Form in meinem Buch verwenden. Es trägt den Arbeitstitel „Der Psychotherapeut“, aber bereits drei Leser haben mir nach Zusenden und Lesen der Zusammenfassung bessere Titel vorgeschlagen.
Und ja, natürlich, wenn es den „Leser zum Nachdenken animiert“, kann das nicht schaden, ein positiver Nebeneffekt, „respektabel“, wie du richtig schreibst. (Letzte Fortsetzung folgt)
Und ich sehe das auch so wie du. Viel Lesenswertes gibt es hier nicht. Das meiste ist unrealistisch, übertrieben oder so überladen mit sexuellen Aktivitäten, dass es langweilig wird. Oder auch richtig widerlich. Von einem sauberen Deutsch ganz zu schweigen. Manchmal schreibe ich einen Kommentar, wenn es mir gar zu „bunt“ wird.
Interpretieren wir „nicht viel anderes Lesenswertes“ richtig, dass du im Grundsatz unsere Geschichte „lesenswert“ findest, jetzt abgesehen von der Therapie? 🙂
Und ja, Inzestgeschichten sind überproportional vertreten (vermutlich auch auf anderen Plattformen), viel stärker, als Inzest Bedeutung im realen Leben hat. Inzest kommt vor, unzweifelhaft, aber bei Weitem nicht so oft, wie das herbeigeredet wird. Aber die Aufrufzahlen zeigen (siehe meistgelesene Geschichten), dass dieses Thema höheres Interesse findet als andere. Ich selbst mag Inzest auch nicht, würde ihn in meiner Familie auch nicht dulden, aber im Rahmen meiner Recherchen habe ich Familien interviewt, in denen Inzest eine Rolle spielt. Aber praktisch nie so, wie in manchen Geschichten dargestellt, kaum jemals „jeder mit jedem“, sondern meist sind es Paare, Geschwister, oder Vàter-Tóchter-Beziehungen, Onkel-Nichte oder zwischen Cousins, wobei ich das Letztere nicht mehr als Inzest ansehe, juristisch ist es auch keiner.
Solange sich das innerhalb der gesetzlich erlaubten Altersgrenzen und im Einvernehmen abspielt, glaube ich, ist es Privatsache. Es gibt dazu pro Jahr auch nur eine Handvoll Gerichtsverfahren in Deutschland, was zeigt, dass die Gesellschaft das in gewisser Weise duldet. Aber Phantasien mit zu jungen Teilnehmern entspringen ausnahmslos psychisch kranken Hirnen. Die gibt es hier leider auch. Ekelhaft, kann ich nur sagen.
Mit besten Grüßen vom Kanzler.
Nochmals vielen Dank für Deine ausführlichen Antworten.
Lesenswert finde ich Deine Geschichte allemal, das Überfliegen der Therapieanteile bei Bedarf wird allerdings manchmal schon praktiziert. Aber alles in allem ist sie doch eine der Besten hier. Platz 1 kann ich nicht vergeben, da ich nicht alle gelesen habe! 😉
Zu den Inzestgeschichten, ja ich gehe auch davon aus das es häufig Phantasien sind die sich hier einige wild zusammen reimen.
Würde mich mal interessieren welche Gründe da so dahinterstecken. Soviele können ja nicht als zu heiß gebadet worden sein. 😉
Beste Grüße vom monogamen Nick NoName
Hallo monogamer Nick NoName,
Auch nochmals Danke für deinen Kommentar. Wie schon
geschrieben, bewahrt euch eure 1:1-Beziehung!
Wir freuen uns, wenn du unsere Geschichte als „eine der Besten hier“ ansiehst. Wenn du uns Platz eins nicht geben kannst, welchen denn dann? Bzw. was müsste geschehen, um diesen Platz zu erreichen?
Nein, war ein Scherz. Wir sind hochzufrieden damit, wie sehr viele unserer Leser unsere Geschichte einschätzen.
Alles Gute weiterhin und viele Grüße vom Kanzler und seiner Frau