Die Begegnung
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Es gab nur einn Gedanken, der Julia völlig beherrschte. Sie brauchte das Geld für ihren Stoff. Wie war egal. Aber schnell mußte es gehen, da sie bereits die ersten Entzugsersch ungen spürte. Gehetzt schaute sie sich in der kaufspassage um. Dort, am Zeitungskiosk, da steckte gerade Mann sein Geldbörse in die Jackentasche. Sie versuchte sich unauffällig zu nähern, was gar nicht so einach war, da die Sucht sie bereits anfing zu zeichnen. Sie war einmal schön gewesen, aber nachdem sie durch Neugier und Leichtsinn auf diese abschüssige Bahn geraten war, zehrte ihr Körper mehr und mehr aus. Es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis sie gesundheitlich die Schwelle überschritt, von der es kein Zurück mehr gab. Da aber inzwischen ihr ganzes Dasein von der Sucht beherrscht wurde, war ihr das gleichgültig. Jetzt stand sie neben dem Mann mit der Geldbörse und streckte ihre Hand aus. Sie fühlte bereits die Börse in ihren Fingern, als ihr Handgelenk von starken Fingern umschlossen wurde. Hastig versuchte sie, ihre Hand zurückzuziehen. Die Geldbörse ließ sie dabei notgedrungen in der Jackentasche. Sie versuchte sich loszureißen, was ihr aber nicht gelang. Die Hand des Mannes umschloß ihre eigene wie Schraubstock. Ihr Zerren schien er kaum zur Kenntnis zu nehmen. Entweder mußte er bärenstark sein oder sie war bereits soweit geschwächt. Jedenfalls hatte sie nicht die Spur einr Chance, sich loszureißen.
Sie überlegte, ob sie laut schreien sollte. Bisher hatte sie die Erfahrung gemein, daß es den meisten Leuten dann eher unangenehm war, sich weiterhin mit ihr zu beschäftigen, wenn sie damit die Aufmerksamkeit anderer Passanten auf sich zogen. Als sie hierfür Luft holte, verstärkte sich der Druck um ihr Handgelenk schmerzhaft und trieb ihr die Tränen in die Augen. „Es wäre kein gute Idee, jetzt Theater zu machen“, sagte ihr der Mann mit tiefer Stimme. Diese Stimme – die Assoziation „Grabesstimme“ schoß ihr durch den Kopf – ließ sie erstarren. Sie wußte nicht warum, aber irgendwie löste das Timbre der Stimme bei ihr Angst aus. Erschreckt schaute sie den Mann genauer an. Er war sehr groß und wirkte hager. Und er hatte ein Ausstrahlung, die sie nicht verstand. Irgendwie fremdartig. Obwohl sie nichts nennen konnte, was das begründen würde. ein Frau – ebenfalls groß und hager – näherte sich den beiden. „Na, ist dir wieder mal ein Streunerin zugelaufen?“ Ihre Stimme war viel heller, fast glockenklar. Aber auch sie hatte ein Ausstrahlung, die Julia erschreckte. „Da schein ich wohl ein magische Anziehungskraft zu haben“, antwortete er, diesmal ohne das angsteinlößende Timbre in seinr Stimme. Bei dem Wort „magisch“ lächelte er auf ein verwirrende Weise. Und auch die Frau schien dabei über einn Insider-Witz zu lächeln.
Dann schaute der Mann Julia tief in die Augen. Dieser Blick hatte etwas hypnotisches, dem sie sich nicht entziehen konnte. Sie hatte das Gefühl, in seinn Augen zu ertrinken. Plötzlich waren alle ihre Gedanken ausgeschaltet und sie starrte nur noch gebannt in diese Augen. Aus der Ferne drangen Fragen in ihr Bewußtsein. Und sie bekam auch mit, wie sie sie in Trance beantwortete. War sie drogensüchtig? Natürlich. Welche Droge? Heroin. Seit wann? Seit ungefähr Jahren. Gab es Freunde oder Verwandte, die sich um sie kümmern könnten? Bei dieser Frage spürte sie einn Stich im Innern. Ihre Freunde und Verwandten hatten sich schon lange von ihr abgewandt. Und man konnte es ihnen nicht einmal verübeln. Wer sich nicht von sich aus abwandte, den hatte sie vergrault. Die nächste Frage drang stärker in ihr Bewußtsein. Und sie konnte sie auch nicht ohne nachzudenken beantworten. „Willst du von der Droge loskommen?“ Natürlich wollte sie das. Aber sie konnte es nicht. Aber das hatte er ja auch nicht gefragt. „Ja, das will ich“, antwortete sie. „Aber ich schaffe es nicht.“ Sie wunderte sich etwas, warum sie so bereitwillig antwortete. Aber mehr als leichtes Verwundern brein sie nicht zustande. Die nächste Frage war wieder leicht und ohne nachzudenken zu beantworten. Hatte sie ihren Ausweis noch? Ja, den brauchte sie bei gelegentlichen Polizeikontrollen, um nicht mit aufs Re zu müssen. „Hast du irgendwelche Habseligkeiten, die dir wichtig sind?“ Wieder mußte sie sich anstrengen, um die Frage zu beantworten. In ihrem Rucksack, der sich in einr Ecke der kaufspassage befand, war kleinr Stoff-Teddybär, der in der letzten Zeit ihre zige „Bezugsperson“ gewesen war. Und natürlich ihr Spritzbesteck. „Den Stoff-Teddy nehmen wir mit. Der Rest kommt in den Müll“, war die Antwort. In einm entfernten Winkel ihres Verstandes regte sich Widerstand. Aber der verblaßte schnell wieder.
Sie gingen zu ihrem Rucksack, holten den Stoff-Teddy heraus und warfen den Rest angewidert und mit spitzen Fingern in die nächste Mülltonne. Julia hatte noch immer die Hand des Mannes an ihrem Handgelenk und trottete ohne nachzudenken mit. Sie mußten seltsames Bild abgegeben haben. Denn Mann von dem privaten Wachdienst dieser kaufspassage kam auf sie zu und fragte, ob alles in Ordnung sei. Die Frau antwortete, alles wäre in bester Ordnung und der Wachmann entfernte sich in dem Bewußtsein, gute Arbeit geleistet zu haben. Die Frau grinste ihren Mann an und sagte halblaut etwas von schlichten Gemütern. Sie erreichten Parkhaus und stiegen in einn großen Wagen. Julia nahm im Fond platz und preßte ihren Teddy an sich. Die Frau schnallte sie an und sie fuhren los. Die Fahrt bekam Julia nicht mit, aber ihre Sucht drängte sich langsam wieder in ihr Bewußtsein. Und sie begann aufgrund der Entzugsersch ungen zu zittern. Schließlich kamen sie auf einm großen Grundstück an und betraten Haus. Julia wurde in einaches Zimmer mit Bett geführt und der Mann trat noch einmal an sie heran. Er schaute ihr wieder tief in die Augen und die gesamte Welt um sie herum verblaßte. Entfernt spürte sie ihre Sucht nagen, aber das Gefühl war nicht stärker, als sie während ihrer Rauschzustände den Hunger empfunden hatte. Sie verlor jedes Gefühl für Zeit und Raum. Und sie erlebte wie aus einr Außenperspektive mit, daß sie gelegentlich zuessen und zutrinken erhielt und auch sonstigen Bedürfnissen nachkam. Aber es war ihr, als beobein sie sich dabei nur teilnahmslos.
Nach einr Zeit, die sie nicht schätzen konnte, wein sie schließlich aus ihrem Dämmerzustand auf. Sie hatte Hunger und Durst, spürte aber zu ihrem Erstaunen kein Verlangen mehr nach ihrer Droge. Allmählich erinnerte sie sich wieder an die Begegnung in der kaufspassage. Ihr Teddy lag neben dem Kopfkissen. Und sie hatte schlichtes neinhemd an, das ihren ausgemergelten Körper umhüllte. Verwirrt stand sie von ihrem Bett auf und fragte sich, ob sie träumte oder ob das real war. Was war mit ihr geschehen? Hatte sie einn Entzug hinter sich? Und warum konnte sie sich an alles nur so schemenhaft erinnern? Sie versuchte, die Tür ihres schlichten Zimmers zu öffnen und war erstaunt, als es ihr auch gelang. Ihr Zimmer führte in den Flur eins offenbar großen Hauses. Während sie unschlüssig im Flur stand, kam die große Frau, die sie bereits in der kaufspassage kennengelernt hatte, auf sie zu. „Na, Julia, bist du langsam wieder zurück unter den Lebenden?“, fragte sie freundlich, während sie auf Julia herabschaute. „Woher wissen Sie meinn Namen?“, war Julias etwas dümmliche Frage. „Der stand auf deinm Ausweis, Kleins. Komm, wir suchen dir erst mal etwas zum Anziehen aus.“ Julia schaute sie verwirrt an. „Wo bin ich hier eigentlich? Und was mache ich hier?“ „Du bist in unserem Haus. Und wir haben dir deinn Wunsch erfüllt, dich aus den Klauen des Heroins zu befreien.“ mattes „Danke“ kam von Julias Lippen. Sie war erkennbar verwirrt. Natürlich war sie froh, von ihrer Sucht befreit worden zu sein. Aber einrseits kam das alles so plötzlich und andererseits wußte sie auch nicht, wie es jetzt mit ihr weitergehen sollte. Durch ihre Sucht hatte sie noch vor dem Abitur die Schule geschmissen und stand jetzt mit 2einn ohne Ausbildung und Job ziemlich sam in der Landschaft.
„Komm, wir ziehen dir erst einmal etwas vernünftiges an“, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Sie folgte der Frau in anderes Zimmer, das deutlich geschmackvoller gerichtet war als das karge, in dem sie offenbar ihren Entzug durchlebt hatte. Die Frau öffnete einn Kleiderschrank, in dem ige Kleider, Röcke, Blusen und sonstige Bekleidungsstücke in Julias Größe hingen. Genaugenommen waren sie ihr etwas zu groß, weil sie eigentlich nur noch aus Haut und Knochen bestand. „Ich habe für dich ige Kleidungsstücke angeschafft, die dir sicher gut stehen, wenn du wieder etwas bei Kräften bist.“ Julias Verwirrung nahm kein Ende. Sollte sie hier wieder „aufgepäppelt“ werden? Nicht, daß sie etwas anderes vorgehabt hätte. Aber wie sollte sie sich dafür erkenntlich zeigen? Daß sie kein Geld hatte, dürfte ihren „Gönnern“ schon aufgefallen sein. Was sie wohl von ihr erwarten würden? Sie wollte nicht undankbar sein, aber irgendwie hatte sie komisches Gefühl im Magen. „Entschuldigung“, begann sie unsicher, „aber ich kann mir das alles nicht leisten.“ „Das mein nichts. Such dir erst einmal etwas zum Anziehen aus. Danach unterhalten wir uns in aller Ruhe darüber, wie es hier mit dir weitergehen kann.“
Das erste Angebot
Julia suchte sich Kleid aus und ging mit der großen Frau, deren Namen sie noch immer nicht wußte, erst mal in die Küche des großen Hauses. Ihr wurde wieder bewußt, daß sie großen Hunger und auch viel Durst hatte. Auf dem Küchentisch stand noch das Frühstück – frische Brötchen, Marmelade, Wurst und Kaffee – und Gedeck. „mein Mann und ich haben schon gefrühstückt“, erklärte die Frau und setzte sich Julia gegenüber, die an dem Gedeck platz nahm und sich Brötchen schmierte. „Zunächst einmal sollte ich mich wohl vorstellen“, begann die Frau, während Julia in ihr Brötchen biß. „Ich bin Alia – Alia Penta. Du kannst ich einach Alia nennen. Wie du dir schon gedacht haben wirst, wohne ich hier mit meinm Mann Herrmann in diesem Haus. Eigentlich heißt er nicht Herrmann, aber sein Name ist etwas ungewöhnlich, bleiben wir also erst einmal bei Herrmann.“ Sie mein ein Pause und holte sich doch noch ein Tasse aus dem Küchenschrank und goß sich einn Kaffee . Julia frühstückte weiter und war gespannt, wann das Gespräch auf ihre Zukunft kommen würde. Ob der Mann nun Herrmann, Hubertus oder Rumpelstilz hieß, war ihr eigentlich egal. Sie wollte allerdings nicht unhöflich sein und die Frau drängen. Das war das mindeste, was sie tun konnte, um sich für die Hilfe der beiden zu bedanken. Schmunzeln huschte über das Gesicht von Alia und Julia hatte einn Moment das Gefühl, sie hätte ihre Gedanken gelesen. Aber das war natürlich Unsinn, wie sie sich sagte.
„Wir leben hier allein in diesem großen Haus und könnten etwas Hilfe im Haushalt gebrauchen, zumal wir häufiger auswärts zutun haben. Versteh’ mich nicht falsch. Ich fordere nicht von dir, daß du die Zeit deins Entzugs hier abarbeitest. Betrein das als Geschenk. Genau wie das Kleid, das du anhast. Aber wenn du gerne bleiben möchtest, könntest du es als unsere Haushaltshilfe tun.“ Julia dein nach. Im Moment war ihr Alia nicht mehr so unheimlich, wie bei ihrer ersten Begegnung. Aber sie und ihr Mann hatten irgend etwas merkwürdiges an sich. Andererseits gab es für Julia eigentlich keinn Ort, an den sie hätte gehen können. Und wenn sie jetzt obdachlos zurück in die Stadt käme, in der die beiden sie aufgelesen hatten, hinge sie wohl bald wieder an der Nadel. Haushaltshilfe war zwar nicht gerade ihr Traumberuf, aber die große Auswahl hatte sie ja wirklich nicht. Sie nickte. „Ich bin verstanden. Was habe ich denn alles zutun?“ Und nach einr kleinn Pause und einm Biß ins Brötchen fügte sie halblaut hinzu: „Bekomme ich eigentlich Geld?“ Sie hätte auch ohne Bezahlung nicht wirklich ein Wahl, aber wenn sie etwas Geld ansparen könnte, gäbe es zumindest ein Aussicht, irgendwann einmal etwas anderes als Haushaltshilfe zu sein. „Du bekommst von uns monatlich € 1000 brutto, sowie kostenlos Zimmer und Verpflegung.“ Das hörte sich in Anbetr ihrer Situation nicht schlecht an. Alia klärte sie auch noch über ihre Pflichten auf. Es war nichts ungewöhnliches dabei und die Arbeit hielt sich auch in Grenzen.
Nach dem Frühstück mein Alia mit Julia einn Rundgang durch das Haus und zeigte ihr die Zimmer. Julias Zimmer würde das sein, in dem sie sich vorhin ihr Kleid ausgesucht hatte. Nicht besonders groß aber gemütlich gerichtet. Schließlich kamen sie an einm Zimmer vorbei, bei dem Alia stehen blieb und wichtiges Gesicht mein. „Es gibt in dem ganzen Haus nur Zimmer, in dem du nichts – ich wiederhole, NICHTS – verloren hast. Nämlich dieses hier.“ Sie schaute Julia dringlich an. „Mir ist natürlich klar, daß ich damit dein Neugier erstrecht geweckt habe. Deshalb werden wir jetzt auch kurz in das Zimmer schauen. So weißt du, was darin ist und bist – hoffentlich – nicht mehr neugierig.“ Alia öffnete die Tür und sie traten . Das Zimmer sah ganz gewöhnlich aus. Es war zwar geschmackvoll gerichtet, mit Kommoden, einm runden Tisch und Stühlen und einm Bild an der Wand, daß offenbar Alia zeigte. Es war allerdings nicht zu erkennen, warum sie dieses Zimmer zukünftig nicht mehr betreten sollte. Besonderheiten fielen Julia noch auf. Das Zimmer hatte kein Fenster und an einr Außenwand war großer Wandspiegel angebr , der einn seltsam verzierten Rahmen hatte. „Schau dich in aller Ruhe um“, sagte Alia, „denn später wirst du dieses Zimmer nie mehr betreten.“ Nachdem sie weiteres Mal ihren Blick schweifen gelassen hatte, verließ Julia das Zimmer und Alia zog die Tür zu. „Hast du noch irgendwelche Fragen?“ Natürlich wollte Julia wissen, warum sie das Zimmer nicht betreten durfte. Aber das wollte ihr Alia offenbar nicht sagen. Also schüttelte sie den Kopf. nein, sie hatte kein weiteren Fragen. Zumindest kein, auf die sie ein Antwort bekommen hätte.
Und so begann sie ihren Job als Haushaltshilfe. Sie räumte auf, mein Betten und säuberte das Haus. Viel Arbeit hatte sie damit nicht, da die Pentas so gut wie kein Unordnung hinterließen und auch häufig außer Haus waren. Es gehörte auch zu Julias Aufgaben, Lebensmittel und sonstige Verbrauchsgüter im nahegelegenen Ort zukaufen. Da sie nicht herausgefunden hatte, was die Pentas eigentlich beruflich meinn und womit sie sich sonst so beschäftigen, wenn sie es sich nicht in ihrem Haus gemütlich meinn, versuchte sie, im Ort mehr über sie zu erfahren. Aber auch dort wußte man so gut wie nichts über sie. Sie gehörten zu keinm Ver , waren nicht in der Gemeinde aktiv und hielten sich fast vollständig aus den Belangen des Ortes heraus. Gelegentlich spendeten sie für den einn oder anderen wohltätigen Zweck am Ort, so daß niemand Interesse hatte, sie durch Neugier zu verärgern. Aber etwas unheimlich waren sie den Bewohnern des Ortes auch. Andererseits hatte Julia keinn Grund, dem Ehepaar Penta gegenüber argwöhnisch zu sein. Sie hatten ihr selbstlos geholfen und waren immer freundlich zu ihr. Die seltenen Begegnungen mit Herrmann Penta – oder wie auch immer er mit richtigem Vornamen hieß – waren ihr zwar immer noch etwas unheimlich. Sein tiefe Grabesstimme und sein hypnotischen Augen ließen ihr weiterhin einn Schauer den Rücken herunterlaufen. Aber auch er verhielt sich ihr gegenüber völlig korrekt und freundlich.
Ihr Gehalt erhielt sie regelmäßig und pünktlich und konnte, da sie fast kein Ausgaben hatte, das meiste des Geldes sparen. Sie vermißte etwas, daß sie kaum gleichaltrige Leute kennenlernen konnte, aber in dem Ort war da ziemlich tote Hose. Es lebten überwiegend ältere Leute dort. So verbrein sie viel Zeit mit Lesen. Allmählich fand auch ihr Körper wieder zu seinr alten Form zurück. Aus dem abgemagerten Junkie wurde wieder die schöne, junge Frau. Das verbotene Zimmer quälte sie allerdings mit zunehmender Zeit erheblich. Zuerst hatte sie kein Probleme, sich an das Verbot zu halten. Aber mit der Zeit wuchs ihre Neugier immer stärker. Und da die Pentas häufig nicht im Haus waren, probierte sie schließlich, ob die Tür zu dem Zimmer eigentlich abgeschlossen war. Sie war es nicht. Hastig schloß Julia sie wieder. Sie kämpfte innerlich mit sich. Und zunächst einmal gewann ihr Respekt vor den Leuten, die sie aus der Gosse geholt und ihr ein Zukunft gegeben hatten. Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, daß sie diesen Kampf gegen ihre Neugier nur noch begrenzte Zeit gewinnen würde. Was konnte an diesem Zimmer denn so besonderes sein? Oder war es nur ein Prüfung, mit der ihre Loyalität und Vertrauenswürdigkeit getestet werden sollte? Sie kam immer häufiger an der Tür vorbei, streckte die Hand nach der Türklinke aus und zog sie dann wieder zurück. eins Tages fiel ihr dann etwas auf, daß ihre Neugier schier ins Unermeßliche steigerte.
Der Spiegel
Ihr fiel auf, daß die beiden Pentas nach längerer Abwesendheit das Haus nicht durch die Haustür betraten, sondern aus dem verbotenen Zimmer kamen. Es war ihr bereits früher einmal aufgefallen. Da hatte sie aber noch gedacht, daß sie wohl nicht mitbekommen hätte, wie die beiden das Haus betraten und daß sie zuerst das Zimmer besuchten. Aber eins Tages wußte Julia ganz sicher, daß die beiden nicht im Haus waren, bis sie schließlich aus diesem Zimmer kamen. Gab es in dem Zimmer etwa einn Geheimgang? Und warum benutzten die Pentas ihn, statt ganz normal und unauffällig durch ihre Haustür zu kommen? Julia nahm sich vor, es bei der nächsten Abwesendheit der beiden zu ergründen. Als sie Julia ige Tage später erklärten, daß sie für etwa ein Woche unterwegs sein würden, legte sie sich auf die Lauer. Die Pentas verließen zuerst ganz normal das Haus durch die Haustür und fuhren mit dem Wagen fort. Etwas später, mitten in der nein, schlichen beide wieder zur Haustür her und gingen in das verbotene Zimmer. Danach sah und hörte Julia nichts mehr von ihnen. Sie schlich zu der Tür und lauschte. Es war nichts zu hören. Und schließlich hielt sie es nicht mehr aus und griff nach der Türklinke. Aber noch immer traute sie sich nicht, die Tür zu öffnen. Wenn die Pentas noch im Zimmer waren, während sie trat, bekäme sie sicher Ärger. Sie zögerte. Schließlich, nachdem sie längere Zeit kein Geräusche aus dem Zimmer gehört hatte, öffnete sie vorsichtig die Tür. Das Zimmer war dunkel und leer. Die richtung stand natürlich noch an ihrem Platz, aber von den beiden Pentas war kein Spur zu sehen.
Julia schaltete das Licht und begann, das Zimmer nach Geheimtüren abzusuchen. Sie klopfte alle Wände ab, schob die Kommoden vorsichtig zur Seite und schaute sogar hinter das Bild. Der Spiegel war fest mit der Wand verbunden. Aber hinter ihm konnte ohnehin kein Geheimgang sein, da er an einr Außenwand befestigt war. Sie suchte selbst unter dem Teppich nach einr Falltür, wurde aber auch hier nicht fündig. Ratlos stand sie in dem Zimmer und fragte sich, wohin die Pentas verschwunden waren. Sie konnten sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Während sie in Gedanken nach einm weiteren Ort für einn möglichen Geheimgang suchte, starrte sie in den Spiegel. Ihr fiel wieder der seltsame Rahmen auf, dessen Muster irgendwie unnatürlich und geheimnisvoll aussah. Plötzlich schaute sie elektrisiert hin. Hatte ihr Spiegelbild ihr gerade zugezwinkert? Das konnte nicht sein. Sie mußte sich das gebildet haben. Mißtrauisch beobeinte sie den Spiegel weiter. War da im Spiegelbild gerade etwas hinter die Kommode gehuscht? Sie schaute sich um und betreinte die echte Kommode. Da war nichts. Spielte ihr ihre Phantasie einn Streich? War sie so im Streß, daß sie anfing, Gespenster zu sehen? So mußte es wohl sein. Alles andere war unmöglich. Gebannt starrte sie wieder auf den Spiegel. Sie winkte mit der Hand. Ihr Spiegelbild winkte erwartungsgemäß zurück.
Sie zuckte mit den Schultern und wollte den Raum bereits wieder verlassen, als ihr das Muster auf der einn Kommode auffiel. Es sah im Spiegelbild kl wenig anders aus, als in der Realität. Das konnte doch gar nicht sein. ein optische Täuschung vielleicht? Sie ging näher an den Spiegel. Aber der geringfügige Unterschied im Muster der Kommode blieb. Sie starrte in ihr Spiegelbild. Was ging da vor? Ihr Spiegelbild starrte auf sie zurück. Eigentlich war alles ganz normal, wenn man mal von diesem unbedeutendem Muster absah. Dann fielen Julia weitere, winzige Änderungen zwischen dem Spiegelbild und der Realität auf. Hier geringfügig anderer Schatten, dort Fussel auf dem Teppich, der in Realität etwas anders lag. Sie hatte das Gefühl, ein eiskalte Hand griff in ihre geweide. War sie gerade dabei den Verstand zu verlieren. Spiegelbild KONNTE NICHT von dem Original abweichen. Und doch war es so. Sie bekam auch Angst vor ihrem eigenen Spiegelbild. Sie schaute es mißtrauisch an und ging ganz nahe an den Spiegel heran. Ihr Spiegelbild schaute genauso mißtrauisch zurück. Sie winkte wieder mit der Hand, um sich zu zeigen, daß eigentlich alles normal war. Aber ihr Spiegelbild winkte diesmal nicht zurück! Ihr Atem stockte. Sie wurde langsam hysterisch. Das konnte doch gar nicht sein. Ihr Spiegelbild lächelte sie spöttisch an, während ihr eigenes Gesicht einn entsetzten Ausdruck annahm. Sie wußte nicht warum, aber sie berührte ihr Spiegelbild. Und ihr Spiegelbild griff nach ihr und zerrte sie durch den Spiegel. Sie spürte, wie ihr Verstand und ihr Sinn für Realität zerbrach, wie der Spiegel es hätte tun sollen, als sie durch ihn hindurchgezogen wurde.
Hinter dem Spiegel
Verängstigt schaute sie sich um. Sie befand sich in einr spiegelverkehrten Version des Zimmers, aus dem ihr Spiegelbild sie gerade herausgerissen hatte. Hatte sie einn Albtraum? Oder waren das jetzt Spätfolgen ihrer überwundenen Heroinsucht? Sie zitterte am ganzen Körper und schaute auf den Spiegel – diesmal von der anderen Seite. Das reale Zimmer war immer noch zu sehen, allerdings war sie selbst nicht in dem Spiegel zu sehen. Sie ging auf den Spiegel zu und versuchte, durch ihn hindurchzugehen. Aber das war genauso unmöglich, wie sie es bisher von jedem Spiegel erwartet hatte. Ängstlich fragte sie sich, was sie jetzt tun sollte. Am einachsten wäre es, wenn sie jetzt aufwachen würde, schoß es ihr durch den Kopf. Sie zwickte sich, stellte aber zu ihrem Bedauern fest, daß es wehtat und sie nicht aufwein – oder halt schon wach war. Langsam näherte sie sich einr der spiegelbildlichen Kommoden und wollte sie berühren. Kurz bevor sie das tun konnte, ging in dem realen Zimmer das Licht aus und auch das spiegelbildliche, in dem sie sich befand, wurde schlagartig dunkel. Ihre Finger konnten die Kommode nicht ertasten. Existierten die Dinge in diesem Zimmer gar nicht? Oder verschwanden sie, sobald sie die Realität nicht mehr spiegelten? Und was war mit ihr? Sie befühlte sich und stellte erleichtert fest, daß es sie noch gab. Aber was sollte sie jetzt tun? leises Wispern drang an ihre Ohren. Bildete sie sich das nur ? Um sie herum war völlige Dunkelheit.
Wenn sie doch ein Taschenlampe dabei hätte. Oder wenigstens Feuerzeug, mit dem sie wenig Licht hätte machen können. Sie brauchte Licht! Während sie dies vereinelt dein, umfing sie schwaches Dämmerlicht. Sie konnte nicht weit sehen, da alles irgendwie in Nebel versunken zu sein schien. Sie ging dahin zurück, wo eben noch der Spiegel gewesen war, fand aber nur diffuses Licht. Ganz langsam erholte sich ihr Verstand von dem Schock, durch den Spiegel gezogen worden zu sein. Und sie akzeptierte gedanklich, daß sie jetzt „woanders“ war und nicht wieder zurückkonnte. In dem Maß, in dem ihr das klar wurde, griff Panik und Vereinlung nach ihr. Mußte sie hier im Nebel herumirren, bis sie verhungerte und verdurstete? Oder – noch schlimmer – würde sie hier ewig vereinelt herumirren? Es mußte hier doch einn Ausgang geben! Wie auf ihren Wunsch hin, sah sie in iger Entfernung schwaches, rotes Leuchten. Langsam und mit einr zaghaft aufkeimenden Hoffnung näherte sie sich dem Leuchten. Je näher sie kam, desto intensiver wurde es. Ihre Augen, die sich allmählich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, brauchten erst wieder einn Moment, bis sie diese Lichtintensität ertragen konnten. Schließlich trat sie aus dem Nebel heraus und sah direkt vor sich ein Wand mit einr türähnlichen Öffnung, aus der das intensive, rote Licht drang. Sobald sie die Öffnung durchschritten hatte, schloß sie sich hinter ihr.
Sie traute ihren Augen nicht. Vor ihr erstreckte sich ein Landschaft, die sie spontan an Bilder von Salvador Dali oder Hieronymus Bosch erinnerte. Wenn man sich irgendwie die Hölle vorstellen sollte, würde man wohl auf so ein Landschaft kommen. Es waren zwar weder Dalis brennende Giraffen noch Boschs gefolterte Menschen zu sehen, aber die Landschaft wirkte insgesamt bedrohlich und irgendwie falsch. Der Himmel war leuchtend blutrot, schwarze Wolkenformationen zogen spiralförmig um spitze Berge oder Erhebungen und in den Tälern dazwischen flossen purpurne Flüsse durch graue Graslandschaften. Julia betreinte die Landschaft von einm Plateau aus, das an einr Seite durch ein steil aufragende Wand abgeschlossen wurde. In dieser Wand war vorhin noch die Öffnung, durch die sie auf das Plateau getreten war. An den anderen Seiten war die Landschaft zu sehen. Sie trat an den Rand und schaute nach unten. Erschreckt trat sie wieder einn Schritt zurück. Das Plateau schien ein Art Überhang zu sein. Unter ihr erstreckte sich Abgrund kilometertief ins Nichts. Sie würde dieses Plateau nicht verlassen können. Ihre Angst und Vereinlung war inzwischen einm dumpfen Fatalismus gewichen. Diese absurde Situation hatte ihr Gefühlsleben offensichtlich überfordert. Dumpf starrte sie in die Höllenlandschaft und lehnte sich an die aufragende Wand. Jedenfalls schien die Hölle nicht nach Schwefel zu stinken, kam es ihr in den Sinn. Und besonders heiß war es auch nicht.
Während sie so in die Landschaft starrte, fiel ihr auf, daß sie nicht völlig unbelebt war. An den purpurnen Flüssen standen bizarre Tiere und tranken. Andere liefen durch das graue Gras. Auch die Luft war in geringem Umfang bevölkert. Die fliegenden Wesen konnte sie allerdings noch schlechter erkennen, als die Tiere in den Tälern. Alles schien sehr kl und weit weg. Sie ließ sich langsam an der Wand entlang in die Hocke gleiten und fragte sich, ob sie wirklich so viel Schuld auf sich geladen haben könnte, um in der Hölle zu landen. Aber ihre Gedanken waren von einr merkwürdigen Distanz, die offensichtlich davon herrührte, daß sie mit dieser Situation emotional überfordert war. So wunderte sie sich auch gar nicht, als schließlich eins der Flugwesen auf sie zuschwebte. Interessiert betreinte sie es. Etwas größer als normaler Mensch, ganz in schwarz, ansonsten menschenähnliche Statur und sehr große, fledermaus-ähnliche Flügel. Das Gesicht war ebenfalls entfernt menschlich, allerdings etwas verzerrt, wie man es bei Wasserspeiern an alten Gebäuden sehen konnte. Insgesamt erinnerte die Ersch ung an die Sc *derung von Dämonen. Normalerweise hätte sie sich sicher über diesen Dämon erschreckt, in ihrer momentanen Verfassung war sie zu solchen Gefühlsregungen allerdings nicht mehr in der Lage. Auf ein schwer zu fassende Art kam ihr das Gesicht des Dämons sogar vertraut vor. Und als sie sein Augen sah, wußte sie auch, warum. Es waren die Augen von Herrmann Penta, die sie auch jetzt wieder so fixierten, daß sie den druck hatte, in seinn Augen zu ertrinken. Und langsam verlor sie sich völlig in ihnen.
Alles nur Traum?
Julia erwein schweißgebadet im Bett ihres Zimmers. Sie war noch vollständig angezogen und hatte kein Ahnung, wann sie sich aufs Bett gelegt hatte. Die Bilder von der Höllenlandschaft waren ihr noch völlig präsent. Hatte sie das alles nur geträumt? Was sonst, sagte sie sich. Spiegel, der jemanden in ein andere Realität zieht – das konnte nur Albtraum gewesen sein. Sie war allerdings erschreckt, wie real ihr dieser Albtraum auch jetzt nach dem Aufwachen noch vorkam. Und sie stellte fest, daß sie zitterte, während sie daran dein. Jetzt brauchte sie dringend etwas, das sie wieder in die Realität zurückholte. Zuerst zog sie sich aus und duschte ausführlich. Ihre völlig verschwitzten Sachen tat sie in die Wäsche und zog sich etwas frisches an. Danach fühlte sie sich schon deutlich besser. Um den Albtraum endgültig zu verscheuchen, ging sie in die Küche und kochte sich einn starken Kaffee. Außerdem holte sie sich paar Kekse aus dem Küchenschrank und aß diese genüßlich zu dem Kaffee. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu diesem Albtraum zurück. Allerdings jetzt mit einr sachlichen Distanz, die keinn Raum für Ängste bot. Lächelnd dein sie, daß sie mit solchen Phantasien anfangen könnte, Horror-Geschichten zu schreiben. Als sie später an der Tür zu dem verbotenen Raum vorbeikam, fragte sie sich, ob sie einach mal hineinschauen sollte, um sich endgültig davon zu überzeugen, daß sie die schrecklichen Erlebnisse geträumt hatte. Aber irgendwie war es ihr doch angenehmer, lieber wenig Abstand zwischen der Tür und sich zu lassen.
Auch die nächsten Tage, die die Pentas unterwegs waren, während sie allein das Haus hütete, mein sie instinktiv einn Bogen um die Tür. Sie sagte sich dabei, daß es kein Angst sei, die sie daran hinderte, das Zimmer zu betreten, sondern, daß sie ganz einach die Anweisungen der Pentas respektieren würde. Aber es wurmte sie doch, daß sie jedesmal, wenn sie die Tür passierte, flaues Gefühl hatte. einn Tag, bevor sie die Besitzer zurückerwartete, beschloß sie daher, sich der unterschwelligen Angst zu stellen und kurz in den Raum zu schauen. Schließlich stand sie vor der Tür und starrte unschlüssig auf die Klinke. Sollte sie oder sollte sie nicht? Sie gab sich einn Ruck und drückte die Klinke herunter. Erstaunt stellte sie fest, daß die Tür abgeschlossen war. Bisher war die Tür nicht abgeschlossen gewesen. Warum war es diesmal anders? Stachel des einels bohrte sich in ihren Verstand. Sollte es mit dem Zimmer und ihrem Traum doch ein besondere Bewandtnis haben? Aber das war ja völlig unmöglich. Und sie nahm sich fest vor, die ganze Angelegenheit zu vergessen. Um sich erst gar nicht in Versuchung zu führen, dem Ehepaar Penta erneut nachzuspionieren, zog sie sich an dem Abend, an dem die beiden zurückkommen wollten, in ihr Zimmer zurück, las Buch und hörte Musik über Kopfhörer. Sie würde das Zimmer erst am nächsten Morgen wieder verlassen, wenn die Besitzer mit Sicherheit zurückgekommen wären.
Erwartungsgemäß traf sie am nächsten Morgen die Pentas beim Frühstück. Diese erkundigten sich bei ihr, ob etwas besonderes vorgefallen wäre. Und sie zeigten auch keinrlei ungewöhnliche Reaktion, als Julia diese Frage verneinte. Überhaupt schien alles wieder ganz normal zu sein. Und Julia nahm sich vor, ihre Anwandlung von Hysterie – wie sie ihren Albtraum und die nachfolgenden einel nannte – so schnell wie möglich wieder zu vergessen. Um sich dies zu erleichtern, schaffte sie sich einn kleinn Fernseher an, den sie in ihr Zimmer stellte. Da das Zimmer, wie jedes Zimmer im Haus, am TV-Kabelnetz angeschlossen war, sollte sie ausreichend Sender zu ihrer Zerstreuung empfangen können. ige Abende später bekam sie mit, daß Alia und Herrmann einn Streit zu haben schienen. Es war der erste, den sie mitbekam. Julia wollte die beiden nicht belauschen, zumal sie wirklich kein Interesse an den Beziehungsproblemen anderer Leute hatte, aber sie bekam mit, daß Alia schimpfte, Herrmann wäre grob leichtsinnig gewesen. Und er antwortete, daß er kein andere Wahl gehabt hätte. Julia ging rasch außer Hörweite und hoffte, daß die beiden sich schnell wieder vertragen würden. Sie mochte es überhaupt nicht, wenn Paare sich nach einm Krach noch tagelang angifteten. Das hatte sie bei ihren Eltern schon gehaßt. Um möglichst schnell auf andere Gedanken zu kommen, setzte sie sich vor ihren Fernseher und ließ sich berieseln. Zufällig hatte sie dabei die Hauptnachrichten eins öffentlich-rechtlichen Senders geschaltet.
Dort wurde von einr *einsentführung berichtet, die einn glücklichen, wenn auch etwas mysteriösen Ausgang genommen hatte. Noch am Tag der Entführung war das * wieder bei einr Polizeiwache aufgetaucht und war zur Erleichterung aller sowohl körperlich als auch seelisch völlig unversehrt. ige Stunden später wurde der Entführer von der Polizei auf einm Parkplatz aufgegriffen. Er befand sich noch in dem Wagen, mit dem er die Entführung durchgeführt hatte und war sehr verängstigt. Von offizieller Seite kamen sehr wenig Informationen. Experte im Studio äußerte, daß der Entführer nach seinn Informationen wohl unter Angstzuständen leide, die normalerweise die Opfer von Entführungen quälten. Im weiteren Verlauf der anschließenden Sondersendung kamen kein wirklich neuen Informationen mehr im Programm. Julia war froh, daß zur Abwechslung mal ein gute Nachricht ausführlich ausgewalzt wurde. Da sie aber gerne noch etwas mehr erfahren wollte, schaltete sie zu einr Sondersendung eins eher für sein reißerische Berichterstattung bekannten Privatsenders. Dort gab es dann tatsächlich zusätzliche Informationen, die dem öffentlich-rechtlichen Sender wohl zu unseriös waren. Der Entführer solle angeblich von einr Begegnung mit dem Teufel oder einr sonstigen Schreckensgestalt berichtet haben. Und das * hatte bei der Polizei wohl zu Protokoll gegeben, von einm schwarzen Engel gerettet worden zu sein. Dann wurde noch Bild gezeigt, daß das * offenbar von seinm Retter gezeichnet hatte. Mit einm lauten Klappern fiel die Fernbedienung von Julias TV-Gerät auf den Boden. Julia starrte gebannt auf das Bild, daß das * gemalt hatte. Und sie zitterte am ganzen Körper.
Die Enttarnung
Das Bild von dem schwarzen Engel, der das * gerettet haben sollte, sah ihrem letzten Traumbild von dem Dämon in der Höllenlandschaft dermaßen ähnlich, daß das kein Zufall sein konnte. Julia starrte noch mit leeren Augen in den Fernseher, als die Sondersendung längst zuende war und ein volkstümliche Hitparade lief, die sie normalerweise kein 10 Sekunden ertragen hätte. Aber ihre Gedanken waren nicht mehr bei dem Fernseher. Sie waren wieder bei ihrem Albtraum. Und bei dem Krach, den die beiden Pentas vorhin gehabt hatten. Verd beschlich sie, der so absurd war, daß sie sich zunächst kaum traute, ihn vor sich selbst auszusprechen. Konnte es sein, daß der Dämon, den sie in ihrem Albtraum gesehen hatte, auch das * rettete und den Entführer fast zu Tode erschreckte? War ihr Albtraum wirklich nur Traum gewesen? Oder hatte sie ihn doch in Realität erlebt? Und wer waren diese Pentas wirklich? Es wäre wohl das Vernünftigste, wenn sie zunächst einmal über die Sache schlief. Morgen sähe alles sicher wieder viel vernünftiger aus. Aber sie konnte nicht schlafen. Und sie hatte auch Angst davor, daß ihr Albtraum wieder zu ihr zurückkäme. Sobald sie ihre Augen schloß, sah sie den Dämon und die Höllenlandschaft. Inzwischen hatte sie die Volksmusik abgestellt und suchte nach irgend einm Programm, mit dem sie sich ablenken konnte. Aber sie fand nichts, was ihr half.
Nach einr Stunde entschied sie sich, das Ehepaar Penta aufzusuchen und sie darauf anzusprechen. Wahrsch lich würde sie von ihnen ausgel werden. Aber sie wußte nicht, wie sie den Schrecken, der ihr in die Glieder gefahren war, sonst überwinden könnte. Hoffentlich war Alia Penta noch nicht zu Bett gegangen. Julia wollte lieber mit ihr als mit ihrem Mann sprechen, da er ihr immer noch etwas unheimlich war. Und bei diesem Thema würde es schon schwierig genug für sie werden, sich überhaupt zum Sprechen zu überwinden. Mit einm ziemlich flauen Gefühl im Bauch und Beinn wie Gummi verließ Julia ihr Zimmer. Sie hoffte, daß sie Alia allein antreffen würde. Und während sie noch überlegte, wo sie am besten mit dem Suchen anfangen sollte, kam ihr Alia auf dem Flur entgegen. Julia hatte einn Kloß im Hals, als sie versuchte, Alia anzusprechen. „Ähm – Alia, ich würde – ähm – kann ich – ähm – ich mein …“ Alia war stehengeblieben und schaute sie irritiert an. Dann wurde ihr Gesichtsausdruck zunehmend ernster. Und schließlich nahm sie Julia am Arm und führte sie in die Bibliothek, in der Herrmann saß. „Herma – ach egal – Hermeto“, sprach sie ihren Mann an, „jetzt haben wir schon das Problem, über das wir vorhin gesprochen haben.“ An Julia gewandt sagte sie: „Setz dich erst mal mit mir da drüben auf die Couch.“
Julia setzte sich auf die Couch, die gegenüber Herrmanns – oder Hermetos – Sessel stand. Alia setzte sich direkt neben sie und legte ihr ihren Arm über die Schulter. So vertraulich war Alia noch nie ihr gegenüber gewesen. Das irritierte sie und es ängstigte sie auch etwas. „Du wolltest mir gerade etwas sagen“, nahm Alia das Gespräch mit Julia wieder auf. Diese fühlte sich zunehmend unwohl. Es hätte sie so schon Überwindung gekostet, Alia anzusprechen. Aber jetzt, im Beisein Herrmanns oder Hermetos und mit Alias Arm auf ihrer Schulter wurde es ihr fast unmöglich. Sie suchte nach einm Anfang, ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. „Also, ich – ich habe da vorhin etwas im Fernsehen gesehen und dann war da noch Albtraum …“ Julia kam sich vor wie Idiot, aber sie bekam es in ihrer Aufregung und Verwirrung einach nicht hin, ihr Problem vernünftig zu sc *dern. Alia nahm sie etwas fester in den Arm. „Ist schon gut, Kleins, ich erzähle einach mal, was ich glaube, daß du auf dem Herzen hast. Und wenn ich etwas falsch wiedergebe, korrigierst du mich, verstanden?“ Julia nickte dankbar. „Gut. Zunächst einmal warst du in dem verbotenen Zimmer.“ Julia schaute schuldbewußt auf den Boden und nickte. „Dann bist du durch den Spiegel gegangen, richtig?“ Es war für Julia Schock, mit welcher Gelassenheit Alia das aussprach, was für sie der r ste Horror gewesen war. Und offenbar war es wirklich kein Albtraum, sondern Realität gewesen. Alia fuhr fort: „Du hast unsere Welt gesehen, die dir wie Schreckensszenario vorkam. Und mein Mann hat dich dort in Empfang genommen.“ Sagen konnte Julia nichts mehr. Sie nickte nur schwach. „Du hattest es bis eben für einn Albtraum gehalten, bis du im Fernsehen die Zeichnung des *eins gesehen hast, das Hermeto zeigte.“ Da Julia auch hier nickte, fuhr Alia an Hermeto gewandt fort: „Tja, damit haben wir den Salat. Zumindest Julia weiß jetzt – zumindest ungefähr – wer oder besser was wir sind. Wollen wir hoffen, daß nicht noch mehr dahinterkommen.“
Hermeto verzog verärgert sein Gesicht. „Was hätte ich machen sollen? Das * dem Verbrecher überlassen?“ Alia schaute ihn nachdenklich an. Dann breitete sich warmes Lächeln über ihrem Gesicht aus. „nein, natürlich nicht. Aber hättest du nicht wenigstens die Erinnerung des *eins und des Entführers etwas unklarer machen können?“ „Du weißt doch selbst, daß das etwas länger dauert. Und es wäre dir wohl kaum recht gewesen, wenn ich mich noch von paar mehr Leuten in meinr natürlichen Form hätte beobeinn lassen. Außerdem brauchte ich die Zeit, die ich hatte, um dem * wieder die Anfänge seins Entführungstraumas zu nehmen.“ „Entschuldige“, meinte Alia, „ich weiß ja, daß du Recht hast, aber es wäre einach zu ärgerlich, wenn wir jetzt wieder neu anfangen müßten, uns irgendwo unauffällig niederzulassen.“ Und an Julia gewandt fuhr sie fort: „Mit dir, Julia, haben wir jetzt allerdings Problem. Von dem * und dem Entführer führt kein Weg direkt zu uns. Aber wenn du d Wissen verbreitest, haben wir ein ganze Meute Sensationsreporter auf dem Hals. Und einr gründlichen Überprüfung hält unsere Tarnung hier nicht stand.“ „Was haben Sie jetzt mit mir vor?“, fragte Julia ängstlich. Sie überlegte, ob ihr Leben in Gefahr wäre. Würden die Pentas soweit gehen, um ihre Identität – was immer das auch war – zu schützen? Dann fiel ihr das * . Hermeto Penta hatte sein Tarnung riskiert, um das ihm fremde * aus den Fängen eins Entführers zu retten. Würde er jetzt sie statt dessen töten, um im Verborgenen zu bleiben? Es schien ihr zu ihrer Erleichterung unwahrsch lich. Andererseits, vielleicht gehörte ihr Leben ihm nach seinn Wertvorstellungen bereits, da er sie aus den Fängen des Heroins befreit hatte. Sie wußte es nicht. Und sie schaute ängstlich von Hermeto zu Alia und zurück.
Das te Angebot
Julia wurde zunehmend ängstlicher und nervöser, da die beiden nicht gleich antworteten. „Und wer oder was sind Sie eigentlich?“, versuchte sie ihre Angst zu überspielen. „Fangen wir mal mit deinr vierzehnten Frage an“, entgegnete Alia. „Auf ein gewisse Art sind wir Handlungsreisende. Aber das ist natürlich nicht die Antwort auf dein Frage.“ Sie schaute Julia direkt in die Augen. „Du hast meinn Mann ja bereits in seinr natürlichen Ersch ung gesehen. Was glaubst du denn, was wir sind?“ Julia überlegte einn Moment, ob sie ihren Verd wirklich äußern sollte. Wenn er falsch wäre, käme sie sich lächerlich vor. Wäre er dagegen richtig, würden die beiden ihr vielleicht doch etwas antun, wenn klar war, daß sie es wußte. Alia ließ sie nicht aus den Augen. Da Julia kein Idee hatte, wie sie aus dieser Zwickmühle herauskommen sollte, sagte sie schließlich halblaut: „Dämonen?“ Alia nickte und Julia mein sich vor Angst fast in die Hose. „Auf ein gewisse Weise sind wir das. Die wenigen Beschreibungen, die es von Dämonen gibt, gehen auf Begegnungen mit uns zurück. Und unsere Welt erscheint den wenigen Menschen, die sie bisher gesehen haben, wie die Hölle. Hieronymus Bosch war übrigens einr dieser Menschen.“ Julia zitterte im Arm von Alia und schaute sie ängstlich und gebannt an. „Aber wir sind nicht das, was man uns nachgesagt hat. Wir sind weder gut noch böse, genau wie die Menschen in ihrer Gesamtheit weder gut noch böse sind. Und wir kommen nicht aus der Hölle, sondern aus einr anderen Realität.“ Julia wußte nicht, warum, aber sie glaubte ihr und beruhigte sich wieder wenig.
„Wenn du unsere Welt mit unseren Augen gesehen hättest, wäre sie dir nicht wie die Hölle vorgekommen. Es ist ein sehr schöne Welt.“ Alia mein ein Pause. In Gedanken schien sie sich in ihrer Welt zu befinden. Und ihr Gesicht nahm einn leicht verträumten druck an. Dann kam sie erkennbar wieder ins hier und jetzt. „Wir sind, wie ich vorhin schon sagte, Handlungsreisende. Bei uns wachsen bestimmte Pflanzen nicht, insbesondere Fingerhut und Alraune. Beide sind für uns aber sehr wichtig. Aber ich will dich nicht mit Details langweilen.“ Sie straffte sich und schaute zu Hermeto. Dieser ergriff das Wort: „Kommen wir zu deinr ersten Frage.“ Julia verkrampfte sich innerlich. Jetzt ging es also um sie und ihre Zukunft. „So, wie es jetzt ist, kann es jedenfalls nicht bleiben. Du weißt einach zu viel von uns und unsere Aufgabe hier ist einach zu wichtig, um sie ruhen zu lassen, bis Gras über die Angelegenheit gewachsen ist und niemand sich mehr für d Wissen interessieren würde.“ Julia kam in den Sinn, daß das alles nicht passiert wäre, wenn sie das Zimmer nicht betreten hätte. Schuldbewußt sagte sie das auch. „Da hast du zwar recht, aber früher oder später wäre das sowieso zwangsläufig passiert. Und es wäre auch nicht kritisch gewesen, wäre da nicht diese Entführung passiert. Wie auch immer – wir müssen jetzt etwas unternehmen.“ „Was werden Sie mit mir tun?“, fragte Julia mit einm sehr flauen Gefühl im Magen. „Es gibt Möglichkeiten“, erwiderte Hermeto, „ich nehme dir alle Erinnerungen seit dem Tag, an dem du das Zimmer betreten hattest und du verläßt unser Haus für immer. Andernfalls käme dein Erinnerung nämlich wieder zurück.“ ein eiskalte Faust quetschte Julias geweide zusammen. Wenn sie hier fortmüßte, wäre sie wieder ganz auf sich all gestellt. Und sie glaubte nicht, daß sie jetzt mit dem Leben besser zurecht käme, als in der Zeit, in der sie dem Heroin verfallen war. „Oder“, fuhr Hermeto fort, „du trittst als Sklavin in unsere Dienste. Dann könnten wir sicherstellen, daß du nichts ausplauderst.“ Er mein ein Pause, damit Julia das Gehörte verdauen konnte. So richtig gelang ihr das aber nicht. Sie wußte nicht, was es bedeuten würde, die Sklavin von Dämonen zu sein. Es klang jedenfalls sehr erschreckend. Die andere Alternative war für sie allerdings auch nicht erstrebenswerter.
„Als unsere Sklavin“, sprach Hermeto weiter, „müßtest du dein komplette Selbstbestimmung aufgeben. Wir würden über jeden Aspekt deins Lebens bestimmen. Und du würdest uns auch in unsere Welt begleiten.“ „Gibt es noch ein weitere Alternative?“, fragte Julia kl laut. Alia antwortete diesmal und schaute Julia dabei traurig an: „Eigentlich nicht. Es sei denn, du ziehst den Tod den beiden anderen Alternativen vor.“ Julia schauderte. Und sie versuchte sich darüber klar zu werden, welche dieser Alternativen für sie am ehesten in Frage käme. Aber sie kam zu keinr Antwort. „Laß dir ruhig Zeit mit deinr Entscheidung“, forderte Alia sie auf, „Du mußt dich nicht sofort entscheiden. Allerdings darfst du das Haus nicht verlassen, bis du dein Wahl getroffen hast. Wenn du es doch versuchst, treffen wir die Entscheidung für dich.“ Irritiert stellte Julia fest, daß der letzte Satz von Alia kein Drohung war, sondern ein schlichte Feststellung. So, als hätte sie gesagt: „Wenn es draußen regnet, wird man naß.“ Es gab an dieser Feststellung nicht die Spur eins einels. Julia nickte und erhob sich von der Couch. Sie ging in ihr Zimmer zurück und grübelte. Kein der Möglichkeiten gefiel ihr wirklich. Dieser Job als Haushaltshilfe gab ihr Halt und ein Aufgabe, auch wenn sie die Tätigkeiten selbst nicht besonders schätzte. Und auch die lockere bindung in die „Ersatzfamilie“ der Pentas stützte sie. Wäre sie wieder ganz auf sich allein gestellt, käme sie sich sehr verloren vor. Dasein als Sklavin konnte sie sich überhaupt nicht vorstellen. Was würde das tatsächlich bedeuten? Welche Aufgaben kämen dann noch auf sie zu? Und wie käme sie damit zurecht, überhaupt keinn einluß mehr auf ihr Leben zu haben? Und die dritte Alternative? nein, sterben wollte sie auch nicht. Nach längerem Grübeln legte sie sich in ihr Bett und fiel in einn unruhigen Schlaf und durchlebte in Träumen und Albträumen die verschiedenen Alternativen.
Der Spaziergang im Park
Als Julia am nächsten Morgen erwein, fühlte sie sich wie gerädert. Sie hatte schlecht geschlafen, viel Mist geträumt und war ihrer Entscheidung kein Stück näher gekommen. Nachdem sie sich angezogen und gefrühstückt hatte – die Pentas waren schon wieder vor ihr auf gewesen und hatten bereits gefrühstückt – erledigte sie zuerst etwas von ihrer Arbeit als Haushaltshilfe. Sie hoffte, so etwas Abstand zu bekommen und sich bei ihrer Wahl leichter zu tun. Und als sie mit der Arbeit fertig und etwas erschöpft war, wußte sie zumindest, was sie auf gar keinn Fall wollte. Der Tod kam für sie nicht in Frage. Aber die Wahl zwischen dem völlig auf sich allein gestellt sein und einm ungewissen Sklavendasein konnte sie nach wie vor nicht treffen. Sollte sie sich erst einmal erkundigen, was es bedeutete, die Sklavin der Pentas zu sein? Vielleicht wäre ihre Entscheidung ja viel leichter zu treffen, wenn sie die Alternativen besser kannte. Das wäre zumindest nächster Schritt. Sie nahm sich fest vor Alia anzusprechen, sobald sie sie treffen würde. Sie räumte noch etwas auf und ging dann in ihr Zimmer. Später wanderte sie unruhig die Flure des Hauses entlang. Eigentlich wäre sie lieber in dem kleinn Park vor dem Haus spazieren gegangen. Aber sie durfte das Haus ja nicht verlassen, wenn sie ihre Entscheidung selbst treffen wollte. Als ihr Alia begegnete, nahm sie ihren Mut zusammen und sprach sie an. „Alia, ich würde Sie gerne etwas fragen.“ Alia blieb stehen und schaute sie an. „Ich möchte gerne wissen, was es bedeuten würde, Ihre“, Julia schluckte und rang sich dann durch, das Wort zu sagen, „Sklavin zu sein.“
Alia lächelte sie an. „Komm, wir gehen bißchen im Park spazieren, während ich es dir erkläre.“ Julia zögerte einn Moment. Sie durfte doch das Haus nicht verlassen. „Mit mir zusammen darfst du schon raus gehen“, ermunterte sie Alia. Und beide verließen das Gebäude und schlenderten durch den Park. „Wenn du dich entscheidest, unsere Sklavin zu werden, wird das die letzte eigenständige Entscheidung sein, die du in deinm Leben triffst. Du wirst dann unser Eigentum sein, über das wir nach belieben verfügen können. Und du wirst allen Anweisungen von uns bedingungslos Folge leisten. Ungehorsam werden wir nicht tolerieren.“ Julia schaute sie erschreckt an. „Habe ich denn dann keinn eigenen Willen mehr?“ Alia lächelte. „einn eigenen Willen schon. D Denken wird frei bleiben. Aber du wirst dich nicht mehr nach deinm, sondern nach unserem Willen richten.“ „Und – was werde ich zutun haben?“ „Natürlich alles, was wir wollen, daß du tust. Egal was es ist. Du wirst für uns arbeiten und du wirst auch für unser Vergnügen dasein.“ „Für Ihr Vergnügen?“, wollte Julia wissen. Alia nickte. „Wie vergnügen Sie sich denn mit mir?“ Alia schmunzelte, als sie ihr erklärte: „Nun, einrseits sind wir körperlich – zumindest, was die Vergnügungen betrifft – den Menschen sehr ähnlich gebaut. Das heißt, daß wir uns problemlos sexuell mit dir vergnügen können. Und du wirst uns verwöhnen, wie du es bei Menschen auch tun würdest. Schwanger kannst du dabei zwar nicht werden, aber ansonsten sind die Unterschiede eher gering.“ Alia mein ein klein Pause, lächelte in sich hinein und fuhr dann fort: „Und es bereitet uns auch Vergnügen, dich etwas zu quälen. Du brauchst nicht so ängstlich schauen. Es wird für dich gut auszuhalten sein und ich glaube, daß du es sogar genießen kannst.“
Julia war verwirrt und etwas ängstlich. Sie dein an reißerische Berichte über wilde SM-Praktiken, die sie bei Privatsendern gesehen hatte. Alia lein. „Diese Berichte taugen nicht einmal dafür, die menschliche SM-Szene zu verstehen. Da steht die Quote deutlich vor der Wahrheit. Und auch auf uns treffen diese Berichte nicht zu. Du wirst mir schon soweit vertrauen müssen, daß es für dich auszuhalten und sogar erregend sein wird.“ Julia schaute zu Boden. Sie spürte für sie völlig ungewohntes Gefühl, das aus einr Mischung aus Angst und Sehnen zu bestehen schien. Bisher hatte sie sich nie mit SM auseinandergesetzt. Tatsächlich war ihr der Gedanke an solche Praktiken eher beängstigend vorgekommen. Aber so, wie Alia es ihr eben erzählt hatte, löste es etwas in ihr aus, daß sie nicht verstand und für das sie sich schämte. Dann fielen ihr noch Geschichten von Hexen , die ihre Seele dem Teufel dadurch vermeinn, daß sie mit ihm schliefen. Würde sie das gleiche tun, wenn sie sich mit den „Dämonen“ ließ? Alia lein schallend. „Diese Ammenmährchen wurden von kirchlichen meinpolitikern in die Welt gesetzt, um sich unliebsamer – insbesondere heilkundiger – Frauen entledigen zu können. Da ging es ausschließlich um einluß auf die einachen Leute. Das ist genauso Blödsinn wie der, daß Sex keinn Spaß machen dürfe. Das ist ein Erfindung der Kirche des Mittelalters, mit der sie den Menschen Schuldgefühle reden wollte, um sie besser manipulieren zu können. Oder kennst du ein Stelle in der Bibel, wo so was beschrieben ist? Jedenfalls sind wir nicht an deinr unsterblichen Seele interessiert. Da kann ich dich beruhigen.“
Nachdenklich schaute Julia sie an. Alles was Alia sagte, ergab einn Sinn. Aber hieß das auch, daß es stimmte? Nicht, daß Julia sonderlich religiös gewesen wäre, aber sie hätte auch nie geglaubt, daß es wirklich Dämonen gäbe. Andererseits entsprachen die Pentas auch überhaupt nicht den Klischees, die in Horror-Geschichten über Dämonen verbreitet wurden. ein weitere Frage, die sich ihr noch nie gestellt hatte, lag Julia auf dem Herzen: „Gibt es eigentlich ein unsterbliche Seele, einn Gott und einn Teufel?“ Alia schaute sie ernst an. „Das ist ein gute Frage. Aber ich kann sie dir nicht wirklich beantworten. Ich habe da genauso wenig zuverlässige blicke wie du auch. Deshalb kann ich dir dazu auch nur mein meinung sagen.“ Sie holte etwas Luft. Auf philosophisch religiöse Gespräche war sie eigentlich nicht vorbereitet gewesen. „Also ich glaube, daß es einn Gott gibt. Wobei ich dir nicht sagen kann, wie er aussieht oder was er so mein.“ Alia lächelte versonnen. „Aber ich habe schon das Gefühl, auf ein schwer zu beschreibende Weise geborgen zu sein und geliebt zu werden. Es kann auch sein, daß es ein Hölle gibt. Wahrsch lich nicht so Ort, wie er dir beim Anblick unserer Welt in den Sinn kam. Sondern eher als Zustand, in dem die Geborgenheit und Liebe, die ich vorhin meinte, fehlt. Also nicht mit folternden Teufeln oder so etwas. Und den Teufel halte ich für ein Erfindung, mit der die persönliche Verantwortung und die Schuld an den eigenen Taten auf ein fiktive Figur – einn Verführer – abgewälzt werden soll. Aber wie gesagt, das ist nur mein persönliche meinung, die übrigens auch Hermeto teilt.“
Allmählich schlenderten sie wieder auf das Haus zu. Julia hatte durch das Gespräch einn tiefen druck von Alias Persönlichkeit bekommen. Gerade durch das letzte Thema. Und sie spürte, daß ihr instinktives Vertrauen in Alia ein gute Grundlage hatte. Nachdem sie das Haus wieder betreten hatten, bedankte sich Julia bei ihr für das Gespräch und ging nachdenklich in ihr Zimmer zurück. Sie hatte das Gefühl, daß ihre Entscheidung schon während des Spaziergangs im Park gefallen war. Aber sie wollte sich erst ganz sicher werden. Denn, wie Alia ihr ja gesagt hatte, ein Entscheidung für das Sklavendasein wäre ihre letzte eigenständige Entscheidung. Die Vorstellung, für Vergnügungen herangezogen zu werden, erregte sie auf ein schwer zu beschreibende Weise. Sie nahm sich vor, noch ein nein darüber zu schlafen und den Pentas am nächsten Tag ihre Entscheidung mitzuteilen. Sie würde – flaues Gefühl hatte sie bei dem Gedanken schon im Magen – sich ihnen als Sklavin zur Verfügung stellen. Ob sie dabei wohl immer in der Heimatwelt der Pentas, in dieser Höllenlandschaft bleiben müßte? Hoffentlich würde sie nicht depressiv werden, in dieser bedrückenden Umgebung. Und hoffentlich hatte sie sich nicht in Alia und Hermeto getäuscht. Schließlich würde sie sich ihnen in jeder denkbaren Weise ausliefern. Aber auch dieser Gedanke führte bei ihr zu einm eigenartigen Kribbeln im Bauch.
Die Entscheidung
Am nächsten Morgen wein Julia früh auf und konnte nicht wieder schlafen. An ihrer Entscheidung, die Sklavin der Pentas zu werden, hatte sich nichts geändert, auch wenn sie sehr flaues Gefühl bei diesem Gedanken hatte. Diese verwirrende Emotion bestand allerdings nicht nur aus Angst vor dem Ungewissen. Es war auch ihr unverständliches Sehnen in dem Gefühl enthalten – als ob sie endlich etwas bekäme, das sie schon immer hätte haben wollen, ohne es je zu wissen. Schließlich stand sie auf, zog sich etwas bequemes an und ging in die Küche, um zu frühstücken. Auch Alia und Hermeto waren anwesend und aßen etwas. Julia fragte sich, ob sie gleich mit ihrer Entscheidung herausplatzen sollte. Aber irgendwie zögerte sie noch. Dabei war sie so aufgeregt, daß ihre Hände zitterten. Sie mußte aufpassen, ihren Kaffee nicht zu verschütten. Alia schaute sie wissend und lächelnd an. Für Julia stand inzwischen fest, daß sie ihre Gedanken lesen konnte. Und tatsächlich bestätigte Alia ihr dies, indem sie zu ihr sagte: „Frühstücke erst einmal in Ruhe. Nachher kommst du zu uns in die Bibliothek und sagst uns, was du am liebsten schon jetzt unbedingt loswerden möchtest.“ Julia lächelte ihr scheu zu und versuchte, sich auf das Frühstück zu konzentrieren. Der Gedanke daran, daß die beiden ohnehin schon wußten, wozu sie sich entschieden hatte, ließ sie wenig ruhiger werden. So schaffte sie es schließlich, ihr Frühstück zu beenden, ohne sich den Kaffee überzuschütten oder sich beim Brötchenschmieren in die Hand zu schneiden.
Zu dritt gingen sie anschließend in die Bibliothek. Julia atmete noch einmal tief durch und sagte dann zu den beiden: „Ich habe mich jetzt entschieden. Ich will Ihre Sklavin werden.“ Alia lächelte ihr zu, während Hermeto zu einr Kommode ging und ein Schublade öffnete. Er nahm einn dunklen, metallenen Halsreif heraus und gab ihn Julia. Der Reif hatte Scharnier und einn Verschlußmechanismus, zu dem es aber keinn Schlüssel zu geben schien. „Wenn du dir mit deinm Entschluß ganz sicher bist“, antwortete schließlich Hermeto, „dann legst du dir diesen Halsreif um und drückst ihn zu. Er symbolisiert dein freiwillige Unterwerfung. Und er läßt sich genauso wenig wieder entfernen wie sich dein Unterwerfung rückgängig machen läßt.“ Sie schluckte trocken. Ihre Entscheidung stand ja schon fest. Aber sein Worte meinn ihr noch einmal die Endgültigkeit ihrer Entscheidung deutlich. Wieder zitterten ihre Hände, als sie den Halsreif – wie in Zeitlupe – zu ihrem Hals führte. Dann schloß sie ihn langsam, bed , nicht ihre Haare zuklemmen. Und schließlich drückte sie ihn kräftig zusammen und ließ ihn so mit einm hörbaren Klicken rasten. Sie hatte es getan. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Die Spannung fiel von ihr ab wie Laubblätter eins Baumes im Herbststurm. Noch immer wußte sie nicht wirklich, was auf sie zukam, aber sie würde es akzeptieren. Sie brauchte sich jetzt kein Gedanken mehr darüber machen, ob ein Entscheidung richtig oder falsch war, da sie kein mehr treffen würde. Sie hätte auch kein Verantwortung mehr für sich. Sie müßte zukünftig nur noch – gehorchen.
„Willkommen als unsere Sklavin, Julia“, sagte Alia mit einm Lächeln. „Wir werden dich jetzt geeignet kleiden.“ „Zieh dich aus.“ Die letzten Worte sagte Alia zwar immer noch freundlich, es war allerdings etwas in ihrem Tonfall, daß keinn Widerspruch duldete. Julia kam sich etwas seltsam und schutzlos vor, sich jetzt und hier vor den beiden auszuziehen. Aber ihr war klar, daß sie ab sofort zu gehorchen hatte. Also warf sie ihre Scham so gut es ging über Bord und begann, sich zügig auszuziehen. Bei ihrem BH und dem Slip zögerte sie noch einn Moment, zog aber dann auch diese aus. Instinktiv bedecke sie ihre Blöße allerdings notdürftig mit den Händen. Alia schmunzelte und meinte, sie solle ihre Hände vorstrecken. Hermeto hatte inzwischen Armreifen aus der Kommode geholt und ließ sie um ihre Handgelenke rasten. Dann nahm er beide in die Hand und drückte sie zusammen. Julia stellte fest, daß sie ihre Handgelenke mit den Armreifen nicht mehr von einander lösen konnte. weiterer Griff von Hermeto und die Verbindung war wieder gelöst. „Nimm jetzt die Hände auf den Rücken“, wies er sie an. Sie tat es und er griff auf beiden Seiten um sie herum und verband die Reifen, so daß Julias Hände hinter ihrem Rücken fixiert waren. Dann begann er, sie zu streicheln. Zuerst an den Wangen, dann an ihren Brüsten und am Po. Julia begann wieder zu zittern, diesmal allerdings vor Erregung. Sein Berührungen – vor allem aber ihre eigene Hilflosigkeit – ließen sie in Wellen erschauern. „Nimm die Bein auseinander“, sagte er ihr fast flüsternd. Sie tat es ohne nachzudenken. Er berührte sie leicht im Schritt, was sie erneut erschauern ließ. Dann wandte er sich von ihr ab, obwohl sie sich nach weiteren Berührungen sehnte.
Er öffnete die Tür einr Kommode und holte etwas heraus, was Julia zuerst nicht erkannte. Es schien aus dem selben, dunklen Metall zu bestehen wie ihre Hals- und Armreifen. Als er damit näher kam, erkannte sie, daß es die Form eins Slips hatte. Keuschheitsgürtel, schoß es ihr durch den Kopf. Sie wollte protestieren, aber er legte ihr nur den Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. Er klappte den Slip auf und legte ihn ihr durch die gespreizten Bein an. Als sie den Keuschheitsgürtel rasten hörte, war sie der Panik nahe. Das war doch hoffentlich nicht so endgültig wie ihr Halsreif. Er begann wieder, ihre Brüste zu streicheln, und ihr Verlangen nach mehr war so stark wie nie zuvor in ihrem Leben. „Kein Angst, mein klein Sklavin, wenn wir mit dir sehr zufrieden sind, wirst du auch gelegentlich aus dem Keuschheitsgürtel herauskommen“, hauchte er ihr ins Ohr. „ ige Zeit wirst du allerdings noch darauf warten müssen.“ „Das Schöne an einm Keuschheitsgürtel“, fuhr Alia fort, die ihr jetzt ins andere Ohr flüsterte, „ist, daß die Trägerin fast augenblicklich geil wird und es auch sehr lange bleibt. Ich sagte dir ja, daß wir dich etwas quälen werden und daß du es genießen wirst.“ Beide streichelten Julia noch ein Weile, während diese vor Verlangen fast verging. „Setz dich jetzt auf den Sessel da drüben“, wies Alia sie schließlich an. Nachdem Julia saß, legte Alia ihr Metallreifen um ihre Fußgelenke. Schließlich bekam sie noch einn BH aus Metall angelegt, der aber eigentlich nichts verbarg, sondern nur ihre Brüste stützte. Sie mußte sich noch einmal hinstellen und um die eigene Achse drehen. Hermeto und Alia betreinten zufrieden ihre Sklavin. „Jetzt sollten wir ihr ihr neues Zuhause zeigen“, meinte Alia und Hermeto nickte schmunzelnd.
Der Übergang
Sie gingen gemeinsam zu dem verbotenen Zimmer. Julia erinnerte sich, daß es in letzter Zeit verschlossen gewesen war und blieb vor der Tür stehen. Hermeto hatte bereits den passenden Schlüssel in der Hand und öffnete die Tür. Alle traten . Julia kam sich seltsam vor bei dem Gedanken, gleich fast unbekleidet in die andere Welt zu treten. Zu ihrer Überraschung begannen allerdings auch Alia und Hermeto damit, sich auszuziehen und ihre Kleidung in den Kommoden des Zimmers zu verstauen. Im ersten Moment sahen beide ganz normal aus – große, hagere und doch etwas muskulöse Menschen. Dann begannen beide, sich vor ihren Augen zu verwandeln. Sie erinnerte sich, Hermeto ja bereits einmal in seinr natürlichen Form gesehen zu haben, als sie das erste Mal durch den Spiegel gegangen war. Es war für sie faszinierend und erschreckend zugleich, zuzusehen, wie er sich aus einm mehr oder weniger normalen Menschen in einn Dämon verwandelte. Auch sein Gesichtszüge erinnerten sie wieder an mittelalterliche Wasserspeier oder halt an Dämonen. Da sich sein Proportionen durch die fledermausartigen Flügel etwas verändert hatten, wirkte er nun nicht mehr hager, sondern irgendwie passend. Auch sein Muskeln traten jetzt deutlicher hervor und erinnerten sie entfernt an einn Bodybuilder. Bei Alia war die Verwandlung noch etwas be druckender. Sie sah nach der Verwandlung aus, wie wunderschöner, schwarzer Engel. Wobei ihre ebenfalls fledermausartigen Flügel dieses Bild nur geringfügig störten. Hauptsächlich lag es wohl daran, daß ihr Gesicht nach der Verwandlung von geradezu schmerzhafter Schönheit und Ebenmäßigkeit war. Julia kam sich neben ihnen wie häßliches, kleins Entl vor.
Beide reckten sich etwas, spreizten ihre Flügel und wirkten wie Adler, die zu lange in viel zu kleinn Käfigen gesperrt waren. Hermeto faltete sein Flügel auf dem Rücken zusammen und schritt als erster durch den Spiegel. Sobald er ihn vollständig durchschritten hatte, war er im Spiegel nicht mehr zu sehen. Alia nahm Julia an die Hand und faltete ihrerseits die Flügel auf dem Rücken zusammen, um bequem durch den Spiegel gehen zu können. Dann zwinkerte sie Julia zu und zog sie hinter sich durch den Spiegel. Diesmal war hinter dem Spiegel kein verdrehte Version des Zimmers, aus dem sie gerade kamen. Sie erschienen direkt auf dem Plateau, bis zu dem Julia bei ihrem ersten, unfreiwilligen Besuch gekommen war. Die Welt wirkte auf sie immer noch bedrohlich. Die beiden Pentas schienen jedoch wie gemein für dieses Szenario. Hermeto breitete sein Flügel aus und stürzte sich das Plateau hinunter. Kurz danach kam er wieder ins Blickfeld und schien übermütig in der Luft herumzutollen. „Er vermißt es immer sehr, sich durch die Luft zu schwingen, wenn wir in deinr Welt sind“, kommentierte Alia schmunzelnd Hermetos Kapriolen. Dann umfaßte sie Julias Taille und hob ebenfalls ab, wobei sie zu Julias Erleichterung auf gewagte Manöver verzichtete. Sie stiegen allmählich in ein sehr große Höhe, und Julia stellte fest, daß sie unter Höhenangst litt. Nach iger Zeit gewöhnte sie sich allerdings an die ungewöhnliche Fortbewegung und die seltsame Perspektive. Sie versuchte, die Landschaft unter sich zu erkennen. Die Farbgebung mein ihr dabei jedoch ziemlich zu schaffen. Alles war irgendwie in Variationen der Farben rot, schwarz oder grau. Wieder sah sie purpurne Flüsse, die sich durch graue Graslandschaften schlängelten. Gelegentlich schienen sie über schwarze Ansiedlungen zu fliegen, wobei sie die Gebäude nicht klar erkennen konnte. Sie schienen irgendwie relativ kl und rund zu sein. Die Höhe der Gebäude konnte sie aus ihrer Perspektive nicht erkennen.
Nach einm Flug, dessen Dauer Julia nicht abschätzen konnte, kam ein Burg in Sicht. Burg war jedenfalls die erste Assoziation von Julia bei dem Gebilde, auf das sie zuflogen. Es war Plateau mit allseits abfallenden Bergwänden, um das ein Mauer gezogen war. Auf dem Plateau waren Türme zu sehen. Nicht nur in die Mauern integriert, wie es bei mittelalterlichen Befestigungen üblich war, sondern auch innerhalb der Mauern. Dafür fehlten jegliche normalen Häuser. Offenbar waren hier Türme die normale Bauform für Behausungen. Schließlich landeten sie auf der Spitze eins der Türme. Er war etwas flacher als die anderen. „Komm mit“, meinte Alia zu Julia, nachdem sie sie abgesetzt hatte. Hermeto verabschiedete sich mit dem Hinweis, er hätte noch etwas dringendes zu erledigen. Sie gingen ein Wendeltreppe hinunter und kamen in einn schön gerichteten Raum. Wenn nicht auch hier die Farbgebung so trist in rot, schwarz und grau gewesen wäre, hätte es einn geschmackvollen und fröhlichen druck gemein. Von einm Fenster des Zimmers gab es einn be druckenden Blick auf entfernte, spitze Gebirge und bizarre Wolkenformationen. großes und bequem aussehendes Bett dominierte das Zimmer. Die Wände waren mit Teppichen in verschiedenen Mustern behängt und auch auf dem Boden war weicher Teppich ausgelegt. Es gab Kommoden mit Intarsien und großes Regal mit vielen Büchern. „Wie gefällt dir d neues Zuhause?“, wollte Alia von ihr wissen. Ohne die Antwort abzuwarten fuhr sie fort: „Das hier ist d eigenes Zimmer. Die weiteren Räume und Gebäude wirst du in den nächsten Tagen kennenlernen. Ach ja, ich vermute, die Farbgebung mein dir im Moment noch etwas zu schaffen.“ Julia nickte. Sie wußte nicht, wie sie reagieren sollte. einrseits war es schön und be druckend hier, andererseits hatte sie das Gefühl, bei den vorherrschenden Farben bald depressiv zu werden.
Mit anderen Augen
Auf Alias gute Laune hatte Julias Bedrücktheit jedenfalls kein Auswirkungen. „Komm jetzt erst mal mit. Es gibt noch etwas sehr Wichtiges für dich zu erledigen“, fuhr sie gut gelaunt fort. Sie gingen die Wendeltreppe weiter nach unten und kamen auf dem Plateau an. Julia stellte fest, daß es für sie trotz ihres „luftigen Outfits“ überhaupt nicht kalt war. Während des Fluges war sie für diese Erkenntnis viel zu aufgeregt gewesen. Sie gingen auf einn weiteren Turm zu. In der ersten Etage war er voller seltsamer Pflanzen. Inmitten der Pflanzen stand ein Liege mit verschiedenen Befestigungsringen. Von einm kleinn Tischchen nahm Alia Stück Stoff, das in der Form an einn viel zu kurzen Gürtel erinnerte und in der Mitte etwas dicker war. „Mach es dir auf der Liege bequem“, wies sie Julia an. Dann legte sie das dickere Teil auf Julias Augen, so daß sie nichts mehr sehen konnte. Den Rest verknotete sie hinter ihrem Kopf. Anschließend fixierte sie Julias Arme und Bein auf der Liege. Julia hatte etwas Angst, was jetzt wohl kommen würde. Die Augenbinde roch intensiv nach ihr unbekannten Kräutern. „Bleib entspannt liegen und beweg dich nicht weiter“, hörte sie Alia sagen und vernahm ihre leiser werdenden Schritte. Sie lauschte in die Stille hinein und fragte sich, was das alles zu bedeuten hatte. Der Kräutergeruch beruhigte sie etwas, allerdings begannen ihre Augen zu jucken. Sollte sie versuchen, die Augenbinde abzuschütteln? Erlaubt war ihr das sicher nicht. Andererseits wurde das Jucken immer stärker. Möglicherweise passierte ja gerade etwas unvorhergesehenes. Oder sie vertrug die vorgesehene Behandlung nicht – was immer es auch sein mochte.
Während sie noch mit sich rang, hörte sie wieder Schritte. Diesmal allerdings von mehr als einr Person. War Hermeto auch dabei? Aber irgendwie hörte es sich anders an. Es schienen auch mehr als Personen zu sein. „Kümmert ihr beide euch um Julia. Ihr wißt ja, was sie jetzt durchmachen wird“, hörte sie Alia sagen. „Ja, Herrin“, hörte sie weibliche Stimmen im Chor sagen. Alia entfernte sich wieder und die beiden anderen kamen an Julias Liege. ein Hand berührte sie am Arm. „Hallo Julia, ich bin Maria“, hörte Julia aus der Richtung der Hand. Die Stimme klang nach einr jungen Frau. ein weitere Hand berührte ihren anderen Arm. „Und ich bin Martha“, kam es aus dieser Richtung. Die te Stimme war etwas tiefer und klang irgendwie . „Hallo“, sagte Julia matt. Sie wußte nicht, wie sie reagieren sollte. „Mein Augen jucken sehr. Ist das normal?“ „Mach dir kein Sorgen darum“, hörte sie Martha sagen. „Das ist völlig normal. Bald werden dir auch die Augen wehtun. Aber kein Angst, das gibt sich alles bald wieder.“ Angst hatte Julia natürlich trotzdem. Was passierte da mit ihren Augen? Würde sie blind werden? Sie spürte, wie sie von paar Händen gestreichelt wurde. „Hab kein Angst“, sagte jetzt auch Maria, „dein Augen verändern sich jetzt etwas, damit du die Farben hier besser wahrnehmen kannst. Man sieht es ihnen aber hinterher nicht an. Und wenn du in der anderen Welt bist, wirst du dort ganz normal sehen können. Na ja, bei grellem Licht vielleicht etwas schlechter, bei dunklerem dafür aber etwas besser.“
„Versuche aber bitte nicht, die Augenbinde abzuschütteln“, fuhr Martha fort, als Julia den Kopf etwas hin und her warf. „Sonst müssen wir ihn dir so festbinden, daß du ihn nicht mehr bewegen kannst.“ „Versuche dich zu entspannen“, ergänzte Maria, „wir werden dich jetzt etwas verwöhnen, damit du nicht die ganze Zeit an dein Augen denkst.“ Und Julia spürte, wie die Hände der beiden ihr jetzt am ganzen Körper entlang fuhren. Sie streichelten alle Stellen, die nicht durch ihren Keuschheitsgürtel verborgen waren. Auch ihre Brüste und ihre Innenschenkel wurden von den beiden liebkost. Julia begann, sich auf der Liege zu räkeln. Martha und Maria lächelten sich zu. Das war genau, was sie erreichen wollten. Julia sollte durch Wollust von ihren juckenden und schmerzenden Augen abgelenkt werden. Nach einr Weile waren Julias Gedanken nur noch bei den sie streichelnden Händen. Sie begann bereits, schwer zu atmen. Entfernt war ihr klar, daß es durch den Keuschheitsgürtel ziemlich unbefriedigendes Ende haben würde, aber daran wollte sie zunächst einmal nicht denken. Mit der Zeit sehnte sie sich dann doch immer mehr nach einm Orgasmus und litt unter ihrem Keuschheitsgürtel. Allmählich wurden die Liebkosungen von Martha und Maria immer langsamer und Julia merkte, wie sie so in kleinn Schritten wieder aus ihrer Erregung herausgeführt wurde. Es war nicht so frustrierend, wie es plötzlicher Abbruch durch die beiden gewesen wäre. Und so tauchte sie langsam aus ihrer Lust wieder auf. „Mehr können wir dir leider ohne Alias oder Hermetos Erlaubnis nicht geben“, erklärte ihr Martha mit leicht bedauerndem Unterton. „Aber zumindest hast du bezüglich deinr Augen das Schlimmste bereits hinter dir“, ergänzte Maria. „Das denke ich auch“, hörte Julia die Stimme Alias aus iger Entfernung. Sie kam näher und fuhr fort: „So, dann habt ihr euch ja schon etwas näher kennen gelernt. Julia wird jetzt noch etwas schlafen und morgen sieht die Welt dann ganz anders aus.“ Und Julia fragte sich, ob der letzte Satz vielleicht sogar wörtlich zu verstehen war.
Erstes Kennenlernen
Julia fiel auf ihrer Liege bald in einn traumlosen Schlaf. Schließlich erwein sie, als sie ein Hand auf ihrem Arm spürte. „Guten Morgen, du Schlafmütze“, hörte sie Marias Stimme. „Hast du denn keinn Hunger?“ Julia stellte fest, daß ihr Magen knurrte und sie auch großen Durst hatte. Sie erwiderte die Begrüßung und fragte, ob sie denn jetzt losgemein würde. „In paar Minuten kommt die Herrin und schaut sich dein Augen an. Danach frühstücken wir dann erst mal gemeinsam. Ich mache dich jetzt schon mal von der Liege los. Laß die Augenbinde aber noch an ihrem Platz. Spürst du denn noch etwas an deinn Augen?“ Maria begann, Julias Fixierung von der Liege zu lösen. „nein, sie fühlen sich wieder völlig normal an.“ „Prima. Oh, da kommt die Herrin ja schon.“ „Na, Maria, kannst du es wieder nicht abwarten? Und Julia, ich hoffe, es geht dir gut.“ Julia nickte. „Gut, dann nehmen wir die Augenbinde jetzt mal ab“, fuhr Alia fort und befreite Julias Augen. Sie nahm Julias Kopf in beide Hände und schaute sich ihre Augen aus mehreren Perspektiven an. Dann nickte sie zufrieden. Im ersten Moment mußte Julia noch etwas blinzeln. Nach igen Stunden unter der Augenbinde mußten sich die Augen erst wieder an das Licht gewöhnen. Danach schaute Julia sich mit offenem Mund um. Die Pflanzen um sie herum waren nicht mehr grau in grau, sondern schillerten in verschiedenen Grünschattierungen mit weiteren Farbtupfern in rot, gelb und blau. Alia war nicht mehr neinschwarz, sondern hatte ein bronzefarbene, schillernde Haut. Sie schaute zu Maria, die sie ja noch nie gesehen hatte. Sie war etwas kleinr als sie selbst und hatte ein gesunde, leicht rosa wirkende Hautfarbe. Ihre langen, schwarzen Haare umrahmten hübsches und freundliches Gesicht. Angezogen war sie – wie Julia – nur mit einm Keuschheitsgürtel und einm stützenden Nichts von BH. An Hals, Armen und Beinn waren bei ihr ebenfalls Metallreifen angebr . Offenbar war auch sie ein Sklavin – und Mensch.
Sie verließen gemeinsam den Turm, in dem Julia die nein verbr hatte. Sie sah ein gelbe und ein orangefarbene Sonne in kurzem Abstand am Himmel stehen. Der Himmel sah jetzt auch nicht mehr düster rot aus, sondern hatte ein angenehme, zwischen türkis und rosa changierende Farbe. Die Wolken leuchteten in verschiedenen Blautönen. Insgesamt sah die Welt zwar fremdartig aber überhaupt nicht mehr bedrohlich oder deprimierend aus. Julia fühlte sich euphorisch und schaute sich noch ein Weile staunend um. „Jetzt komm erst mal mit frühstücken. Du wirst noch genug Gelegenheit haben, dir diese Welt anzusehen.“ Maria griff Julias Arm und zog sie sanft auf einn anderen Turm zu. Dort angekommen setzten sich alle um einn großen, runden Tisch, der bereits mit allen Zutaten für gutes Frühstück gedeckt war. Brötchen, Marmeladen, Wurst, Kaffee, Milch – es schien alles vorhanden zu sein. Julia ließ ihren Blick zunächst in die Runde schweifen. Hermeto hatte jetzt die gleiche, bronzefarben schimmernde Hautfarbe wie Alia. Und ein weitere Frau – offensichtlich Mensch wie Maria und sie selbst – saß am Tisch. Das mußte dann wohl Martha sein. Ihr Alter war schwer zu bestimmen, aber sie sah irgendwie nicht gesund aus. Und auch ihre Augen wirkten sehr , wenn auch auf ihre Weise fröhlich, als sie Julia zulächelte. Auch Martha hatte den metallenen Halsreif, war ansonsten aber mit einm leichten Sommerkleid bekleidet. „Ihr kennt euch ja bereits alle“, meinte Hermeto und begann mit dem Frühstück. Danach fingen auch alle anderen damit an.
„Maria, du wirst Julia nachher etwas herumführen und ihr unsere klein Welt zeigen.“ Maria, die gerade in ihr Brötchen gebissen hatte, nickte. An Martha gewandt fragte Alia leicht besorgt: „Und wie geht es dir heute?“ Martha bedankte sich artig für die Nachfrage und meinte, daß es ihr gut gehe. Julia fiel auf, daß die anderen etwas traurig schauten. „Nun mein bitte nicht so Gesicht“, meinte Martha freundlich, „so ist nun einmal der Lauf der Welt. Und ich hatte wirklich genug Zeit, mich darauf zustellen.“ einn Moment aßen sie alle schweigend weiter. Julia fragte sich, was die Bemerkung Marthas und die Reaktion der anderen zu bedeuten hatte. Sie würde Maria nachher danach fragen. Von Martha kam dann die Frage, ob sie nicht demnächst mal wieder einn Ausflug mit den Flugschweinn machen könnten. Die Idee stieß bei allen auf große Begeisterung. Und die Stimmung beim Frühstück wurde wieder fröhlicher. Später räumten Maria und Julia den Tisch ab und spülten das Geschirr. „Was ist denn eigentlich mit Martha los. Sie sieht irgendwie krank aus. Und vorhin hörte es sich an, als sei es etwas ernstes“, fragte Julia schließlich, als sie mit Maria allein war. „Die Krankheit von Martha“, antwortete Maria traurig, „ist schlicht ihr Alter. Sie hat nicht mehr lange zu leben.“ „So sieht sie doch noch gar nicht aus“, wandte Julia . „Wir altern hier in dieser Welt anders. Das wirst du auch noch mitbekommen. Unser Körper ändert sich nicht im Laufe der Jahre. Erst kurz vor unserem Tod mein sich das Alter wie ein Krankheit bemerkbar.“ „Ich möchte ja nicht unhöflich sein, aber wie ist Martha denn?“, wollte Julia wissen. „Ungefähr 1000 Jahre. So lange ist sie jedenfalls bereits in den Diensten unserer Herrschaften.“ Julia schaute sie verwirrt an. „Ja“, ergänzte Maria, „wir altern nicht nur anders, wir tun es auch viel langsamer. Und bevor du fragst, ich bin seit etwa 500 Jahren hier.“ ungläubiges Staunen war Julia ins Gesicht geschrieben. Und sie überlegte, daß sie dann selbst ungefähr noch tausend Jahre vor sich hatte. einrseits war diese Vorstellung faszinierend, andererseits fragte sie sich, ob es denn überhaupt erstrebenswert sei, tausend Jahre als Sklavin zu leben. Diese Frage stellte sie auch Maria. „Auf jeden Fall“, war die spontane Antwort. „Ich würde kein Jahr missen wollen. Auch wenn es manchmal Tage gibt, an denen ich das anders sehe. Aber wo gibt es die nicht. Ich bin sicher, du wirst dich hier auch sehr wohl fühlen.“
Flugschwein
Noch ein Frage beschäftigte Julia. „Weißt du eigentlich, wie Hermeto und Alia sind?“ Der Gedanke daran, was aus ihnen werden würde, wenn diese beiden einmal sterben würden, war für sie sehr erschreckend. „Ich habe kein Ahnung“, antwortete Maria. „Aber für die beiden spielt Alter – soweit ich weiß – überhaupt kein Rolle. Sie sind unsterblich.“ Irgendwie hatte Julia es bereits geahnt. Trotzdem war es ein für sie nur schwer faßbare Vorstellung, daß es wirklich jemanden gab, der ewig lebte. Und sie fragte sich, ob Unsterblichkeit eigentlich ein Gnade oder Fluch wäre. Nach iger Zeit würde es nichts wirklich Neues mehr geben. Und alles, was man um sich herum kennt, sieht man nicht nur entstehen, sondern auch wieder vergehen. Nun, zumindest für sie hatte die Unsterblichkeit ihrer Herrschaften den Vorteil, daß sie kein Angst haben mußte, jemals von ihnen allein gelassen zu werden.
Maria führte Julia über das gesamte Plateau und zeigte ihr alle Gebäude und sonstigen, erwähnenswerten richtungen. Sie kamen auch bei einm Turm an, der „etwas streng“ roch. Julia rümpfte die Nase. Und Maria lein schallend über diese Reaktion. „Jetzt weißt du schon mal einn der Gründe, warum Martha die Viecher, die hier leben, als Flugschwein bezeichnet.“ Sie betraten den Turm. Er wirkte eigentlich mehr wie Parkhaus, da die Wände fast überall fehlten und die zelnen Etagen nur durch ige Säulen übereinander gehalten wurden. Auf der vierzehnten Etage sahen sie dann ige der „Flugschwein“. Eigentlich sahen sie eher wie dickliche Fledermäuse aus, wobei ihre rosa Farbe sie allerdings etwas grotesk wirken ließ. An den eigentümlichen Geruch hatte Julia sich schnell gewöhnt und er mein ihr kurz darauf nichts mehr aus. „Kein Angst“, meinte Maria, „die Flugschwein sind sehr gutmütige Kreaturen.“ Julia näherte sich ihnen vorsichtig. „Du kannst sie ruhig streicheln. Sie mögen das. Man kann übrigens prima mit ihnen fliegen. Du wirst sehen, das mein einn irrsinnigen Spaß.“ „Ist das schwer? Ich mein, mit ihnen zu fliegen“, wollte Julia wissen, während sie eins der Flugschwein streichelte. Es gab dabei zufriedene Laute von sich und reckte sich geradezu Julias Hand entgegen. „nein, überhaupt nicht. Wir können es ja gleich einmal ausprobieren.“ „Müssen wir dazu nicht erst um Erlaubnis fragen?“, wandte Julia unsicher . „Das ist nicht nötig. Wir haben zwar Hermeto und Alia zu gehorchen, ansonsten können wir aber hier tun was wir wollen. Und solange wir uns nicht so weit von dem Plateau entfernen, dürfen wir auch mal einn kleinn Rundflug mit den Flugschweinn machen.“ „Aber ich weiß doch gar nicht, wie man die Tiere richtig reitet.“ Erneut lein Maria laut auf. „Reiten kann man auch nicht auf ihnen“, erklärte sie Julia.
„Es ist viel einacher. Komm, ich zeige es dir einmal.“ Sie ging zu einm Gestell, auf dem eigenartig aussehende Geschirre mit mehreren Riemen hingen. Maria griff s und reichte es Julia. Dann nahm sie sich tes und trat an Flugschw heran. „Schau zu, wie ich es mache. Es ist wirklich einach“, sagte sie und begann, das Flugschw etwas zwischen den Ohren zu kraulen. Das Tier erhob sich leicht und Maria konnte die Riemen unter ihm hindurchziehen. Julia versuchte es bei einm der anderen Flugschwein. Und zu ihrem Erstaunen klappte es auf Anhieb. Sie schaute wieder Maria zu, wie sie das Geschirr auf dem Flugschw befestigte und mein es ihr nach. Dann kam Maria zu ihr und half ihr dabei, selbst richtig in das Geschirr zusteigen. Dabei kam sie auf dem Flugschw zu liegen, ohne mit Armen oder Beinn die geringste Möglichkeit zu haben, das Flugschw zu kontrollieren. Sie kauerte einach nur auf dessen Rücken. „Schmieg dich einach an es an und schließe die Augen. Entspann dich. Den Rest siehst du dann schon.“ Etwas unsicher folgte Julia den Anweisungen. Sie schloß ihre Augen und legte ihren Kopf auf den Rücken des Tieres. Dann geschah etwas völlig verrücktes. Sie merkte, wie sie s mit dem Tier wurde. Sie sah durch dessen Augen, spürte sich selbst auf dem Rücken und „wußte“, wie man fliegt. Maria war inzwischen ebenfalls in das Geschirr des anderen Flugschw s gestiegen. Julia stellte sich vor, zum Rand des Turmes gehen und losfliegen zu wollen. Und ihr Flugschw trottete gemächlich zum Rand und flog los. Maria war mit ihrem Flugschw direkt hinter ihr.
Das Gefühl war einach überwältigend. Nicht das Flugschw flog und Julia ritt auf ihm, Julia selbst flog als integraler Bestandteil des Flugschw s. Sie spürte den Wind im Fell des Tiers und in ihren eigenen Haaren. Sie spannte selbst die Muskeln, mit denen die Flügel bewegt wurden. SIE flog! ein unbeschreibliche Euphorie durchspülte Julia. So mußten sich Vögel fühlen. „Komm, Julia, wir machen einn kleinn Rundflug um das Plateau herum“, drang Marias Stimme in ihr Bewußtsein. Es war weniger Hören als Wissen, daß Maria diesen Vorschlag gemein hatte. Sie bestätigte in Gedanken Marias Vorschlag und sie flogen in verschiedenen Höhen um das Plateau herum. Sie spielten mit den Auf- und Abwinden, segelten und ließen sich gleiten, schwangen sich kraftvoll in größere Höhen. Sie flogen weite und enge Kurven und tobten sich richtig aus. Julia hätte stundenlang weitermachen können. Nach iger Zeit spürte sie aber ein gewisse Erschöpfung. „Ich glaube, wir müssen langsam umkehren“, teilte sie Maria bedauernd mit. „Ja, mein Flugschw wird auch langsam müde.“ Sie näherten sich im Gleitflug wieder dem offenen Turm des Plateaus, in dem die Flugschwein lebten. Nach einr sanften Landung lösten Julia und Maria sich aus dem Geschirr und nahmen es ihren Flugschweinn wieder ab. Dann streichelten sie die Tiere noch etwas. Julia war völlig aufgedreht. So etwas Tolles hatte sie noch nie erlebt. Und auch Maria war bester Laune, als sie den Turm wieder verließen. Fröhlich setzten sie ihren Rundgang fort und Maria zeigte Julia noch den Rest des Plateaus.
Schließlich kamen sie bei Julias Zimmer an. In den neuen Farben, die sie jetzt wahrnehmen konnte, sah es einach nur toll aus. Während sie sich umschaute, fragte sie sich, ob sie Sachen aus ihrer Welt hier vermissen würde. einn Fernseher gab es nicht, wobei sie den meisten Programmen in letzter Zeit sowieso nicht so viel hatte abgewinnen können. Aber die Vorstellung, auch auf ihre Musik verzichten zu müssen, behagte ihr nicht sonderlich. Und hin und wieder würde sie sich gerne auch mal einn Film ansehen können. Sie sprach Maria darauf an. „Mach dir darüber kein Sorgen. Du wirst immer mal wieder in die andere Welt kommen und dort auch gelegentlich ins Kino gehen können. Auch Filme und Musik kannst du hierher holen. Es gibt hier Elektrizität, so daß sich Abspielgeräte betreiben lassen. Julia erinnerte sich, daß Maria ja schon seit 500 Jahren hier war. Trotzdem schien sie, was den Fortschritt betraf, auf dem Laufenden zu sein. „Natürlich“, beantwortete sie Julias entsprechende Frage, „bin auch ich öfter in der anderen Welt. Im letzten halben Jahr kam ich zwar nicht dazu, aber ich habe unsere Herrschaften häufig bei ihren Besorgungen begleitet und mich natürlich auch auf dem aktuellen Stand gehalten. Nicht über jedes klein Ereignis, aber über die grundsätzliche Entwicklung. Man bekommt im Laufe der Zeit ein etwas andere Perspektive.“ „Aber neugierig war ich schon immer“, fügte sie schmunzelnd hinzu.
Besonderer Dienst
Tage später – Julia waren die normalen Tagesabläufe inzwischen weitgehend vertraut – kam Alia zu ihr und meinte, sie solle ihr folgen. Sie gehorchte zwar sofort ohne zögern, fragte sich aber, worum es denn ginge. Normalerweise bekam sie gleich gesagt, was es zu tun gab. In einm Turm, der Hermeto und Alia vorbehalten war, betraten sie geräumiges Zimmer. Maria war gerade dabei, Hermeto, der auf einm großen Bett lag, zu streicheln. Julia war die Situation etwas p lich, und sie wollte sich zunächst wieder zurückziehen. Aber Alia, die sich hinter sie gestellt hatte, hielt sie an den Schultern fest, so daß sie sich nicht von der Szene abwenden konnte. „Ich möchte, daß du dich mit einm weiteren Teil deinr Aufgaben als unsere Sklavin vertraut machst“, sagte Alia ihr halblaut. Maria verwöhnte Hermeto immer deutlicher auf ein sexuell erregende Weise. Schließlich beugte sie sich mit ihrem Kopf in seinn Schoß und begann, ihn mit Lippen und Zunge zu stimulieren. Für Julia war der Anblick zwiespältig. Sie hatte sich während ihrer Drogensucht auf diese Weise gelegentlich das Geld für den nächsten „Schuß“ verdient. Ihre Sucht hatte dabei über ihren Widerwillen gesiegt. Aber insgesamt fand sie es damals widerlich. Die Art, wie Maria es tat und wie Hermeto darauf reagierte, wirkten aber völlig anders auf sie. Maria schien es Spaß zu machen, Hermeto mit viel Geschick von Wellen der Lust durchspülen zu lassen. Es war für sie offensichtlich kein lästige Notwendigkeit. Sie genoß es, die Wirkung ihrer Zuwendung zu beobeinn. Und es erregte sie erkennbar, daß Hermeto sich allmählich ganz seinr Lust hingab, die sie ihm bescherte. Julia bemerkte zu ihrer Überraschung, daß diese Hingabe und die Erregung auf sie abfärbte. Sie wurde immer unruhiger. Und nach iger Zeit wünschte sie sich, dort mitmachen zu dürfen.
Alia schien wieder in ihren Gedanken gelesen zu haben. „Dann geh zu Maria und verwöhnt meinn Mann gemeinsam, so gut ihr es könnt“, flüsterte Alia ihr ins Ohr. Unsicher ging Julia auf das Bett zu, in dem Maria Hermeto immer weiter in ein Ekstase hineinührte. Maria schaute kurz zu Julia auf und zwinkerte ihr zu. Und Julia begann nun auch damit, Hermeto mit ihren Händen und Lippen zu liebkosen. Sie begann an seinm Oberkörper und näherte sich langsam seinm Schoß. Noch immer war sie etwas unsicher, zumal sie einel hatte, ob sie es so gut machen könnte, wie sie es bei Maria sah. Aber schließlich tauschten die beiden ihre Plätze und Julia war mit ganzer Hingabe dabei, Hermeto alles zu geben, was dieser sich nur wünschen konnte. Plötzlich war es für sie kein Last oder Pflicht mehr. Sie wollte Hermeto mit ganzem Herzen geben, was er sich wünschte. Und sie empfand selbst Lust dabei, diese Lust zu geben. Schließlich bekam er einn Orgasmus, der ihn regelrecht durchschüttelte. Julia war glücklich darüber. Und sie war stolz auf sich, es getan zu haben. Hermeto nahm beide Sklavinnen in die Arme und streichelte sie nun seinrseits. Auch Alia näherte sich den einn und fing an, Julia und Maria zu streicheln. Beide Sklavinnen räkelten sich und kamen dabei sehr schnell auf Touren. Julia wurde sich wieder ihres Keuschheitsgürtels bewußt, den sie in der Aufregung der letzten Tage fast völlig vergessen hatte. Sie sehnte sich danach, selbst einn Orgasmus erleben zu dürfen. Und Maria schien es nicht anders zu gehen. Sowohl Hermeto als auch Alia steigerten das Verlangen der beiden immer weiter. Schließlich waren auch sie – wie vorher Hermeto – nur noch mit ihren berauschenden Empfindungen beschäftigt. Mit einm schnellen Griff öffnete Hermeto Marias Keuschheitsgürtel und begann, in sie zudringen. Maria krallte ihre Hände in die Bettdecke und stöhnte hemmungslos. Julia konnte einn Anflug von Neid nicht unterdrücken, auch wenn sie Maria jeden Seufzer und das damit verbundene Gefühl gönnte. Schließlich kam Maria mit einm lang anhaltenden, befreienden Schrei. Danach sank sie ermattet auf das Bett.
Julia war dagegen noch immer in ihrem Verlangen und dem Keuschheitsgürtel gefangen. Alia hatte sie, während Hermetos ganze Aufmerksamkeit Maria gegolten hatte, immer weiter in ihr Sehnen nach einm Orgasmus hineingetrieben. Offensichtlich mein es ihr Spaß, Julia sich in ihrer unerfüllten Lust winden zu sehen. Sie hatte Lächeln im Gesicht, bei dem Julia sich nicht sicher war, ob es daher kam, daß sie sich mit Julia über ihre Empfindungen freute oder daher, daß es ihr Vergnügen bereitete, Julia den krönenden Abschluß immer weiter hinauszuzögern. Schließlich, als Julia glaubte, es keinn Moment länger aushalten zu können, öffnete auch Alia ihren Keuschheitsgürtel und führte Julia zu einm dermaßen explosiven Orgasmus, daß sie danach ihr Bewußtsein vorübergehend verlor. Als sie wieder zu sich kam, spürte sie, wie sie noch immer von Alia gestreichelt wurde, jetzt aber nur noch zärtlich entspannend. Glücklich schaute sie zu Alia auf. Dann sah sie zu Hermeto und Maria hinüber und sah im Wesentlichen das gleiche Bild. Hermeto hielt Maria in seinn Armen und streichelte sie zärtlich, während sie sich an sein Brust schmiegte. Schließlich standen alle wieder auf. Als Maria und Julia ihre Keuschheitsgürtel wieder angelegt bekamen, stießen sie einn leisen Seufzer aus, ließen es aber widerstandslos geschehen. „Das ist halt das harte Los einr Sklavin“, raunte Maria Julia mit einm Augenzwinkern zu, als diese mit leichtem Bedauern ihren Keuschheitsgürtel betastete. Beide grinsten sich an. „Und was ist mit mir“, sagte Alia mit gespielter Enttäuschung, während sie sich auf das Bett zurückfallen ließ. Sofort kamen Maria und Julia zu ihr und begannen, sie nach besten Kräften zu verwöhnen. Hermeto zwinkerte ihr zu und verließ das Zimmer. Schließlich wurde auch Alia von einm berauschenden Orgasmus durchgeschüttelt und schloß ihre beiden Sklavinnen in die Arme. Julia konnte sich nicht vorstellen irgendwo auf dieser oder der anderen Welt glücklicher zu sein.
Marthas Abschied
Als sie später gemeinsam ihr Abendessen nahmen, fiel Julia auf, daß Martha noch blasser aussah, als in den Tagen zuvor. Sie aß auch kaum noch etwas. Hermeto und Alia warfen sich vielsagende Blicke zu. Nach dem Essen meinte Martha dann, daß sie sich jetzt wohl von ihnen allen verabschieden sollte. Sie gingen gemeinsam in einn großen, gemütlichen Raum. Zuerst wandte sich Martha Julia zu. „Wir haben uns ja noch nicht so lange kennengelernt. Ich möchte dir jedenfalls für dein Zukunft hier alles Gute wünschen. Und bitte gib unseren Herrschaften dein ganze Liebe und Hingabe. Sie sind es wirklich wert.“ Julia wußte nicht, was sie antworten sollte. Was sagt man jemandem zum Abschied an der Schwelle des Todes? Alles Gute für die Zukunft kann man ja schlecht wünschen. Obwohl sie Martha ja erst kurz kennengelernt hatte, traten ihr Tränen in die Augen. Sie nahm Martha kurz in den Arm und sagte ihr, daß sie sich ganz sicher gut um die anderen kümmern würde. Martha lächelte ihr zu und streichelte leicht ihre Wange. Dann wandte sie sich Maria zu. Julia bekam die Worte nicht mit, die die beiden wechselten, aber auch sie nahmen sich in die Arme. Martha wandte sich noch einmal an Julia und Maria: „Bitte seid meintwegen nicht traurig. Ich bin es schließlich auch nicht. Ich hatte tolles und langes Leben. Und ich gehe ganz ohne Angst.“
Danach kniete sie vor Hermeto und Alia nieder und sagte: „Ich danke für alles, was ich erleben durfte.“ Hermeto und Alia halfen ihr auf und setzten sie zwischen sich auf ein Couch. „Wir sind es, die dir für dein Liebe und Hingabe zu danken haben“, sagte Alia und Hermeto nickte zustimmend. Dann begannen beide zu Julias Überraschung, Martha durch Streicheln immer stärker zu stimulieren. Nach kurzer Zeit war Martha in einr berauschenden Ekstase, die sie in mehreren Wellen schaudern ließ. Dann sank sie in sich zusammen. Ihr Gesichtsausdruck spiegelte Glück und Zufriedenheit wider, während sie sich an Hermetos Brust kuschelte. Mit einr Hand hielt sie Hermetos, mit der anderen Alias Hand gedrückt. Dann erschlafften ihre Hände, während ihr glücklicher Ausdruck in ihrem Gesicht gemeißelt zu sein schien. Plötzlich öffnete sich auch ihr Halsreif und fiel von ihrem Hals. Hermeto stand auf und nahm Marthas leblosen Körper auf die Arme. Alia wandte sich mit feuchten Augen Maria und Julia zu. „So möchte ich auch sterben, wenn es soweit ist“, entfuhr es Julia. Alia lächelte sie an, während ihr ein Träne aus dem Auge kullerte. „Das wirst du sicher auch“, antwortete sie, „aber laß dir damit bitte noch etwas Zeit.“ Sie stand auf. „Und jetzt geht in eure Zimmer. Ich denke, wir brauchen alle etwas Ruhe und Besinnung.“ Auch Julia und Maria erhoben sich. Schweigend gingen sie zu ihren Zimmern. Julia lag noch lange wach. Von dem gerade Erlebten war sie sehr aufgewühlt. Es war sehr traurig aber auch sehr schön gewesen. Ihre Bemerkung, daß sie auch gerne so sterben möchte, war nicht nur so dahingesagt gewesen. Sie hatte es zwar überhaupt nicht eilig mit dem Sterben. Und so wie es aussah, bestand dazu auch gar kein Grund. Aber wenn es einmal soweit war, hätte sie bei dieser Art überhaupt kein Angst davor.
Am nächsten Morgen war die Stimmung noch immer etwas gedrückt. Beim Frühstück waren nur die Frauen anwesend. „Hermeto wird Marthas Körper in die andere Welt bringen, wo er in der Nähe ihres Geburtsortes in aller Stille beigesetzt werden wird, wie sie es gewollt hatte. Wir werden nicht dabei sein, da wir uns ja gestern schon von ihr verabschiedet haben.“ Nach einr kleinn Pause fügte Alia noch hinzu: „Und wir sollten Marthas Wunsch nachkommen, nicht über ihren Tod zu trauern. Natürlich dauert es einn Moment, bis sich jeder von uns innerlich damit abgefunden haben wird, einn geliebten Menschen nicht mehr um sich zu haben. Aber um Martha selbst brauchen wir uns sicher kein Sorgen zu machen. Ich bin überzeugt, daß sie auch jetzt glücklich ist.“ Es dauerte natürlich trotzdem noch ige Tage, bis alle sich innerlich von Martha verabschiedet und akzeptiert hatten, daß sie nicht mehr Bestandteil dieser Gemeinschaft war. Aber, sagte sich Julia, eigentlich war es „nur“ Selbstmitleid. Martha war glücklicher von ihnen gegangen, als Julia es sich jemals hätte vorstellen können. Für sie war es allerdings auch leichter, weil sie Martha ja nicht über so lange Zeit gekannt hatte, wie die anderen. Nach Wochen, die sie alle brauchten, um innerlich Abschied zu nehmen, konnten sie allerdings auch wieder lachen, ohne deswegen schlechtes Gewissen zu haben. Und da Maria eigentlich sehr fröhlicher Mensch war, kehrte das Lachen auch bald wieder auf das Plateau zurück.
Ausflug
Nachdem sich das Leben wieder normalisiert hatte und Martha nur noch als ein Erinnerung an einn lieben Menschen, aber nicht mehr als Verlust bei ihnen weiterlebte, schlug Alia vor, mal wieder einn Ausflug zu machen. „Dann wirst du auch etwas mehr von unserer Welt zu sehen bekommen“, meinte Alia an Julia gewandt. Der Ausflug würde mit den Flugschweinn stattfinden, raunte Maria ihr freudestrahlend zu. Auch Julia begann, sich auf diesen Flug zu freuen. Sie packten noch Picknickkörbe und waren schließlich bereit für den Ausflug. Hermeto und Alia brauchten natürlich kein Flugschwein, um fliegen zu können. Insgesamt meinn sie allerdings trotzdem von ihnen flugfertig, da das dritte die Picknickkörbe tragen würde. „Wie weiß denn das dritte Flugschw , wo es hinfliegen soll?“, wollte Julia bei den Vorbereitungen von Maria wissen. „Es sind gesellige Tiere. Das dritte wird einach den anderen beiden folgen“, klärte Maria sie auf. Hermeto und Alia kamen auf die Plattform zugeschwebt, auf der Maria und Julia gerade die letzten Vorbereitungen abgeschlossen hatten. Dann flogen sie alle gemeinsam los. Es war für Julia wieder unbeschreibliches Hochgefühl, sich mit ihrem Flugschw in die Lüfte zu erheben. Sie drehten gemeinsam noch ein Runde um das Plateau. Anschließend übernahmen Hermeto und Alia abwechselnd die Führung. „Nutzt mit den Flugschweinn die Aufwinde und laßt sie segeln, damit sie sich nicht so verausgaben. Schließlich wollt ihr den Rückweg ja nicht laufen“, vernahm Julia Alias Anweisung. Sie wunderte sich, wie sie diese überhaupt wahrnehmen konnte. „Ihr seid mit den Flugschweinn in Gedanken ver t und diese stehen telepathisch miteinander in Verbindung. Tja, und wir können sowohl ihre als auch eure Gedanken lesen und den Flugschweinn auch schicken.“ Nach dieser Erklärung Alias fragte sich Julia, ob sie jetzt besonders aufpassen mußte, kein frechen Gedanken zu denken. Sie vernahm Alias helles Lachen als Antwort.
Julia hatte herausgefunden, daß ihr Flugschw bereits von sich aus die Aufwinde ausnutzte und auf die kräfteschonendste Weise flog, wenn sie sich so wenig wie möglich mischte. Daher gab sie jetzt nur noch den Weg vor, das heißt, sie folgte den vorwegfliegenden Herrschaften. Und sie ließ die Landschaft auf sich wirken. Es war wie im Traum. Gras- und Waldlandschaften wechselten sich ab, beide nach der Umstellung ihrer Augen in sattem grün mit vielen bunten Tupfern. Die Flüsse schlängelten sich jetzt in zarten Pastellfarben durch die Landschaft. Und die Berge schimmerten in Beige- und Brauntönen. Neben Bergen und Tälern flogen sie auch über weite Auenlandschaften hinweg. Schließlich sahen sie in der Ferne einn riesigen Wasserfall, der sich mehrere Kilometer breit ausdehnte. Die Wassermassen stürzten sich schäumend und tosend ige hundert Meter in die Tiefe. Es war be druckender Anblick. In gebührenden Abstand, in dem das Tosen nur als schwaches Rauschen zu vernehmen war, landeten sie schließlich auf einm grasbewachsenen Plateau. Sobald Maria und Julia die Flugschwein verlassen hatten, legten diese sich gemütlich ins Gras und dösten. Richtige Temperamentsbündel waren sie jedenfalls nicht, dein Julia schmunzelnd. Sie luden die Picknickkörbe ab und bereiteten das Essen vor. Sie taten es soweit am Rand des Plateaus, daß sie die Aussicht auf den Wasserfall auch beim Essen würden genießen können. Maria schlug ausgelassen Purzelbäume in der Wiese, während Julia sich mit dem Rücken ins Gras legte und die Wolken beobeinte. Alia beobeinte schmunzelnd die beiden.
Schließlich meinte Hermeto, daß er jetzt etwas essen wolle. Alia setzte sich neben ihn und die beiden Sklavinnen kamen von der Wiese. Gemeinsam meinn sie sich über das Picknick her. Julia summte in Gedanken „Acres Wild“ von Jethro Tull. Hermeto grinste und holte einn kleinn CD-Player mit Lautsprecher aus dem Picknickkorb und stellte ihn an. Das erste Lied, das erklang, war „Acres Wild“. Julia schaute ihn staunend an. „Mir gefällt nicht nur die Melodie“, meinte Hermeto breit grinsend. Julia hörte auf den Text und mußte laut lachen. Der Sänger zählte auf, wo er sich mit seinr Liebsten so alles vergnügen wollte – z. B. in der freien Natur. Und damit war auch klar, wie es nach dem Picknick weitergehen würde. Während Maria sich um Alia kümmerte, sorgte Julia für Hermetos Wohlergehen. Maria und Julia selbst kamen allerdings nicht zu ihrem Recht. Hermeto meinte, daß er sich das heute etwas anders vorstellen würde. Julia verstand zunächst nicht, wovon er eigentlich redete. Alia stimmte Hermeto zu: „Immer nur Blümchensex ist irgendwie langweilig.“ Allmählich bekam Julia flaues Gefühl in der Magengegend. Den Ausdruck Blümchensex hatte sie bisher nur einmal gehört, und zwar als Bezeichnung für normalen Sex in einm Bericht über die SM-Szene. Maria schaute Julia schelmisch an. Sie wußte offenbar genau, was auf die beiden zukommen würde. Und es schien ihr auch nichts auszumachen. Julia erinnerte sich nun auch wieder an ein Bemerkung von Alia, als sie sich während eins Park-Spaziergangs für ihr Sklavendasein entschied. „… Und es bereitet uns auch Vergnügen, dich etwas zu quälen …“, hatte Alia damals gesagt. Nun, es sah so aus, als wäre es jetzt soweit.
Schmerzvolle Lust
Auf dem Rückflug fiel es Julia schwer, sich noch auf die Landschaft zu konzentrieren. Was würde wohl auf sie zukommen? Würde es schmerzhaft werden? Und könnte sie es aushalten? Maria schien mit diesen Aussichten jedenfalls überhaupt kein Probleme zu haben. Aber vielleicht gefiel es ihr ja auch, gequält zu werden. Julia war sich bei sich selbst da nicht so sicher. Sie hatte zwar in ihrem bisherigen Leben noch nie etwas mit SM-Praktiken zutun gehabt, fand die Vorstellung, Schmerzen zugefügt zu bekommen aber vor allem erschreckend. Sie dein dabei an Zahnarztbesuche oder Ohrenschmerzen. Beides haßte sie. Andererseits konnte sie sich auch nicht vorstellen, daß es ihren Herrschaften Spaß machen würde, sie mit Schmerzen in die Vereinlung zu treiben – hoffte sie jedenfalls. Als sie endlich wieder zurück waren, war Julia ziemlich verstört. Es kostete sie iges an Überwindung, sich auf das Abladen der Picknickkörbe und das Entfernen der Fluggeschirre von den Flugschweinn zu konzentrieren. „Nervös?“, fragte Maria sie unnötigerweise. Julia nickte. „Du bist wohl noch nie ausgepeitscht worden?“, hakte Maria nach und steigerte Julias Unbehagen damit noch weiter. „Allerdings nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß so etwas Spaß machen soll“, antwortete Julia aggressiver, als sie eigentlich wollte. Maria lein. „Ich glaube, du hast Angst.“ „Ach was, wie kommst du denn jetzt darauf“, gab Julia sarkastisch zurück. Maria ließ sich ihre blendende Laune nicht nehmen. „Laß es einach auf dich zukommen. Du wirst überrascht sein, was so alles Spaß machen kann.“ Sie trennten sich und gingen in ihre Zimmer.
Julia war hochgradig nervös. Was immer auf sie zukommen würde, es käme erst nach dem Abendessen. Aber daß sie jetzt bis dahin Zeit hatte, es sich auf schlimmste Art und Weise auszumalen, trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei. Auf jeden Fall schien es schmerzhaft zu werden. Als es endlich Zeit für das Abendessen wurde, hatte sie überhaupt keinn Appetit mehr. Aber zunächst einmal mußte sie das Essen zusammen mit Maria vorbereiten. Und das diese geradezu vor guter Laune sprühte, linderte ihre eigenen Ängste auch nicht gerade. Schließlich kamen auch die Herrschaften, die ebenfalls bester Laune waren. Julia kam sich jetzt sehr sam vor. Zumindest gab es hier offenbar niemanden, mit dem sie ihre Ängste teilen konnte. Aber vielleicht waren die Ängste ja auch einach nur unbegründet. Obwohl sie sich das nicht vorstellen konnte. Wie sollten Schmerzen Spaß machen oder gar lustvoll sein? Beim Essen mußte sie sich zwingen, ige Bissen herunterzuschlingen. Alia strich ihr durch die Haare. „Unsere klein Julia hat ja richtig Angst bekommen“, meinte sie mit einr Besorgnis, die irgendwie nicht richtig glaubwürdig klang. Ihre nächste Bemerkung klang da schon deutlich aufrichtiger: „Laß es auf dich zukommen. Und glaub mir, es wird auch dir gefallen. Andererseits – bißchen Angst steht dir auch ganz gut.“ Julia verstand die Welt nicht mehr. Sie hätte nie erwartet, daß es Alia Spaß machen könnte, ihr Angst zujagen. Andererseits hatte sie auch noch nie Grund gehabt, vor Alia Angst zu haben.
Vielleicht war ihre Angst ja auch Ausdruck mangelnden Vertrauens und geschah ihr recht. Sie riß sich – mühsam – zusammen. Alia und auch Hermeto würden ihr nichts zumuten, was sie nicht verkraften könnte. Mit dieser sicht löste sich ihre innere Verkrampfung etwas. Appetit hatte sie aber noch immer nicht. Nachdem auch die anderen mit dem Abendessen fertig waren, gingen sie gemeinsam in den Turm der Herrschaften. Sie betraten Zimmer, daß Julia noch nie gesehen hatte. Bei dessen Anblick wäre sie am liebsten weggerannt. An einr Wand stand Andreaskreuz, in der Mitte Hocker mit verschiedenen Befestigungsmöglichkeiten und an den Wänden hingen zahlreiche Stöcke, Peitschen und sonstige, schmerzhaft aussehende Gegenstände. Julia wurde sofort an das Andreaskreuz gebunden. „Du darfst erst einmal zuschauen“, erklärte ihr Alia lächelnd. Julia hatte das Gefühl, ihre Bein würden jeden Moment knicken. Maria mußte sich über den Hocker legen. Dann wurde sie an dem Hocker – eigentlich war es Strafbock, wie Julia später erfuhr – festgebunden. Hermeto befahl ihr, den Mund aufzumachen. Als sie es tat, schob er ihr einn Knebel in den Mund. Anschließend stellte er sich einn Moment unschlüssig vor die Wand mit den Stöcken. Schließlich griff er zu einr flexiblen Reitgerte und schlug damit paarmal durch die Luft. Offenbar wollte er erst sein Handgelenk lockern. Julias Augen waren angstvoll geweitet, obwohl es doch noch gar nicht um sie ging.
Hermeto tätschelte zunächst mit seinr Hand Marias Hintern. Julia hatte den druck, sie würde ihn seinr Hand entgegenrecken. Dann ließ er die Gerte pfeifend auf ihrem Hintern landen. Es gab leise klatschendes Geräusch und auf Marias linker Backe zeichnete sich ein dünne, rote Linie ab. Hermeto streichelte ihre andere Backe. Dann hinterließ auch hier die Gerte pfeifend ein rote Linie. Maria zuckte beim Auftreffen der Gerte kurz zusammen, gab aber keinn Laut von sich. Er tätschelte ihre Brüste, die vorne über den Strafbock hinaushingen. Mit der anderen Hand strich er über ihren Hintern und fuhr ihren Rücken entlang. Langsam begann Julia zu begreifen, worin der erotische Reiz der Schläge lag. Hermeto prügelte nicht wild auf Marias Hintern herum, er wechselte gezielt Streichel heiten und Schläge ab. Und er zeigte Maria so, daß er ihr sein volle Aufmerksamkeit widmete. Wieder pfiff die Gerte und zeichnete ein rote Linie auf Marias Hinterteil. Julia zuckte bei jedem Schlag zusammen, hatte aber auch den druck, Hermetos Streichel heiten zu spüren. Und ihr war klar, daß das, was sie gerade sah, sich bei ihr in Kürze wiederholen würde. Mit einr Mischung aus Angst und Faszination folgte sie dem weiteren Geschehen. Nach dem vierzehnten Schlag Hermetos stöhnte Maria deutlich hörbar in den Knebel. Diesmal streichelte Hermeto sie deutlich länger, bevor er die Gerte erneut auf sie herunterrauschen ließ. Nach dem vierzehnten Schlag legte er die Gerte weg und befreite Maria. Tränen liefen ihr über das Gesicht, aber sie sah trotzdem glücklich aus. Hermeto nahm sie in den Arm.
Jetzt begann Alia, Julia vom Andreaskreuz zu befreien und zum Strafbock zu führen. Maria zwinkerte ihr zu. Dann wurde Julia von Alia auf dem Strafbock fixiert. Sie nahm die gleiche Gerte in die Hand, die Hermeto schon bei Maria zum satz gebr hatte. Auch Julia bekam nun einn Knebel verpaßt. „Entspann dich“, empfahl Alia ihr. Aber dazu war Julia natürlich überhaupt nicht in der Lage. Alia hatte damit begonnen, sie überall zu streicheln. Dann hörte sie die Gerte pfeifen und verkrampfte sich völlig. Spüren konnte sie allerdings noch nichts. Offenbar mein auch Alia erst ige Lockerungsübungen. Als nach igen weiteren Luftschlägen das erste Mal die Gerte auf Julias Hintern traf, war sie doch vollkommen unvorbereitet. einn Moment blieb ihr die Luft weg. Der Striemen, den die Gerte auf ihrem Hintern hinterlassen hatte, brannte höllisch. Dann spürte sie wieder die streichelnden Hände Alias. Sie hatte ja bereits gesehen, wie es ablief. Abwechselnd Streichel heiten und Schläge. Beim dritten Schlag empfand sie plötzlich ein seltsame Euphorie. Später erklärte ihr Alia, daß dies die Wirkung von Endorphinen war – körpereigenen Schmerzmitteln, die bei großen, körperlichen Belastungen ausgeschüttet wurden und nicht nur den Schmerz linderten, sondern auch Hochgefühl auslösten. Und obwohl ihr auch der te Schlag sehr wehtat, spürte sie, wie ihre Anspannung allmählich von ihr abfiel. Und daß die Schmerzen, die sie von einr liebevollen Hand empfing, auch Schmerzen aus ihrer Seele herausspülten, die ihr von weniger liebevollen Menschen zugefügt worden waren. Julia verstand zwar nicht warum, aber diese Schmerzen hatten für sie auch etwas befreiendes. Und auch die Tränen, die ihr inzwischen vom Gesicht kullerten, spülten vergangenes Leid aus ihr heraus und befreiten sie.
Nach dem einn Schlag hörte Alia auf und legte die Gerte weg. „Wir wollen es beim ersten Mal ja nicht übertreiben“, erklärte sie Julia, während sie sie vom Strafbock losband. Julia schmiegte sich an Alias Brust und lies ihren Tränen der Erleichterung freien Lauf. Sie hatte den druck, zentnerweise Altlasten abgeworfen zu haben. Und sie war stolz. Stolz darauf, es ausgehalten zu haben. Und stolz darauf, daß sie es Alia wert war, soviel Aufmerksamkeit von ihr zu erhalten. Nachdem Julia sich wieder etwas beruhigt hatte, führte Alia sie vor einn Spiegel und zeigte ihr die Spuren der „Zuwendung“. rote Linien waren auf jeder Backe zu erkennen. Julia hätte sie zwar nicht sehen müssen, um zu wissen, daß sie dort waren, da sie sie deutlich spürte. Aber sie empfand die Striemen als ein Art Auszeichnung und freute sich zu ihrer Verwunderung darüber. Danach ging Alia mit ihr in Schlafzimmer und schob sie auf das Bett. Dabei befreite sie Julia von ihrem Keuschheitsgürtel. Und beide begannen, sich gegenseitig zu verwöhnen. Es war schöner Ausklang dieses ereignisreichen Tages.
Reise in die Vergangenheit
Am nächsten Morgen stellte Julia fest, daß sie noch ein sehr prägsame Erinnerung an den vorangegangenen Abend hatte. Und als sie mit Maria gemeinsam das Frühstück vorbereitete, sah sie deutlich, daß es Maria nicht anders erging. Sie grinsten sich gegenseitig zu, wenn sie bei der einn oder anderen Bewegung oder Berührung schmerzvoll stöhnten. „Und? Jetzt weißt du doch, das Schmerz auch schön sein kann, oder?“ Maria hatte typisches Ich-hab-es-ja-gleich-gesagt-Gesicht aufgesetzt. „Ich habe kein Ahnung, wovon du redest“, konterte Julia und beide mußten laut loslachen. „Na“, sagte Hermeto, der gerade das Zimmer betrat, „euch beiden scheint es ja blendend zu gehen.“ Beide antworteten fröhlich im Chor: „Ja, Herr.“ Er gab beiden einn Klaps auf den Hintern, der jeweils von einm Aufstöhnen quittiert wurde. In dem Moment kam Alia her und meinte schmunzelnd zu Hermeto: „Haben die beiden etwa noch nicht genug?“ Dann begannen sie mit dem Frühstück. „Hermeto und ich werden die nächsten paar Tage in der anderen Welt sein“, begann Alia. „Habt ihr Lust, mitzukommen?“ Beide Sklavinnen waren von der Idee begeistert. „Gut, kommt nachher zu dem schmalen Turm, sobald ihr das Frühstück abgeräumt habt.“ „Müssen wir nicht erst zu dem Plateau mit dem Spiegel fliegen?“, wollte Julia wissen. „nein, wir haben auch ein direktere Verbindung. Hier gibt es noch einn Spiegel. Der andere Spiegel in unserer Welt, durch den du jetzt einmal gekommen bist, dient eigentlich eher zur Abschreckung.“ Hermeto schmunzelte bei diesen Worten. „Außerdem wollen wir natürlich nicht, daß jeder Neugierige gleich bei uns auf dem Plateau landet.“
Nachdem gestern mit dem Schmerz auch ige seelische Verletzungen aus Julia herausgespült wurden, fragte sie Alia, ob sie ihre Eltern einmal besuchen dürfte. Alia schaute sie nachdenklich an. „Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich so ein gute Idee ist. Soweit ich das schätzen kann, wird es kein schönes Erlebnis für dich werden.“ „Das befürchte ich auch“, antwortete Julia, „aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich sollte es zumindest mal versucht haben.“ Alia schaute Hermeto fragend an und er nickte. „Na gut. Daß du nicht viel von uns erzählen darfst, ist dir ja klar.“ Julia nickte und druckste noch etwas herum. „Was möchtest du denn noch fragen?“, sprach Alia sie daraufhin an. „Ich würde auch gerne ein Freundin besuchen, die ich vor meinr Drogensucht hatte. Ich weiß nicht, ob sie mich noch sehen mag, da ich während meinr Sucht ziemlich eklig zu ihr war. Aber ich möchte mich zumindest entschuldigen.“ Alia nickte. „Da hast du dir ja ein richtige Reise in dein Vergangenheit vorgenommen. Erwarte dir aber bitte nicht zuviel davon. Auch wenn du dich weiterentwickelt hast, die Menschen, die du von früher kennst, haben das häufig nicht – oder zumindest nicht in ein Richtung, die dir angenehm ist.“ Julia dein über diese Worte nach und fragte sich, ob sie sich wirklich mit den beiden geplanten Versuchen einn Gefallen tun würde. Aber irgendwie war sie es sich schuldig.
Maria war ganz versessen darauf, während des Besuchs in der anderen Welt in Kino zu gehen. Irgendwo hatte sie gelesen, daß der te Teil des Herrn der Ringe im Kino lief. Und den wollte sie unbedingt auf einr großen L wand genießen. „Ich liebe Fantasy-Stories nicht nur im richtigen Leben“, alberte sie. Und die anderen mußten mitlachen. Sie trafen sich in dem schmalsten Turm des Plateaus und gingen in Zimmer der dritten Etage. Dort stand sam so Spiegel, wie er auch in dem verbotenen Zimmer im Anwesen der Pentas stand, dem Nachnamen ihrer Herrschaften, den Julia inzwischen fast vergessen hatte. Ob sie wirklich so hießen oder sich den Namen nur für die „normale“ Welt zugelegt hatten? Irgendwie war es Julia egal. Sie durchschritten nacheinander den Spiegel und kamen wie erwartet im verbotenen Zimmer heraus. Hermeto und Alia verwandelten sich in „normale“ Menschen und zogen sich Kleidung aus der Kommode an. Dann gingen sie mit ihren Sklavinnen in anderes Zimmer und suchten geeignete Kleidung für beide heraus. Die Metallreifen an den Hand- und Fußgelenken wurden ihnen abgenommen. Der Halsreif würde sich allerdings erst mit ihrem Tod lösen, wie sie es bei Martha gesehen hatten. Maria wählte punkähnliches Outfit, wobei der Halsreif nicht störte. Julia, die ja ihre Eltern besuchen wollte, suchte sich einn hohen Rollkragenpullover und ein ordentliche, dunkelblaue Hose aus Jeansstoff aus.
Sie fuhren in der großen Limousine der Herrschaften los. Maria stieg bei einm Kino-Center aus, in dem sie sich ihren Wunschfilm anschauen würde. Für später verabredeten sie sich in einm nahegelegenen Café. Dann fuhren sie zu den Eltern von Julia. Alle stiegen aus und gingen die Treppe des Mietshauses hoch. Den letzten Absatz ging Julia allerdings allein. Hermeto und Alia warteten auf halber Höhe des Absatzes und drückten sich etwas in den Schatten, da sie niemanden mit ihrem Äußeren verwirren wollten, das auch bei ihrer menschlichen Ersch ung auffällig war. Julia betätigte mit einm sehr ungutem Gefühl in ihrem Bauch die Klingel zur Wohnung ihrer Eltern. Nachdem sie zunächst hörte, wie sich ihre Eltern stritten, wer denn nachsehen sollte, öffnete ihr Vater mißmutig die Tür. Er brauchte einn kleinn Moment, bis er sie erkannt hatte. Mit den Worten, „Besorg’ dir das Geld für deinn Stoff woanders“, knallte er ihr die Tür vor der Nase wieder zu. Julia rang nach ihrer Fassung. Tränen schossen in ihre Augen. Und sie betätigte erneut die Klingel. Als ihr Vater wieder in der Tür stand, sagte sie schnell, daß sie nicht mehr süchtig war. „Und jetzt glaubst du, daß wir dich durchfüttern? Verschwinde.“ Erneut schlug er ihr die Tür vor der Nase zu. Sie hörte, wie ihre Mutter wissen wollte, wer an der Tür gewesen war. Als er es ihr sagte, meinte auch sie, daß ihnen das gerade noch gefehlt habe. Julia drehte sich um und ging langsam die Treppe wieder hinunter.
Hermeto ballte auf dem Treppenabsatz die Fäuste und sah aus, als wolle er gleich explodieren. „Hermeto“, zischte Alia, „reiß dich zusammen. Was du vorhast, bringt doch gar nichts. Du kannst diese Leute nicht ändern und bringst uns höchstens in Schwierigkeiten.“ Man sah ihm an, daß es ihn Mühe kostete, sein Wut herunterzuschlucken. Schließlich nickte er und ging stocksauer die Treppe hinunter. Alia nahm Julia, die so geschockt war, daß ihr selbst die Tränen versiegt waren, in den Arm und ging mit ihr die Treppe hinunter. Hermeto wartete unten bereits auf sie. „Soll ich fahren?“, bot Alia an. „Ist nicht nötig. Ich habe mich schon wieder im Griff. Aber es gibt Menschen, …“. Hermeto ließ den letzten Satz unvollendet und schüttelte nur den Kopf. Dann gingen sie zum Wagen. Julias Mutter stand am Fenster und schaute nach draußen. „Schau mal“, sagte sie zu ihrem Mann. „Sie scheint zu reichen Freunden gekommen zu sein.“ Ihr Mann trat ans Fenster und sah Julia mit den beiden anderen in die große Limousine steigen. „Hättest du sie nicht erst mal r bitten können“, keifte die Frau am Fenster. „Vielleicht hätten wir von ihren reichen Freunden profitieren können.“ Alia nahm diese Gedanken beim steigen in den Wagen auf und konnte Gefühl des Ekels nicht unterdrücken. Julia tat ihr unendlich leid. Sie nahm sie in den Arm und streichelte sie. „Du brauchst dir jedenfalls kein Vorwürfe zu machen, daß du das Verhältnis zu deinn Eltern mit deinr Drogensucht zerstört hättest. Umgekehrt halte ich es für wahrsch licher.“ Aus Julia brachen jetzt die Tränen hervor. „Weißt du“, fuhr Alia mit sanfter Stimme fort, „alle *einr wünschen sich liebevolle Eltern. Aber nicht alle haben das Glück, auch solche zu haben.“ „Und leider“, fügte sie nach einr Pause an, „kann man es auch nicht erzwingen.“ Nachdem sie ein Weile gefahren waren, versiegten Julias Tränen wieder. „Danke“, sagte sie matt. „Wofür denn, mein Kleins“, wollte Alia wissen. „Dafür, daß ihr für mich da seid.“
Unerwarteter Hilferuf
Nach iger Zeit hielt Hermeto den Wagen auf einm Parkplatz an, der auch ein Waschgelegenheit bot. Julia stieg mit Alia aus und sie meinn sich auf der Damentoilette wieder etwas frisch. Als sie herauskamen, sah man Julia nicht mehr an, daß sie sich eben noch die Seele aus dem Leib geheult hatte. ein tiefe Traurigkeit war allerdings in ihren Augen geblieben. Als sie wieder gestiegen waren, fragte Hermeto Julia, ob sie jetzt erst einmal etwas ausruhen wollte oder ob sie heute auch ihre Freundin noch besuchen wolle. Alia mischte sich und meinte, daß Julia heute schon genug mitgemein habe. „Ich würde mein Freundin gerne heute noch besuchen. Viel schlimmer kann es nicht mehr werden und vielleicht läuft es ja auch gut. Erfolgserlebnis könnte ich jetzt gut gebrauchen.“ „meinst du wirklich?“, fragte Alia noch einmal nach. Julia nickte und Hermeto fuhr zur Wohnung ihrer Freundin. Dort angekommen nahm Julia ihren Mut zusammen und stieg aus. „Soll ich mitkommen?“, bot Alia ihr an. „nein, vielen Dank. Aber wenn ihr noch einn Moment warten könntet, bis ich weiß, ob sie überhaupt da ist und mit mir sprechen will, …“ „Wir warten, bis du in der Wohnung bist. Dann fahren wir los und kommen in ungefähr einr Stunde wieder her.“ „Danke“, sagte Julia und ging durch die Haustür. Alia lauschte ihren Gedanken. Treppen später stand Julia vor der Wohnungstür ihrer Freundin Kirstin. Sie waren während der Schulzeit dick befreundet gewesen. Und Kirstin hatte sich auch erst von Julia abgewandt, als diese sich ihr gegenüber wirklich ekelhaft verhalten hatte.
Julia raffte sich auf und betätigte die Wohnungsklingel. einn Moment hörte sie nichts und dein schon, es sei niemand zuhause. Dann näherten sich leise Schritte der Tür und Kirstin öffnete sie einn Spalt breit. „Hallo Kirstin“, sagte Julia mit belegter Stimme. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Darf ich r kommen?“ Kirstin zögerte einn Moment und Julia rutschte fast das Herz in die Hose. Dann gab sie wortlos die Tür frei und Julia trat . Sie sah erst jetzt, daß Kirstin im Bademantel war. Deswegen hatte sie also die Tür nur einn Spalt breit aufgemein. Julia war etwas erleichtert, daß es nicht ihretwegen gewesen war. Ihre Freundin sah schlecht aus. Und sie ging, als trüge sie die Last des Universums auf ihren Schultern. Offenbar bin ich nicht die zige, der es heute dreckig geht, schoß es Julia durch den Kopf. „Möchtest du etwas trinken?“, fragte Kirstin sie. „Wenn du etwas Wasser hast, wäre das schön.“ Sie gingen in die Küche. Kirstin holte Glas aus dem Schrank und ein Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank. Beim gießen zitterte sie so, daß Julia Angst hatte, sie würde alles verschütten. „Ich mach schon“, sagte sie und nahm Kirstin die Flasche ab. Nachdem sie sich ihr Glas gefüllt und die Flasche wieder in den Kühlschrank zurückgestellt hatte, schaute sie sich in der Küche um. Auf dem Küchentisch lagen klein Plastiktüten von verschiedenen Apotheken. „Bist du krank?“, wollte sie von Kirstin wissen. „nein, ich – ach komm mal mit ins Wohnzimmer.“ Kirstin ging voran und ließ sich auf ein Couch fallen. Vor ihr stand volles Glas Rotw und ein noch fast volle Flasche. Sie wollte mit dem W trinken also offenbar gerade erst beginnen, als Julia geklingelt hatte.
„Ich möchte mich bei dir entschuldigen“, begann Julia das Gespräch. „Ich war einach widerlich zu dir, als ich süchtig war. Ich konnte es einach nicht ertragen, in deinr Schuld zu stehen, als du mir immer noch geholfen hattest. Es tut mir ehrlich leid.“ „Das ist schon ok“, antwortete Kirstin matt. „Du sch st ja von deinr Sucht losgekommen zu sein. Das freut mich wirklich für dich.“ Kirstin schaute traurig zu ihr hinüber. „Und wie geht es denn dir“, wollte Julia wissen, „du siehst irgendwie – ich weiß auch nicht – irgendwie traurig aus.“ Kirstin nickte. „mein Freund – eigentlich schon mein Verlobter – hat mir letzte Woche den Laufpaß gegeben. Als er erfuhr, daß ich kein *einr bekommen kann, meinte er, daß es mit mir für ihn keinn Sinn habe. Er erbt demnächst das Geschäft seins Vaters und will auch selbst irgendwann einn Erben haben.“ „Spießig“, entfuhr es Julia. „Und ich kann doch gar nichts dafür“, fuhr Kirstin fort, ohne auf Julias wurf zugehen. „Der Frauenarzt hat mir vor Wochen gesagt, daß ich aufgrund einr verschleppten Infektion kein *einr mehr bekommen kann. Irgendwie ist das Leben so sinnlos.“ Die letzte Bemerkung und die Apothekentüten in der Küche meinn Julia hellhörig. „Was hattest du eigentlich in der Apotheke gekauft?“, fragte sie in möglichst unverdächtigem Tonfall. „ paar Schlaftabletten. Ich habe im Moment etwas Probleme mit dem schlafen“, antwortete Kirstin, während sie auf ihr Glas Rotw schaute. „Und die hast du dann gleich in mehreren Apotheken gekauft, damit du nicht so oft neue holen mußt?“ Kirstin wich ihrem Blick aus. Julia setzte sich neben Kirstin auf die Couch und legte ihren Arm um sie. „Wenn d Ex-Freund dich so schnell fallen läßt, dann ist er die Sorgen nicht wert, die du dir seintwegen machst“, versuchte sie ihre Freundin zu trösten.
„Es ist ja nicht nur Stefan. Irgendwie fühle ich mich so wertlos.“ Kirstin lehnte sich an Julia an. „Du bist überhaupt nicht wertlos“, widersprach Julia und streichelte Kirstins Kopf. Dabei stieß er gegen den Metallreif unter Julias Rollkragenpullover. „Was hast du denn da drunter?“, wollte Kirstin wissen. Bevor Julia es verhindern konnte, hatte Kirstin ihr den Kragen des Pullovers soweit heruntergezogen, daß der Halsreif sichtbar wurde. Gebannt starrte Kirstin auf das dunkle Metall. „Kann ich mir den mal ansehen?“, bat Kirstin sie, „so Metall habe ich noch nie gesehen.“ „nein, tut mir leid.“ „Nur mal kurz. Du bekommst ihn doch gleich wieder.“ „Es geht nicht. Ich kann ihn nicht abnehmen“, erklärte Julia und Kirstins Augen wurden noch größer. „Ich hatte so etwas in Stahl mal in einr Szene-Zeitschrift für SM gesehen. Da muß doch irgendwo ein Öffnung für einn Schlüssel sein. Sag mal, bist du jetzt in der SM-Szene unterwegs?“ Irgendwie schienen die Lebensgeister von Kirstin wieder erw zu sein. „So was ähnliches“, antwortete Julia ausweichend. Sie wollte ihre Freundin nicht belügen, die Wahrheit konnte sie ihr allerdings auch nicht erzählen. „Wie lange behältst du den Reif denn an?“, bohrte Kirstin weiter. „Für immer“, rutschte es Julia heraus und sie hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Kirstin schaute sie fasziniert an. „Erzähl doch mal genauer. SM finde ich schon lange faszinierend. Stefan meinte, ich sei pervers.“ „D Stefan scheint ziemliches Arschloch zu sein“, entfuhr es Julia. „Wahrsch lich hast du sogar recht“, meinte Kirstin nachdenklich, „aber ich habe dieses Arschloch geliebt. Und irgendwie weiß ich nicht, was ich mit meinm Leben ohne ihn anfangen soll.“
„Du findest bestimmt jemanden, der besser zu dir paßt“, versuchte Julia sie aufzumuntern. „Ach, ich hab’s so satt“, ließ Kirstin diesen Versuch ins Leere laufen. „Aber erzähl doch mal mehr von deinm Leben. Bist du jetzt ein Sklavin? Oder wie nennt man das in SM-Kreisen?“ „Ich darf dir da nicht viel drüber erzählen. Aber, ja, ich bin so was in der Art.“ „Davon habe ich immer geträumt. Aber mit der ganzen Szene konnte ich irgendwie nichts anfangen. Ich weiß nicht, warum. Aber die Typen, die mir da über den Weg gelaufen sind, waren mir entweder zu unreif oder zu vernünftig. Ich weiß auch nicht, wie ich es beschreiben soll. Den Vernünftigen war ein 24/7-Beziehung nicht alltagstauglich genug, den Unreifen hätte ich mich nie ausgeliefert.“ „24/7?“, wollte Julia wissen. „Na rund um die Uhr, 24 Stunden täglich, 7 Tage die Woche. Ist es nicht das, was du auch hast?“ „Doch, irgendwie schon. Den Begriff kannte ich nur nicht. Wir gehören nicht wirklich zur Szene.“ „Erzähl doch mal mehr. Ich verrate schon nichts weiter. Bei mir ist d Geheimnis so sicher wie im Grab.“ Julia schaute Kirstin erschreckt an. „Das mit dem Grab, das meinst du doch nicht wörtlich, oder?“ Kirstin wich wieder ihrem Blick aus. „Warum willst du denn unbedingt sterben?“, fragte Julia sie jetzt ganz direkt. „Eigentlich habe ich nur kein Lust mehr auf das Leben“, antwortete Kirstin leise. „Wenn du doch schon weißt, was du willst, kannst du dir doch in Ruhe den richtigen Partner suchen. Und es gibt so viele schöne Dinge, für die es sich zu leben lohnt. Liebe, Vertrauen, Sex, Musik. Warum willst du diese Chancen denn alle wegwerfen?“ „Ich bin das Suchen leid. Wie bist du eigentlich an deinn – was auch immer – gekommen?“
„Es ist Ehepaar. Sie haben mich aufgegriffen, als ich noch süchtig war und haben mir geholfen, von der Sucht loszukommen. Der Rest hat sich dann irgendwie ergeben.“ „meinst du, die brauchen noch ein weitere Sklavin?“ Für einn Moment schien Kirstin ihren Lebenswillen wiederzufinden. „nein, lieber nicht. Ich will mich nicht zwischen euch drängen.“ „Das ist nicht der Punkt. Ich bin nicht ihre zige Sklavin. Kurzzeitig waren wir sogar zu dritt.“ „ Sklavinnen?“, hakte Kirstin neugierig nach. Julia nickte. „Und, was ist passiert? Hatte ein kein Lust mehr?“ „nein. Sie ist gestorben.“ einn Moment schwieg Kirstin betreten. „ Unfall beim Spielen?“ „nein, sie ist ganz natürlich gestorben.“ „Wie meinst du das? Ganz natürlich?“ Julia wand sich gedanklich. Sie hatte schon viel zu viel erzählt. „Altersschwäche“, sagte sie halblaut. Kirstin schaute sie immer verwirrter an. „Wie war sie denn?“ „Das darf ich dir nicht sagen.“ einn Moment dein Kirstin nach. „Du hattest vorhin erzählt, daß du den für immer tragen mußt. Heißt das, daß du auch immer die Sklavin des Ehepaars bleiben mußt?“ Julia nickte. Sie fragte sich, wie sie aus diesem Gespräch wieder herauskommen sollte, ohne mehr zu erzählen als sie durfte und ohne ihre Freundin belügen zu müssen. „Und was ist, wenn das Ehepaar vor Altersschwäche stirbt?“ Jetzt war es soweit. Julia wußte nicht mehr weiter. „Ich darf dir dazu nichts sagen. Ich habe schon viel mehr erzählt, als ich eigentlich gedurft hätte.“ „Du möchtest mich nicht dabei haben“, stellte Kirstin fest. Etwas trauriges und endgültiges war wieder in ihrer Stimme. Und Julia spürte deutlich, daß Kirstin morgen nicht mehr leben würde, wenn ihr nicht ganz schnell ein Lösung einiel. „Ich – ähm – ich könnte mein Herrschaften fragen, ob sie dich aufnehmen wollen. Aber – also, es ist – ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll. iges darf ich dir einach nicht erzählen. Wenn sie dich nehmen, ist das – ähm – also es würde d Leben stark und endgültig verändern.“ Kirstin sah sie nachdenklich an. „Bist du denn mit deinm neuen Leben glücklich?“ „Auf jeden Fall.“ „Dann würde ich es auch probieren.“ „Probieren ist genau das, was du nicht kannst. Du würdest dich entscheiden müssen, bevor du alles weißt. Und wenn du dich entschieden hast, kannst du nicht wieder zurück.“ „Würdest du mich denn dabei haben wollen?“ Julia nickte. „Nun, mich hält hier nichts mehr. Wenn dein Herrschaften mich nehmen, bin ich dabei.“ „Ich werde sie fragen. Versprich mir, daß du kein Dummheiten machst. Ich weiß nicht, wie lange sie es sich überlegen werden.“ „Ich verspreche dir, daß ich HEUTE kein Dummheiten mehr mache. verstanden?“ „Sie dürften inzwischen schon unten warten. Ich werde sie gleich ansprechen.“
Noch ein Entscheidung
Julia schaute zunächst aus dem Fenster. Die Limousine stand schon unten. “Bis gleich”, sagte sie zu Kirstin und ging hinunter. Sie war sehr aufgeregt. Hoffentlich konnten und wollten Hermeto und Alia heinn. Maria saß auch schon in der Limousine. Offenbar war ihr Film schon zuende. Um zu verhindern, daß der Wagen gleich losfuhr, wenn sie stieg, sprach sie Alia durch die geöffnete Tür an. “Ich habe großes Problem”, leitete sie das Gespräch . Alia schaute sie fragend an. “Mein Freundin steht am Rande eins Selbstmords und die zige Alternative, die sie dazu sieht, ist Leben als Sklavin.” ein Augenbraue von Alia wanderte nach oben. “Ich habe ihr das nicht geredet”, ergänzte Julia schnell. Alia schaute sie nachdenklich an und schien dabei in ihren Erinnerungen zu stöbern. Dann schaute sie nach oben in Richtung der Wohnung von Kirstin. “Du hast mit deinr schätzung recht, daß dein Freundin akut gefährdet ist. Ob Leben bei uns für sie das Richtige wäre, da bin ich mir aber noch nicht so sicher. Was meinst du, Hermeto, sollten wir uns mal mit ihr unterhalten?” “Wir gehen alle nach oben”, antwortete er. Und sie verließen alle die Limousine. Kirstin schaute ziemlich verwirrt n, als sie zu t vor ihrer Tür standen. Sie ließ alle treten und ins Wohnzimmer gehen. Es war schon ein seltsame Gesellschaft, die ihre Freundin da mitgebr hatte: ein Punkerin und große, hagere Personen, die irgendwie ein unheimliche Ausstrahlung hatten.
Kirstin bot ihnen an, Platz zu nehmen und holte sich einn Stuhl aus der Küche, weil es in ihrem Wohnzimmer nicht mehr als Sitzgelegenheiten gab. Irgendwie unheimlich war ihr die Runde schon. Bei genauerer Betr ung fiel ihr allerdings auf, daß die “Punkerin” eigentlich ganz normal aussah und das Outfit wohl hauptsächlich dazu diente, ihren Halsreif nicht auffallen zu lassen. Über diesen Trick mußte Kirstin lächeln. Die Alia lächelte ebenfalls und nickte ihr zu. Dann sprach Hermeto sie mit tiefer Grabesstimme an: “Du trägst dich also mit dem Gedanken, unsere Sklavin zu werden.” Kirstin erschauerte beim Klang seinr Stimme. Und sie begann zu begreifen, daß es tatsächlich ige graeinnden Dinge gab, die Julia ihr nicht erzählt hatte – nicht erzählen durfte, wie sie sich erinnerte. “Sie begreift sehr schnell”, sagte Alia mit glockenheller Stimme zu ihrem Mann. Und Kirstin war sich sicher, daß sie ihre Gedanken gelesen hatte. Allmählich wurde es ihr richtig unheimlich. Julia lächelte ihr aufmunternd zu. Und Kirstin mein sich klar, was sie wollte und was nicht. Sie wollte auf keinn Fall ihr bisheriges Leben weiterführen. Die Aussichten, die sie als Sklavin dieser seltsamen Leute hatte, waren ihr nicht klar. Aber sie glaubte Julia soweit zu kennen, daß sie sie nicht in etwas hineinmanövrierte, um sie unglücklich zu machen. Andererseits hatte Julia auch versucht, ihr diese Alternative auszureden. Irgendwie war es verwirrend. Vorhin hatte es noch so einach ausgesehen. Aber diese Leute hier strahlten etwas aus, das sie nicht zuschätzen vermochte.
Sie musterte ihre Besucher noch einmal. Julia schien ihr Glück gefunden zu haben. Auch die “Punkerin” schien sich in ihrer Rolle wohl zu fühlen. Alia musterte sie interessiert und nicht geringschätzig und Hermeto – von ihm ging die fremdartigste Ausstrahlung aus. Aber was hatte sie schon zu verlieren. “Ja, ich möchte ihre Sklavin werden.” Alia meldete sich zu Wort. “Du bist nicht dumm und weißt daher sicherlich, daß man mit einr SM-Beziehung kein persönlichen Probleme lösen kann. Sie verstärken sich dadurch eher noch. Warum glaubst du, als unsere Sklavin glücklich zu werden? Und warum glaubst du, es ohne uns nicht schaffen zu können?” Auch Kirstin war klar, daß man SM erst praktizieren sollte, wenn man sein Probleme bereits gelöst hat. SM ist kein Therapie, sondern allenfalls das Vergnügen danach. “Zu Ihrer ersten Frage: Ich wollte schon immer Sklavin sein, habe aber noch nie jemanden gefunden, der mir vertrauenswürdig genug erschien, mich völlig in sein Hand zu begeben. Ich kenne Julia und sie ist sich sicher, daß sie vertrauenswürdig genug sind. Und Ihre te Frage: Ich bin es leid, mein Glück noch länger zu suchen.” Alia nickte. “Julia”, sagte sie, “zeig deinr Freundin, was noch auf sie zukommt, wenn sie unsere Sklavin wird.” Julia begann, sich auszuziehen. Zuerst sah Kirstin den “Nicht-BH”, der Julias Busen nur stützte und präsentierte. Dann zog Julia auch ihre Hose aus und Kirstin sah den Keuschheitsgürtel. Alles in schwarzem Metall. “Würde ich diese Sachen auch nie mehr ablegen können – wie den Halsreif – wenn ich Ihre Sklavin würde?”, wollte Kirstin wissen. “nein”, antwortete Hermeto, “diese Sachen können wir dir abnehmen, wenn wir es für richtig halten.” Kirstin fielen auch noch die Striemen auf Julias Hintern auf. Doch das war etwas, womit sie gut leben konnte. “Ich bleibe bei meinm Entschluß. Ich möchte Ihre Sklavin werden.” Die beiden Herrschaften schauten sich in stummem Zwiegespräch an und nickten schließlich. “Eigentlich geht uns das Ganze zu schnell. Und wir sind normalerweise auch nicht bereit, uns von jemand anderem einn Zeitplan aufdrücken zu lassen. Schon gar nicht von einr Sklavin in spe. In deinm besonderen Fall sind wir aber ausnahmsweise bereit, dich sofort als Sklavin anzunehmen. Wie lange brauchst du, um dein Angelegenheiten zu klären? Wir kommen dann und holen dich ab.” “Was brauche ich denn? Was soll ich mitbringen?” “Nur, was du mitnehmen willst und was in einn Koffer paßt.” “Wenn Sie einn Moment warten können, packe ich schnell den Koffer. Alles andere hatte ich schon vorher geregelt. Ich bin nur nicht davon ausgegangen, etwas mitzunehmen.” Die letzten Worte sagte Kirstin mit einm dünnen Lächeln.
Fehlstart
Außer igen CDs, einm portablen CD-Player und paar Büchern hatte Kirstin nichts gepackt. Nach einr telstunde war sie fertig. Gemeinsam gingen sie zur Limousine und fuhren direkt zum Anwesen. Dort zogen die beiden Sklavinnen sich sofort aus und bekamen ihre Metallreifen um Hand- und Fußgelenke angelegt. Gemeinsam gingen sie in die Bibliothek. Kirstin hatte keinn einel daran, wie auch sie zukünftig „gekleidet“ sein würde. Nachdem Hermeto ihre Halsweite und den Umfang ihrer Gelenke gemessen hatte, reichte er ihr einn Halsreif. „Wenn du diesen Halsreif umlegst und zudrückst, beendest du d bisheriges Leben und bist unwiderruflich unsere Sklavin. Der Halsreif läßt sich später nicht wieder entfernen. Paß auf, daß du kein Haare klemmst.“ Kirstin legte den Reif zügig um und drückte ihn mit einm kräftigen Druck zusammen. Er rastete hörbar . „Julia kennst du ja bereits“, begann Alia mit einr kleinn Vorstellungsrunde. „Unsere andere Sklavin hier ist Maria. Ich bin Alia und mein Mann heißt Hermeto. Was dir Julia auf keinn Fall vorher erzählen durfte ist, daß Hermeto und ich kein Menschen sind. Was wir statt dessen sind, wirst du gleich sehen. Verstehen wirst du es aber wohl erst etwas später.“ Diese Eröffnung verblüffte Kirstin jetzt doch etwas. Sie mußte sich ganz ausziehen, aber damit hatte sie ja bereits gerechnet. Hermeto legte ihr noch die Reifen um die Hand- und Fußgelenke an. Dann bekam sie den Nicht-BH und schließlich mußte sie sich breitb ig hinstellen. Mit einm bangen Gefühl sah sie, wie ihr der Keuschheitsgürtel angelegt wurde. Beim Schließen schluckte sie trocken.
Dann gingen sie gemeinsam in das verbotene Zimmer. Julia nahm Kirstin bei der Hand und sagte ihr, sie solle sich jetzt nicht erschrecken. Es gäbe keinn Grund für sie, Angst zu haben. Kirstin verstand nicht, wovon Julia redete. Irritiert sah sie, daß Hermeto und Alia sich entkleideten. Als diese dann anfingen, sich vor ihren Augen in schwarze Dämonen zu verwandeln, begriff Kirstin endlich, was Julia gemeint hatte. Bei diesem Anblick kein Angst zu bekommen, war allerdings etwas viel verlangt. Und als Hermeto und Maria vor ihren Augen in den Spiegel hineinliefen und verschwanden, glaubte Kirstin, den Verstand zu verlieren. „Komm mit“, sagte Julia zu ihr und zog sie ebenfalls durch den Spiegel. Alia folgte den beiden. Sie kamen wieder direkt auf dem Plateau mit den vielen Türmen an. Für Kirstin, deren Augen noch nicht angepaßt waren, erschien diese Welt die Hölle zu sein. „Was habe ich getan?“, murmelte sie fassungslos. „Nicht, was du jetzt glaubst“, versuchte Julia sie zu beruhigen. Gemeinsam mit Alia und Maria gingen sie zu dem Zimmer mit der Liege inmitten der Pflanzen und Kräuter. Und auch bei Kirstin begann die Verwandlung der Augen. Julia und Maria sorgten dafür, daß sie die Verwandlung nicht als so schmerzhaft und unangenehm empfand.
Im Laufe der nächsten Tage meinn Julia und Maria Kirstin mit der neuen Welt bekannt. Aber irgendwie war Kirstin mürrisch und gereizt. Sie widersprach den Herrschaften, moserte auch ihre Mit-Sklavinnen an und war nicht bereit, sich zufügen. Julia bekam allmählich schlechtes Gewissen und fragte sich, ob es vielleicht doch Fehler gewesen war, Kirstin hierher zu holen. Aber sie hätte sie ja auch nicht mit ihren Schlaftabletten allein lassen können. Jedenfalls verhielt sich Kirstin wie störrisches * in der Trotzphase. Sie schien ihre Grenzen austesten zu wollen und war sauer, wenn es ihr gelang. Und mit ihrem Trotzkopf zerstörte sie langsam die Harmonie, die bisher auf dem Plateau geherrscht hatte. Am Anfang waren Hermeto und Alia verwirrt über Kirstins Verhalten. Dann begannen sie, Kirstins Problem zu verstehen. Allerdings mußte Kirstin selbst dahinter kommen, damit sie sich zukünftig wieder normal verhielt. Daher beschlossen sie, nach außen ärgerlich auf Kirstins unverschämtes Verhalten zu reagieren und sie beim nächsten Anlaß hart zu bestrafen. Die Art der Strafe würde Kirstin hoffentlich schnell zur Vernunft bringen. Als Kirstin wieder einmal herumnörgelte und Maria und Julia als Idioten beschimpfte, die sich von den Herrschaften herumschubsen ließen, schritten sie . „Es reicht, Kirstin“, begann Alia, „seit du bei uns bist, sähst du Ärger und Zwietr . Ist das dein Art, dich zu bedanken, daß wir dich als Sklavin aufgenommen haben? Es war schließlich d Wunsch gewesen.“ „Dann schicken Sie mich halt wieder zurück“, antwortete Kirstin trotzig. „Zurückschicken kommt zwar nicht in Frage“, entgegnete Hermeto, „aber das heißt nicht, daß du hierbleiben wirst.“ Er ergriff Kirstins Handgelenke und verband ihre Armreifen hinter ihrem Rücken. Kirstin schaute ihn erschreckt an. Sie hatte offenbar nicht damit gerechnet, daß ihr tatsächlich etwas passieren könnte.
„Wir sind es leid, daß du hier die Atmosphäre vergiftest“, sagte Alia ihr in ruhigem Ton. „Du wirst ab sofort kein Gelegenheit mehr dazu haben.“ Kirstin begriff langsam, daß sie zu weit gegangen war. Sie konnte sich allerdings nicht durchringen, um ein te Chance zu bitten und Besserung zu geloben. Aber nicht nur Kirstin war geschockt. Auch Julia war fassungslos über die Kälte, mit der die beiden durchgriffen. Und sie fühlte sich schuldig, ihre Freundin in diese Lage gebr zu haben. Außerdem – auch wenn Kirstin sich hier wie Ekel aufgeführt hatte – war sie immer noch ihre Freundin. Und sie erinnerte sich, während ihrer Sucht ähnlich widerlich zu Kirstin gewesen zu sein. Julia schaute Alia flehend an. Aber die schien nicht zu reagieren. Selbst Maria war geschockt. So aufgebr hatte sie Hermeto und Alia noch nie gesehen, und daß, obwohl sie bereits gut 500 Jahre bei ihnen war. Kirstin hatte es aber auch wirklich übertrieben. „Was passiert jetzt mit mir?“, wollte Kirstin ziemlich kl laut wissen. „Das wirst du gleich sehen“, antwortete Hermeto kalt und packte sie um die Hüfte. Dann breitete er sein Schwingen aus und erhob sich mit ihr in die Luft. Schnell entfernten sie sich von dem Plateau. „Bitte“, wandte sich Julia flehend an Alia, „sie ist nicht böse. Ich weiß auch nicht, was sie hat, aber sie ändert sich bestimmt noch.“ „Ich hoffe es für sie“, antwortete Alia sanft. „Mach du dir kein Vorwürfe. Es war ihre eigene Entscheidung – und unsere.“ Julia schluckte. „Aber sie ist mein Freundin“, fügte sie leise hinzu.
Klausur
Während Julia vergeblich versuchte, Alia milde zu stimmen, flog Hermeto mit Kirstin immer weiter vom Plateau weg. Kirstin war inzwischen ziemlich geschüchtert. Schließlich kam ein steile Felswand mit einm gemeißelten Vorsprung in Sicht. Sie flogen genau auf diesen Vorsprung zu. Als sie näher kamen, erkannte Kirstin, daß von dem Vorsprung ein Öffnung in die Wand hineinührte. Sie landeten auf dem Vorsprung und betraten die Höhle. In der Höhle war ein Kette, die mit einm stabilen Ring an der Rückwand befestigt war. Hermeto befestigte die andere Seite der Kette an Kirstins Halsreif. Sie würde gerade so auf den Vorsprung treten können. Weiter kam sie aus der Höhle nicht hinaus. Weglaufen hätte sie zwar sowieso nicht gekonnt, aber so konnte sie auch nicht – versehentlich oder absichtlich – vom Vorsprung in den Tod stürzen. Die Höhle enthielt ein gemeißelte Sitzgelegenheit und einn ebensolchen Tisch. blecherner neintopf und Blechkrug – beide ebenfalls an einr Kette – vervollständigten die „ richtung“ der Höhle. An einr Stelle lief Trinkwasser in einm kleinn Rinnsal an der Höhlenwand entlang, so daß es mit dem Krug aufgefangen werden konnte. Der Platz mit dem Tisch war bei Tageslicht ausreichend hell, um dort auch lesen zu können. Es gab allerdings nichts zu lesen. Hermeto drehte sich wortlos um und flog davon. Kirstin schaute sich in der Zelle um, denn nichts anderes war diese Höhle für sie. Und sie fühlte sich sehr sam.
Sie hockte sich hin und versuchte, sich über ihre Situation klar zu werden. Es gab hier nichts zu essen und auch nichts zu tun. Was sollte sie hier? Sie beschloß, erst einmal abzuwarten, was passiert. Als es draußen langsam dunkel wurde, schaute sie sich noch einmal nach einr Schlafgelegenheit um. Es war allerdings nichts zu finden. Sie würde wohl auf dem harten Boden schlafen müssen. Es dauerte ziemlich lange, bis sie ein Stellung gefunden hatte, in der sie endlich schlafen konnte. Als sie am nächsten Morgen aufwein, taten ihr alle Knochen weh. Und sie hatte Hunger und Durst. Sie hielt den Krug unter das Rinnsal an der Wand und ließ ihn langsam voll laufen. Dann trank sie einn großen Schluck und wartete. Irgendwann mußte Hermeto doch auftauchen und ihr etwas zum Frühstück bringen. Außerdem war ihr langweilig. Sie starrte aus der Höhlenöffnung, sah allerdings aus ihrer Perspektive nicht viel von der Landschaft. Hermeto erschien nicht. Und Kirstin begann, ihren Hunger mit dem Wasser aus dem Krug zu bekämpfen. Sollte sie etwa hier verhungern? Sie zerrte an der Kette, die ihren Halsreif mit der Wand verband. ein Wirkung hatte das allerdings nicht. Durch das viele Wasser, daß sie getrunken hatte, spürte sie schließlich dringendes Bedürfnis. Und da es kein andere Alternative gab, nutzte sie den neintopf. Anschließend leerte sie ihn über dem Vorsprung aus und spülte noch einmal mit Wasser nach. Die konnten sie doch nicht einach hier verhungern lassen. Vereinelt riß sie an der Kette und hämmerte mit ihren Fäusten gegen die Wände. Niemand nahm von ihr Notiz. Schließlich fing sie an zu weinn. Zuerst aus Wut und schließlich, weil sie sich sam und verlassen fühlte.
Sie war sauer auf Hermeto, auf Alia, auf Julia und schließlich auf die ganze Welt. Langsam, aber widerspenstig stahl sich der Gedanke in ihre Wut, daß sie selbst es war, die ihr diese Situation gebrockt hatte. Zunächst fand sie allerdings zahllose Gründe, warum die anderen an ihrem Verhalten schuld gewesen waren. Aber schließlich hielten diese Gründe auch ihren eigenen Überlegungen nicht stand. Und sie begann zu begreifen, daß sie allein für ihre Lage verantwortlich war. Das hinderte sie allerdings nicht daran, zunächst einmal in Selbstmitleid zu zerfließen. Schließlich näherte sich der Tag dem Ende und niemand kam zu ihr. Weder, um ihr etwas zu essen zu bringen, noch um sich mit ihr zu unterhalten. Nicht einmal, um ihr Vorwürfe zu machen oder sie zu beschimpfen. Sie w te, bis sie so erschöpft war, daß sie schlief. Auch der nächste Tag änderte nichts an ihrer Situation. Sie war hungrig, sam und traurig. Allmählich begann sie, sich damit abzufinden, daß sie hier sam verhungern würde. Und irgendwie, schoß es durch ihre Gedanken, hatte sie das wohl verdient. Am Mittag des nächsten Tages – sie lag zusammengekauert auf dem Fußboden – erschien Hermeto im Höhleneingang. Er hatte etwas zu essen mitgebr und forderte sie auf, es zu sich zu nehmen. einn Moment überlegte sie, ob sie sich weigern sollte. Aber Blick von Hermeto mein ihr klar, daß sie jetzt essen würde, egal, was sie selbst wollte. Nachdem sie aufgegessen hatte, drehte er sich wortlos wieder zum Ausgang und flog davon. Hätte er nicht wenigstens noch einn Moment mit ihr sprechen können. Richtig satt geworden, war sie durch diese Mahlzeit nicht. Im Gegenteil, das Essen schien ihren bohrenden Hunger wieder von neuen entf zu haben.
Zum Abend hin grübelte sie wieder. Und sie versuchte zu verstehen, warum sie sich so widerlich verhalten hatte, als sie noch auf dem Plateau war. All der Gedanke, wie schön es jetzt dort sein könnte, mit Menschen, die sie freundlich aufgenommen hatten, trieb ihr wieder die Tränen in die Augen. Warum war sie nur so dämlich gewesen und hatte alle vor den Kopf gestoßen? Sie verstand sich selbst nicht. Schließlich schlief sie und fiel in einn unruhigen Schlaf. Sie träumte von furchteinlößenden Dämonen und von heinnden Händen, die sie mal nicht erreichen konnte, mal nicht ergreifen wollte. Die nächsten Tage verliefen gleichförmig. Jeden vierzehnten Tag kam Hermeto mit Essen. Er reichte es ihr wortlos und wartete ab, bis sie es zu sich genommen hatte. Dann flog er wieder davon. Jedesmal wenn er sich zum Ausgang drehte und fortflog, war ihr zum Heulen zumute. Schließlich sprach sie ihn an, als er wieder mit dem Essen erschien: „Ich weiß ja, daß ich mich widerlich benommen habe. Und ich habe mir das hier wohl auch verdient. Aber bitte reden Sie doch wenigstens mit mir.“ Er reagierte nicht und wartete nur, bis sie aufgegessen hatte. Dann flog er wieder wortlos davon. Kirstin saß in ihrer Höhle und schluchzte herzzerreißend. Tage später kam nicht Hermeto, sondern Alia mit ihrem Essen angeflogen. Kirstin schaute sie erwartungsvoll und flehend an. Und Alia sagte: „Überlege dir, warum du dich so verhalten hattest. Und erkläre es mir, wenn ich das nächste Mal wiederkomme.“ Dann wartete sie, bis Kirstin aufgegessen hatte und flog davon.
ter Versuch
Es waren nur wenige Worte gewesen, die Alia an sie gerichtet hatte, aber Kirstin schöpfte wieder Hoffnung. Und sie begann, sich den Kopf zu zermartern, warum sie sich so scheußlich verhalten hatte. paar Ausreden und Entschuldigungen fielen ihr sofort , aber sie wußte, daß sie sich damit die vage Chance, die ihr geboten wurde, zunichte machen würde. Alia würde frühestens in Tagen wiederkommen. Aber bis dahin sollte sie ein gute und vor allem ehrliche Antwort gefunden haben. So intensiv wie in den nächsten Tagen hatte Kirstin sich noch nie mit sich selbst auseinandergesetzt. Bisher hatte sie sich alles erkämpft, was sie erreicht hatte. Und sie war es nicht gewohnt, etwas geschenkt zu bekommen. Hier war es anders gewesen. Alle waren freundlich und herzlich ihr gegenüber gewesen. Sie hatte sich nicht selbst Respekt verschafft. Es war gar nicht nötig gewesen. Und sie hatte das Gefühl, keinn einluß darauf zu haben, wie die anderen sich ihr gegenüber verhielten. Das hatte ihr Angst gemein. Denn wenn sie keinn einluß darauf hatte, könnte es auch genauso schnell wieder anders werden, ohne das sie es verhindern könnte. Und diese Angst, die anderen könnten plötzlich nicht mehr freundlich und herzlich zu ihr sein, hatte sie dazu getrieben, sich genau dieser Zuneigung, die sie nicht verlieren wollte, zu entziehen. Kirstin war selbst überrascht, was sie da verrücktes über sich herausgefunden hatte. Sie dein noch ige Male darüber nach, kam aber immer zu dem selben Ergebnis. Hoffentlich hielt Alia es nicht für dummes Zeug, wenn sie das nächste Mal käme.
Als Alia Tage später wieder mit dem Essen erschien, war Kirstin sehr aufgeregt. Sie wollte nichts falsch machen. Und sie hatte Angst, daß Alia ihr nicht glauben würde. Aber zunächst forderte sie Kirstin auf, ihr Essen zu verzehren. Dann schaute sie sie fragend an. Und Kirstin erzählte ihr stockend, was sie über sich selbst herausgefunden hatte. Zu ihrem Erstaunen nickte Alia nur, als sie geendet hatte. „Und nachdem du jetzt herausgefunden hast, warum du dich so verhalten hattest, welche Konsequenz solltest du deinr meinung nach daraus ziehen?“, wollte Alia von ihr wissen. Kirstin dein fieberhaft nach. Sie hatte Angst, die anderen könnten sich von ihr abwenden. Und sie wußte, sie könnte es nicht im positiven Sinn beeinlussen oder kontrollieren. Was sollte sie tun? Wie konnte sie ihre Angst loswerden? Plötzlich erschien es ihr wie in flammenden Buchstaben vor den Augen: Vertrauen! Sie mußte den anderen vertrauen. Konnte sie das? Was blieb ihr eigentlich anderes übrig, außer natürlich, hier in dieser Zelle zu bleiben? Konnte sie den „Dämonen“ vertrauen, die sie hier in ein same Zelle gesteckt hatten? In ein Situation gebr hatten, in der sie sich selbst endlich besser verstand. Ja, es kostete sie zwar Überwindung, aber sie konnte vertrauen. Sie konnte Julia vertrauen. Und Maria. Ja, selbst Alia und Hermeto. Und sie spürte, wie ein schwere Last von ihr genommen wurde. Sie konnte sich jetzt fallen lassen und darauf vertrauen, aufgefangen zu werden. Alia hatte begonnen, sie anzulächeln. Natürlich, sie konnte ja ihre Gedanken lesen. Und Kirstin fiel es plötzlich sehr leicht, sich vor Alia hinzuknien und zu sagen: „Ich gebe mich ganz in Ihre Hände.“
„Ich bin froh, daß du endlich deinn Weg gefunden hast. Julia hat übrigens sehr darunter gelitten, daß wir dich weggebr haben. Und sie hat sich selbst viele Vorwürfe gemein. Du hast in ihr wirklich ein treue Freundin. Sie hat immer wieder gefragt, ob sie dich besuchen dürfe.“ Alia mein ein Pause und schaute Kirstin ernst an. „Ich hoffe, ich täusche mich jetzt nicht darin, daß du dein neue Erkenntnis konsequent umsetzen wirst.“ „Bestimmt nicht. Ich möchte weder Sie noch Julia erneut enttäuschen.“ „Gut, dann nehme ich dich jetzt mit. Wir werden an einm Bach einn Zwischenstopp legen, so daß du dich erst einmal gründlich saubermachen kannst.“ Kirstin war bisher gar nicht aufgefallen, daß sie mangels entsprechender Möglichkeiten ziemlich dreckig war und auch reichlich streng roch. Sie lächelte verschämt. Und Alia befreite sie von der Kette, griff sie um die Hüfte und flog mit ihr aus der Höhle. Nach einm kurzen Zwischenstopp an einm klaren Bach erreichten sie schließlich das Plateau. Julia kam herangestürmt, wartete dann allerdings noch respektvoll, bis Alia in ihren Turm ging. Dann rannte sie auf Kirstin zu und schloß sie in die Arme. „Ich bin froh, daß du wieder hier bist.“ „Ich auch. Und es tut mir leid, daß ich so Idiot war.“ Auch Maria kam heran. Sie schaute etwas reser t auf Kirstin. „Hallo Maria“, sagte Kirstin zerknirscht, „auch bei dir möchte ich mich für mein widerliches Benehmen entschuldigen. Ich übernehme auch freiwillig die nächsten Mal das Ausmisten bei den Flugschweinn.“ Maria grinste sie frech an. „Abgemein“, sagte sie und nahm Kirstin ebenfalls in den Arm. Hermeto und Alia standen auf der Spitze ihres Turmes und beobeinten die Szene. „Na, das haben wir ja noch mal gut hinbekommen“, schmunzelte Alia ihren Hermeto an. „Jetzt sollte es die nächsten 500 Jahre hier aber erst mal ohne Streß weitergehen“, ergänzte Hermeto lächelnd und drückte Alia an sich.
(Ende)